30 - Wie geht's jetzt weiter?

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"Jaa, Opa! Was hast du mir mitgebracht?", wollte nun auch Elisa wissen.

"Woher weißt du denn, dass das in der Tüte für dich ist, Elisa? Vielleicht hab ich auch nur deiner Mama was mitgebracht?" Opa Martin grinste seine Enkelin schief an, deren Gehirn nun zu Rattern anfing.

"Aber...aber Opa!", begann sie zu argumentieren. "Wenn jemand krank ist und im Krankenhaus ist, dann bringt man dem ein Geschenk oder Blumen mit, damit der Kranke ganz schnell wieder gesund wird. Stimmts, Oma?" Rosi nickte. "Und ich hab ja eine Verletzung am Kopf und bin im Krankenhaus, also..."

Rosi stupste ihren Mann liebevoll in die Seite. "Ach, jetzt komm schon Martin, lass Elisa nicht noch länger zappeln. Sie ist eh so schlau, die merkt doch gleich, wenn du flunkerst."

Mit erwartungsvollen Augen blickte Elisa in die Tüte, die ihr Opa ihr nun reichte. Sie griff in die Tüte und zog eine Kinderzeitung heraus. Mit strahlenden Augen bedankte sie sich bei ihren Großeltern.

"Dankee Oma und Opa! Das ist ja eine Elsa Zeitung! Das kann ich sicher bald lesen, da übe ich dann das Lesen damit! Das ist echt toll!"

"Wir haben uns gedacht, jetzt wo du ein Schulkind bist, schenken wir dir was zum Lesen. Das ist schön, wenn es dir gefällt, Elisa! Da ist aber noch was drin in der Tüte. Schau noch mal rein.", forderte Rosi ihre Enkelin auf.

Mit einem Runzeln auf der Stirn griff Elisa erneut in die Tüte und kramte eine Weile, bis sie etwas griff und es aus der Tüte zog.
"Was ist denn das?", fragte sie sichtlich irritiert in die Runde.

"Das sind Ukulelesaiten, Elisa. Die soll ich dir vom Peter geben, der war heute Morgen kurz bei uns und hat uns die für dich mitgegeben.", erklärte ihr Opa.

"Aber Opa...meine Ukulele hat doch schon Saiten? Da brauch ich doch keine neuen oder?"

"Jetzt brauchst du die noch nicht. Aber wenn viel spielst, dann nutzen sich die Saiten langsam ab und irgendwann sind sie ganz dreckig und klingen nicht mehr so gut. Das ist so ähnlich wie bei einem Raddiergummi. Der ist auch irgendwann so dreckig vom Raddieren, dass dann solche Streifen ins Blatt kommen, wenn du eigentlich was sauber wegraddieren willst.", versuchte nun Gina zu erklären.

"Achsooo! Ja klar, das verstehe ich, Mama. Oder wie bei einem Buntstift. Der ist irgendwann vom ganzen Spitzen so klein, dass das Malen nicht mehr Spaß macht."

"Ja das ist ein guter Vergleich, genau so kannst du dir das vorstellen!", lobte nun Gina und strich ihrer Tochter stolz über den Kopf.

Fast eine Stunde lang blieben Oma Rosi und Opa Martin noch bei Gina und Elisa im Zimmer. Elisa schien es mittlerweile wieder blendend zu gehen, was auch Rosi und Martin erleichtert feststellten. Da hatte ihre Enkelin ihnen einen gewaltigen Schrecken eingejagt, auch wenn sie Krankenhausbesuche in der Notaufnahme noch aus Ginas Kindheit kannten, wenn sie wieder mal mit dem Fahrrad gestürzt war oder beim Toben im Garten auf den Arm gefallen war.

"So wir packen's jetzt langsam wieder! Gina, gibst du uns kurz Bescheid, wenn ihr heim dürft?", verabschiedete sich Martin und auch Rosi umarmte Gina und Elisa noch einmal fest bevor sie mit Martin Richtung Tür ging.

"Ja klar, ich ruf euch kurz an, Papa. Kommt gut heim!", antwortete Gina.

"Tschüüüss Oma und Opa!" war auch von Elisa zu hören, die ihren Großeltern noch einmal winkte, bevor diese den Heimweg antraten.

Während Elsia durch ihr Elsa Heft blätterte, nutzte Gina die Ruhe und tippte gedankenverloren in ihrem Handy herum. Sie bedankte sich bei Peter für die Gitarrensaiten und schrieb ihm kurz, dass es Elisa wieder gut ginge. Danach fiel ihr Blick auf den Chat mit Michael. Bis jetzt hatte er die Nachricht nicht gelesen und die Sprachnachricht von Elisa noch nicht angehört. Irgendwie hatte sie gehofft, dass er vorbeischauen würde, auch wenn sie sich bewusst war, dass er wahrscheinlich 100 andere, wichtigere Dinge zu tun hatte, als sie und Elisa im Krankenhaus zu besuchen. Mit einem leisen Seufzen schloss sie die App und legte ihr Handy wieder zur Seite.

"Du Mama?", fragte Elisa und schloss ihr Heft. "Glaubst du, dass der Michael noch vorbeikommt? Oder erst, wenn wir wieder zuhause sind? Ich glaub eher wenn wir daheim sind, weil dann kann er Bruce mitnehmen. Weil jetzt müsste er ihn ja beim Peter lassen oder alleine im Haus und da glaube ich wäre Bruce echt traurig."

"Elisa, keine Ahnung, wann oder ob Michael bei uns vorbeischaut. Und ich kann dir auch nicht versprechen, ob er Bruce mitnimmt ok?! Bis jetzt hat er deine Nachricht nicht gelesen oder angehört. Ich weiß auch nicht mehr als du." Genervt rollte Gina ihre Augen. Elisa schien einen Narren an den beiden gefressen zu haben und nur noch dieses eine Thema zu kennen.

Beleidigt und entäuscht drehte sich Elisa auf die andere Seite. "Ist schon ok, Mama.", murmelte sie. "Da brauchst mich aber nicht gleich so anschreien. Ich würde mir halt wünschen, dass ich Bruce öfter sehen kann. Ich mag ihn gern und er ist mein neuer Freund und Michael mag ich auch."

"Das verstehe ich, Elisa. Aber Michel und Bruce wohnen ja weiter weg und haben ihr eigenes Leben in einer anderen Stadt. Außerdem kennen wir sie ja noch nicht so lange. Der Michael ist ja nicht der Peter, verstehst du? Der hat einen Beruf, wo er viel unterwegs ist, da kann er nicht spontan, einfach mal so bei uns vorbeischauen."

"Also...willst du mir sagen...also kann es sein, dass ich Bruce nie wieder sehe?", fragte Elisa weinerlich nach.

"Ach Maus!", versuchte Gina ihre Tochter aufzumuntern, obwohl sie selbst nicht wusste, ob Elisa und Bruce sich wiedersehen würden. "Ich weiß es doch auch nicht, aber wir zwei haben doch mal ausgemacht, dass wir immer ehrlich zueinander sind. Ich will dir nicht versprechen, dass du Bruce jetzt jede Woche oder so sehen darfst, und dann ist es so, dass du ihn vielleicht nicht mehr siehst und das Drama ist riesengroß. Deshalb will ich ehrlich mit dir sein und sag dir, dass ich es nicht weiß. Das hängt vom Michael ab."

"Kann ich Michael anrufen, Mama? Und ihn fragen?", bat Elisa.

Gina schüttelte den Kopf. Dass er die Nachrichten noch nicht gelesen hatte war schon ein Zeichen dafür, dass er entweder kein Interesse an ihr und Elisa hatte oder, dass er viel um die Ohren hatte. Was, wenn er gerade mitten in einem Interview oder Meeting war und Elsia würde ihn anrufen?
"Elisa, wir warten jetzt erstmal, ob er die Nachrichten von uns liest ok?"

"Mama, ich will aber jetzt nicht warten! Ich möchte wissen, ob ich Bruce wiedersehen darf oder nicht. Bitte, Mama. Das ist mir echt wichtig. Ich kann da nicht heute und morgen und übermorgen und überübermorgen warten und nicht wissen, was los ist. Das macht mich traurig. Ich will es nur wissen, bitte. Ich will mit ihm reden, nur ganz kurz."

Genervt von der Hartnäckigkeit ihrer Tochter aber gleichzeitig mit Verständnis für ihre Sicht der Dinge griff Gina nach ihrem Handy und suchte nach Michaels Nummer.
"Elisa hör mir mal zu bevor du anrufst. Du bettelst ihn nicht darum ok? Du fragst ihn ganz normal und wenn er nein sagt, dann akzeptiert du das bitte, Prinzessin."

Eifrig nickte Elisa mit ihrem Kopf und drückte die Anruftaste.

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt