73 - Samstagnachmittag

228 20 14
                                    

"Mama! Schau mal, ich hab dem Michi einen Zopf gemacht!", schrie Elisa schon in Richtung Küche, als sie noch nicht einmal ganz die Treppe herunter gegangen war und zog Michael hinter sich her.

"Hast du gut gemacht, Elisa!", lachte Peter und klatschte mit Elisa ab, als Michael vor dem Küchentisch stand und sich von allen Anwesenden neugierig beäugen ließ.

"Schaut gut aus! Vor allem der pinke Haargummi.", lobte Gina und strich Elisa über den Kopf. Auch sie war amüsiert von Michaels Frisur und musste schmunzeln, als sie Rosis geschockten Blick sah, der nichts gutes verhieß.

"Dunkelrosa, Mama!", verbesserte Elisa.

"Was?", fragte Gina verwirrt nach.

"Dunkelrosa. Der Haargummi ist dunkelrosa, nicht pink. Das habe ich dem Michi auch schon erklärt.", antwortete die 6-jährige. Gina nickte nur schmunzelnd.

"Elisa! Hast du den Michael überhaupt gefragt, ob das für ihn in Ordnung ist, wenn du ihm die Haare machst? Du kannst nicht einfach anderen Leuten die Haare frisieren!", schimpfte Rosi.

"Frau Bauer...äh Rosi, es ist alles gut. Elisa hat mich ja vorher gefragt und ich habe es ihr erlaubt.", beschwichtigte Michael.

"Hast du das Elisa?", ging Rosi nochmals auf Nummer sicher und sah Elisa prüfend an.

"Jahaa hab ich Oma! Ich weiß, dass manche Menschen dss nicht mögen, wenn man mit ihren Haaren spielt und hab den Michi gefragt."
Elisa blickte kurz auf zu Michael, der dann noch einmal bestätigend nickte.

"Ja wenn das so ist, dann ist es ja in Ordnung. Aber nicht, dass du wieder auf die Idee kommst, mir mit deinen Filzstiften die Haare zu färben, Elisa.", meinte Rosi und brachte alle Anwesenden damit zum Lachen.

"Ach Mama, da war Elisa doch noch viel kleiner! Sie weiß mittlerweile, was sich gehört und was nicht.", entgegnete Gina und bekam von Elisa ein bestätigendes Nicken.

"Können wir jetzt endlich essen?", jammerte Elisa.

Rosi holte die große Pfanne Nudeln und stellte sie in die Mitte, damit sich jeder am Tisch so viel nehmen konnte wie er essen wollte.

Wie selbstverständlich sprang Elisa nochmal von ihrem Stuhl auf und lief zum Regal, wo sie nach einem Würfel griff und dann wieder zurück kam.
"Das ist unser Gebetswürfel, wenn nämlich am Wochenende Oma und Opa bei uns sind, dann beten wir immer kurz vor dem Essen. So einen haben wir auch in der Schule in Religion und da wollte ich auch so einen für daheim.", erklärte sie Michael, der neugierig auf den Würfel geschaut hatte.

Konzentriert würfelte sie und las dann vor, was auf dem Würfel stand.
"Wir haben genug zu essen, wir werden täglich satt. Hilf, dass wir den nicht vergessen, der nichts zu essen hat. Amen.", las Elisa vor.

Nach einem kollektiven "Amen" begannen alle zu essen. Sogar Gina und Elisa, die ja eigentlich gar keinen Hunger hatten, schafften fast den ganzen Teller.

"Das Essen war echt gut, Oma!", lobte Elisa ihre Oma. "Wenn ich älter bin und alleine kochen darf, dann mach ich mal für euch alle auch Schinkennudeln!"

"Du darfst mir ja gerne mal beim Kochen helfen, Elisa! Ganz alleine glaube ich klappt das jetzt noch nicht mit den Schinkennudeln machen, weil du da ja das heiße Wasser aus dem Topf, in dem die Nudeln sind, ausschütten musst. Aber dann darfst du das nächste Mal so viel selber machen, wie du kannst und magst, in Ordnung?", bot Gina ihr an.

"Ja! Das ist cool, Mama! Vielleicht werd ich ja dann doch Köchin, wenn mir das Spaß macht.", überlegte Elisa.

"Schon wieder ein neuer Berufswunsch...", lachte Gina und schaute amüsiert zu ihrem Vater Martin, der nur lächelnd mit dem Kopf schüttelte.

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt