Saw you in my dreams

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* Andreas *

Es war wirklich schwer sich Mila aus dem Kopf zu schlagen, denn sie schwirrte stets in meinen Gedanken herum. Ihr Lachen tauchte immer öfter in diesen auf, genau wie ihre Figur in meinen Träumen. Es passierte nicht selten, dass ich verwirrt aufwachte weil ich von ihr geträumt hatte. Und der Fakt, dass ich sie in meinen Träumen sah, förderte den Prozess des Vergessens nicht sonderlich. Jedes Mal, wenn ich aufwachte schien ein Teil von mir zu fehlen, denn von einen auf den anderen Augenblick war Mila verschwunden. Oft blickte ich auf die andere Betthälfte nur um festzustellen, dass diese leer war. Ich wollte nicht von Mila träumen, verdammt! Von acht Milliarden Menschen auf der ganzen  Welt musste ich mich  ausgerechnet in Emilia verlieben.

In der Woche, in der ich sie nicht sah spürte ich wie sehr ich sie vermisste, wenn sie nicht da war. Jedes Mal fühlte es sich so an als würde ein Teil von mir fehlen und diesen suchte uch bei ihr uns nicht bei mir. Vielleicht war genau das der Fehler. Natürlich schrieben wir über WhatsApp und blieben so in Kontakt, aber im Trainingslager hatte man kaum Zeit für eine vollkommene Kommunikation. Somit waren die Chatverläufe eher eintönig und fast ausschließlich bestehend aus Smalltalk.

Umso mehr freute ich mich als ich erfuhr, dass wir zur selben Zeit in Planica waren wie die Frauen. Die nächsten Monate würden wir uns sicher kaum sehen, sodass wir so wenigstens etwas Zeit miteinander verbringen konnten. Zum Glück wurden wir sogar im selben Hotel untergebracht und so beschlossen wir uns nach dem Einchecken zur Schanze zu bewegen um die Mädels anzufeuern. Umso näher wir kamen, desto nervöser wurde ich. So viel zum Thema ich würde meine Gefühle in den Griff bekommen. Meine Hände wurden feucht und dieses Kribbeln im Bauch verstärkte sich von Schritt zu Schritt. Richies kleine Schwester war gerade gelandet und kam fröhlich auf ihren Bruder zugerannt bevor sie uns berüßte. Nachdem Juliane gelandet war, machte sich Mila auf dem Balken startklar. Ich sog scharf die Luft ein, denn ich wusste, dass sich hinter jedem ihrer Sprünge ein großes Risiko verbarg.

Ihr Absprung war extremst knapp, sodass ich bereits ahnte, dass etwas nicht stimmte. Mila war beim Absprung immer extremst pünktlich, doch das war eindeutig zu spät gewesen. Ihre Weite ließ zu wünschen übrig und sie hatte eine ziemliche Ecke im Flug. Ich konnte ihr Gesicht durch den Helm nicht erkennen, aber allein an ihrem Abgang erkannte ich ihre Laune. Sofort winkte sie ab und riss sich sauer die Brille von den Augen.
"Bin gleich wieder da." Sagte ich zu meinem Team ehe ich mich auf die Suche nach meiner besten Freundin begab. Sie hatte mich nicht bemerkt, weswegen ich mich gegen eine der Wände des Containers lehnte, in welchem sie sich gerade umzog. Als sich die Tür öffnete, stellte Mila ihre Skier und ihre Tasche ab ehe sie sich an die Wand lehnte und seufzte. Sie war unglaublich blass und ich  hatte Angst, dass sie jeden Moment zusammenbrach.
Als sie ihre Augen schloss, setzte ich mich in Bewegung und meine beste Freundin sah zu mir auf.
"Andi?" Fragte sie heiser und überrascht während sie sich ihre Tränen aus dem Gesicht wischte. Aus der Nähe erkannte ich die Röte in ihrem Gesicht und es war unschwer zu erkennen, dass sie geweint hatte. Ich zog sie sogleich in meine Arme und hörte kurz darauf einige Schluchzer an meiner Schulter. Mila zeigte selten, wenn es ihr nicht gut ging und überspielte alles mit ihrem Lächeln und ihrer guten Laune.
"Was machst du schon hier?" Fragte sie dann um vom Them abzulenken.
"Dir beim Training zusehen. Und was machst du hier?" Fragte ich und Mila lachte "Meinen besten Freund vollheulen?" Sagte sie mit diesem Zittern in der Stimme, welches man hören konnte wenn jemand mit den Tränen kämpfte. Mein Herz zog sich zusammen und ich drückte Mila noch enger an mich.
Schon bei unserem letzten Ausflug war mir aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Ich hatte es auf den Kreislauf nach einer solchen Aktion geschoben, doch nun wurde mir klar, dass es weitaus mehr als der Kreislauf war. Und Mila wusste das umso besser.

"Können wir weg von hier?" Fragte sie kaum hörbar  und ich nickte sofort und griff nach ihren Sachen.
"Ich kann das auch selbst tragen." Erwiderte sie und ich schüttelte den Kopf. Wir liefen unentdeckt zu einem Taxi und fuhren in das Hotel um Milas Sachen dort abzustellen.
Natürlich wollte meine beste Freundin wieder die Treppen nehmen, doch sie zögerte bei jedem Schritt und wirkte total verkrampft. Ich konnte es an ihrer Körperhaltung erkennen, denn sie stand beinahe steif. Oben angekommen stützte sie sich an das Geländer und ich nahm ihr die Magnetkarte ab um die Tür ihres Zimmers zu öffnen. Dort stellte ich ihre Sachen ab und eilte sofort wieder zu Mila, welche das Gesicht schmerzverzerrt verzog.

Vorsichtig hob ich sie hoch und trug sie auf das Bett, auf welchem ihre Kleidung lag. Ich setzte mich neben sie und Mila schloss die Augen.
"Mir ist nur schwindlig." Brachte sie heraus und ich strich ihr eine Strähne aus der Stirn, was ich kurz darauf bereute. In Milas Anwesenheit konnte ich nicht klar denken, sie raubte mir den Verstand. Und allmählich machte ich mir ernsthafte Sorgen um sie. Es lag auf der Hand, dass sie ihre Schmerzen erneut herunterspielte.

"Soll ich Hans holen?" Fragte ich nach ihrem Teamarzt und Mila schüttelte den Kopf. "Das geht gleich wieder." Lächelte sie sanft und trotzdem glaubte ich ihr kein Wort. Sie lehnte sich nach hinten und seufzte während sie die Augen erneut schloss. Sie biss sich auf die Unterlippe und verriet somit, dass sie eindeutig ihre Schmerzen.

Also lehnte ich mich ebenfalls nach hinten und lag nun neben ihr im Hotelbett.
"Und wie lange denkst du soll das jetzt so weiter gehen?" Fragte ich und sie drehte ihren Kopf in meine Richtung. Mit einem Mal sah sie unglaublich müde aus und ich unterdrückte das Bedürfnis sie an mich zu ziehen.
"Solange es geht." Sprach sie dann und ich wusste, dass sie es absolut ernst meinte.

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt