Erdrückende Last

571 34 2
                                    

*Emilia *

Es tat gut in Andreas' Armen zu liegen und sich fallen zu lassen, wenn man wusste, dass man aufgefangen wurde. Doch ich hasste es, denn ich war eigentlich kein Freund solcher Ausbrüche. Andreas griff nach der Taschentuchbox und reichte mir ein Taschentuch. Währenddessen löste er sich kein Stück von mir.

Er legte nun auch seinen zweiten Arm um mich und zog mich so noch näher an sich. Irgendwie landete ich so auf seinem Schoß und weinte gegen seine Brust, umhüllt von seinen sicheren Armen. Mit jedem Schluchzen schien jemand auf meinen Brustkorb zu drücken und ich spürte wie mich jede Kraft verließ. In diesem Moment fühlte ich mich so unendlich schwach und es tat mir leich leid Andreas' Zeit so zu verschwenden. Müde und schmerzerfüllt schloss ich meine Augen und schlief ein.

Doch ich behielt meine Augen nicht lange geschlossen. Auch wenn Andreas' Nähe mir eine gewisse Sicherheit übermittelte, quälte mich in dieser Nacht ein Albtraum. Natürlich weckte ich Andreas mit meinem Aufwachen und erschrak kurz als ich ihn neben mir bemerkte uns sein Griff sich verstärkte. Alles war, wie beim Einschlafen nur, dass wir nach rechts gekippt waren.

Ich richtete mich auf und mir war unglaublich heiß.
"Sagst du mir endlich was los ist?" Fragte mein bester Freund und ich legte meine Hände gegen meinen Brustkorb, in der Hoffnung den Schmerz auffangen zu können. Seufzend ließ ich mich erneut gegen ihn fallen als wäre er die Schutzmauer, die mich vor allem bewahren würde. Mir war klar, dass Andreas mich nicht auslachen würde, trotzdem wollte ich nicht über meinen Schatten springen. Es gehörte nicht zu meinen Stärken über meine Schwäche zu reden. Mein bester Freund legte seine Arme über meine um sein Vetrauen zu untermalen.

"Es hat mit dem Sturz zu tun, richtig?" Fragte er sanft und ich nickte schwach. Ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen und mein Kopf schien tu explodieren, genau wie meine Lungen. Andreas schob mich von sich weg nur um mir in die Augen zu sehen. Sofort blickte ich auf meine Füße, welche ausgestreckt auf dem Sofa lagen.

Ich warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr, welche mir verriet, dass es lange nach zwei Uhr morgens war. Meine Kehle war so trocken, dass ich nach dem Colaglas griff und einen Schluck nahm. Sein besorgter Blick dabei entging mir nicht.
"Ich habe Angst." Flüsterte ich kaum hörbar, doch Andreas hatte mich verstanden.
"Wovor?" Fragte er als ich nicht weitersprach und erneut überkam mich eine Welle der Verzweiflungund die erste Träne rollte über mein Gesicht. Seufzend wischte ich diede weg und zuckte mit den Schultern, was ein erneutes Stechen in meinem Brustkorb verursachte.
"Irgendetwas stimmt nicht. Und ich habe verdammt Angst zum Arzt zu gehen. Was, wenn der Sturz meine Karriere runiert hat?" Wimmerte ich und mein bester Freund strich mir beruhigend über den Rücken.
"Was genau stimmt nicht?" Fragte er ausfmerksam und ich deutete auf meinen Brustkorb "Vielleicht die Lungen oder so. Ich weiß es nicht." Seufzte ich und wurde in eine Umarmung gezogen.

"Wenn ich lache oder eine falsche beziehungsweise zu viele Bewegungen mache, fühlt es sich so an, als würde jemand darauf drücken. " erklärte ich und er nickte verständnisvoll.
"Mila, ich verstehe, dass du Angst hast. Ich verstehe es wirklich, aber du bist Sportlerin, du musst es untersuchen lassen. Umso länger du wartest, desto schlimmer wird es." Sprach er mir zu und ich schüttelte den Kopf "Auf keinen Fall!" Antwortete ich, denn ich wollte es garnicht wissen.
"Hast du mit Leonard darüber gesprochen?" Fragte er weiter und ich schüttelte hektisch den Kopf.
"Nein. Und du wirst es auch nicht. Kein Wort zu niemandem!" Forderte ich und er seufzte "Okay."
"Versprich es!" Erwartete ich und er nickte. "Ich verspreche es." Bestätigte mein bester Freund und ich ließ mich in seine Arme fallen.

Ich konnte nicht zum Arzt gehen. Zu groß war die Angst. Vielleicht war es das Ende meiner Karriere, wenn ich eine schlimme Diagnose erhielt. Und das konnte ich im Gegensatz zu den Schmerzen nicht in Kauf nehmen. Das Springen war ein Teil meines Lebens und darauf konnte ich nicht verzichten.

"Vielleicht ist es nichts dramatisches. Die Ärzte im Krankenhaus hätten das sicher bemerkt." Sprach er mir zu. Ja, vielleicht war es nur eine Kleinigkeit, aber was wenn nicht? Mir fehlte der Mut ein Gespräch mit meiner Ärztin zu suchen. Ich wollte nicht, dass der Sturz mein Leben unter Kontrolle hatte und dieses bestimmte. Ich bestimmte mein eigenes Leben und das wollte ich mir nicht nehmen lassen. Leonard würde mir die Hölle heiß machen, wenn ich so viel riskieren würde. Doch Andreas verstand mich und machte mir keinerlei Vorwürfe.
"Und wenn es doch etwas Schlimmeres ist?" Wagte ich es zu fragen und er schüttelte den Kopf.
"Das denke ich nicht." Antwortete er und verstärkte seinen Griff.
"Wir kriegen das schon hin." Flüsterte er, doch ich hörte seine Sorge in seiner Stimme.

Mein Gesicht brannte vor lauter Tränen und fühlte sich so an als würde es jeden Moment in Flammen aufgehen. Es tat fürchterlich gut mit ihm darüber gesprochen zu haben. Es war leichter seine Lasten zu tragen, wenn einem jemand einen Teil davon abnahm. Und auf Andreas konnte ich mich in jeglicher Hinsicht verlassen.

"Sorry für's Vollheulen." Lächelte ich entschuldigend und mein bester Freund drehte meinen Kopf zu sich.
"Jederzeit." Lächelte er und ich lehnte mich müde an ihn. Andreas war heute erst gelandet, sicherlich war er noch erschöpfter als ich.
"Wir sollten vielleicht rüber gehen, damit Leon uns am Morgen nicht weckt." Überlegte ich laut "Also ich nehme an, dass du hier nächtigst." Fügte ich hinzu und entlockte ihm ein Schmunzeln.
"Aber klar." Lachte er und stand ebenfalls auf. Wir liefen also müde durch den Flur und ließen uns auf meinem Bett fallen. Ich zog meine Shorts aus um in der Leggings, die ich darunter trug zu schlafen. Andi hatte bereits eine Jogginghose an und legte einen Arm um mich. Es war erstaunlich wie selbstverständlich diese Nähe in unserer Freundschaft geworden war.

Erneut schlief ich Andreas Armen ein und es fühlte sich gut an. Schließlich wussten wir beide, dass wir nur Freunde waren.

•••••••••••••••••
Dam dam dam daaam.
So mal wieder die Äußerungen zum heutigen Springen!
Das norwegische Team tat mir so leid! Erst Tande, dann Stjernen. Aber immerhin hat Halvor so krass konstante Leistungen. Peter Prevc tat mir im 1. Durchgang so unfassbar leid umso mehr bin ich im zweiten ausgeflippt als er wieder mal einen Sprung in die richtige Richtung machte. Auch Stjernen hat durch sein Antreten heute meinen größten Respekt!
Unsere Adler haben es echt spannend gemacht. Karl war so ungalublich stark und die Freude von ihm und Wellinger war so schön zu sehen. Nach Andis Sprung hab ich nur noch rumgeschrien😂. Dass Krafti uns umhaut war ja fast klar (sei es ihm gegönnt) aber wir haben echt stark gekämpft und sie haben sich den 2. Platz so verdient.
Auch mit Ammann und Schlieri musste man sich einfach freuen!

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt