86 - Starke Schulter

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"Danke!", warf Gina in den Raum und lehnte sich zurück, in der Hoffnung, nach diesem aufreibenden Start in den Tag ein wenig entspannen zu können.

"Gerne! Wofür?", wollte Michael wissen, der es Gina gleich tat und sich auch nach hinten lehnte. Beide saßen mit ein wenig Abstand nebeneinander.

"Danke, dass du da bist. Dass du so geduldig und liebevoll mit Elisa umgehst, dass du mich letzte Nacht dann doch noch von meinen Alpträumen befreien konntest und auf mich aufgepasst hast, dass du immer die richtigen Worte findest, dass du dieses Mal nicht aus der Situation geflohen bist auch wenn du es wolltest, dass du mir Zeit gibst, dass du uns deine Zeit schenkst, dass du uns zuhörst, dass du Elisa ihre Angst genommen hast...such dir was aus.",

Als Antwort legte Michael nur seinen Arm um Gina und zog sie sanft zu sich. Nach ein paar Sekunden ließ sich Gina fallen und lehnte sich an seine Schulter.
"Ich nehme einfach alles davon, wenn das auch geht.", scherzte er, wurde dann aber wieder ernst. "Ich sage es immer wieder, das ist für mich selbstverständlich und ich bin gerne für euch da, weil ich euch beide sehr gerne habe."

"Weißt du...", begann Gina, "wenn ich von außen auf die Sitation schaue, dann würde ich mir in den Arsch treten und mich anschreien, verdammt noch mal nicht mehr in der Vergangenheit zu leben, sondern neu anzufangen. Aber... ich kann es gerade noch nicht. Und es ärgert mich unfassbar. Das kann doch auch für dich nicht leicht sein."

"Glaub mir, das ist es auch nicht. Aber das ist es mir wert. Du bekommst die Zeit, die du brauchst und bitte nimm dir die Zeit. Und ich muss sagen, nur dich im Arm halten zu dürfen bedeutet mir schon viel. Ich hatte eh nicht vor, mich nach der Trennung gleich in die nächste Beziehung zu stürzen...weiß du, mein Kopf wird auch manchmal laut und sagt, das ist nicht in Ordnung, Gefühle für eine andere Frau zu haben, so kurz nachdem ich mich von Jule getrennt habe. Vielleicht tut es uns beiden ganz gut, einfach auf unser Bauchgefühl zu hören. Und das Bauchgefühl ist sehr positiv. Diese....naja Kennenlernphase finde ich eigentlich ganz sinnvoll... ich meine, du bist nicht alleine sondern zu dir gehört ein Kind. Da muss man sich sicher sein. So ein Teenager-Verliebtsein und nach einer Woche kennenlernen zusammenkommen...dafür bin ich eh nicht der Typ...naja nicht mehr."

"Was heißt da nicht mehr?", hakte Gina nach und schmunzelte.

"Ich war früher sehr schnell und oft verliebt, aber es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, was verliebt sein bedeutet und was es bedeutet, jemanden zu lieben.", erklärte Michael.

"Du hörst dich gerade an wie ein alter, weiser Mann mit 100 Jahren Lebenserfahrung.", lachte Gina. "Aber ich verstehe, was du meinst. Es ist nicht dasselbe"

"War das vorhin okey für dich, dass ich uns...eigentlich vor Elisa mehr oder weniger geoutet habe? Obwohl wir das nicht abgesprochen haben? Ich...also sie hat mich, als du noch geschlafen hast, schon einige Fragen gefragt. Ganz ehrlich, ich fände es falsch, vor ihr so zu tun als wäre nichts. Ich will das genießen und nicht meine Gefühle vor ihr abstellen müssen. Mir ist es wichtig, dass sie weiß, dass sie dazu gehört und ich will ihr nicht das Gefühl geben, dass sie jetzt außen vor ist."

"Alles gut! Du hast es ihr wirklich gut erklärt, besser hätte ich es nicht machen können. Darüber habe ich mir gestern schon den Kopf zerbrochen, wie ich ihr das erklären soll, weil sie ja eh merkt, dass wir irgendwie...naja nicht nur Bekannte sind. Das kam zwar unerwartet, aber jetzt kann ich dahinter auch einen Haken setzen.", beruhigte Gina ihn.

"Ich bin froh, dass sich Elisa so schnell wieder beruhigt hat. Ich hatte echt Angst, das richtet sich jetzt gegen mich. Also dass ich schuld daran bin und irgendetwas falsch gemacht habe. Ich war zwar der Grund, aber ich war nicht schuld, dass sie geweint hat. Das mit meinem Spitznamen...jetzt im Nachhinein ist das so klar, aber mir ist es nie aufgefallen."

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt