31 - Telefonat mit Paddy

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Dreimal läutete es, bis am anderen anderen Ende jemand zu hören war.

"Ja? Paddy hier. Gina, was gibts? Ist alles gut bei euch?", hörte man die leicht gestresste Stimme von Michael durchs Handy. Elisa hatte den Anruf auf 'laut' gestellt, damit auch Gina mithören konnte.

Unsicher blickte Elisa zu Gina, die ihr aufmunternd zunickte.
"Hi, hier ist Elisa.", antwortete sie schüchtern. Verständlich, schließlich hatte sie mit ihren sechs Jahren erst selten telefoniert und wenn, dann war es mit ihrem Papa Andreas oder mit ihren Großeltern.

"Oh, hallo Elisa! Na, wie gehts dir?", fragte Michael und man merkte, wie sich seine Stimme entspannte.

"Mir gehts wieder gut. Ich bin wieder fit. Und ich war auch ganz tapfer hat der Arzt gesagt!", erzählte Elisa ihm stolz.

"Das freut mich aber! Da hast du deine Mama ganz schön erschrocken, hm? Warte mal kurz, ich geh kurz in einen anderen Raum, dann können wir in Ruhe weiterreden." Ein leichtes Knacken und fremde Stimmen waren im Hintergrund zu hören, anschließend das Schließen einer Tür, bevor sich Michael wieder meldete.
"So, jetzt können wir weiterquatschen, Elisa. Was gibt's denn Dringendes, dass du mich anrufst? Also nicht, dass ich mich nicht freue, aber ich hab nicht damit gerechnet, dass du anrufst."

"Also...ähm...", stammelte Elisa.

"So schlimm? Elisa, du brauchst keine Angst zu haben, frag einfach was du fragen willst.", ermunterte sie Michael.

"Also...ich wollte wissen, wie das mit Bruce ist. Weil ich vermisse ihn und...da wollte ich wissen, ob du mit ihm dann mal vorbeikommst. Oder...ob ich ihn nie mehr sehen darf."

"Elisa, nein, natürlich darfst du Bruce wiedersehen! Ihr zwei seid doch jetzt beste Freunde. Da wäre Bruce glaub ich sehr böse auf mich, wenn ich ihn nicht mehr zu dir lasse. Warum denkst du denn sowas?"

"Naja...weil du wohnst ja weiter weg und bist viel weg...und kennst uns nicht lange...und dann, naja, ich hatte einfach Angst, dass du einfach wieder gehst.", gestand ihm Elisa.

"Hmm...ja das verstehe ich, Elisa. Das stimmt schon, dass ich oft in anderen Städten bin. Und ich kann wahrscheinlich auch nicht oft spontan mit Bruce vorbeikommen... Aber ich verspreche dir jetzt mal was: Peter ist ja einer meiner besten Freunde. Und wenn man befreundet ist, dann sieht man sich auch öfters und besucht sich. Das ist ja bei deinen Freunden in der Schule bestimmt auch so. Deshalb bin ich ja auch öfter mal in Garmisch, wenn ich ein paar Tage frei habe. Und da habe ich immer Bruce mit dabei. Das heißt, jedes Mal wenn ich beim Peter bin, kannst du Bruce auf jeden Fall sehen und mit ihm spielen, Elisa. Ich kann dir nicht versprechen, dass das dann jedes Monat oder alle zwei Wochen ist, aber du darfst uns auf jeden Fall jederzeit mit deiner Mama besuchen, wenn wir hier in der Gegend sind oder wir gehen dann mal mit deiner Mama und dem Peter zusammen eine Runde Gassi mit Bruce. Hilft dir das, Elisa?"

"Jaa! Das ist toll!", freute sie sich. "Und darf ich dich auch mal anrufen, wenn du länger weg bist?"

"Na klar! Wir können auch mal einen Videoanruf machen, dann hole ich Bruce dazu, dann kannst du Bruce zumindest durch das Handy sehen. Ist das eine gute Idee?"

"Mhm, das ich toll! Du Michi? Kommst du dann heute noch bei Mama und mir vorbei?"

"Das hätte ich eigentlich geplant gehabt, Elisa. Mich haben jetzt aber spontan zwei Freunde besucht, die mit mir zusammen in der Band spielen und wir haben ein bisschen geübt für die Konzerte, die wir nächstes Jahr spielen. Weißt du, ich hab nämlich neue Lieder geschrieben. Aber ich würde gegen Abend bei euch vorbeischauen, die Frage ist nur, ob ich dann ins Krankenhaus kommen soll oder ob ihr dann schon zuhause seid... Könntest du da mal deine Mama fragen, Elisa?"

"Die Mama hört eh schon zu, Michi.", lachte Elisa, die nun viel besser gelaunt war als zuvor.

"Hey Paddy", begrüßte ihn nun Gina.

"Hey Gina! Alles gut soweit?", fragte Michael nach.

"Naja es geht. Der Schreck steckt mir schon noch in den Knochen, aber es wird langsam wieder. Das Wichtigste ist, dass es Elisa gut geht und nichts Schlimmeres passiert ist. Sie hätte sich das Genick brechen können..."

"Da hatte sie echt einen Schutzengel...", antwortete Michael und biss sich sofort auf die Zunge. Sein Mund war mal wieder schneller als sein Gehirn gewesen. Er wusste ja über den Tod von Ginas Mann Bescheid und der Satz gerade eben wirkte wie eine Anspielung darauf.

"Mhm, da hat ihr Papa auf sie aufgepasst", flüsterte nun Gina. Genau dieser Gedanke war ihr auch in den Sinn gekommen, als sie den ersten Schreck überwunden hatte und darüber nachgedacht hatre, was noch alles hätte passieren können.
"Ähm...aber zurück zu deiner Frage. Also in einer Stunde kommt der Arzt noch einmal und schaut sich Elisa nochmal an. Dann wir entschieden, ob wir heim dürfen oder die Nacht noch im Krankenhaus bleiben müssen. Ich würd dich kurz anrufen, sobald wir Bescheid wissen ok?"

"Ja, klar! Das wäre super, ich hab ja versprochen, dass ich euch besuche, das Versprechen halte ich auch. Wenn ihr schon wieder heim dürft...darf ich bei euch zuhause mit Bruce vorbeikommen? Ich will mich nicht selbst einladen oder aufdrängen, bitte versteh mich nicht falsch, Gina. Aber Elisa würde sich freuen, denke ich. Wenn du das heute nicht mehr willst, dann sags mir einfach, das könnte ich wirklich verstehen."

"Ja, du musst zu uns kommen, Michi! Mit Bruce! Bitteee!", schrie nun Elisa zwischenrein.

"Elisa, das musst du schon mich entscheiden lassen.", funkte nun Gina dazwischen.
Michael konnte sich ein Grinsen nicht  verkneifen.

"Also, Paddy. Wenn wir schon wieder heim dürfen kannst du natürlich mit Bruce vorbeikommen, vielleicht nur nicht ganz so lange, damit Elisa heute früh ins Bett kann und die Ruhe bekommt, die sie noch braucht, auch wenn es ihr schon wieder recht gut geht."

"Das ist eh klar, Gina. Danke, dass wir vorbeischauen dürfen! Wenn du dann willst, dass wir gehen, sag es mir bitte einfach. Das ist auch nicht unhöflich oder so, ich weiß ja was der Grund dafür ist."

Gina lachte auf. Nein, das würde sie sicherlich nicht tun. Das war nicht ihre Art, auch wenn sie schon auch sehr direkt und geradeaus sein konnte.
"Das machen wird dann einfach spontan, in Ordnung? Aber dich einfach so rausschmeißen...das bin nicht ich."

Kurz sprach Michael noch mit Elisa, die dann aber irgendwann lieber ihr Elsa Heft weiterlas und Gina mit ihm noch telefonieren ließ. Michael entschuldigte sich beiläufig bei Gina, noch nicht auf die Sprachnachricht reagiert zu haben und so erzählte ihm Gina kurz, was Elisa darin zu erzählen hatte. Beide hatten die Zeit völlig aus dem Blick verloren, als plötzlich die Visite an der Tür des Krankenzimmers stand und sich Elisa und Gina von Michael verabschieden mussten.

Hey hey😊, ich hoffe, ihr hattet schöne Weihnachten!🎄🎁
Ich wünsch euch noch eine schöne und ruhige Restweihnachtszeit mit euren Lieben :)

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt