Halt mich fest bis es nachlässt

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* Emilia *

Das Treffen mit Andi lag nun bereits zwei Wochen zurück und er fehlte mir wirklich sehr. Es war Sonntag und mein gesamtes Team schob ein riesiges Drama wegen meinem Geburtstag. Sogar Lena war extra angereist und entzog mir schon am Morgen das Telefon um fleißig auf Instagram zu posten und meine Follower auf dem Laufenden zu halten.
"Du bist das Liebling des ganzen Teams, ab geht die Party." Rief sie freudig und zog mich nach unten in den Speisesaal, wo mich schon alle erwarteten. Als sie uns bemerkten lagen alle Blicke auf mir und ich spürte wie mir die Röte in das Gesicht stieg. Aufgrund des Zeitmangels passierte das Frühstück schnell und wir eilten zum Wettkampf um diesen nicht zu verpassen.

Die Fans waren heute unglaublich süß, weshalb ich bis spät Abend an der Schanze blieb, da wir sowieso erst am nächsten Morgen zurück nach Hause fuhren. Als ich im Hotel ankam, warteten bereits alle an einer zusammengestellten Tafel auf mich und sangen mir ein Ständchen vor während sie mir eine Torte und Geschenke überbrachten. Es war wirklich schön so mit meinen Teamkollegen zusammenzusitzen. Hans erzählte Geschichten über alles und jeden und erst spät in der Nacht gingen wir auf unsere Zimmer. Es wurde viel getanzt und gelacht und noch auf dem Weg zum Zimmer musste ich grinsen. Eigentlich hielt ich nichts von dem Drama rund um Geburtstage, doch es war ein wirklich schöner Tag gewesen und ich hatte diesen genossen.

Trotzdem war ich erleichtert als ich am nächsten Morgen im Zug mein Smartphone zurückbekam.
Natürlich öffnete ich zuerst den Chat von Andreas und hörte mir seine Sprachnachricht an.
"Hey Geburtstagskind, schwer dich zu erreichen heute." Er lachte nervös auf, denn er war kein Fan von Audios und kam sich darauf schlichtweg albern vor."Ich hoffe du hast einen schönen Tag und lässt dich feiern." Im Hintergrund hörte ich Eisei nach ihm rufen "Happy Birthday, du Superstar."
Ich grinste und las seine Nachricht, die er kurz darauf verfasst hatte.
"So jetzt nochmal ordentlich, ich hätte zwar gern deine Stimme auf der anderen Seite, aber es ist dein Tag, da muss ich wohl mal auf dich verzichten😊. Alles, alles Gute zum Geburtstag, ich hoffe du lässt dich WIRKLICH feiern, denn du bist der feiernswerteste Mensch überhaupt. Auf jeden Fall ganz ganz viel Gesundheit und Erfolg. Ich hoffe du behältst dein wundervolles Lächeln bei und bleibst wie du bist. Schon 23...ganz schön alt, oder? Aber du bleibst ja für immer jung😎 Ich komme mir ziemlich albern vor. Bis morgen! Ich liebe dich❤"

Tatsächlich musste ich lachen, da ich wusste, dass Andreas eine Katastrophe war, wenn es um das Verfassen einer Nachricht unter Zeitdruck ging, denn davon war ich oft genug Zeugin geworden. Ich antwortete allen auf die gesandten Glückwünsche und wandte mich dann an meine beste Freundin, welche gerade entschied, in welchen Club wir morgen feiern gehen würden. Eigentlich war es ihr Plan gewesen, heute bereits feiern zu gehen, doch das hatte ich ihr glücklicherweise ausgeredet, denn ich hatte wirklich keine Lust darauf. Ich war komplett ausgelaugt und müde. Eigentlich freute ich mich nur auf mein Bett, in welches ich mich bald fallen lassen würde.

Leonard war diese Woche in irgendeinem Trainingslager, weshalb ich die Wohnung für mich allein hatte. Ich hatte schon den ganzen Morgen über unglaubliche Kopfschmerzen, sodass ich mich wohl gleich in das Bett legen würde. Ich wollte gerade in das Bad gehen als mir völlig schwindelig wurde und ich den Halt verlor, weshalb ich zwischen Bad und Flur zu Boden glitt. Jegliches Aufsetzen war unmöglich, da meine Beine wie Gummi einfach nicht standhaft waren und in sich zusammen zu sacken schienen. So lag ich hilflos auf dem Boden und schloss die Augen. Bald verblasste das Bild um mich herum genau wie die Geräusche um mich. Das Poltern im Hausflur schien allmählich zu verschwinden, genauso wie das Quietschen des Fahrstuhls. Beinahe konnte ich meinen eigenen Herzschlag nicht mehr wahrnehmen.

Durch das Klopfen an der Tür wurde ich zurück in die Realität gerufen, doch ich konnte nicht aufstehen. Durch das Öffnen meiner Augen verschwamm meine Sicht und mir wurde kotzübel. Ich wollte rufen, dass nicht abgeschlossen war, doch kein Ton kam aus meiner Kehle. Stattdessen lag ich wie ein Häufchen Elend am Holzboden unserer Wohnung und wagte es kaum mich zu rühren. Ich hoffte wirklich, dass es Lena war welche irgendetwas in meinem Koffer suchen wollte, doch als sich die Klinke nach unten drückte, lag sofort Andis besorgter Blick auf mir. Innerlich fluchte ich, da ich nicht wollte, dass er mich erneut so sah und sich zu große Gedanken um solch eine Nichtigkeit machte. Erst später fiel mir auf, dass er einen Blumenstrauß in der Hand hielt, welchen er sogleich ablegte und zu mir eilte.

Vorsichtig hievte er mich hoch während sich eine Sorgenfalte auf seiner Stirn gebildet hatte. In diesem Moment vernahm ich erneut den Druck auf der Lunge, welcher mich so plötzlich übermahnte, dass ich aufschrie, wahr. Mein Freund legte sogleich seine Arme um meine Taille um mir Halt zu geben, weshalb ich sogleich meine Arme um ihn legte in der Hoffnung, dass es den Schmerz vertreiben würde
"Geht's?" Fragte er vorsichtig und ich schüttelte kaum spürbar den Kopf, doch Andreas nahm es natürlich wahr.
Kurz darauf hob er mich auf das Sofa und brachte mir ein Glas Wasser während ich mich versuchte zusammenzureißen, doch ich konnte mich nur vor Schmerzen krümmen.

"Mila, wir fahren jetzt ins Krankenhaus." Stellte er fest und ich schüttelte den Kopf, während ich versuchte mich in eine angenehme Position zu bringen. Ich hasste es, wenn er Sachen festlegte ohne meine Meining zu erfragen. "Unsinn. Das hört gleich wieder auf." Seufzte ich deshalb und Andi schüttelte den Kopf. Natürlich wusste er genauso gut wie ich, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis der nächste Anfall kommen würde.
"Du bist ein unglaublicher Sturkopf." Seufzte er während er mich besorgt musterte und nach meiner Hand griff. Sein Blick lag forschend auf mir als suchte er nach irgendwas, was er nicht finden konnte.
"Siehst du. Geht schon wieder." Stöhnte ich dann um die Stille zu durchbrechen und Andreas verdrehte die Augen.
"Mila, du lagst beinahe bewusstlos auf dem Boden!"
"Hey, ich freu mich auch dich nach zwei Wochen endlich wieder zu sehen." Lenkte ich von Thema ab und Andi griff nach dem Blumenstrauß um ihn mir zu überreichen.
"Ich habe dich natürlich auch vermisst." Lächelte er und ich entdeckte einen Umschlag zwischen den Lilien.
Als ich diesen öffnete erkannte ich zwei Gutscheine für eine Nacht in irgendeinem Achterbahnpark.
"Du stehst doch so auf Aktion." Lachte Andi frech.

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt