Have faith in the dark - MPK

65 - How to survive bayrisch

"Das hört sich gar nicht gut an wie du das so erzählst. Das heißt irgendwann wurde dir das alles zu viel und du konntest nicht mehr? Bist du dann ins Kloster gegangen? Du hast doch erzählt, dass du mal im Kloster warst.", fragte Gina nach.

"Das war erst später dann. Aber mit deiner Vermutung hast du Recht. Aber darüber erzähle ich dir mal, wenn wir uns wieder sehen. Das finde sollte man nicht einfach so mal schnell am Handy erzählen.", antwortete Michael und verschob das Thema auf später.

"Alles gut, du kannst das ja mal ansprechen, wenns passt. Aber es pressiert ja nicht. Warte mal kurz, ich lass nur schnell Elisa wieder rein, die war im Garten."
Gina legte das Handy aufs Sofa und ließ ihre Tochter wieder rein, die von Kopf bis Fuß voll Schnee war und mit roten Backen übers ganze Gesicht strahlte.

"Mama, der Schnee ist so schön! Ich glaube, wir können bald Skifahren gehen oder? Vielleicht schon am Wochenende?", begann sie begeistert zu erzählen und wollte gerade ins Haus spazieren, als Gina sie aufhielt.

"Stopp Elisa, du trägst mit ja Kiloweise Schnee ins Haus! Spring mal vor der Türe noch ein paar Mal auf der Stelle, damit der Schnee runter geht. Sonst schwimmt der Flur in ein paar Minuten."

Elisa nickte und versuchte den Schnee, der an der Jacke und an der Hose klebte, herunterzubekommen.
"Passt das jetzt so, Mama?", fragte sie. "Ich leg die Jacke und die Schneehose eh hier hin und hole mir oben dann was Warmes zum Amziehen. Ich hab es sogar geschafft, meine Haare diesmal nicht nass zu bekommen, weil ich sie in die Mütze reingetan habe!", erzählte sie Gina und deutete auf eine Plastikbox im Flur, in der sie immer die nassen Schneesachen legte, bevor sie Gina dann aufhing.

"Super! Dann musst du sie nicht föhnen. Zieh dir was Warmes und Kuscheliges an, ich telefoniere gerade mit Michael, wenn du magst, kannst du ja auch noch mit ihm reden."

"Ja! Auf jeden Fall! Sag ihm ich bin gleich da und er soll nicht auflegen!", schrie Elisa während wie die Treppe hoch rannte.

Schmunzelnd begab sich Gina wieder ims Wohnzimmer und nahm ihr Handy wieder in die Hand.
"So, ich bin wieder da. Elsia will gleich auch noch mit dir reden, wenn das für sich in Ordnung geht.", erklärte sie Michael.

"Ja klar, ich freue mich! Aber Gina...eines musst du mir jetzt schon erklären: Was heißt den pressiert? Das Wort habe ich noch nie gehört! Und jetzt lebe ich schon lange in Bayern."

Gina musste loslachen. Für einen kurzen Moment hatte sie wohl vergessen, dass Michael kein oder nur wenig bayrisch verstand.
"Pressieren heißt eilen. Also es pressiert nicht bedeutet, dass es nicht eilt, sondern Zeit hat.", erklärte sie ihm.

"Achso, ja gut, das macht Sinn. Ich dacht jetzt, das ist so etwas ähnliches wie rentieren, also dass es sich nicht lohnt. Deshalb war ich gerade ein bisschen verwirrt.", meinte Michael und schmunzelte. Jetzt lebte er schon seit mittlerweile über 10 Jahren in Bayern, aber wirklich verstehen konne er es immer noch nicht.
"Ich kann ja viele Sprachen, aber ich glaube euer Bayrisch werde ich nie beherrschen, geschweige denn verstehen. Redest du eigentlich sonst immer bayrisch? Weil im deinem Hochdeutsch hörte ich fast nie den bayrischen Einschlag raus und wenn dann nur ganz leicht. Das was du sprichst, ist so das typische Münchnerisch. Bei Elisa hört man ja den Dialekt finde ich ziemlich stark, obwohl sie wirklich gut hochdeutsch spricht.", lobte Michael.

"Naja, ich war ja auch ungefähr fünf Jahre in München.", sagte Gina und musste schmunzeln. "Also ichbwürde schon sagen, dass ich mit Elisa alleim oder mit meinen Eltern oder Peter ein starkes Bayrisch rede. Aber im gegensatz zum Nordbayrischen versteht man unser süddeutsches Bayrisch besser, wenn man nur Hochdeutsch redet. Außer man ist jetzt in unserer Region Landwirt, die haben dann immer noch einen sehr starken, regionalen Dialekt mit drin. Aber ich würde sagen ich spreche schon bayrisch mit der Familie, aber ein Bayrisch, dass man gut versteht. Wenn du da bist, versuche ich ein eher gemäßigtes Bayrisch zu sprechen, da sind dann aber trotzdem so einzelne bayrische Wörter drin."