Du hast was?

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* Andreas *

"Danke." Lächelte Mila und ich sah sie verwundert an.
"Ich sage es viel zu selten, aber ich bin unglaublich froh dich an meiner Seite zu haben. Du bist immer da, wenn ich dich brauche und bringst mich zum Lächeln. Das ist absolut nicht selbstverständlich." Lächelte sie, ehe sie weiter sprach.
"Du bist immer so lieb zu mir und gast unglaubliche Geduld. Du weißt einfach immer schon vor mir, was ich brauche. Ich weiß, ich bin gerade alles andere als einfach, aber du bist trotzdem immer da und unterstützt mich und ich habe absolut keine Ahnung, wie ich mich dafür revanchieren soll." Seufzte sie und ich grinste schief, da ich solche Geständnisse nicht von Mila gewohnt war. Umso schneller meldete sich mein schlechtes Gewissen und ich drückte meiner Freundin einen Kuss auf die Lippen.

"Ich liebe dich. " sagte sie nur und ich lächelte. "Und ich dich erst. Mehr als du dir vorstellen kannst." Zitternd griff sie nach meiner Hand. Ich wusste, dass sie müde war. Der Anfall und die Medikamente hatten sie erschöpft und ich strich ihr vorsichtig über die Hand, während sie an die andere Bettkante rutschte.

"Kannst du heute hier schlafen?" Fragte sie und ich nickte, denn ich hatte sowieso nicht vor, sie allein zu lassen. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und legte mich neben meine Freundin. Ich hatte beinahe Angst, dass sich irgendwelche Kabel lösten oder ihre Bandagen verrutschten. Dennoch fühlte es sich gut an, ihr endlich wieder nahe zu sein. Vorsichtig legte ich einen Arm um ihre Hüfte, doch Mila schlief bereits. Ich betrachtete sie im grellen Licht des Krankenhauses und erkannte umso mehr die Spuren den Sturzes. Ihr Gesicht war noch immer voller Pflaster und Verbände, doch trotzdem sah sie aus wie ein Engel. Ich war so unendlich froh, dass sie einer auf Erden und nicht im Himmel war.

Noch einmal wachte sie schreiend und weinend auf, doch ich konnte sie dieses Mal schneller mit meiner Anwesenheit beruhigen, sodass sie schnell wieder einschlief. Ich ahnte nicht, wie sie sich fühlen musste, wenn all diese Erinnerungen plötzlich in ihrem Kopf auftauchten. Schließlich wusste ich, was ich gesehen hatte und ich wollte nicht wissen, wie es aus ihrer Position war. Und schon gar nicht erahnte ich ihre Schmerzen. Die Ärzte sagten, dass sie glück gehabt hatte und ich wusste, dass es stimmte. Mila hätte dabei sterben können.

Sie erzählte mir, was sie sah und hörte. Die Stimmen der Sanitäter und ihre verschwommenen Gesichter, genau wie der Aufprall auf den Boden. Ich hatte die Sanitäter nicht wahrgenommen, doch hätte ich sie gehört, wäre ich wahrscheinlich völlig durchgedreht.

Als ich aufwachte, schlief Mila noch und ich würde sie gewiss nicht wecken. Ich machte mich auf der Toilette frisch und kehrte in das Zimmer zurück. Lena saß auf meinem Platz und schüttelte den Kopf.
"Was zur Hölle suchst du hier?" Fauchte sie und ich blickte zu Mila, welche tief zu schlafen schien. Kurz lächelte ich bei ihrem Anblick, ehe ich mich an Lena wandte.
"Lena, ich..." flüsterte ich, denn Mila durfte sich in keinem Fall aufregen.
"Ich will es nicht hören."unterbrach sie mich.
"Du weißt, dass Mila alles für mich ist." Stellte ich klar und sie lachte auf. Ich wollte echt nicht, dass Lena das Thema anschnitt während Mila im Raum war. Ich musste es ihr selbst sagen, aber nicht solange sie in diesem Krankenhaus war. Ich konnte nicht abschätzen, was sie tun würde, wenn sie es erfahren würde, aber sie sollte das hier alles nicht allein durchstehen. Und vorallen musste ich es ihr selbst sagen und nicht ihre beste Freundin.

"Und aus diesem Grund machst du mit Selina rum? Du weißt,  dass Mila sie nicht leiden kann. Du..."warf sie mir an den Kopf als sich plötzlich Mila meldete. Sie musterte mich von oben nach unten und wieder zurück und ich sah die Kränkung in ihrem Blick. Die Fassungslosigkeit und die Angst.

"Du hast was?" Fragte sie ungläubig und verschlafen. Doch in ihrer Stimme lag der Ton, der mir das Herz brach. Dieses Zittern bevor jemand in Tränen ausbrach. Und ich war der Grund, weil ich ihr nun das Herz gebrochen hatte. Lena sah mich erschrocken und vorwurfsvoll zugleich an. Ihre Finger krallten sich in das weiße Lacken und sie biss die Zähne zusammen.
"Stimmt das?" Fragte meine Freundin und sah mich flehend an. Stumm schüttelte sie den Kopf als ich ichts sagte, ehe die Tränen über ihre Wangen liefen.
"Bitte geht." Sagte sie beinahe monoton und starrte an die Decke.
"Mila..."begann ich, doch sie schüttelte den Kopf.
"Geht. Beide." Sagte sie nun etwas aggressiver und ich konnte an dem Bildschirm beobachten, dass ihr Herzschlag unregelmäßiger wurden. Sie biss sich auf die Unterlippe, ehe eine Schwester herbei eilte.

"Emilia ist alles in ....?" Sie blickte aif die Geräte und ich wusste, dass sie kam, weil sie die Angabem von Mila überwachte. Mila schnappte nach Luft, als hätte ihr jemand diese zum Atmen genommen.
"Raus mit Ihnen!" Sagte sie zu uns und drückte uns nach draußen, ehe sie sich um meine Freundin kümmerte.

"Super, Wellinger. Ganz toll." Fauchte Lena und ich blickte entsetzt zu ihr.
"Du hast doch angefangen." Entgegnete ich und sie zog die Brauen noch oben.
"Aber du hast die Scheiße verbockt." Schach Matt.

Völlig fertig wartete ich bis die Schwester endlich hinaustrat und mir mitteilte, dass Mila keinen von uns sehen wollte.
"Danke für nichts."grummelte Lena und ich warf ihr einen genervten Blick zu. Ich wusste ja, dass ich es verbockt hatte.

"Scheiße!" Stöhnte ich deshalb nur und beschloss meine Mutter zu besuchen.  Ich brauchte unbedingt ihren Rat.

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt