Easy to love

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* Emilia *

Ich entschuldigte mich mit der Ausrede auf die Toilette zu müssen und war froh, als die Tür hinter mir in das Schloss fiel und ich allein war. Die Show war vorbei und die Fassade zerfiel, denn mir war kotzübel. Ich ließ mich auf dem Badewannenrand fallen und wurde von einem Schwindelgefühl übermahnt. Nach kurzer Zeit nahm ich einen rostigen Geruch wahr und griff mir an die Nase, nur um danach meine roten blutigen Finger zu betrachten. Auch das noch! Schnell griff ich nach dem Toilettenpapier und riss ein Riesenstück ab um es an meine Nase zu drücken.

"Alles okay?" Hörte ich Andi vorsichtig an der Tür fragen und seufzte in mich hinein.
"Ja.." krächtzte ich und sah, wie der Türgriff nach unten ging.
"Warte, ich mache dir auf." Seufzte ich und rang mit meinem Kreislauf bis ich die Tür erreichte und diese aufschloss. Ich spürte den besorgten Blick meines Freundes auf mir, welcher mich behutsam in das Wohnzimmer brachte.

"Mila, das ist nicht mehr normal. " seufzte mein Freund, als er mir ein Glas Wasser reichte und mir einen Taschentuchbox hinhielt. Ich warf ihm einen aussagekräftigen Blick zu, doch er schüttelte den Kopf und strich mir über die Wange.
"Ich möchte nicht, dass du so von der Schanze springst."
Ich seufzte und verdrehte die Augen während ich mich an ihn lehnte.
"Ich habe das Gefühl, dass immer irgendwas zwischen uns steht und, dass du in einer Beziehung mit meiner Gesundheit und nicht mir bist." Sprudelte es aus mir heraus und Andi schob mich sanft von sich. Ich wagte es nicht, in seine Augen zu schauen, denn ich kam mir fürchterlich albern vor, doch Andi legte seine Hand an mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen.

"Ich liebe dich und bin mit dir zusammen, weil ich dich liebe. Und genau deswegen mache ich mir Sorgen um dich, weil du mir wichtiger bist als alles andere auf der Welt. Weil du für nich alles bist, was zählt. Weil ich dich verdammt nochmal nicht verlieren will!" Sprach er mit zitternder Stimme und ich wusste, dass er dieses Streitthema genauso satt hatte, wie ich.
Ich fiel meinem Freund um den Hals und ließ meinen Tränen freien Lauf. Er wusste in jeder Situation, was er tun musste, sodass ein jeder Streit sogleich geklärt war.

In Andis Armen war ich frei, obwohl ich in den ständigen kleineren Streitereien gefangen war, denn in dieser Hinsicht kamen wir einfach nicht auf einen Nenner. Er strich mir über das Haar und versetzte hauchzarte Küsse auf dieses. Eine Weile verharrten wir so, ehe ich mich löste und Andi mich sofort auf seinen Schoß zog und seine Arme um mich legte. Einmal mehr genoss ich seine Nähe. Während ich seinen Atem an meinem Kopf spürte, betrachtete ich seine Arme, welche von den kalten Wintermonaten geprägt waren. Langsam strich ich die Konturen der rauen, blassen Haut nach und wurde von einem Gefühl der Vertrautheit übernommen. Ich fühlte mich angekommen und lebendig, denn in Andis Armen hatte ich alles, was ich brauchte. Ja, vielleicht war er mein Zuhause geworden.

Also rappelte ich mich auf um sein Gesicht zu sehen. Die letzten Tage drehten sich immer wieder um mich und ich wusste, dass er selbst genug Probleme hatte. Ich mochte seine Sorgenfalte auf der Stirn nicht. Auch seine Augen waren umrahmt von leichten Schatten und glasig vom eben Geschehenen. Andi lächelte sanft und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

"Du solltest langsam schlafen. " sprach er, doch in seinem Gesicht erkannte ich, dass er alles andere als glücklich über meine Entscheidung war und immernoch auf einen Sinneswandel hoffte. Doch er akzeptierte meine Entscheidung.
"Ich spreche mit Hans, versprochen." Sagte ich deshalb und er schüttelte den Kopf.
"Versprich nichts, was du nicht halten kannst, Mila." Flüsterte er so leise, dass es kaum hörbar war. Doch er war mir so nahe, dass ich seinen Atem spüren konnte. Ich fühlte mich ertappt, denn er kannte mich zu gut. Ich hatte ihm schon einmal versprochen, dass ich mit meinem Teamarzt reden würde...

Wieder lächelte er und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Ist schon okay." Sprach er und küsste mich erneut während ich realisierte, wie perfekt er war. Nie machte er mir Vorwürfe und wenn doch, dann entschuldigte er sich dafür. Eigentlich akzeptierte er alles, was ich tat. Ich seufzte.

"Was ist?" Fragte er natürlich sofort besorgt und diesmal lächelte ich.
"Ich liebe dich." Antwortete ich und erntete ein Grinsen und einen erneuten Kuss. Ich schob den Gedanken, dass ich in wenigen Stunden abreisen würde in weite Ferne und konzentrierte mich auf den Moment. Alles, was ich wahrnahm waren seine Lippen auf meinen und seine Hände, welche mich fest umschlossen hielten. Noch immer bekam ich eine Gänsehaut, wenn mein Freund mich berührte.

Vorsichtig und langsam, als müsse um Erlaubnis fragen, strich er über meinen Rücken zum Saum meines T-Shirts, welche ich mit einem Nicken bestätigte.
"Bist du dir sicher?" Fragte er noch einmal und ich nickte.
"Ganz sicher." Flüsterte ich.

Um zwei Uhr nachts wurde ich durch Ed Sheerans Stimme geweckt und Andi stöhnte genervt und verstärkte seinen Griff um mich.
"Andi...ich muss mich fertigmachen..." seufzte ich und er richtete sich langsam auf.
"Okay, ich mache dir einen Cappuccino und du gehst duschen." Gähnte er und stand auf um mir hochzuhelfen.
"Was magst du essen?" Fragte er mit rauer und müder Stimme.
"Weiß nicht." Gähnte ich und suchte nach meinen Sachen als ich zwei Hände auf meinen Schultern spürte.

"Du hast sie schon ins Bad gebracht, Schätzchen. " lachte Andi und ich schmunzelte.
"Klingt wie bei so einem Ehepaar."
"Findest du? Mein Bärchen?" Lachte er weiter und ich verdrehte die Augen.
"Ja, mein Hasilein." Erwiderte ich und streckte die Zunge raus.

"Okay, das ist fürchterlich. Da nenne ich dich lieber Olympiasiegerin." Rief er mir hinterher als ich un das Bad ging.
Während das Duschwasser auf mich prasselte, wurde mir klar, wie sehr ich Andi vermissen würde.
Dann übermahnte mich erneuter Schwindel und ich musste mich an der Duschwand festhalten.
"Fuck" stöhnte ich leise.

Als ich dann in die Küche kam, hatte Andi den Tisch reichlich gedeckt und ich lächelte dankbar

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt