16 - Wieder aufgetaucht

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"Peter! Alles ok? Was ist passiert? Du hast 5 mal angerufen." Man konnte einen deutlich gestressten und abgehetzten Paddy durchs Handy hören.

"Das könnte ich dich fragen! Was ist verdammt noch mal los mit dir?! Du meldest dich nicht, reagierst nicht, was ist bei dir los?" Peter konnte man deutlich anmerken wie genervt er war. Aber auch die Sorge, dass irgendetwas passiert war, spiegelte sich in Peters Worten wieder.

"Hör zu...sorry, dass ich gerade einmal nicht am Handy war, ich war duschen. Es war viel los in den letzten Wochen, ähm...Peter, können wir wann anders mal telefonieren, ich muss gleich los zu einem Termin."

"Nein, du ziehst dich jetzt nicht einfach so aus der Affäre! Kumpel, ich mach mir Sorgen! Bei Gina meldest du dich auch nicht, obwohl zu es versprochen hast, so kenn ich dich gar nicht. Gina sitzt gerade neben mir, kannst dir mal kurz drüber Gedanken machen, wie blöd das für sie ist?"

"Gina? Ach, ich Depp! Das tut mit leid, das hab ich komplett vergessen...ich wollte mich melden..."

"Genau Paddy, du wolltest. Hast du aber nicht. Ziemlich scheiße so ein Verhalten, so bist du ja sonst nicht."

"Ich weiß, ich weiß... Gib mir mal Gina kurz, bitte. Also vorausgesetzt sie will noch mit mir reden."

Peter gab Gina das Handy.
"Ich hab Michael am Telefon. Er will dich sprechen."

Gina zögerte zunächst. Sollte und wollte sie wirklich Michaels Wunsch nachkommen? Sollte sie das tun nur weil er jetzt auch mal Zeit hatte und nun mit dem Finger schnipste? Gina sah wieder zu Peter, der die Augenbrauen hob als wolle er sagen, jetzt nimm endlich das Handy.

"Hi, Gina hier", antwortete sie mit kühler und monotoner Stimme. Zu leicht wollte sie es ihm auch nicht machen, sie war immer noch angefressen von seiner 'Ich melde mich und ich Wirklichkeit melde ich mich doch nicht'- Tour.

"Puh, ich dachte schon, du würdest nicht mehr mit mir reden wollen! Danke, Gina. Hör zu, ich muss gleich weiter zu nem Interview. Die letzten Wochen waren bei mir echt heftig. Keine Ahnug, ob ich da drüber reden will oder nicht. Aber zurück zu dir: Ja, dein Verhalten hat mich irritiert und überrascht, aber ich war und bin dir nicht böse ok? Du wirst deine Gründe haben, warum du so reagiert hast. Hör zu. Ich möchte das gerne klären mit dir, wenn dir das am Herzen liegt, aber lass uns das bitte nicht über Email oder so machen, über so etwas redet man persönlich. Ich hab nächste Woche 2 Tage frei, ich fahr dann zum Peter, und wenn du mit mir reden willst, komm ich zu euch oder wir treffen uns halt irgendwo. Ich hab Bruce auch dabei, bring Elisa mit, die freut sich sicher. Nochmal, es tut mir echt echt leid. Ich bin so eigentlich nicht. Aber...ach egal. Auf jeden Fall würd ich mich freuen euch wieder zu sehen. Und mach dir keine Gedanken, ich bin nicht sauer. Ich verstehe aber wenn du sauer bist, wenn..."
Michael redete wie ein Wasserfall. Man konnte seine Unsicherheit deutlich in seiner Stimme hören.

"Stopp, Michael, atmen. Also: Wenn du eh da bist, dann komm bei uns vorbei, Elisa vermisst Bruce jeden Tag. Und wir können uns unterhalten. Ich fands echt kacke von dir, jeden Tag hab ich gewartet, dass du endlich schreibst. Peter hat mir ja deine Nummer nicht gegeben. Aber vielleicht sind wir dann jetzt ja quitt. Hör zu, schau einfach bei uns vorbei wenn du magst, der Peter kennt die Addresse. Aber, Michael, fühl dich nicht verpflichtet, ich erwarte das nicht von dir. Oder sollte ich lieber Paddy sagen, hm?"

Gina musste ihn einfach bremsen. Natürlich war sie entäuscht und auch irgendwo verärgert darüber, dass er sich erst wochenlang nicht gemeldet hatte und jetzt plötzlich wieder ankam. Aber sie hatte sich ja auch ein paar Dinge geleistet. Dass er Bruce dabei hatte, freute sie auch, da Elisa ihn wirklich sehr vermisste. Aber diese kleine Anspielung am Schluss konnte sie sich nicht verkneifen.

"Oke, perfekt, danke danke danke Gina. Ich freu mich echt euch wieder zu sehen und Bruce freut sich sicher auch. Wir...wir müssen da drüber reden. Nenn mich wie du willst, wenn wir uns das nächste Mal sehen, erzähl ich dir, wer ich bin und was es mit dem Spitznamen auf sich hat, ok? Ich meld mich, diesmal wirklich. Ich muss jetzt los, tut mir leid!"

Gina verabschiedete sich noch kurz, bevor Michael auflegte. Kopfschüttelnd gab Gina Peter das Handy zurück.

"Er kommt zu mir?", fragte er bei Gina nach. Er war sich nicht sicher, ob er das beim Mithören richtig verstanden hatte.

"Ja, er hat gesagt, er habe 2 freie Tage, da kommt er zu dir."

"Komisch..." Peter runzelte die Stirn und wirkte nachdenklich.

"Warum?" Gina konnte sich keinen Reim daraus machen was so ungewöhnlich daran war.

"Keine Ahnung. Irgendwas stimmt nicht bei ihm aber das bekomm ich schon noch raus. Normal kommt er nie nur für so kurz vorbei. Das ist zusätzlicher Stress, zwischen Terminen dann auch noch hin und her zu fahren und nur eine Nacht da zu bleiben."

Wenig später verabschiedete sich Peter wieder, sein Musikgeschäft öffnete bald und er musste als Besitzer und einziger Verkäufer schließlich pünktlich da sein.
Elisa tobte nach den Hausaufgaben im Garten herum und lies sich trotz des Novemberregens die Laune nicht vermiesen. Gina hingegen machte es sich mit einer warmen Tasse Tee auf dem Sofa bequem und beobachtete ihre spielende Tochter vom warmen Wohnzimmer aus. Ihre Gedanken drehten sich um das Telefonat mit Michael. Müde hörte er sich an, irgendwie ziemlich gehetzt, wenn nicht sogar fix und fertig. Warum machte sie sich so viele Gedanken um diesen Mann? Obwohl sie eigentlich sauer war, überwiegte die Sorge um ihn, um einen Mann, den sie zwei Mal in ihrem Leben gretoffen hatte.... Sehr erwachsen, Gina, dachte sie sich.

"Na, genug ausgetobt?", fragte sie Elisa, die nach beinahe einer Stunde im Garten klitschnass das Wohnzimmer betrat.

"Jaa Mama, aber jetzt brauch ich eine warme Badewanne! Soll ich die Jacke und die Hose hier liegen lassen? Weil sonst mach ich alles nass, wenn ich jetzt durch die Wohnung laufe, glaub ich."

Gina nickte, stand auf und half ihrer kleinen Tochter aus den Regenklamotten.
"Du schlaue Maus, du! Leg die Hose einfach hier auf den Boden auf das Handtuch, das passt dann schon. Du kannst schonmal Wasser in die Wanne lassen, aber noch nicht reinsteigen, nicht wenn ich nicht dabei bin, ok? Ich will ja nicht, dass du ertrinkst! Such dir schonmal ein Schaumbad aus, das du magst, ich räum das hier schnell weg, dann komm ich ins Bad."

Ein paar Minuten später war Elisa schon in der Badewanne und spielte Tauchen mit dem Tauchring, die sie nach dem erfolgreichen Abschließen des Kinderschwimmkurses vor ein paar Monaten bekommen hatte. Gina hatte, auch wenn Elisa jetzt offiziell schwimmen konnte, immer ein wachsames Auge auf ihre Tochter. Immer wieder schaute sie nach Elisa, während sie selbst die Zeit nutzte, um im Bad ein paar Kleidungsstüücke zusammenzulegen.

"Du Elisa, ich hab dir doch erzählt, dass Bruce vielleicht mal vorbeischaut, wenn Michael wieder bei uns in den Bergen ist" begann Gina.

"Ja! Und? Erzähl! Wann kommen der Michael und der Bruce zu uns?" Elisa war total euphorisch und freute sich wahnsinnig, Bruce vielleicht wiedersehen zu können.

"Langsam, langsam. Also erstmal hab ich mit Michael telefoniert, der hat gesagt, er meldet sich und dann machen wir vielleicht was aus und er kommt mit Bruce vorbei. Aber das ist noch nicht versprochen ok?"

"Mhm, ok Mama. Aber weißt du, ich vermisse die beiden echt ganz doll, drum musst du wirklich alles tun, damit sie zu und kommen...bitte!"

"Versprochen. Aber weißt du, der Michael ist viel unterwegs, da weiß ich nicht, ob und wann er Zeit hat ok? Aber wenn er sich bei mir meldet, dann sag ich dir Bescheid."

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt