7 - Du bist mein Wettkampf

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* Emilia *

Heute würde es für uns ans Training gehen. Morgen stand für uns der letzte Wettkampf an und ich war tierisch aufgeregt. Da machte es der Fakt nicht besser, dass das Team der Männer und mein Bruder unten an der Bande ganz vorne standen und uns die Daumen drückten. Mein erster Sprung war leider nicht so gut,  wie ich es erwartet hatte und wie ich es gewohnt war. Der Zweite war dafür umso besser und eine riesige Last fiel von meinen Schultern.

"Du machst sie morgen alle fertig." , lachte mein Bruder und umarmte mich.
"Jetzt weiß ich, was alle mit Konkurrentin meinen.", lachte Andreas und zog mir die Mütze in das Gesicht.
"Wellinger, treibe es nicht auf die Spitze. Du hast heute Abend noch einen Wettkampf!", murrte ich lachend.
"Den habe ich jeden Tag mit dir.", grinste er und Eisei begann lauthals loszulachen. Wir liefen zurück zum deutschen Haus, da die Jungs sich auf ihren Wettkampf vorbereiten mussten.
"Kommst du später vorbei?", fragte Andreas als die anderen sich schon aufgeteilt hatten. "Ich weiß nicht, mal schauen ob ich das in meinen Terminkalender schieben kann.", erwiderte ich spitz.
"Oooch du." Lachte er und kam auf mich zu um mir durch die Haare zu wuscheln. Aus diesem Grund stellte mich auf die Zehnspitzen um es ihm gleich zu tun.

"Natürlich komme ich.", sagte ich dann und streckte ihm die Zunge heraus.
"Falls wir uns dann nicht mehr sehen, viel Glück!", lächelte ich dieses Mal ernst und er erwiderte es.
"Dankeschön.", brachte er plötzlich schüchtern heraus. Erst jetzt bemerkte ich, dass er nervös war.man erkannte es an seiner unsicheren Haltung und der vibrierenden Stimme.

"Hey, komm du wirst das super machen.", sprach ich und er zuckte mit den Schultern. "Wer weiß."
"Du machst dir viel zu viel Druck. Denk einfach nicht drüber nach."
"Danke, Konkurrentin.", lachte er nun wieder wie gewohnt und ich zog ihn in eine Umarmung.
"Wir brauchen mal so einen coolen Handschlag.", lachte er und ich nickte. So vergeudeten wir zehn Minuten um eine coole Einschlag-Technik zu finden.

Am Abend standen wir dann in der klirrenden Kälte Koreas. Die Bedingungen waren schlecht und trotzdem sprang das deutsche Team gut. Im zweiten Durchgang begann es mit den Wartezeiten und ich bekam ein flaues Gefühl im Magen. Denn das war das Schlimmste für einen Springer : Dort oben zu stehen, zu frieren und nicht nach unten zu dürfen. Die Muskeln froren quasi ein und als auch Andreas einmal wieder herunter musste, machte alles die Spannung noch unerträglicher. Das Zittern verstärkte sich und wir fieberten angespannt mit. Es waren wirklich sehr schwere Bedingungen und ich wollte mir nicht vorstellen, wie es den Springern dort oben ging.
Es war ein spannendes hin und her zwischen Norwegen, Deutschland und Polen. Als nach Daniel- André Tandes Sprung klar war, dass das Team den zweiten Platz machte, waren Selina und ich eine der ersten, die umarmt wurden. Eisei stand die ganze Zeit enttäuscht und gleichzeitig fröhlich mit uns an der Bande. Und trotzdem freute er sich mit dem Team, obwohl er nicht springen durfte.

"Glückwunsch.", quiekte ich bei jeder Umarmung. Andreas hob mich übermütig hoch, wie er es bei Eisei getan hatte. Noch immer war er durcheinander von  seinem ersten Sieg und ich konnte es wirklich nachvollziehen. Alles geschah wie in einem Trance. Ich glaubte es würde im Flug zurück passieren, dass man das Geschehene realisierte. So kam es also, dass heute Abend erneut für das deutsche Team gefeiert wurde. Selbst Werner Schuster feierte mit seinem Team, auf welches er so stolz war.

"Ihr habt es so verdient!", sagte ich als das gesamte Team vor mir stand und umarmte noch einmal jeden einzeln. Die meiste Zeit verbrachte ich am heutigen Tag mit meinem Bruder. Da ich morgen einen Wettkampf hatte, musste ich sowieso früh ins Bett. Alles hier fühlte sich so unecht an. Als wäre es alles ein Traum, welcher nach Olympia zu Ende ging. Aber so war es nicht. Es war Realität. Ich tanzte also mit Eisei und Stephan, was wohl eher an ein Rumgehüpfe erinnerte.  Ich staunte nicht schlecht als das norwegische Team plötzlich eintrat.

"Ach nee, ein Norway Fangirl?", fragte Eisei neben mir und gab Andreas ein Zeichen, welcher gerade in ein Gespräch mit Daniel vertieft war.
Tatsächlich kam er kurz darauf mit ihm an und grinste.
"So you are Emilia, yeah?", fragte er und umarmte mich. Für einen Moment war ich im Schock, was Andreas zum Lachen brachte, welches Tande erwiderte. Nach einer kurzen Starre, erwiderte ich ein eine Bejahung und dass Mila ausreichen würde.
Wir unterhielten uns natürlich über das Springen und über den heutigen Wettkampf.

Später beschloss ich dann mich langsam vom Acker zu machen und verabschiedete mich von den Jungs. Selina tat es mir gleich, denn unser Körper hatte sich noch immer nicht an die Zeitumstellung gewöhnt. "Bis morgen.", lächelten die Jungs und zogen uns in eine Umarmung.
"Morgen feuern wir euch an!", grinsten sie und ab da bekam ich ein seltsames Gefühl, welches sich durch meinen gesamten Körper zog.

"Hey, Mila. Warte mal.", zog mich Andreas am Arm zurück und ich sah ihn erwartungsvoll an.
"Irgendwas stimmt mit dir nicht. Bist du aufgeregt?" Fragte er, beantwortete sich die Frage allerdings selbst.
"Bestimmt sind die Bedingungen morgen besser. Du rockst das, du musst nur selbst daran glauben.", sagte er und zog mich in eine erneute Umarmung.
"Danke. Und jetzt lass dich feiern.", lachte ich und er nickte "Gute Nacht."

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt