365 Tage

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* Emilia *

Natürlich war die Anspielung auf meine Periode nichts weiter als eine Lüge. Eine weitere Ausrede, welche mir mit Sicherheit irgendwann um die Ohren fliegen würde. In Wahrheit hatte sich der Druck auf meinem Brustkorb verstärkt und mit jedem Schub wurde der Schmerz fürchterlicher. Die dazugehörigen stechenden Kopfschmerzen hinterließen jedes Mal eine Spur der Übelkeit in mir.

Wobei ich das am heutigen Abend wohl auch auf Selina schieben konnte. Es war beinahe traurig anzusehen, wie sie um Andis Aufmerksamkeit kämpfte und versuchte ihn um den Finger zu wickeln. Ich war es leid, dass ich meinen Freund seit Wochen anlog. Er war mir gegenüber immer ehrlich und zeigte Verständnis für jede meiner Taten und Entscheidungen. Vor jedem verteidigte er mich und setzte sich fpr mich ein. Allein sein üblicher besorgter Blick und seine ständige Fürsorge zeigte was für ein perfekter Mann er war. Unwillkürlich musste ich ihn anlächeln, was er sofort zuckersüß erwiderte und gleich darauf seine Arbeitskollegin abwimmelte. An ihrem Blick erkannte ich, dass sie sich noch immer Hoffnungen machte und ich konnte ihr es nicht verübeln.

Andreas griff nach meiner Hand und wir machten uns auf den Heimweg.
"Ist es nicht seltsam, dass wir uns nicht einmal ein Jahr lang kennen?" fragte er und traf damit genau meine Gedanken. Seit der ersten gemeinsamen Sekunde hatte es sich zwischen uns sofort vertraut angefühlt, so als hätten wir uns schon Ewigkeiten gekannt.
"Mir kommt es vor als wäre es Jahre her." Antwortete ich deshalb und mein Freund legte seinen Arm um meine Taille. Seitdem ich ihn kannte fühlte ich mich irgendwie angekommen. So, als hätte ich mein ganzes Leben lang auf ihn gewartet. Als hätten wir eine ganz besondere Verbindung zueinander.

Am morgigen Tag wären wir ein ganzes Jahr zusammen. Wie lange hatten wir gebraucht um zueinander zu finden? Und ich riskierte alles. Wie würde er sich fühlen, wenn das Kartenhaus zerbrach und er meine Lügen durchschauen würde. Er hatte sich so gefreut, dass es wieder aufwärts ging. Mir war klar, dass mein Kartenhaus bereits ins Wanken geraten war und es nur einen Fehltritt brauchte, ehe alles aufflog. Ich bewegte mich auf unendlich dünnem Eis.

In seiner Wohnung angekommen, half er mir sogleich aus meiner Jacke ehe er die seine auszog.
"Wie wäre es, wenn wir nach einem Urlaubsziel schauen?" Fragte mein Freund und ich nickte lächelnd.
"Ich besorge uns etwas zu trinken. Mein Laptop steht auf dem Schreibtisch. " sprach er und ich setzte mich sofort in Bewegung um diesen zu holen.
Ich hatte mich gerade mit seinen Daten eingeloggt als er mit zwei Tassen heißer Schokolade ankam, weshalb ich lächeln musste. Er gab sich solche große Mühe mit allem, was er tat und ich gaukelte ihm eine heile Welt vor.

"Hast du ein bestimmtes Ziel vor Augen?" Fragte ich und er schüttelte den Kopf während er mich auf seinen Schoß zog.
"Solange du an meiner Seite bist ist mir das Ziel egal." Sprach er und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel.
"Du überlässt mir die Wahl?" Fragte ich verdutzt und er lächelte schief.
"Ja, weil ich mit dir überall hinfahren würde."

Irgendwas in mir schmolz bei seinen Worten und ich lehnte mich an ihn.
"Du bist süß. " seufzte ich während er einzelne meiner Haarsträhnen um seine Finger wickelte.
"Du bist süßer." Zwinkerte efeund ich schüttelte den Kopf.
"Wie wäre es mit Bali?" Fragte ich deshalb und er nickte einverstanden.

"Die Jungs sagen dort ist es super." Lächelte er und wir verbrachten die nächsten Minuten damit unseren Sommerurlaub zu buchen auf den ich mich schon jetzt freute.

Am nächsten Morgen wurde ich also durch den Geruch von Kakao und frischen Brötchen geweckt, weshalb ich lächelnd meine Augen öffnete.
"365 Tage mit dir und jeder einzelne fühlt sich an wie der erste." Lächelte mein Freund und setzte sich auf die Bettkante während ich mich aufrichtete um ihn zu küsse.
"Schon 365 Tage hälst du es mit mir aus." Lachte ich und Andi schmunzelte.
"Und ich kann es kaum erwarten, dass weitere 365 dazukommen." Grinste er und zog mich zu sich. Als ich mich auf seinem Schoß platziert hatte, griff er nach einem kleinen Päckchen.
"Ich weiß, dass ich dir nichts schenken sollte, aber ich konnte nicht anders."schmunzelte er verlegen. Langsam öffnete ich die rote Schachtel und eine goldene Kette kam zum Vorschein. Vorwerfend drehte ich mich zu ihm um und mein Freund lächelte frech.

"Ich wusste nicht, ob dir eine Kette oder ein Armband lieber ist." Wisperte er verlegen während ich die glänzende Kette betrachtete. Erst jetzt fiel mir der Anhänger eines Mondes auf.
"Sie ist wunderschön." Sprach ich wahrheitsgemäß, doch die Botschaft entschlüsselte sich mir nicht. Andreas lächelte noch immer wöhrend er die Kette aus der Schachtel nahm und sie mir um den Hals legte.
"Ich wollte dir nicht die Standardherzform schenken." Schmunzelte er verlegen.
"Ich dachte, weil wir uns manchmal nicht so oft sehen ist es vielleicht ein schöner Gedanke, dass wir, wenn wir abends in den Himmel schauen beide den gleichen Mond vor Augen haben. Also starren wir eigentlich nicht den Mond, sondern uns an..." er zögerte ehe er weitersprach "und irgendwie bist du dem Mond ähnlich. Man sieht immer nur einen Teil von dir und du steckst voller Geheimnisse, aber manchmal zeigst du dich und scheinst heller als alle Sterne zusammen." Fügte er leiser hinzu und trieb mir die Tränen in die Augen, sodass ich ihn in eine Umarmung zog ehe ich meine Lippen auf seine legte.
"Danke." Lächelte ich und er strich mir über das Haar.
"Außerdem trage ich deinen Anhänger noch immer bei mir, da war es nur fair dir ebenfalls einen zu besorgen." Grinste er frech und ich erinnerte mich an das lang vergangene Geschenk.

"Und ganz nebenbei liebe ich dich auch bis zum Mond und wieder zurück." Zwinkerte er, ehe er etwas in meine legte. Ich lachte als ich diese öffnete, da ich den selben Einfall gehabt hatte.
"Damit du nicht mehr klopfen musst." Zwinkerte er und lachte als ich zu meiner Tasche ging und ihm ebenfalls einen Schlüssel in die Hand legte.
"Mein Geschenk ist nicht so wundervoll, aber.." ich holte ebenfalls eine Schachtel aus meiner Tasche und Andi lächelte.
"Da du deine Uhr verloren hast, dachte ich mir ich besorge dir eine Neue. " sprach ich zögernd. Ich hatte sie auf der Rückseite mit unserem Datum gravieren lassen. Den vorderen Teil hatte ich im Stil seiner verlorenen Uhr gelassen. Und damit seine Wohnung nicht so leer war, hatte ich zahlreiche Bildee von uns zussmmen gesicht und sie in einem Bilderrahmen mit verscheidenen Seilen gehangen, aber das würde er später noch bemerken.

"Ich liebe dich."

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt