40 - Abschied für immer?

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"Hört sich nicht gerade gut an, wenn du mich fragst.", murmelte Michael und schaute in Ginas besorgtes Gesicht.

"Hört sich nicht nur nicht gut an, das ist eine absolute Katastrophe, die mir die Existenz kosten kann, Paddy. Aber, egal...ich kann da mit dir nicht drüber sprechen, ich konnte kaum meinen Eltern erzählen, dass... Wollen wir mal nach Elisa schauen?", lenkte sie ab.

Missmutig nickte Michael. Nicht, dass er so neugierig wäre, dass er jetzt unbedingt rausfinden wollte, welche Bedeutung der 1.12 hatte. Er machte sich einfach Sorgen um Gina. Aber warum? Eigentlich konnte sie ihm doch eigentlich egal sein, oder? Er könnte von heute auf gleich wieder aus ihrem Leben verschwinden und kein Hahn würde danach krähen. Vielleicht die erste Zeit, aber irgendwann hatte sie ihn sicher wieder vergessen. Aber Elisa...sie war ihm wirklich ans Herz gewachsen. Das kleine, aufgeweckte Mädchen, das mehr mit ihm gemeinsam hatte als er gedacht hätte. Sie würde todtraurig sein, wenn sie Bruce nicht mehr sehen konnte. Hatte er sich unterbewusst auch deshalb dafür entschieden, in der Nähe von Peter wohnen zu bleiben? Und was beschäftigte Gina so? Schnell schüttelte er den Kopf. Nein, er konnte sich nicht immer über jeden und alles den Kopf zerbrechen. Jetzt, nach der Trennung, stand erst einmal sein eigenes Wohlbefinden an erster Stelle.

"Kommst du mit?", fragte Gina nach, als sie gerade dabei war, aus der Küche zu gehen. "Ich glaube Bruce und Elisa haben sich wieder ins Wohnzimmer geschlichen."

"Ja, klar!", antwortete Michael und ging Gina nach, die gerade ins Wohnzimmer einbog.

Michael war immer noch in Gedanken, als er hinter Gina durch die Wohnzimmertür laufen wollte und so bekam er nicht mit, dass Gina plötzlich abrupt stoppte. Wie es kommen musste, lief er in sie rein und konne Gina gerade noch vorm Umfallen halten, indem er geistesgegenwärtig den Arm von hinten um ihre Tailie lehte und sie wieder nach hinten zog, damit sie wieder sicher stand.

"Fuck, sorry, Gina! Hab ich dir wehgetan?", stieß Michael peinlich berührt aus. Es war ihm mehr als unangenehm, sie fast umgerannt zu haben und noch mehr, sie so berührt zu haben, da er ja wusste, dass Gina damit seit dem Tod von Andreas Probleme hatte.
Gina ging es nicht anders. Komplett rot im Gesicht drehte sie sich nun zu Michael um und murmelte nur ein kurzes "Alles gut!", bevor sie sie um die Ecke bog und sich zu ihrer Tochter aufs Sofa setzte, die dort lag und Bruce streichelte, der brav am Teppich liegen geblieben war.

"Mama schau mal! Bruce liegt, ich ruhe mich auch aus und er ist soo brav!", plapperte Elisa vor sich hin. "Magst du Bruce auch mal streicheln? Der ist so kuschelig warm!", schwärmte die Kleine über Michaels Hund.

"Vielleicht später, Maus!", antwortete ihr Gina.
"Michael? Willst du hier stehen bleiben oder dich zu uns setzten?", richtete sie sich nun an Michael und lud ihn mit einer einladenden Geste ein, sich auch auf das Sofa zu setzten, was Michael auch tat, glücklich darüber, dass Gina die Situation von gerade eben schon wieder abgehakt hatte.

Als er sich setzte, hob Bruce den Kopf und stand danach auf, um sich von seinem Herrchen ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Michael sah entschuldigend zu Elisa, die leicht bedröppelt dreinsah und sich an Mama Gina kuschelte. Während Michael jetzt seinen Hund kraulte, der wie immer seinen Kopf in Michaels Hände gelegt hatte, erklärte Gina ihrer Tochter Elisa, dass sie morgen noch nicht in die Schule durfte und dann den Tag bei Oma und Opa verbringen durfte.

"Aber ich will doch so gerne in die Schule gehen Mama!", quengelte Elisa. "Du Michi? Was sagst du dazu  dass ich nicht in die Schule darf?", wollte sie nun vom Michael wissen der leicht überrascht aufsah und sich das Lachen verkneifen musste, als er in Ginas genervtes Gesicht sah.

"Wenn das der Arzt so gesagt hat, dann muss man sich daran halten, Elisa. Das ist schön, wenn du so gerne in die Schule gehst, aber morgen musst du dich nochmal schonen, wenn das die Mama so sagt. In zwei Tagen darfst du ja wieder hin.", versuchte Michael pragmatisch zu antworten.

"Ok, dann bleib ich morgen noch daheim. Aber darf ich dann ein paar Disneyfilme schauen bei Oma und Opa?", fragte sie Gina.

"Von mir aus einen wenn es Oma und Opa erlauben, aber nicht mehr ok?"

Elisa nickte nur kurz und ging nun zu Michael übe, setzte sich neben ihn und tippte ihn am Arm an. "Michi? Darf ich Bruce jetzt wieder haben?"

Michael musste lachen und gab Bruce zu verstehen, sich wieder neben Elisa zu legen.
Noch eine gute halbe Stunde lang redete er mit Gina über seine Songs und Musik bevor er langsam wieder zurück nach Garmisch wollte. Mit Peter hatte er ausgemacht, dass er ihn um halb 12 abholen würde, was bald war.

"Du Gina ich pack es jetzt langsam, der Peter holt mich gleich. Ich meld mich wenn ich mal wieder in Garmisch bin, ich hab zwar eigentlich noch Urlaub, muss aber ja wie erwähnt noch ein paar mal nach München und dann noch mit dem Management ein paar Dinge klären. Wenn irgendwas ist, schreib einfach ok? Und danke, dass ich hier bleiben durfte!"

Nachdem er sich auch von Elisa verabschiedet hatte, die noch ein paar mal über Bruce's Fell strich, sand er auf und holte seine Jacke aus der Küche. Wieder im Flur verabschiedete sich Elisa lächelnd mit einem Winken von ihm und ging die Treppe hinauf in ihr Kinderzimmer.

"Eigentlich wollte ich ja fragen, ob du noch zum Mittagessen da bleiben möchtest...."

"Ein anderes Mal, Gina, in Ordnung? Ich geh dann mal..."

"Ich bring dich und Bruce noch zur Tür.", murmelte Gina und ging voraus in Richtung Haustüre.

"Ja dann...Tschüss, Paddy." Unsicher ob wie ihn umarmen oder ihm die Hand geben sollte, hob sie nur kurz die Hand. Bruce tapste nun ein paar Schritte zu ihr hin und blieb dann stehen, offensichtlich wartete er darauf auch von Gina noch kurz gekrault zu werden.

"Er tut dir nichts", erinnerte Michael sie, der bemerkte, dass sie zögerte.

Vorsichtig streckte Gina die Hand in Richtung Hundekopf aus und strich zaghaft über das Fell bevor sie die Hand wieder zurückzog. Auch wenn es nicht danach aussah, aber selbst das war ein riesiger Erfolg für sie!

Zögernd standen sich Michael und Gina sekundenlang gehenüber und sahen sich an. Schließlich ging Michael einen Schritt auf sie zu und breitete die Arme aus, in der Hoffnung, dass Gina ihn umarmen wüde. Gina verstand und legte ihre Arme um Michaels Rücken.

Länger als nötig standen sie so da bis sich Gina räusperte.
"Ist das jetzt der Abschied?", flüsterte sie.

An ihren Haaren spürte sie Michaels Kopfschütteln.
"Nein, Gina! Denk gar nicht daran. Ruf mich an, schreib mir, jederzeit. Ich schau, wann ich wieder in Garmisch bin und melde mich dann. Ich hau doch jetzt nicht einfach so aus euerem Leben ab."

Langsam lösten sie die Umarmung und nur kurz später kam auch schon Peter in die Hofeinfahrt gefahren.

"Ich muss, Gina. Kein Abschied für immer, versprochen.", versicherte er ihr noch einmal bevor er mit Bruce aus der Haustür ging und Peter begrüßte.

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt