57 - Die Mauern fallen lassen

207 18 7
                                    

"Bist du noch wach, Gina? Ich steh vor der Haustüre, wollte nicht klingeln, weil Elisa ja schläft. Lässt du mich rein, ich möchte dir erklären, was los  war bei mir. Sorry, P."

Seufzend stand Gina auf und ging zur Haustür. Innerlich kochte sie vor Wut. Michael wusste mittlerweile genau, dass sie sich selbst über kleine Dinge ewig lang den Kopf zerbrach. Und jetzt dachte er, dass mit einer kurzen Erklärung alles wieder gut war?! Das würde sie ihm schon zu spüren geben, dass sie mit so etwas nicht umgehen konnte.

Mit Schwung öffnete sie die Türe und sah einen ziemlich trüb dreinblickenden Michael auf der Treppe stehen. Mit gesenktem Kopf stand er da und blickte jetzt erst auf, als Gina ihm die Türe aufhielt.
"Wenn du reden willst, komm rein. Wenn nicht, dann kannst du wieder fahren.", machte sie ihm klar.

"Danke", murmelte Michael, zog seine Schuhe und die Jacke aus und folgte Gina ins Wohnzimmer.
Unsicher setzte er sich neben Gina, die ihm aber deutlich machte, dass ihr das gerade gar nicht passte und von ihm weg rückte.

"Ich war schon halb in Garmisch und bin dann wieder umgedreht. Ich wollte das nicht, es war falsch, das einfach so stehen zu lassen, ich hätte es dir erklären sollen.", begann Michael zögerlich ein Gespräch.

"Ja hättest du.", antwortete Gina noch immer sauer.
"Du weißt...", begann sie, als Michael sie unterbrach.

"Hör zu, dieses Thema..."

"Nein, Paddy. Jetzt hörst du mir erst mal zu. Bitte. Ich hab keine Ahnung, warum du so reagiert hast. Andere wissen das vielleicht, vielleicht ist das auch öffentlich bekannt, aber du darfst nicht vergessen, dass ich kein Fan bin oder wie meine Mama die Yellow Press Zeitungen lese. Ich hab, außer das was du mir erzählt hast, keine Ahnung von deinem Privatleben. Ich kenne ein paar Namen von deinen Geschwistern, hab ein paar Jahre lang Angelos Musik verfolgt aber das wars. Bitte vergiss das nicht. Und ich will und werde nie Informationen von dir verlangen, die du nicht Preisgeben willst. Wenn du über etwas nicht reden willst, sag es, dann ist das Thema beendet. Aber du musst nicht das Gefühl haben, dass du dann flüchten musst damit ich nicht weiter nachbohre. Das werde ich nicht. Aber bitte hau dann nicht einfach ab, damit kann ich nicht umgehen. Ich hab mir sonstwas ausgemalt, was ich falsch gemacht habe, weil du plötzlich komplett anders warst...so kalt, so distanziert. Ich hab mir Vorwürfe gemacht, hab gedacht ich hab irgend eine Grenze überschritten, hab mir den Kopf zerbrochen, was ich nur falsch gemacht habe, hab gedacht du bist jetzt sauer oder so. Bitte mach das nicht wieder. Oder erklär mir zumindest warum und was in dir vorgeht, wenn du denkst, du musst jetzt flüchten. Aber...ich kann so damit nicht umgehen...So, jetzt darfst du.", beendete Gina ihren Monolog. Tränen standen ihr in den Augen als sie an die letzte halbe Stunde dachte.

Michael nickte und drehte sich in Ginas Richtung. Erst schaute er Gina in die Augen und versuchte ihrem enttäuschten Blick Stand zu halten.
"Du hast Recht. Da gibt es keine Ausreden von meiner Seite. Das ist eben eine schlechte Angewohnheit von mir, die ich habe. Also sozusagen ein Teil meines Arschloch-Paddys, den du jetzt kennengelernt hast. Da bin ich nicht stolz drauf. Aber früher bin ich bei sowas genauso geflohen, wäre aber niemals wieder zurückgefahren, um mich dem Gespräch dann zu stellen. Ich hätte mich einfach ein paar Wochen nicht gemeldet, bis ich denke, dass es vergessen ist. Und glaub mir, so etwas fällt mir super schwer, aber ich wusste ja, dass du dir jetzt sonstwas denkst und meinst, dass du irgendetwas falsch gemacht hast, deshalb bin ich umgekehrt. Du hast nichts falsch gemacht. Selbst wenn du irgendwas gefragt hättest, was ich dir nicht sagen würde, wäre das kein Grund, einfach zu fahren. Aber...ja wie gsagt...das gehört eben auch zu mir. Es tut mir leid. Ich würde dir jetzt gerne versprechen, dass das nicht mehr vorkommt...aber das kann ich nicht. Aber ich kann dir sagen, dass ich in so einer Situation niemals sauer auf dich bin oder du denken musst, etwas falsch gemacht zu haben. Glaubst du, du kannst mir verzeihen und wir können eine Lösung finden, wie es dir besser geht, wenn so etwas noch einmal vorkommen sollte?"

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt