116 - Wahrheit

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"Na frag schon, Elisa.", schmunzelte Michael und sah Elisa an, die gerade noch so aussah, als würde sie überlegen, ob sie ihre Frage stellen sollte oder lieber nicht. "Was Schlimmeres als dass ich dir die Frage nicht beantworte passiert nicht."

"Du schimpfst mich nicht?", fragte Elisa unsicher und haderte noch immer damit, ob sie nun fragen sollte oder nicht. "Auch wenn ich was frage, was mich eigentlich nichts angeht?"

"Nein, es gibt doch keinen Grund dafür, Elisa. Und da ich mir denken kann, was du wissen willst, glaube ich auch nicht, dass ich einen Grund zum Schimpfen haben werde. Ich hab dir ja schonmal gesagt, du darfst immer fragen wenn du in deinem Kopf Fragen hast.", versuchte Michael sie zu ermutigen und setzte sich auf ihren Stuhl, sodass nun beide auf Augenhöhe waren. Und schließlich rückte Elisa dann wirklich mit ihrer Frage heraus.

"Du Michi? Hat mein Brief geholfen?", wollte Elisa ganz leise wissen. "Also...also du und die Mama...habt ihr euch schon geküsst?" Zaghaft drehte Elisa ihren Kopf so in Michaels Richtung, dass sie Blickkontakt hatten.

Michael, der schon mit dieser Frage gerechnet hatte, überlegte, wie viel er Elisa vom Kuss mit Gina erzählen sollte und zweifelte kurz, ob es gut war, dass er ihr davon erzählte und ob es nicht besser wäre, wenn Gina das tun würde.
"Dein Brief hat sehr geholfen, Elisa.", antwortete er und konnte sofort das hoffnungsvolle Glänzen in Elisas Augen sehen.

"Also...hast du die Mama jetzt schon geküsst?", fragte sie ungeduldig nach.

"Ja, das hab ich. Und deine Mama, glaube ich, fand die Idee, dass ich sie küsse, gar nicht mal so schlecht.", gab Michael zu und zwinkerte Elisa zu, die ihm immer noch wie versteinert in die Augen sah.

"Und die Mama hat dich dann auch schon geküsst? Also erst du sie, und sie dich dann auch.", fragte sie.

"Ja.", meinte Michael schmunzelnd.

"Echt?"

"Ja, ganz echt.", bestätigte Michael und ehe er sich versah, hatte Elisa ihre Arme um seinen Hals geschlungen und begann an ihn gekuschelt zu weinen.

"Hey, Kleine. Warum weinst du denn?", flüsterte Michael und strich ihr beruhigend über den Rücken. Elisa schluchzte immer wieder leise auf und Michael wusste gerade wirklich nicht, ob sie jetzt gerade aus Freude weinte oder sie die Tatsache, dass er und ihre Mama sich geküsst hatten, nun plötzlich doch schlecht fand.

"Ich...ich...hab...", begann Elisa und brach dann wieder ab, weil sie wieder schluchzen musste. "Ich...hab mir gewünscht...dass...", versuchte sie nochmal anzusetzten, wurde aber von der Kinderzimmertüre unterbrochen, die sich öffnete.

"Hey, wo bleibt ihr denn? Das Essen ist...", meinte Gina, die gerade ins Kinderzimmer gekommen war und blieb wie erstarrt stehen, als sie Elisa in Michaels Armen weinen hörte.
"Elisa? Was ist denn passiert?", fragte sie besorgt an ihre Tochter gerichtet und sah Michael fragend an, der nur mit den Schulter zucken konnte.

Elisa blickte auf, als sie vom Gina angesprochen wurde und wechselte nun zu ihrer Mama, an die sie sich jetzt kuschelte.
"Das...das hab ich mir gewünscht!", bekam Elisa jetzt stockend heraus.

Gina verstand gar nicht, schließlich wusste sie ja nicht von dem voherigen Gespräch zwischen ihrer Tochter und Michael.
"Also weinst du nicht, weil irgendetwas Schlimmes passiert ist oder du traurig bist?", versuchte Gina zu verstehen und Elisa nickte. Langsam beruhigte sie sich wieder und löste sich von ihrer Mama, um wieder zu Michael zu wechseln.

"Ich hab mir das gewünscht. Und in der Schule haben wir ans Christkind einen Brief geschrieben mit unseren Wünschen. Und viele haben sich ganz viele Sachen gewünscht. Und ich nur drei Sachen.", erklärte Elisa.

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt