Flashing back to

416 23 4
                                    

* Emilia *

Als ich die Augen öffnete, war ich froh Andreas zu sehen. Als ich ihn erblickte, vergaß ich für einen Moment die ganzen Schmerzen, die mich durchströmten.

Ich hatte keine Ahnung warum und wie lange ich hier lag, aber ich hatte höllische Schmerzen. Mein Kopf dröhnte unglaublich und mir war kotzübel. Mein ganzes Gesicht schien zu brennen. Genau wie mein ganzer Körper. Mein Rücken schmerzte genau wie meine Arme und Beine und meine gesamte linke Seite. Mein Brustkorb drückte höllisch und ich bekam keine Luft. Die Ärztin erklärte mir, dass es an dem Beatmungsgerät lag, was mir nun nur noch teilweise helfen musste.

Sie hatten mir so starke Schmerzmittel verschrieben, dass ich einfach einschlief. Und Andreas hatte sein Versprochen gehalten und war da als ich wieder aufwachte. Ich war unglaublich müde und Andi sah keinesfalls besser aus. Sofort überkam mich ein schlechtes Gewissen.
"Wie...lange...hast...du..nicht..geschlafen?" Fragte ich heider und war erleichtert, dass das Stottern verschwunden war. Er lächelte und zuckte mit den Schultern während er über meine Fimger strich.
"Ohne dir ist das Bett zu groß. " schmunzelte er.

"Wie geht es dir?" Fragte er besorgt ohne meine Hand loszulassen.
"Mir...ist...so...übel." Krächzte ich langsam und er brachte mir sogleich einen Eimer. Er lachte als wüsste er,was ich sagen wollte, denn im Haare halten kannte er sich ja mittlerweile aus. Peinlicherweise benötigte ich den Eimer sogleich einige Male hintereinander.

"Die Ärzte sagen, dass das an deiner Gehirnerschütterung liegt, also mache dir keine Sorgen." Informierte mich mein Freund und überreichte mir ein Glas Wasser.
"Hast du Hunger?" Fragte er und ich schüttelte kaum erkennbar den Kopf als sich die Tür öffnete. Meine Mutter kam zusammen mit meinem Vater hinein und umarmte Andi erleichtert. Um Gottes Willen wie lange hatte ich hier gelegen?

"Oh Gott, Emilia. Ich bin so froh, dass du zurück gekommen bist." Lächelte sie aufgeregt und bestärkte meine Kopfschmerzen.
"Hi Tochter." Lächelte mein Dad nur froh und drückte mir vorsichtig die Hand. Plötzlicher Schwindel überkam mich und ich erbrach mich auf mein eigenes Bett vor meinen Eltern und meinem Freund. Am liebsten wäre äich im Boden versunken. Äwährens mein Vater wusste, wie unangenehm das für mich war und er den Raum verließ und nach einer Schwester suchte, sprudelte meine Mutter besorgt los, doch ich konnte ihr nicht zuhören. Andi entfernte ohne jeglichen Scham die Decke und dückte mir im Vorbeigehen auf die Hand. Noch nie kam ich mir armseliger vor.

Die Schwester schickte beide ach draußen und half mir aus dem ätzenden Krankenhauskittel. Ich kam mir vor wie eine Oma im Altersheim, die gepflegt werden musste.
"Es.tut.mir....so leid." Flüsterte ich beschämt und die Schwester lächelte.
"Das muss es nicht. Das kommt vor. Sie hatten viele innere Blutungen und strake Prellungen am Kopf, da kommt so etwas vor. Trotzdem möchte ich, dass Sie nun Ruhe haben." Sagte sie.
"Kann...mein..Freund...wenigstens..?" Begann ich und sie nickte.
"Er war jeden Tag und jede Nacht hier." Das hatte ich mir beinahe gedacht.
"Wie..lange...war...ich...denn?" Begann ich wieder und sie unterbrach mich.
"Zwei Monate."
Zwei Monate? Acht Wochen? 32 Tage? Oh mein Gott.

"Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?" Fragte sie und ich seufzte.
"Ich...müsste mal." Sagte ich beschämt und fühlte mich noch elender als sie mir einen Topf unter den Hintern schob. Das war der Tiefpunkt meines Lebens.

Andi lächelte sanft als er wieder eintrat.
"Peinlich." Seufzte ich und er schmunzelte.
"Quatsch. Geht's dir besser?" Fragte er und ich nickte noch immer beschämt.

"Du solltest auch mal schlafen..." sprach ich und entlockte ihm ein Lächeln.
"Du liegst hier an tausenden von Geräten mit Schmerzen und machst dir ernsthaft Sorgen über meinen Schlaf?"fragte er und ich lachte.
"Du bist so süß, Mila." Schmunzelte er und drückte mir vorsichtig einen Kuss auf die Nasenspitze.

"Ich muss aber leider gleich los, sonst bringt mich Schwester Martha um." Seufzte er und ich lächelte.
"Ist vielleicht gar nicht so übel, wenn du auch mal schläfts." Sprach ich und er nickte.
"Ja, vielleicht." Ich wusste, dass er hierbleiben wollte und ich wollte auch nicht, dass er geht, doch wie auf Kommando trat die umsprochene Schwester mit ihren schwarzen Locken hinein und grinste nur.

"Ich geh ja schon." Lachte mein Freund und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, ehe er mir einen Kuss auf die Wange drückte.
"Bis morgen." Und schon war er weg und die Nachtruhe trat ein.

Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war als all die Bilder auf mich einströmten. Zuerst war da nur Andis verstörter Gesichtsausdruck, als hätte er eine Leiche gesehen. Dann kamen Bilder des Fluges hinzu. Ich erbrach mich das erste Mal in den Eimer zu meiner rechten. Die Landschaft prasselte auf mich ein, die Kameras und Zuschauer. Ich sah wie der Boden immer näherkam und spürte den Schmerz des harten Aufpralls. So übergab ich mich das zweite Mal. Immer und wieder die selben Bilder und als ich beinahe das Knacken und Brechen der Knochen hören konnte, lehnte ich mich erneut über den Eimer.

Eine Schwester trat ein und redete mit mir, doch ich nahm andere Stimmen wahr. Ein Gewirr aus Stimmen.
"Ihr Glasgow-Koma-Wert liegt bei sieben! Beatmung, aber schnell."hörte ich einen Arzt als wäre er direkt neben mir.
"Wie lange dauert es, bis ein Krankenwagen am Krankenhaus sein kann?"hatte er gefragt und ich hörte Hans antworten.
"Fünfzehn bis zwanzig Minuten."
"Ihr müsst es in zehn schaffen, selbst wenn sie fahren müssen wie ein Irrer"

Und wieder übergab ich mich. Keiner hatte mir gesagt, was geschehen war. Keine Antwort auf das Warum, keine Antwort auf meinen Zustand. Und jetzt hatte ich beides. Ein weitere Nutzung des Eimers erfolgte.

Ich war also gestürzt. Heftiger als je zuvor. Ich sah genau vor mir, wie ich keine Luft mehr bekam und der Boden auf mich zuraste. Ich wusste genau, wie ich gekämpft hatte um nicht mit dem Kopf aufzukommen. Ein dumpfers Aufstoßen mit dem Rücken,so schmerzhaft, dass alle meine Glieder erstarrten, ehe mein Hinterkopf ebenfalls den Boden berührte und meine Sicht verschwamm. Ich erinnerte mich nir noch an die rote Füssigkeit, die mich umgab.

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt