* Andreas *
Zwei weitere Wochen vergingen und nichts änderte sich. Wir hatten noch fünf Tage um eine Entscheidung zu treffen. Wieder saß ich im Krankenhaus und strich ihr über die Hand. Es waren noch einige Kabel dazu gekommen. Einer an ihrer Fingerkuppe, einer in ihrer Nase, einer an ihrer Brust und einer an ihrem Hals. Es sah furchtbar aus und es machte mir schreckliche Angst sie so zu sehen. Jeden Tag schien der letzte Rest Leben aus ihr zu weichen und ich betete zu Gott, dass sie wiederkam. Die Schwester sagt, Mila kann uns hören und irgendwie ist der Gedanke daran tröstlich, aber die Ärzte betonen immer wieder, dass ihr Zustand ernst sei. Sie sagen weder, dass sie stabil oder nicht ist, nur dass die Lage ernst sei.
"Bitte bleib." Schluchzte ich.
"Bitte bitte bleib bei mir. "Immer wieder wurde betont, dass die Geräte ihre Arbeit taten, aber die Entscheidung von Leben und Tod bei Mila lag. Ich wollte nicht, dass sie aufgab. Keinesfalls wollte ich, dass die Geräte abgestellt werden würden. Ich konnte verdammt nochmal nicht mehr ohne sie leben. Tränen überfluteten mein Gesicht. Ich hatte seit Ewigkeiten kein Auge zugemacht, sodass diese brannten. Die Ärzte hatten den Glauben aufgegeben, aber ich würde sie niemals aufgeben.
"Ich weiß, dass du erschöpft bist, aber bitte, bitte komm wieder. Wir brauchen dich. Ich brauche dich. Ohne dich ist alles anders, alles leer. Ich weiß, dass du kämpfst. Ich liebe dich Mila. Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut und..." sprach ich erneut und vergrub mein Gesicht in meinen Armen während ich eine Hand auf ihre legte. Ich wollte so gerne einen Teim ihres Leidens auf mich nehmen. Ich würde alles dafür geben, dass sie aufwacht.
Ich weinte einige Zeit, bis sich etwas unter meiner Hand reckte. Mila schloss ihren kleinen Finger um meinen und ich lächelte während Freudetränen über mein Gesicht strömten. Hoffnungsvoll hob ich meinen Kopf nur um in die müden und erschöpften grünen Augen meiner Freundin zu sehen. Und noch nie war ich so erleichtert darüber.
"Oh mein Gott!" Rief ich erleichtert und drückte ihr einen Kuss auf die Hand um ihr nicht weh zutun. Sie schenkte mir ein gequältes Lächeln und mir fiel ein Stein vom Herzen. Aber sie kniff die Augen ungewöhnlich zusammen und verzog das Gesicht.
"Hast du Schmerzen?" Fragte ich vorsichtig und sie schnappte nach Luft. Sofort drückte ich auf den Notrufknopf und Mila begann allmählich zu hyperventilieren. Eine Schwester trat ein und ich hatte Angst, dass es nun vorbei sein würde. Doch die Schwester schien optimistisch."Hallo Emilia." Lächelte sie gelassen und schraubte an den Kabeln herum während sie sich an mich wandte.
"Sie braucht die künstliche Beatmung nicht mehr in dem starken Ausmaß. Ein gutes Zeichen. Ich sage dem Doktor bescheid, ich denke ich einer Viertelstunde werden wir sie mal durchchechecken." Ich nickte dankend und atmete erleichtert aus."Haben Sie Schmerzen?" Fragte sie und Mila nickte kaum merklich und deutete auf ihren Brustkorb und ihren Kopf.
"Ich bringe Ihnen gleich etwas." Sagte sie und verschwand"Ich bin so froh, dass du wieder da bist." Seufzte ich und sie deutete ein sanftes Lächeln an. Sie räusperte sich und griff nach meiner Hand. Sie hatte die Augen zwar geschlossen, aber ihre Lippen deuteten ein kleines Lächeln an. Ich musste es ihr sagen, doch ich brachte es einfach nicht über mich. Nicht jetzt. Aber irgendwann musste ich ihr von meinem Fehler erzählen.
"Was ist...passiert?" Stotterte sie langsam und ein Schauder überkam mich. Ihre Stimme kam mir so fremd vor und einma mehr wurde mir klar, wie sehr ich sie vermisst hatte.
"Du erinnerts dich nicht?" Sie schüttelte kaum merklich in den Kopf als die Schwester wieder kam.
"Der Doktor kommt gleich. Darf ich Sie kurz hinaus bitten?" Bat sie mich und ich nickte. In dieser Zeit benachrichtigte ich Johanna, welche beinahe zu schreien begann. Und auch ich begann erneut zu weinen.Mila war wieder da. Endlich. Man sah ihr zwar den Schmerz an, aber sie lebte. Das war alles, was zählte. Vorsichtshalber tippte ich eine Nachricht an Lena, in welcher ich sie über Mila informierte. Meine Freundin hatte so unglaublich viele Menschen, die sie liebten, dass ich die Mehrzahl davon kaum bei Namen kannte. Dass Mila zurückgekehrt war, war das größe Geschenk der Welt. Es gab keine schönere Nachricht, dennoch war ich nicht ganz bei der Sache. Ich hatte Mila betrogen und das war das Ekelhafteste, was ich jemals getan hatte. Ich liebte sie mit ganzen Herzen. Als sie mich gerade so anlächelte wurde mir einmal mehr bewusst, wie viel sie mir bedeutete. Und ich hatte so großen Mist gebaut, dass sie mir niemals verzeihen würde. Ich konnte Mila nicht verlieren. Nicht, wo sie mir gerade wieder zurück gebracht wurde.
"Sie können gerne wieder zu ihr." Zwinkerte die Schwester als sie das Zimmer mit dem Arzt verließ und sofort setzte ich mich in Bewegung.
"Na? Wie geht's Dornröschen?" Lächelte ich und setzte mich auf den Stuhl neben dem Bett um nach ihrer Hand zu greifen.
"Be..schiss...en." stotterte sie erneut und ich nickte bedauernd."Wie...wie...lan..ge ha..be..." begann sie und ich schnitt ihr das Wort ab, weil ich sah wie schwer ihr das Reden fiel.
"Circa zwei Monate. " sprach ich mit Tränen in den Augen. Sie blickte erschrocken zu mir, ehe sie ihre Augen schloss.
"Ruh dich ruhig aus. " sagte ich sanft und struch ihr vorsichtig als könnte ich sie zerbrechen über die Wange.
"Ich bleibe hier, bis du aufwachst." Zwinkerte ich und sie deutete ein Lächeln an."Ver..spr..ochen?"
"Versprochen." Bestätigte ich und schon schlief sie ein und ich beobachtete sie gerne dabei.
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Fliege zu den Sternen. • {Andreas Wellinger}
FanfictionOlympia in Korea, das Dorf war voll. Auch die Springerinnen hatten einen dieses Mal einen Platz im Hotel. Einige Gesichter waren Andreas bereits bekannt, andere eher weniger. Als sie zusammen den ersten Sieg feierten, lernte er Emilia kennen, welche...