125 - Ein Schritt vor und wieder zurück?

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Ein paar Stunden später wurde Michael als Erster wach. Draußen schien schon die Sonne und soweit er durch das Fenster erkennen konnte, hatte es wieder ein wenig geschneit. In seinem Arm lag Gina, die sich im Schlaf auf die Seite gedreht hatte und mit einer Hand auf seiner Brust noch friedlich schlummerte.

Verliebt strich er Gina ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und dachte an den gestrigen Abend. Ein wunderschönes Weihnachten mit Ginas Familie! Und die richtige Entscheidung, mit ihnen zu feiern. Ganz so schlimm wie Ginas Vater es angekündigt hatte, war es mit dem Glühwein dann ja doch nicht. Der Eimer blieb unbenutzt und Gina war zwar gut angetrunken und das merkte man ihr auch an, aber für beide war es eher lustig als peinlich. Was Michael aber vermutete, war, dass Gina die Situation auf der Couch wahrscheinlich im Nachhinein ziemlich unangenehm sein würde - wenn sie sich daran erinnerte. Michael war froh, dass er nicht viel vom Glühwein getrunken hatte und somit nüchtern genug gewesen war, um seinen Kopf einzuschalten und am richtigen Zeitpunkt zu stoppen. Und das war ihm schon mehr als nur schwer gefallen! Wenn er jetzt auch noch angetrunken gewesen wäre und sich von seinen Gefühlen hätte leiten lassen...dann wäre er vermutlich auf Ginas Annäherungen eingegangen und sie hätten weitergemacht, wenn Gina nichts dagegen gehabt hätte - wie das geendet wäre, wusste er. Es wäre aber zu früh gewesen, weil Gina noch nicht so weit war. Und es hätte die Vertrautheit zerstören können, die sie sich in den letzten Monaten schrittweise aufgebaut hatten.

In seinem Arm rückte Gina noch ein Stück zu Michael und schlug ihre Augen ein Stück weit auf. Vermutlich hatte sie nur noch einen leichten Schlaf gehabt und war dadurch, dass Michael mit ihren Haaren spielte, aufgewacht.

"Hey, guten Morgen!", murmelte sie ihm noch schläfrig zu und hatte sofort Michaels Aufmerksamkeit.

"Dir auch einen guten Morgen!", antwortete er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Alles gut nach gestern?"

"Mhm! Meinem Magen geht's gut, außer ein bisschen Kopfweh geht's mir auch gut. Es war so schön, dass du hier warst und mit uns Weihnachten gefeiert hast!", meinte Gina leise. 

"Das ist schön! Ich habe es auch sehr genossen, dass ich doch mit euch Weihnachten verbracht habe! Bevor ich es vergesse...hast du oder besser habt ihr an Silvester schon was vor? Wenn nicht, dann könnten wir ja zusammen ins neue Jahr starten, oder?" 

"Das können wir gerne machen! Aber diesmal trinke ich nichts. Einmal im Jahr an Weihnachten reicht mir...Paddy...danke, dass du gestern so für mich da warst! Aber...da...es tut mir einfach leid. Ich habe nicht nachgedacht und wenn du das nicht gestoppt hättest...", tief atmete Gina durch, "dann würde ich wahrscheinlich nicht entspannt neben dir liegen sondern komplett aufgelöst und Rotz und Wasser flennen weil...weil es einfach noch nicht geht. Also von 0 auf 100. Also es geht schon und ich würde es wollen, aber es geht noch nicht, dass ich mich danach gut fühle, glaube ich...Es...", stammelte sie und suchte nach einer Reaktion in Michaels Augen.

"Es wäre einfach noch zu früh gewesen.", fasste Michael Ginas Monolog zusammen und lächelte sie verständnisvoll an. Gina nickte nur als Antwort, aber mied nicht den Körperkontakt, sondern legte ihren Kopf auf Michaels Brust.

"Ich kann das völlig verstehen, Gina. Und ich muss sagen...es war glaube ich wirklich gut, dass ich noch sogut wie nüchtern war...weil wäre ich auch ein wenig angeheitert gewesen, dann...ich weiß nicht, ob ich das dann gestoppt hätte, wenn du nichts gesagt hättest. Dafür habe ich das zu sehr genossen.", gab er zu.

"Und ich hätte wahrscheinlich auch nichts gesagt, weil es sich in dem Moment wirklich gut angefühlt hat. Nur hätte ich es im Nachhinein vermutlich bereut...vor allem dann auch noch betrunken gewesen zu sein, vermutlich dann auch noch mit einem Filmriss dazu. Es wäre aber einfach zu schnell gegangen...", redete Gina leise weiter.

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt