* Emilia *
Während ich mich nach Ruhpolding aufmachte, wo ich momentan trainieren sollte, ging ich gedanklich noch einmal alles durch, worauf ich achten sollte. Ein gewohntes Spiel - eigentlich.
Einatmen, ausatmen und konzentrieren. Fokussieren. Doch daran lag die Schwierigkeit, ich konnte mich nicht mehr so schwerelos fallen lassen wie sonst. Normalerweise war ich bereit für jedes Abenteuer und jedes Risiko, aber momentan war ich geprägt durch die Angst. Ich traute mich einfach nicht mehr nach unten zu springen, dabei liebte ich dss Gefühl des Fliegens.
Seufzend parkte ich ein und staunte nicht schlecht als Andreas mir bereits entgegenwinkte. Mir war etwas unwohl dabei, denn seine Mutter war dabei. Einerseits war ich froh, dass mein bester Freund schon da war, aber auf das Zusammentreffen mit seiner Mutter hätte ich gerne noch etwas verzichtet. Vorallem bei meiner heutigen Laune. Ich lächelte also ebenfalls und stieg aus dem Auto. Zu meiner Überraschung war von Andreas' Mutter nichts zu sehen, sodass ich meinen besten Freund mit einer gewohnten Umarmung begrüßte.
"Wolltest du nicht deine Mutter mitbringen?" Fragte ich deshalb und er lachte.
"Ja, sie wollte mitkommen, aber hat sich auf einen Spaziergang begeben." Schmunzelte er als ich meinen Kofferraum öffnete um die ganzen Sachen, die brauchen würde, hinaus zu holen. Natürlich nahm mir Andreas viele Sachen ab und ich war wirklich froh, dass er da war. Leonard hatte leider einen Fernsehauftritt und ansonsten kam nur Andreas in Frage, denn es war sicher, dass er mich verstehen würde."Danke, dass du gekommen bist." Sagte ich deshalb und Andreas blickte mich von der Seite an.
"Jederzeit." Sagte er nur lächelnd und ich konnte nicht anders als dieses zu erwidern.
Schon als ich unmittelbar vor der Schanze stand bekam ich erneut weiche Knie.Andreas erwärmte sich mit mir zusammen. Beim Dehnen versuchte er die Stimmung aufzulockern und tippte mir regelmäßig in die Seite, sodass ich umgewollt lachen musste.
"Schon viel besser." Lachte er während er mich weiterhin versuchte zu kitzeln. Er hatte es wirklich geschafft meine miese Laune zu verbessern. In den letzten Wochen war er immer da gewesen, wenn ich ihn gebraucht hatte und ich wusste nicht, wie ich das jemals wieder gutmachen sollte.Mittlerweile stand er hinter mir und versuchte mich aus seiner Position noch immer zu erfassen, doch durch mein Wehren, gestaltete es sich eher wie eine Rangelei. Lachend löste ich mich aus seinem Griff "Ich sollte mich langsam umziehen, sonst wird mein Trainer sauer." Seufzte ich und er ließ mich gehen.
Im leeren kleinen Raum schlüpfte ich in meinen Anzug und seufzte. Auch, wenn Andreas mich auf andere Gedanken gebracht hatte wurde mir übel als ich daran dachte gleich zu springen. Dabei liebte ich das Springen mehr als alles andere auf der Welt. Noch einmal schloss ich die Augen, ehe ich erneut nach draußen trat. Mein Trainer unterhielt sich angeregt mit Andreas, sodass er mich erst nicht bemerkte.
"Na Milchen? Bereit für deinen Überflug?" Fragte er und ich versuchte zu Lächeln. So nickte ich und er informierte mich über den alt bekannten Ablauf. Nur, dass heute niemand aus dem Team mitspringen würde, der Fokus lag auf mir. Natürlich wurden einige Springerinnen aus dem B-Kader dazugeholt, damit es sich auch lohnte.
"Milchen?" Prustete Andreas los und erntete dadurch einen bösen Blick von mir. Frank neigte dazu jeden Namen aus meinem Team zu verniedlichen und ließ sich dabei nicht stoppen.
"Auf nach oben." Sagte er damm und schob mich in die richtige Richtung.
"Ich will nicht." Seufzte ich und Andreas sah mich gespielt entsetzt an, was mich zum Lachen brachte. Kurz darauf hatte er seine Arme um mich gelegt und mich in eine warme Umarmung gezogen, welche mich sofort mit einem Gefühl von Sicherheit umgab.
"Das einzige, was dir im Weg steht bist du selbst." Sprach er leise ehe ich mich löste und er mir auf die Schulter klopfte."Du packst das." Lächelte er noch, ehe ich mich umdrehte und zur Schanze lief. Hans, einer der anwesenden Teamärzte streckte im Vorbeigehen die Daumen nach oben und zwinkerte mir zu. Als ich im Aufzug nach oben saß, versuchte ich mich nur auf mich selbst zu konzentrieren. Ich ließ meinen Blick auf die Landschaft schweifen und starrte danach auf meine Skier. Danach begab ich mich in den Aufzug um nach oben an die Piste zu gelangen.
"Bereit?" Fragte mich Julian, welcher stets und ständig in meinen Trainings als Co-Trainer tätig war. Er war eine gute Seele und ich war wirklich froh ihn zu sehen. Während gerade gesprungen wurde, machte ich mich erneut warm und unterhielt mich mit Julian, ehe er mir sagte, dass ich gleich dran wäre. Also holte ich meine Skier und befestigte diese, ehe ich mich auf den Balken begab und meine Bindungen überprüfte.
Alles oder nichts. Jetzt oder nie. Noch einmal schloss ich die Augen, ehe ich mich vom Balken stieß. Und wie von selbst hörte ich Andreas Worte von vorhin in meinem Kopf und legte den Fokus einzig allein auf mich. Es war so lange her, dass ich das letzte Mal auf diesen Skiern stand und sprang. Als ich absprang erfüllte mich das Gefühl des Fliegens und der Freiheit, welches ich so unfassbar vermisst hatte. Viel zu schnell landete ich und jubelte freudestrahlend. Es war alles andere als ein guter Sprung, aber allein, dass ich wieder springen konnte zählte für mich. Mein Trainer nickte aufmuntermd und ich wusste, dass ihm ein ebenso größer Stein vom Herzen fiel, denn er kannte meine Bedenken.
"War doch garnicht so übel." Grinste der Jugendtrainer und gab mir das wieder, was ihm durchgesagt wurde. Natürlich lag es nun an mir wieder in meinen Sprungstil zu finden.
Freudig strahlte Andreas mich an und zog mich in eine Umarmung sobald ich meine Skier gelöst hatte.
"Habe ich dir doch gesagt." Sprach er und umarmte mich noch fester.
"Danke, Andi." Konnte ich nur sagen als ich mich löste.Erst da erinnerte ich mich an Andreas' Mutter, welche im sicheren Abstand aufgetaucht war.
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Fliege zu den Sternen. • {Andreas Wellinger}
FanfictionOlympia in Korea, das Dorf war voll. Auch die Springerinnen hatten einen dieses Mal einen Platz im Hotel. Einige Gesichter waren Andreas bereits bekannt, andere eher weniger. Als sie zusammen den ersten Sieg feierten, lernte er Emilia kennen, welche...