Not enough

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* Emilia *

Ich hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde, doch jetzt als dieser eingetroffen war, traf es mich härter als gedacht. Andi zu verlieren war einfach das schlimmste, was mir jemals passieren konnte und riss mir irgendwie den Boden unter den Füßen weg. Wir waren erst so spät zusammen gekommen, weil ich genau davor Angst hatte. Ich hatte ihm vertraut und das zu 100%, hatte mich bei ihm fallen gelassen nur um jetzt den harten Boden zu spüren. Und ich konnte es ihm nicht einmal übel nehmen.

Es war vorauszusehen, dass Andi irgendwann zu Selina greifen würde. Sie war viel hübscher und besser als ich. In jeglicher Hinsicht. Es lag auf der Hand, dass sie ihn um den Finger wickeln würde. Aber, dass es ausgerechnet jetzt passierte. Jetzt, wo ich ihn mehr als alles andere gebraucht hätte.

Schon zu Beginn hatte ich geahnt, dass ich nicht genug war, aber als es nun wirklich so war, fühlte ich mich ziemlich verloren. Eigentlich hatte ich geglaubt, dass es bei uns gut lief, aber vielleicht passte zwei Menschen, die so viel unterwegs waren einfach nicht zusammen. Trotzdem war es ein Schlag ins Gesicht, denn Andi war mir immer in jeder Hinsicht ein guter Freund gewesen und ich hatte immer auf ihn zählen können. Ich war nicht einmal sauer, zumindest nicht lange. Viel mehr war ich enttäuscht, denn ich hatte geglaubt wir würden zusammen bleiben. Ich hatte geglaubt wir waren besonders. Es war wundervoll neben ihm aufzuwachen und neben ihm einschlafen zu dürfen. Er hatte mir von Beginn an eine Sicherheit gegeben und ich hätte meine Hand für ihn in das Feuer gelegt. Und hätte diese sichtlich verbrannt. Was war das für eine Scheiße? Warum ausgerechnet jetzt? Ich brauchte ihn mehr als alles andere, aber ich konnte ihm das einfach nicht verzeihen. Noch nicht.

Trotzdem war ich am nächsten Tag bereit mit Andreas zu reden. Ich wollte ihn nicht so gehen lassen und brauchte dieses Gespräch.

Völlig aufgelöst trat Andreas  ein und tat mir unglaublich leid. Er sah aus als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen, denn unter seinen Augen lagen tiefe Schatten, welche von sämtlichen Rötungen ablenkten. Auf jeden Fall war er genauso fertig, wie ich. Langsam trat er näher und ließ sich vorsichtig vor meinem Bett nieder.

"Mila" begann er und ich schüttelte den Kopf, denn irgendwie wollte ich weinger seine Erklärungen hören sondern das loswerden, was mir auf der Seele brannte.
"Schon okay. " lächelte ich deshalb mühsam.
"Ich habe es gewusst, weißt du? Ich habe geahnt, dass ich nicht genug bin, aber es tut verdammt weh." Seufzte ich und er sah mich verblüfft an, ehe er mir ins Wort fiel
"Du bist genug, Mila. Tausend mal genug." Widersprach er und seine glasigen Augen brachen mir das Herz. Doch ich konnte seinen Worten keinen Glauben schenken. Es war als wäre jegliches Vetrauen, was ich in ihn hatte plötzlich verschwunden. Er wusste, dass ich stark war, aber er hatte ebenfalls gewusst wie sensibelich dein konnte. Er hatte mich gekannt wie kein anderer.

Ich spürte wir mir ebenfalls die Tränen kamen und schaute deshalb an die Decke. Er sollte es nicht sehen. Herzen brachen lautlos, doch es fühlte sich so an als konnte er es hören.
"Hör zu, ich weiß, dass du mich geliebt hast und vielleicht tust du es immernoch, aber ich bin nicht gut genug und das ist okay. Du musst ständig für mich da sein und ich verstehe, dass du keine Lust mehr hast. Aber es tut gott verdammt weh." Stotterte ich und wagte es noch einmal ihn anzusehen.

"Mila, bitte lass es mich erklä..."begann er und ich schüttelte den Kopf während eine Träne auf meine Hand tropfte.
"Du bist nicht mehr du selbst, Andi. Ich ziehe dich runter..."

"Das ist Unsinn und das weißt du, Emilia." Sagte er streng und griff nach meiner Hand.
"Weißt du, ws das schlimmste ist?"
"Das Schlimmste ist, dass ich dachte ich wäre darauf vorbereitet. Aber das bin ich nicht." Schluchzte ich.

"Es tut mir so leid." Weinte er "Du hast das nicht verdient."

"Von allen Frauen musstest du dir ausgerechnet Selina aussuchen." Seufzte ich und er setzte zu einer Erklärung an, die ich nicht hören wollte.
"Du blutest." Stellte er kurz darauf fest als ich das Nasenbluten ebenfalls bemerkte. Er tupfte mir vorsichtig mit einem Taschentuch im Gesicht herum.
"Du solltest dich schonen." Seufzte er und ich hasste es, da ich meine Arme noch immer nicht bewegen konnte.  Ich fühlte mich elend, vorallem in diesem Moment. Bis es aufhörte sagte keiner mehr ein Wort.

"Und jetzt?" Fragte Andreas verzweifelt und versetzte mir damit einen Stich in das Herz. Aber ich konnte gerade nur Leute gebrauchen, denen ich vertraute und auf die ich mich verlassen konnte. Und da fiel Andreas momentan raus. Ich wusste nicht mehr, was ich von ihm denken sollte. Deswegen wollte ich keine seiner Erklärungen hören, denn ich könnte ihnen sowieso keinen Glauben schenken. Die Wahrheit war, er hatte mich verletzt. Unglaublich verletzt. Und ich sah es in seinem Gesicht, dass ihn dieser Fakt zerbrach.

"Bitte sag doch was." Weinte er und ein Kloß bildete sich in meinem Hals.
"Ich kann nicht einfach weitermachen, Andi." Seufzte ich und er nickte nur.
"Ich denke..." begann ich doch meine Stimme verschwand.
"Vielleicht ist es besser, wenn wir..."versuchte ich es wieder.
"Bitte Mila..." unterbrach er mich schluchzend, doch ich schüttelte den Kopf.
"Bitte mach nicht Schluss." Flehte er mich an. Es fiel mir so unglaublich schwer, doch ich sah keinen anderen Ausweg.
"Ich denke es ist besser, wenn wir vorerst getrennte Wege gehen." Schluchzte ich und ich konnte sehen, wie Andi zerbrach.

"Ich liebe dich." Sagte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er fix und fertig verschwand.
"Ich dich auch." Seufzte ich

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt