Choices

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* Andreas *

Fuck! Ich hatte es endgültig verkackt. Es war nicht einmal meine Absicht Selina zu küssen, denn sie war für mich nie mehr als eine Freundin gewesen. Irgendwie war das einfach so passiert, ohne Absicht. Schließlich wusste ich, was ich an Mila hatte und liebte sie über alles. Niemals wäre ich auch nur auf die Idee gekommen meine Freundin zu betrügen. Mila war alles für mich. Und ich hatte alles ruiniert. Selbst wenn sie aufwachen würde, würde ich sie verlieren. Weil ich ein dämlicher Idiot war. Ich hatte es einfach riskiert. Und das würde ich mir nie verzeihen.

Aber sie fehlte mir so unfassbar sehr und kein Alkohol konnte das Loch in mir füllen. Es tat weh nichts für sie tun zu können und es tat weh sie zu vermissen. Jede Sekunde ohne ihr war einsam, alles war grau. Mit jedem Tag fehlte sie mir mehr und das Loch in meinem Herzen wurde größer. Jeder Atemzug schmerzte. Völlig aufgelöst trank ich nun also einen Shot nach dem anderen in einer Bar, in der Hoffnung nichts mehr zu spüren. Ich hatte Scheiße gebaut und konnte nicht einmal zu meiner Freundin um mich zu entschuldigen. Ich muss ihr es irgendwann sagen, sonst würde Lena das wohl tun. Mila hatte besseres verdient und ich hasste mich selbst für meine Taten. Am liebsten wäre ich jetzt bei ihr, denn allmählich drehte ich durch. Und kein Alkohol der Welt konnte das Loch in meinem Herzen füllen. Mein bester Freund Joni wollte mir Gesellschaft leisten, doch ich wollte einfach nur allein sein. Allein sein und vergessen bis ich meinen Namen vergaß. Mila würde mir sowieso im Gedächtnis bleiben und mein Gewissen nagte an mir. Als ich Mila kennen gelernt hatte, veränderte sich mein Leben. Sie war einfach genau so, wie sie sein sollte. Beinahe wie in meinen Träumen.

"Es gibt einen Film, der ist wie ihr. Mia liebt Adam und Adam liebt Mia. Bis Mia bei einem Unfall ins Koma fällt. Und sie wacht auf, obwohl ihr alles sinnlos erscheint. Für Adam."hatte meine Schwester letztens gesagt und von einem ihrer Filme geschwärmt. Aber ich hatte wirklich Angst, dass sie nicht mehr aufwachen wollte.

"Andi, das bringt sie auch nicht wieder." Hörte ich plötzlich Sellis Stimme hinter mir und erschrak. Heute erschien mir ihr Klang beinahe wie Milas Stimme. Der Rausch spielte mir einen Streich und täuschte mich mit Milas Bild. Ich schüttelte den Kopf um diese Illusionen aus diesem zu bekommen.
"Ich bringe dich nach Hause." Lächelte sie und irgendwie verwandelten sich ihre Züge erneut in Milas. Also ließ ich mich mitschleifen, berauscht von der Illusion meines Bewusstseins. Und baute kurz darauf die nächste Scheiße.

Ich zog Selli in meine Wohnung und drückte meine Lippen auf ihre. Erst als wir beide mit ausgezogenem Oberteil auf dem Sofa lagen, begannen mein Sinne zu arbeiten. Der Rausch ließ nach und somit auch meine Illusionen von Mila. Zum Glück, denn ich hätte es mir niemals verziehen mit einer anderen Frau geschlafen zu haben.

"Selli, ich..." begann ich und schob sie von mir, doch sie ließ nich von mir ab.
"Komm schon, Selina."  Ich schickte sie nach Hause und fühlte mich elend. Beinahe hätte ich Mila mit ihr betrogen und das war furchtbar. Die ganze Nacht  konnte ich keinen Schlaf finden, denn ich schämte mich so unglaublich sehr. Ich fühlte mich so ekelhaft und dreckig, dass ich beinahe 40 Minuten unter der Dusche verbrachte.

Am nächsten Morgen eilte ich sofort in das Krankenhaus. Mila schien halbwegs stabil zu sein und ich strich ihr über das Haar.
"Bitte bleib." Seufzte ich und griff nach ihrer Hand.
"Ich weiß, dass du für das Springen und für Abenteuer lebst, aber zusammen kriegen wir das alles wieder hin. " flüsterte ich.

"Verdammt Mila, ich habe Scheiße gebaut." Schluchzte ich und strich ihr über die Wange.
"Ich verliere den Verstand, Milchen. Du bist mehr als meine Welt. Du bist mein Universum: mein Mond, meine Sterne und mein Sonnenschein . Aber vorallem mein Zuhause." Flüsterte ich.

"Ich wünschte, ich könnte für dich atmen oder dir die Schmerzen abnehmen...Bitte, bitte komm zurück." Flüsterte ich. Komm zurück und verzeih mir, bitte. Ich würde alles dafür geben um sie endlich wieder bei mir zu haben.

"Ich weiß, dass es schwer wird, aber bitte Mila...lass mich nicht allein." Weinte ich weiter als Johanna den Raum schluchzend betrat und mir in die Arme fiel.

"Hanna? Was ist passiert?" Fragte ich vorsichtig und die Mutter meiner Freundin seufzte.
"Der Arzt sagt, die Chancen stehen schlecht. Sie atmet schon zu lange unselbständig und ihr Körper ist erschöpft. Wir sollen in den nächsten Tagen entscheiden, ob die Geräte abgestellt werden sollen."schluchzte sie und ich konnte beinahe zusehen wie meine Welt zerbrach. Ich wollte Mila nicht loslassen. Ich konnte nicht mehr ohne sie leben. Hatte sie wirklich aufgegeben zu kämpfen? Das konnte nicht sein, sie war eine Kämpferin.

Ich hatte einen einzigen Wunsch und dieser war, dass Mila aufwachte. Es waren mittlerweile beinahe zwei Monate vergangen und ich ertrug ihre Abwesenheit nicht mehr.  Ich war so einsam und leer. Nie vorher hatte ich mich in einem Raum voller Menschen so allein gefühlt. Von Tag zu Tag verlor ich mich selbst mehr und ich wusste nicht, was ich dagegen tun sollte. Der Gedanken daran sie zu verlieren zerbrach mich völlig. Ich brauchte sie in meinem Leben und ich würde sie heiraten, wenn sie mich noch haben wollte. Ich würde kämpfen. Für sie. Für uns. Wenn sie keine Kraft mehr hatte würde ich ihr meine geben. Ich wollte nur, dass sie aufwacht. Selbst wenn sie mich danach hassen würde, alles was ich wollte, war Mila. Dass sie atmete.  Und dass sie lachte. Und nach diesem Kampf für sie würde ich um sie kämpfen.

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt