66 - Fanbisse und Gewissensbisse

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Tag für Tag verging und die Telefonate zwischen Michael, Gina und Elisa wurden ganz unbewusst zu einem festen Bestandteil ihres Tagesablaufs. Kurz vor den Anrufen schrieben sich Gina und Michael kurz, ob der Andere auch gerade Zeit hatte, und sprachen dann oft mehr als eine Stunde am Stück miteinander. Mittlerweile hatte Gina auch Basti, der anscheinend für fast alles zuständig war, kennengelernt und mit ihm kurz übers Handy gesprochen.

Er erklärte ihr, dass er neben seiner Aufgabe, Michael sicher von Termin zu Termin zu bringen, auch den Zeitplan der Interviews im Auge behielt und sich darum kümmerte, dass sich Michael so unauffällig wie möglich bewegen konnte und in den Hotels oder auch im Restaurant die Seiteneingänge nutzen konnte. Gina war amüsiert und ein wenig schockiert gleichzeitig, weil sie sich einerseits Michael vorstellte, der mit Kaputzenpulli, Cap und Sonnenbrille versuchte, unbemerkt das Hotel zu betreten. Andererseits wurde ihr durch Bastis Aussage noch einmal mehr bewusst, dass sie Michaels Populariät falsch eingeschätzt hatte. Sie war der Meinung gewesen, dass diese Zeiten der Vergangenheit angehörten, von der Michael immer öfter von sich aus ein bisschen erzählte, doch allen Anschein nach war dem nicht so.

Als dann Basti auch noch erzählte, dass er meist sogar dabei war, wenn Michael die Radiosender oder Tv-Studios betrat, um ihn im Falle des Falls vor aufdringlichen Fans zu schützen, lies Gina aufhorchen. Wenn er sogar bei solchen, nicht wirklich öffentlich bekannten Terminen belagert wurde, wie war das dann erst, wenn er einfach so privat einen Tag lang in Berlin oder einer anderen Stadt herumschlenderte? Hatte er da auch einen Bodyguard dabei? Und woher wussten die Fans eigentlich, wo er wann war? Lauerten sie ihm stundenlang vor dem Gebäude auf, um auf ihn zu warten? Mussten die nicht arbeiten?! Waren sie alle nett oder gab es auch 'Fans', die ihm schaden wollten? Das machte Gina mehr und mehr Angst und sie fragte sich, ob es jemals möglich wäre, ganz normal mit Michael in ein Restaurant zu gehen, ohne dass er gleich erkannt oder angesprochen wurde. In solch einer Situation Elisa dabei zu haben, schloss Gina kategorisch aus. Konnte er überhaupt unerkannt mit ihnen Skifahren gehen?

Basti versprach ihr, immer gut auf Michael aufzupassen und wünschte ihr noch einen schönen Tag, bevor Gina mit Michael weiter telefonierte, der ganz am Schluss kleinlaut zugab, dass er Elisa und Gina schon vermisste und hoffte, dass auch die nächste Woche voll Termine schnell vorbei war.

Das Wochenende, an dem Michael nicht zuhause war, stand vor der Türe und Gina hatte Elisa versprochen, zu Peter zu fahren, der ja in der Zeit, in der Michael nicht da war, auf Bruce aufpasste. Schon seit dem Tag, an dem Elisa erfahren hatte, dass Bruce jetzt bei Peter war, bettelte sie darum, Bruce besuchen zu dürfen. Jetzt, am Samstag, hatten Gina und auch Peter Zeit und Elisa freute sich schon, Bruce wieder zu sehen.

Während sich Elisa sofort mit Bruce und ein paar Leckerlis in die Küche verzog, setzten sich Peter und Gina in das angrenzende Wohnzimmer.
Nach ein paar lockeren Themen, wurde Peters Gesichtsausdruck ernst und er schaute mit traurigen Augen zu Gina.
"Du Gina? Nächsten Samstag...wollen wir uns da zusammensetzen oder willst du lieber alleine sein?"

"Der 17te...erfolgreich verdrängt bis jetzt...Ich weiß es nicht, Peter! Ich...ich will nicht, dass dieser Tag kommt.", gab Gina kleinlaut zu.

"Ich auch nicht, Gina. Am Liebsten wäre es mir, man könnte diesen Tag aus dem Kalender streichen. Aber das geht nicht...leider."

"Ich wünschte, dieser Tag...ich würde alles geben, um diesen Tag ungeschehen zu machen."

"Das geht mir genauso. Weißt du was? Du schreibst mir einfach. Ich will mich nicht aufdrängen, aber ich werde mir an dem Tag frei nehmen und wenn du mich da haben willst, meldest du dich. Ist Paddy bei dir am Samstag?"

"Was? Warum Paddy? Der ist doch auch nächste Woche noch weg und kommt erst am Sonntag wieder. Ich glaube, der weiß gar nicht, was am Samstag für ein Tag ist. Ich habe glaube ich einmal kurz dieses Datum erwähnt und gesagt, dass da Andis Todestag ist, aber nachdem Paddy ja eh nicht gut darin ist, sich Datum und Geburtstage zu merken...ich denke nicht, dass er das im Kopf hat. Und selbst, wenn er daran denkt, hilft das alles nichts, wenn er noch Termine hat." Kurz dachte Gina nach. "Wieso sollte er da bei mir sein?", wunderte sie sich.

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt