* Andreas *
Es tat gut Mila zu sehen. Dennoch tat es gleichzeitig unglaublich weh. Ich hatte sie zutiefst verletzt und ich konnte ihr das ansehen. Trotzdem fehlte sie mir in jedem beschissenen Atemzug.
Die letzten Wochen hatte mit Training überbrückt und konzentrierte mich nur darauf um meine Gedanken auszuschalten. Doch leider half das nichts. Die Sprünge wurden nicht besser und mein Kopf nicht leerer. Mila fehlte mir, meine Wohnung war grau und leblos ohne ihr. Ich fühlte nur noch elende Melancholie.
Ich ging kaum raus und verkroch mich in meiner Wohnung, denn ohne Mila wollte ich nicht sein. Der Sport nahm viel Zeit in Anspruch, doch den Gedanken an Mila nahm dieser mir nicht. Sie war fester Teil meines Herzens und jeden Tag hoffte ich, dass sie auf meiner Türschwelle sitzen würde, aber das tat sie nie. Und obwohl sie nie bei mir gewohnt hatte, hatte ich nun kein Zuhause mehr, denn Mila war meines geworden.
Umso mehr schmerzte es, als sie mich erneut stehen ließ. Doch kein zweites Mal würde ich sie nicht gehen lassen. Ich griff nach ihrem Handgelenk.
"Mila, bitte.", flüsterte ich kaum hörbar und sie blieb stehen.
"Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe, aber..." sie drehte sich um und ich sah geradewegs in ihre glasigen Augen. Aus dem Instinkt heraus zog ich sie in meine Arme, wohlwissend, dass ich der Auslöser ihrer Tränen war. Zuerst wehrte sie sich dagegen, doch dann ließ sie sich in meine Arme fallen und brach völlig zusammen. Eine Weile ließ ich sie gegen mein Shirt weinen und strich ihr durch das Haar. Sie hatte mir unglaublich gefehlt.Vorsichtig führte ich sie aus dem Krankenhaus und legte ihr meine Jacke um die Schultern.
"Ich hätte dich gebraucht, Andreas." Schluchzte sie auf dem Weg zu meinem Auto. Mila brauchte etwas länger Zeit, da sie scheinbar noch Schmerzen hatte.
Ich nahm ihr die Krücken ab und lud sie in meinen Wagen.
"Ich weiß." Seufzte ich als ich mich auf den Fahrersitz setzte."Ich habe dir unglaublich wehgetan, Mila. Du hast jedes Recht der Welt mich zu hassen. Aber es war nicht mein Plan. Du hast mir so sehr gefehlt und Selina war einfach da und...dann habe ich plötzlich dich vor mir gesehen. Verdammt, ich weiß es ist unverzeilich. Aber ich liebe dich, immernoch. " gab ich von mir und blickte geradezu und die verweinten Augen meiner Exfreundin.
"Weißt du.." sie schluchzte und biss sich auf die Unterlippe, was mir verriet, dass sie größere Schmerzen hatte als sie zugab.
"Ich habe versucht dich zu hassen. Ich habe es wirklich versucht, aber ich kann es nicht." Schluchzte sie erneut und begann wieder zu weinen.
"Aber ich kann nicht." Flüsterte sie.
"Weil ich dich verdammt nochmal liebe. Und du fehlst mir. " seufzte sie. Ein Lächeln umschlich meine Lippen, doch sie schüttelte den Kopf.
"Aber das ändert nichts, Andreas." Sagte sie und obwohl ich die Antwort erwartet hatte, schmerzte sie umso mehr."Ich weiß." Seufzte ich. Mila schwieg während ich den Motor startete. Die ganze Fahrt hüllte sich in erdrückendes Schweigen während mein Blick ab und an zu Mila huschte. Sie sah so unglaublich zerbrochen aus, so unendlich kaputt. Die letzten Teile meines Herzens zerbrachen bei ihrem Anblick und meine Augen füllten sich mit Tränen. Tränen voller Verzweiflung und Schuld. Ich würde sie verlieren und damit auch mich selbst. Ich war Schuld daran, dass ihre Augen nicht strahlten und stattdessen glasig und gerötet waren. Ich war der Grund für alles.
Als ich vor ihrer Haustür ankam und den Wagen anhielt, regte sich niemand. Mila starrte durch die Scheibe und wirkte unglaublich verloren, ehe sie den Kopf kaum merklich schüttelte.
"Glaubst du, wir können miteinander umgehen wie normale Menschen? Als...Freunde?" Fragte sie und ich drehte mich perplex zu ihr.Nach allem was passiert war und nach allem, was ich für sie empfand sollten wir so enden wie wir begonnen hatten? Als Freunde? Ich liebte sie und sie liebte mich und trotzdem sollte unsere Gesichte nun in einer Freundschaft enden? Wenn ich sie ansah, konnte ich alles sehen was ich brauchte. Mila war meine Welt und wenn es meine einzige Chance war als guter Freund ein Teil von dieser zu sein; dann war ich dazu bereit. Lieber unterstützte ich sie so, als garnicht.
"Okay." Sagte ich deshalb und sie nickte nur, ehe sie die Autotür öffnete. Ich stieg aus um ihre Krücken zu holen als ich sah, wie Mila sich an meinem Auto festkrallte und sich mit der anderen Hand an den Kopf griff. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt und ich erinnerte mich an all die Male, an denen ich so gesehen hatte.
Ich ließ die Krücken fallen um Mila zu stützen, welche auf den Boden sackte. Zusammen saßen wir nun auf dem Bürgersteig. Ich zog Mila auf meinen Schoß, welche sich noch immer an den Kopf griff und weinte.
"Fuck." Seufzte sie und löste die Hände von ihrem Gesicht.
"Geht's?" Fragte ich und achtete auf ihre Mimik, denn keinesfalls würde Mila mir nocheinmal auf diesem Wege entgleiten. Nocheinmal würde ich mich nicht belügen lassen.
"Ja.." seufzte sie und rappelte sich vorsichtig auf. Zögernd legte ich meine Hand um ihre Taille um sie zu stützen. Mit der anderen Hand schloss ich das Auto und griff anschließend nach Milas Krücken ehe ich sie in ihre Wohnung brachte."Hast du das oft?" Fragte ich und erinnerte mich an all die Male, in welchen ich die winzigsten Zeichen ignoriert hatte. Mila seufzte und nickte langsam während wir in den Aufzug stiegen.
"Schon." Antwortete sie. Mir wurde klar, dass ich keinerlei Ahnung hatte, wie es ihr ging oder was sie in den letzten Monaten hatte ertragen müssen. Aber ich konnte einen Teil davon in ihrem Gesicht lesen. Sofort übermahnte mich mein schlechtes Gewissen.
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Fliege zu den Sternen. • {Andreas Wellinger}
FanfictionOlympia in Korea, das Dorf war voll. Auch die Springerinnen hatten einen dieses Mal einen Platz im Hotel. Einige Gesichter waren Andreas bereits bekannt, andere eher weniger. Als sie zusammen den ersten Sieg feierten, lernte er Emilia kennen, welche...