106 - Elisa's Brief

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"Wollte der Michi nicht mit reinkommen?", fragte Elisa traurig, als Gina ohne Michael in die Küche kam.

"Der telefoniert noch schnell, aber dann kommt er zu uns, Elisa.", munterte Gina ihre Tochter und schüttelte auf Rosis besorgten Blick hin nur kurz den Kopf, um ihr zu signalisieren, dass alles okey war und sie sich keine Gedanken machen brauchte.

"Achso! Kann ich an der Türe auf ihn warten? Das Essen gibt's ja eh erst, wenn der Michi hier ist.", bat Elisa und flitzte nach Ginas Nicken zur Haustüre, um sich auf die Treppe im Haus zu setzen, von wo aus man die Autos vor dem Haus sehen konnte.

Ungeduldig drückte Elisa ihre Nase am Fenster platt und starrte zu Michael im Auto, der noch immer telefonierte. Irgendwann bemerkte er Elisas Blick auf sich, hob den Kopf und schaute stirnrunzelnd umher, bis er die grinsende Elisa hinter dem Fenster sah. Sofort legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht und er winkte ihr kurz zu, was Elisa erwiderte. Ein paar Minuten redete er noch weiter und nickte immer wieder mal mit dem Kopf, bis er schließlich das Handy vom Ohr wegnahm, ein paar Mal durchatmete und dann aus seinem Auto ausstieg, um zur Haustüre von Finas Eltern zu gehen. Ähnlich wie Ginas Haus war auch das Haus von Martin und Rosi im alpenländischen Stil gehalten, hatte aber schon sichtbar mehr Jahre auf dem Buckel als Ginas neu gebautes Haus. Aber es passte genau in diese Region Bayerns und glich sich an die traditionelle Bauweise an.

Kaum war Michael an der Haustüre angelangt, riss Elisa schon die Türe auf und sprang ihm in die Arme.
Lachend hob Michael sie kurz hoch und setzte sie dann wieder am Boden ab. Als Elisa ihn umarmen wollte ging Michael kurz in die Hocke und hatte eine Sekunde später einen kleiner Klammeraffen um den Hals.
"Hat mich da etwa jemand vermisst?", lachte er.

"Mhm! Obwohl du erst gestern bei uns warst!", antwortete Elisa euphorisch und kramte einen Zettel aus ihrer Hosentasche hervor.
"Kannst du den lesen, wenn du allein bist? Am besten heute noch. Aber das muss unser Geheimnis bleiben, was drin steht. Kannst du mir das versprechen?", begann Elisa zögerlich und streckte ihm den Zettel mit einem kleinen Grinsen entgegen. Oben hatte Elisa noch "Für Michi" daraufgeschrieben.

Verwundert runzelte Michael die Stirn und sah ein paar Mal zwischen Elisa und dem kleinen Brief in seiner Hand hin und her. In seinem Kopf spielten sich die verrücktesten Theorien ab, wie er diese Situation verstehen sollte. Von einem lieb gemeinten, kleinen Geschenk bis zu einem Liebesbrief von Elisa war alles dabei. Wie sollte er damit umgehen, wenn sich jetzt Elisa in ihn verliebt hatte?! Das war bei kleinen Kindern ja schnell mal der Fall.

"Danke. Versprochen, das bleibt unter uns, Elisa. Aber...krieg ich schon mal nen Tipp, was darin steht?", fragte Michael nach und sah Elisa fragend an.

"Das siehst du dann ja wenn du das liest was darin steht.", kicherte Elisa. "Aber es geht um was, was Mama mir gesagt hat.", flüsterte sie ihm leise zu und legte ihre kleine Hand in seine. "Du bleibst heute bei uns, oder?", wollte sie von ihm wissen. "Mama hat das zumindest gesagt."

"Ja, ich bleibe heute dann bei euch und bin auch noch da, wenn du morgen die Schule aus hast. Ich fahr dann erst am Nachmittag zu Maite.", antwortete Michael und ließ kurz Elisas Hand los, um sich die Jacke auszuziehen.

"Schaust du dir dann mit Mama und mir einen Film an bevor ich ins Bett muss? Das ist so ein Lehrerfilm, und der Lehrer wird dann auf einmal eine Kröte und ist ganz winzig klein. Und der Film ist richtig lustig!", erzählte Elisa ihm und nahm gleich wieder Michaels Hand, die er ihr hinhielt, als er sich die Jacke ausgezogen hatte, in ihre.

"Klar! Den Film kenn ich noch nicht, aber mal schauen. Schlimmer als die Arztserie von deiner Mama kann der Film nicht sein.", meinte Michael und lachte los, als Elisa plötzlich ganz böse schaute. "Was? Sag blos, du magst diese Arztserie auch?"

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt