85 - Ein klärendes Gespräch

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Wieder drehte sich Elisa ein Stück weit weg und antwortete nicht. Wieder vergrub sie ihren Kopf ein Stück weiter in ihre Hände und weinte vor sich hin.
Michael saß ratlos daneben und wartete darauf, dass Elisa vielleicht doch noch antworten würde.

Nach ein paar Minuten und da auch Gina nicht wirklich zu wissen schien, was mit Elisa los war und wie sie ihr helfen konnten, stand er wieder auf und setzte sich wieder zurück neben Gina auf das Sofa.

Ganz leise begann Elisa nun doch vor sich hin zu murmeln und schaute bedrückt zu Michael.
"Ich nenne dich ja nie Paddy, sondern du bist für mich der Michi. Weißt du auch, warum?", fragte sie zögerlich.

Gina und Michael starrten sich gegenseitig an. Mit so einer Frage hatten sie beide definitiv nicht gerechnet. Aber je länger Michael darüber nachdachte, fielen ihm immer mehr Momente ein, in denen Gina ihn Paddy und Elisa ihn konsequent Michi genannt hatte. Kopfschüttelnd drehte er seinen Kopf wieder in Elisas Richtung.
"Nein, Elisa. Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Komm, setz dich her zu uns aufs Sofa, du musst doch nicht am Boden sitzen. Du kannst mit deiner Mama und auch mit mir über alles reden."

Er lächelte ihr aufmunternd zu und streckte ihr seine Hand entgegen, die sie ergriff und sich dann mit ihrer Hand in seiner zwischen ihn und Gina aufs Sofa setzte. Immer noch nachdenklich und traurig begann sie zu erzählen.
"Weißt du, in der Schule haben wir noch kein Englisch aber ich kann trotzdem schon ein paar Wörter. Mir hat Soléne auch ein paar Wörter beigebracht. Dog heißt Hund und cat heißt Katze. Und fish heißt Fisch. Und...und Papa heißt dad oder daddy. Und...weil dein Spitzname ja Paddy ist, das...das fühlt sich einfach nicht richtig an, wenn ich dich dann Paddy nenne, weil sich das so ähnlich wie daddy anhört und du ja nicht mein Papa bist sondern mein Papa der Andreas ist, auch wenn er nicht mehr lebt. Auch wenn ich dich auch lieb habe. Ich will nicht, dass du jetzt traurig bist, weil ich dich nie Paddy nennen will.", erklärte Elisa und begann wieder zu weinen.

Sanft zog Michael sie zu sich und legte seinen Arm um Elisa. Dann tauschte er kurz einen erleichterten Blick mit Gina aus, die offensichtlich genau das gleiche dachte: Solange das das einzige Problem war.
"Elisa, also warst du deshalb gerade so traurig?", flüsterte er ihr einfühlsam zu.

"Mhm! Aber nicht nur. Da ist noch was. Aber das mit dem Spitznamen wollte ich dir schon lange mal sagen.", antwortete sie.

"Okey, dann klären wir erst das mit dem Spitznamen und dann kannst du uns erzählen, was dir noch auf dem Herzen liegt, ok?"

"Mhm.", murmelte Elisa und wechselte nun von Michael zu Gina, um sich auch von ihr trösten zu lassen.

"Elisa, das ist für mich überhaupt nicht schlimm, wenn du nicht Paddy zu mir sagst sondern Michi. Michi finde ich genauso gut. Da musst du dir gar keine Gedanken machen, Elisa. Da bin ich nicht traurig, böse oder enttäuscht. Mir wäre das gar nicht aufgefallen aber jetzt, wo du das sagst...Auf jeden Fall ist das überhaupt kein Problem für mich und ich kann das jetzt sogar sehr gut verstehen, warum."

"Und du bist da auch ganz echt nicht traurig? Weil du ja gesagt hast, dass gute Freunde dich Paddy nennen.", fragte Elisa noch einmal nach.

"Das stimmt. Aber manche gute Freunde nennen mich Paddy, andere Michael, Michi, Mike und manchmal auch Pat oder Patrick. Ich bin da nicht traurig, wenn du mich Michi nennst."

"Okey! Das ist gut. Aber jetzt kommt noch was, das ist eher der Grund, warum ich gerade so geweint habe. Das...das war gerade so in meinem Kopf und hat mich so traurig gemacht.", kam es leise von Elisa und sie setzte sich wieder zwischen Gina und Michael.
Nach einem lauten Seufzen wollte Elisa gerade zum Erzählen ansetzen, brach dann aber wieder ab.
"Das ist aber total blöd...ich glaube, ich möchte das nicht erzählen."

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt