20 - Mädelsabend

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* Emilia *

Am Freitag war es also so weit. Am Morgen fuhr ich mit dem Taxi in das Krankenhaus. Allmählich nervten mich die Krücken, denn ich fühlte mich ziemlich eingeschränkt. Selbst im Flur des Krankenhauses schienen mich alle anzustarren, so als hätte ich einen Aufdruck :  'Ja, ich bin die, die sich bei Olympia abstürzen lassen hat.'
Da machte es der Druck auf meiner Lunge nicht besser, doch das war ein ziehender Schmerz, mit dem ich leben konnte. Vielleicht lag es an den Krücken, auf die ich mich aufstützen musste und diesen Schmerz auslösten. Der Arzt wartete bereits auf mich und lächelte mir aufmunternd zu.

"Guten Morgen.", sagte er und gab mir die Hand. Und da bekam ich zum ersten Mal etwas Angst vor der bevorstehenden Operation. Er erklärte mir den Ablauf und übergab mich einer Schwester, welche mir einen dieser schrecklichen Kittel in die Hand drückte. Es war eine Operation am Fuß und ich musste trotzdem so ein blödes Ding tragen? Gott sei Dank hatten sie hier keinen Spiegel, sonst würde ich vermutlich in den Erdboden versinken wollen. Ich warf noch einen Blick auf mein Handy und lächelte, als ich die Whatsappnachrichten von Andreas und Leonard laß.
" Du schaukelst das schon😉😆. Viel Glück!" , hatte Andi geschrieben und ich tippte eine Antwort in den Chatverlauf:
"Na das will ich doch hoffen!😝 Viel Spaß heute - spring für mich mit🤔", antwortete ich, ehe ich mein Smartphone zurück in die Tasche steckte und mich dann wieder zu der Krankenschwester begab. Sie stellte mich unter Narkose, damit ich nicht sehen musste, wie die Ärzte an meinem Fuß herumbasteln und von den Schmerzen nichts bemerkte. Etwas unwohl war mir bei dem Gedanken schon, doch nun konnte ich sowieso nichts mehr daran ändern. Als ich dann wieder aufwachte, stand der Doktor bereits neben mir. Er meinte, alles wäre gut verlaufen und nun war der Fuß auf dem besten Wege zu heilen. Eine Nacht sollte ich allerdings sicherheitshalber da bleiben. Und in den nächsten fünf oder sechs Wochen würden sie die Nägel wieder herausholen.  Gelangweilt saß ich also in dem weißen Krankenhausbett und telefonierte mit Trainern, Freunden, Ärzten und Therapeuten. Es war ein elender Tag und ich war froh, als ich mir die Wettkämpfe von Leonard und Andreas über den Livestream anzuschauen. So verging immerhin die Zeit.

Am späten Abend vibrierte mein Handy, welches ich beiseite gelegt hatte, da ich mit meinen Eltern bereits gesprochen hatte. Natürlich leuchtete Andreas' Name auf dem Display.
"Und lebst du noch?😏", schrieb er und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
"So schnell wirst du mich nicht los🤔☄",antwortete ich.
"Na dann ist ja gut😆"
Wir schrieben über das Springen, ehe wir uns voneinander verabschiedeten.

Am nächsten Tag wurde ich zum Glück schon früh entlassen. Das Wochenende zog sich in die Länge, aber so konnte ich mich immerhin mit meiner besten Freundin Lena treffen. "Gott, ist ja ewig her, dass wir uns gesehen haben!", nörgelte sie und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Wir hatten uns für einen Mädelsabend entschieden und einen Filmmarathon gestartet.
"Sag mal, was geht eigentlich mit dir und Andreas?", fragte sie nebenbei und ich musterte sie kritisch. Andreas war in München eine kleine Berühmtheit geworden und allein durch mich kannte sie sich in diesen Bereichen bestens aus.
"Ich habe ein paar Nachrichten gelesen.", zwinkerte sie und ich seufzte.
"Wir verstehen uns super. Wir sind ziemlich gute Freunde.", antwortete ich wahrheitsgemäß und sie sah mich erschüttert an.
"Man, und ich dachte ich kriege hier durch dich Connections.", lachte sie und ich hob die Hände.
"Entschuldigung.", lächelte ich und sie sah mich erwartungsvoll an.
"Was nicht ist, kann ja noch werden.", grinste sie und ich schüttelte lachend den Kopf.  Wir widmeten uns also weiter Leonardo DiCaprios Schauspielkünsten, da Lena unbedingt Titanic schauen wollte. Eigentlich war es unsere Tradition geworden Jumper zu tragen, aber mit meinem XXL-Bein hatte sich diese Sache erledigt. Um meine Instagramüberwachung Katja nicht zu verärgern postete ich also ein Bild und taggte meine beste Freundin. Tatsächlich dauerte es nicht lange, ehe mir unzählige Fans darauf antworteten. Eine Nachricht war allerdings von meinem neuen besten Freund.
"Können Markus und ich mitmachen?🤔", schrieb er und erneut musste ich grinsen.
"Beim nächsten Mädelsabend wollen Andi und Markus dabei sein.", informierte ich meine beste Freundin und sie grinste ahnungsvoll.
"Ich nehme sie beim Wort, das wird der Horror für die beiden.", kachte sie.
"Lena nimmt euch beim Wort😏 das nächste Mal dürft ihr erscheinen😂.", antwortete ich und Lena sah mit über das Display.
"Umso besser. Eisei und ich haben davon schon immer geträumt.", ich konnte mir die Gesichter der beiden auf der anderen Seite gut vorstellen. Für Albernheiten dieser Art waren die beiden immer zu haben.
"Insgeheim träumen sie doch von uns.", kicherte Lena.
"Das glauben wir gerne😂.", antwortete ich lediglich.
"Viel Spaß euch noch =)." , ich bedankte mich und legte mein Handy grinsend beiseite. Ich war wirklich sehr froh die beiden in meinem Freundeskreis haben zu dürfen. Morgen würde Leonard eintreffen, doch ich wusste ja, wie das war. Selbst wenn man zuhause war hatte man während der Wettkämpfe nicht sonderlich viel Zeit, da man unendlich viele Dinge erledigen musste. Die erste Pause hatte man nach den Wettkämpfen, doch dann musste man sich um Job oder Ausbildung kümmern. Und trainieren sollte man stets und ständig.

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt