50 - Streitschlichten

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"Kann ich im Wohnzimmer essen?", fragte Elisa zaghaft, als sie unter dem Tisch hervorkroch.

"Nein, Elisa. Du isst mit uns am Tisch. Wir haben uns zwar gestritten, darüber reden wir zwei nachher noch, du musst aber keine Angst haben. Nicht vor dem Gespräch und auch nicht vor mir. Wenn du nicht bei mir sitzen willst, dann setz dich ans andere Ende des Tisches, aber im Wohnzimmer isst du nicht.", erklärte Gina bestimmt aber dennoch liebevoll.

Nachdem Elisas Blick zu Michael schwiff, der Elisa aufmunternd zunickte, kletterte sie seufzend auf den Stuhl am anderen Ende des Tisches.

Schweigend saßen sie zusammen am Tisch und aßen die Schinkennudeln, Gina und Michael gegenüber und am anderen Tischende saß Elisa und hatte Bruce an ihrer Seite. Der Streit vom Vormittag war deutlich zu spüren und auch Bruce schien zu spüren, dass Elisa jetzt seine Nähe brauchte und wich ihr nicht von der Seite. Immer wieder mal sah Elisa unsicher zu Gina und versuchte ihre Stimmung einzuschätzen.

"Du... Mama?", flüsterte Elisa irgendwann leise nach einem kurzen Räuspern.

"Hm?", antwortete Gina und legte ihre Gabel zurück auf den Teller.

"Es tut mir leid", murmelte Elisa mit Tränen in den Augen. Der Streit mit Mama Gina schien ihr noch immer sehr zuzusetzen, auch wenn sie durch Michael wusste, dass sie keine Angst haben brauchte und auch nichts falsch gemacht hatte.

Gina schüttelte den Kopf und stand auf, um sich neben Elisa zu setzten.
"Maus, dir muss nichts leid tun.", versicherte sie Elisa und strich ihr sanft über die Haare, als sie sah, dass Elisa die Tränen kamen.
"Mir tut es leid, dass ich dich so blöd angemacht hab und dir Vorwürfe gemacht hab. Das war nicht in Ordnung von mir. Komm, wir essen jetzt noch fertig und dann setzen wir uns mit einer Tasse Tee ins Wohnzimmer und reden, ok?"

Zaghaft nickte Elisa und die Drei aßen noch fertig, bevor sich Elisa mit Bruce ins Wohnzimmer verkroch.
Michael half Gina noch beim Abräumen. Still räumten sie den Tisch ab und das Geschirr in die Spülmaschine, bis Gina frustiert die Hände auf den Tisch stützte.

"Das Gespräch, hm?", mutmaßte Michael.

"Mhm. Wir hatten noch nie einen wirklichen Streit, ich hab keine Ahnung was ich sagen soll oder nicht. Ich meine, zu sagen, dass sie alles richtig gemacht hat, kann ich auch nicht. Aber ich will ihr nichts vorwerfen, sie hat an meinen Aussagen schon genug zu knabbern, denk ich. Ich hab das Gefühl ich mach mit ihr zurzeit alles falsch, ich bin so dünn besaitet zurzeit."

"Ach, das wird schon, Gina. Rede einfach offen mit ihr, es bringt ja nichts, wenn du ihr die heile Welt vorspielst. Das verunsichert sie eher und sie zerbricht sich den Kopf darüber, wie es dir wirklich geht. Es ist doch nicht schlimm, wenn du ihr sagst, dass dir das einfach noch zu sehr wehtut, wenn es um Andreas geht und du deshalb öfter mal emotialer reagierst als dir lieb ist."

"Wieso hab ich das Gefühl, du verstehst mich im Moment besser als ich mich selbst?", schmunzelte Gina.

Kurz grinsten sich beide an, bevor Michael sich wieder abwandte und das Teewasser einschaltete.
"Wo habt ihr die Tassen und Teebeutel?" Fragend sah er Gina an, die in Gedanken schon beim Gespräch mit ihrer Tochter war.
"Gina?"

Erschrocken drehte sich Gina um. "Ähm, was?"

"Ich wollte wissen, wo ihr die Tassen und Teebeutel habt. Geh halt schonmal rüber zu Elisa, ich bring euch die Teetassen dann rüber. Das kann man ja nicht mehr mit ansehen. Zerbrich dir nicht den Kopf, Gina."

"Ja...das sollte ich wohl. Die Tassen sind da rechts im Schrank und die Teebeutel sind gleich daneben. Ich hab Angst, dass mir Elisa nicht verzeiht. So niedergeschlagen war Elisa glaub ich noch nie wegen mir." Mit traurigen Augen sah Gina Michael an, der daraufhin ein paar Schritte in Ginas Richtung machte und nun direkt vor ihr stand.

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt