Die Nacht verging relativ schnell. John hatte es sich mittlerweile auf einem größeren Felsbrocken bequem gemacht und kaute auf einem Bissen Dörrfleisch herum, welches er aus dem improvisierten Sack gekramt hatte. Es schmeckte extrem salzig und nötigte ihn dazu, mehrere Schlucke aus seinem Wasserkanister zu nehmen. Zudem war es recht zäh, als würde man auf einem Stück Leder herum kauen. Ihm selbst machte das zwar nicht viel aus, doch ein normaler Mensch würde sich wohl doch ziemlich anstrengen müssen, dieses Fleisch zu essen. 'Wie konnte so etwas früher Grundnahrungsmittel sein?' fragte er sich und schob sich den letzten Rest des Fleischs in den Mund. Während seine Zähne kurzen Prozess mit den zähen Fasern machten, bemerkte er aus dem Augenwinkel, dass Feyth verschlafen ihre Augen öffnete. „Guten Morgen." sagte er freundlich, nachdem er den Bissen hinunter gewürgt hatte, setzte sich wieder den Helm auf den Kopf und verstaute den Wasserkanister wieder auf seinem Rücken. Dann verschnürte er den großen Beutel, der vor ihm stand erneut und erhob sich.
Der Regen war immer noch so stark wie gestern und das laute Plätschern untermalte Feyths Worte als sie sich streckte und meinte: *Ich wünsche auch einen guten Morgen. Wie lief das Gespräch, das du mit Tante Lyath hattest?* „Ganz in Ordnung." antwortete John zögerlich und tat so, als würde er die Wand untersuchen, um dem kleinen Drachenmädchen nicht ins Gesicht blicken zu müssen, falls er sie anlügen musste. *Oh prima! Ich wusste, dass du dich gut mit ihr verstehen würdest.* gab sie freudig zurück und sprang auf die Beine. Mit einem Sprung war sie auf seiner Schulter und verdrehte ihren Hals so, dass sie ihm direkt ins Visier sah, während sie aufgeregt fragte: *Und über was habt ihr geredet?* „Och, über dies und jenes." erwiderte der Soldat ausweichend und streichelte ihr sanft über den Kopf, was ihr ein leises Schnurren entlockte.
Sie schien jedoch zu verstehen, dass es ihm äußerst unangenehm war, darüber zu reden, weshalb sie still blieb und stattdessen ihren Kopf entspannt auf seiner Brust ruhen ließ. John war in gewisser Weise froh, dass sie nicht weiter nachhakte, er hätte sie wirklich nur ungern belogen. Aber mit etwas Glück, würde er das auch nicht mehr müssen, insofern Lyath seinen Vorschlag annahm. Er tätschelte ihren Hals, wandte sich von der Wand ab und trottete tiefer in die Höhle hinein. Seltsamer Weise geschah dieses Mal nichts, als er sich der Kurve näherte, sondern erreichte sie innerhalb weniger Sekunden. 'Das verstehe wer will.' dachte sich der Titan kopfschüttelnd und trat in die große Kammer ein, in der auf der einen Seite noch immer das große rote Feuer brannte und in der Mitte auf einem Nest Lyath lag.
Ihre Verfassung schien noch kritischer als gestern zu sein, denn sie hob nun nicht einmal mehr den Kopf, als er näher zu ihr trat, sondern öffnete nur träge das Auge, welches vollkommen blutunterlaufen war. Nichtsdestotrotz begrüßte sie ihn mit fester freundlicher Stimme: *Seid gegrüßt Jäger, ich hoffe, ich habe euch nicht verärgert, als mich gestern der Schlaf mitten in unserem Gespräch übermannte?* „Natürlich nicht. So etwas ist doch selbstverständlich bei jemanden in eurer Verfassung." beruhigte er die Drachendame und ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein. Feyth fiepte leise und zwinkerte ihrer Tante fröhlich zu. *Ich hoffe, es geht dir schon wieder etwas besser, Tante Lyath?* fragte das kleine Drachenmädchen, wobei John überrascht davon war, diese Worte mitzuhören, da sie in keiner Weise ihn betrafen. 'Vermutlich will sie mir gegenüber nicht respektlos erscheinen.' vermutete er, wandte jedoch etwas beschämt den Kopf ab, als Lyath entgegnete: *Natürlich meine Kleine. Bald schon wird es mir wieder ganz gut gehen.* Es war eine Lüge, doch sie wollte die Wahrheit der kleinen Drachendame nicht antun, was der Titan vollkommen verstand. Feyth summte zufrieden und er hatte nicht vor ihrem kleinen Geist Panik einzuflößen.
Deswegen sagte er nach einer kurzen Pause: „Feyth, könntest du uns eine Weile alleine lassen? Lyath und ich haben etwas Wichtiges zu besprechen." Skeptisch sah ihn der kleine Drache einen Augenblick lang an, bevor sie von seinem Rücken sprang und erwiderte: *Nur wenn du versprichst nachher mit mir zu üben." „Üben?" *Ja, ich will doch auch eines Tages so stark werden wie du, Vater und Tante Lyath.* meinte sie und er sah sie verdutzt an. Dann antwortete er: „Na gut, ich werde später mit dir üben." *Gut, wenn ihr mich dann bitte entschuldigt, ich habe noch etwas zu erledigen.* sagte sie, ihre Zähne zu einem grimmigen Lächeln entblößt und ein Bild von nassen Füßen blitzte für einen kurzen Moment vor Johns Augen auf.
Der Soldat wartete Feyth außer Hörweite war und sagte dann ernst zu Lyath: „Euer Zustand hat sich keines Falls verbessert, wenn ihr mich fragt seht ihr noch schwächer aus, als gestern Abend." *Ich weiß.* seufzte die Drachendame und schloss für einen kurzen Augenblick ihre Augen. *Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, Jäger. Ich spüre schon wie mir das Gift die Lebensenergie aus dem Körper saugt, wie eine Zecke.* „Ich maße mir nicht an die Schmerzen zu kennen, die ihr erleiden müsst." *Wir wissen beide, das ihr weit größere Schmerzen durchlitten habt, als ich es je könnte.* „Das ändert nichts an den euren." gab er murmelnd zurück und setzte seinen Helm ab. Für die Frage, die er ihr jetzt stellen wollte, wollte er ihr in die Augen sehen. Sie schien in zu durchschauen, denn sie meinte nachdenklich: *Was beschäftigt euch Jäger? Euer Geist ist dermaßen aufgewühlt, dass ich es nicht zu erkennen vermag.* John seufzte. „Ihr sagtet mir gestern, dass es kein Heilmittel gegen das Gift gebe, weder konventionell, noch magisch." *Ja.* „Nun, ihr mögt damit für eure Welt recht haben, doch meine Welt kennt ein solches Heilmittel, es viel mir letzte Nacht ein, während ich darüber nachdachte." *Sprecht weiter, bitte.* „Dieses Mittel heilt sämtliche Krankheiten und Vergiftungen, es hilft sogar dabei Wunden zu schließen. Mein Anliegen ist nun: Ich biete euch dieses Heilmittel an." erklärte John und Lyaths Auge verengte sich ein wenig, als er stumm blieb. *Ihr scheint mir etwas vorzuenthalten Jäger. Dieses Mittel klingt zu gut, um keinen Preis zu fordern.* „Das ist wahr. Deshalb werde ich auch die Entscheidung es anzunehmen, allein euch überlassen." *Redet nicht in Rätseln, Jäger. Spuckt aus, was euch auf der Zunge liegt, bevor ihr euch daran verbrennt.* „Wisst ihr wieso ich so alt bin, obwohl ich nur ein einfacher Mensch bin?" *Nein, ich sagte bereits, dass ich eure Vergangenheit nicht kenne.* „Nun ich werde euch das Heilmittel zeigen und euch den Preis nennen, den es fordert."
Mit einem Ruck, zog er sein Messer aus der Scheide und setzte die Schnittkante an seine rechte Wange. Lyaths Auge weitete sich, als er die Waffe tief in sein Fleisch drückte und ohne mit der Wimper zu zucken einen fingerlangen Schnitt mitten auf der Wange hinterließ, aus dem eine dünne, bläuliche Flüssigkeit sickerte. Er hielt das Messer, an dem etwas von der Flüssigkeit klebte, etwas von seinem Körper weg und sagte dann an die Drachendame gewandt: „Seht genau hin." Innerhalb von Sekunden, nachdem er das Messer aus der Wunde gezogen hatte, begannen die Nanobots mit der Reparatur seines Gewebes und verschlossen den Schnitt in Windeseile. Zurück blieb nur ein Streifen rosafarbener Haut an der Stelle, an der noch vor wenigen Sekunden eine tiefe Wunde zu sehen gewesen war. Ein lautes Keuchen entfleuchte Lyaths Kehle und sie hatte ihr Auge derart weit aufgerissen, das es schon fast aus der Augenhöhle zu fallen drohte. *Keine Magie!* hörte er sie in seinem Kopf staunen. *Ihr habt eure Verletzung geheilt, doch ohne, dass ich einen Magiestrom in euch spüren konnte. Das ist faszinierend.*
„Ja, doch bevor ihr zu schnell urteilt, lasst mich euch den Nachteil erklären: Ich kann nicht sterben." entgegnete er ernst und zeigte ihr die blaue Flüssigkeit auf der Klinge. *Was meint ihr genau? Es gibt viele Wesen in dieser Welt, denen Unsterblichkeit nachgesagt wird, doch keines davon ist es wirklich. Wir Drachen zum Beispiel, können zwar unendlich alt werden, doch falls uns jemand eine Klinge ins Herz stößt, uns den Hals aufschneidet, uns vergiftet oder wir eine tödliche Krankheit bekommen, sterben wir.* meinte sie skeptisch, doch er schüttelte den Kopf. „Nein. Ihr könntet mir sogar den Kopf abschlagen oder das Herz herausreißen und ich würde es überleben. Das ist der Preis von dem ich sprach. Ich biete euch etwas von meinem Blut an, das euch retten wird, aber ihr würdet dafür wahrhaftig unsterblich werden. Bitte entscheidet nicht vorschnell, die Ewigkeit ist lang und es gibt nichts was ihr tun könntet, um ihr zu entkommen, sobald ihr mein Blut in euch hättet."
Stille breitete sich zwischen den beiden aus, während Lyath angestrengt nachdachte. Es dauerte einige Minuten, bis sie sich schließlich zu Wort meldete: *Ihr habt wirklich etwas Sonderbares an euch, Jäger. Viele hätten mich in dieser Situation angelogen und einfach behauptet sie hätten ein Heilmittel, doch ihr habt mir gezeigt, was mir bevorsteht, sollte ich es annehmen. Ewiges Leben, Fluch und Segen zugleich. Es ist eine schwere Entscheidung, die ich zu treffen habe. Was würdet ihr mir raten?* „Die Ewigkeit kann ein Fluch sein, insbesondere für einen Menschen wie mich, dessen Kameraden schon nach relativ kurzer Zeit sterben. Für euch jedoch, dürfte es nicht ganz so stark ins Gewicht fallen, ob ihr nun unsterblich seid oder nicht. Eure Rasse ist von Natur aus extrem langlebig. Aber den einen richtigen Rat kann ich euch nicht geben. Es bleibt eure Entscheidung Lyath." sagte er ernst und faltete die Hände übereinander, sodas das Messer zwischen seinen Knien baumelte. Die Drachendame schien ihn neugierig zu mustern, während sie abermals nachdachte.
„Ich verlange nicht, dass ihr euch jetzt sofort entscheidet. Denkt über mein Angebot nach, spätestens wenn das Unwetter vorbei ist sollte ich eure Antwort erhalten. Ich –" sagte der Soldat, nachdem sie einander fast eine viertel Stunde lang angestarrt hatten, doch Lyath unterbrach ihn überraschend und meinte: *Ich nehme euer Angebot an.* „Seid ihr sicher?" hakte er nach und die Drachendame zwinkerte ihm zu. *Ja. Ich werde viel Gutes tun können, in all der Zeit und wie ihre bereit angemerkt habt werde ich den Unterschied ohnehin kaum wahrnehmen.* „Woher der plötzliche Sinneswandel? Gestern meintet ihr noch, es wäre euch egal, ob ihr sterbt, da ihr schon alles Wichtige erledigt habt." *Nun, ihr hattet wohl recht damit, dass jedes Lebewesen danach streben sollte zu leben. Ich möchte sehen was aus meinen Kindern wird und vor allem bin ich sehr gespannt zu erfahren, wie es mit euch und der kleinen Feyth weitergeht.* entgegnete sie augenzwinkernd und entlockte John einen skeptischen Blick. „Wollt ihr mir immer noch nicht verraten, was ich mit ihr zu tun habe?" fragte er mit hochgezogener Augenbraue, aber Lyath schnaubte nur belustigt. *Nein, das ist eine Sache, die ihr allein herausfinden müsst.* „Na schön." knurrte der Titan und machte sich daran, seinen rechten Handschuh und die Unterarmpanzerung abzumontieren, während ihn die Drachendame dabei neugierig beobachtete.
*Das ist sehr viel Aufwand um eine Rüstung abzunehmen. Ich habe so etwas noch nie gesehen, nicht einmal bei den Zwergen, die für ihre dicken Rüstungen bekannt sind.* „Mag sein, aber sie schützt mich vor fast allen Gefahren. Selbst euer Drachenfeuer fegt nur wirkungslos darüber hinweg. Noch einen kurzen Moment, dann wäre ich soweit." erklärte John und löste die letzten Verriegelungen, sodass die beiden Panzerplatten, die seinen Unterarm umgaben, krachend auf den Boden neben die Panzerhandschuhe fielen. Jetzt trennte nur noch eine dünne schwarze Stoffschicht seine Haut vor der Umgebung. Mit den Zähnen, biss er in die Fingerkuppen des Handschuhs und zerrte ihn von seiner Hand. Danach rollte den noch verbliebenen Stoff auf, sodass sein kompletter Arm bis zum Gelenk hin freigelegt war. Im rot-flackernden Licht der Flammen konnte er deutlich erkennen, wie blass seine Haut, durch die viele Zeit, die sie im Dunkeln verbrachte, geworden war und sich dicke Muskelberge unter ihr auftürmten. Mit der Linken packte er das Messer mit festem Griff und setzte an der Innenseite seines Arms an.
Bevor er jedoch den Schnitt setzte fragte er ein letztes Mal: „Seid ihr sicher?" *Ja.* gab sie mit fester Stimme zurück, woraufhin er die Klinge durch die Haut drückte und sich die Blutgefäße am Handgelenk Aufschnitt. Mit zusammengebissenen Zähnen, da er trotzt allem immer noch Schmerzen empfinden konnte, ließ er die blaue Flüssigkeit, bestehend aus Naniten und Plasma, über das Messer laufen und tränkte jeden Millimeter des Metalls mit seinem künstlichen Blut. Dabei musste er die Klinge die ganze Zeit über in der Wunde stecken lassen und immer wieder bewegen, da die Naniten ansonsten die Verletzung innerhalb von Sekunden geheilt hätten. Schließlich, als er sich sicher war, das das gesamte Messer mit der Flüssigkeit benetzt war, zog er es aus der Wunde und trat auf Lyath zu, die alles fasziniert beobachtet hatte. „Das wird jetzt etwas weh tun." prophezeite John, als er an ihre Flanke trat und vorsichtig mit der rechten Hand, deren Verletzung schon geheilt war, eine geeignete Stelle suchte, um ihr die Naniten zu verabreichen. Die Drachenschuppen fühlten sich merkwürdig glatt und trocken an, solange er nicht gegen den Strich über sie fuhr und eine gewisse Wärme wurde von ihnen ausgestrahlt. Er entschied sich für eine Stelle knapp unterhalb ihrer Schulter und warf ihr einen fragenden Blick zu. Fast zuckte er zurück, als er ihren Kopf direkt vor seiner Nase bemerkte. *Tut es.* sagte sie leise. Der Titan nickte und setzte das Messer an die besagte Stelle.
Mit einem Ruck durchdrang die Klinge den Schuppenpanzer und bohrte sich bis zum Heft hinein. Lyath schnaubte und ihre Muskeln spannten sich für einen kurzen Augenblick an. John wartete mehrere Sekunden, bevor er sicher war, dass die Naniten in ihren Blutkreislauf eingedrungen waren, dann zog er das Messer wieder heraus. Schockiert stellte er fest, dass ihr Blut, welches aus der Wunde floss, extrem dunkel, ja sogar fast schon schwarz und ziemlich verklumpt war. Als er jedoch die Klinge in seiner Hand ansah, bemerkte er, dass sich dort das Blut bereits wieder rot gefärbt und verflüssigt hatte, was bedeuten musste, dass er recht gehabt hatte und die Naniten bereits damit begannen, das Gift zu bekämpfen.
Ein Tropfen des gereinigten Drachenbluts fand seinen Weg in die noch halboffene Schnittwunde an seinem Arm und verursachte ein scharfes Brennen, so als ob man ihm mit einem glühenden Eisen die Wunde ausbrannte. Er gab ein leises Knurren von sich und rieb reflexartig mit der anderen Hand darüber. Damit hatte er nicht gerechnet.
Trotzdem riss er sich am Riemen und meinte an Lyath gewandt: „Es ist alles in Ordnung. Mein Blut fängt schon an euch zu helfen. Spätestens morgen Abend solltet ihr vollkommen genesen sein. Aber ihr hattet Glück. Ich bin zwar kein Arzt, doch schwarzes verklumptes Blut ist kein gutes Zeichen." *Es fühlt sich seltsam an. Als hättet ihr mir gerade flüssiges Eis in die Adern gefüllt. Nicht das ihr mich falsch versteht, ich spüre deutlich, dass es mir hilft, doch mein ganzer Körper schlottert vor Kälte.* entgegnete die Drachendame und tatsächlich erbebte ihr Körper immer wieder durch sich zusammenziehende Muskeln. John nickte. „Eurem Körper wird überschüssige Hitze entzogen. Wahrscheinlich hattet ihr hohes Fieber, welches nun bekämpft wird."
Er ballte seine rechte Hand mehrfach zur Faust und spannte auch andere Muskeln an. Der Schnitt hatte sich zwar mittlerweile wieder geschlossen, doch ihm kribbelte es immer noch im gesamten Arm. Der Soldat tat es als Einbildung ab und begann damit, seine Rüstung wieder zu schließen, wozu er das Messer bei Seite legte.
Lyath indes schien es so viel besser zu gehen, dass sie sich schwerfällig von ihrer Ruhestätte erhob und genießerisch den Hals streckte. Sie überragte John nun um einige Meter, war jedoch nicht ganz so groß wie Tymdek, allerdings immer noch beeindruckend. Was ihm aber merkwürdig vorkam, war ihr relativ dicker Bauch, wohingegen der Rest ihres Körpers äußerst abgemagert wirkte. John zählte eins und eins zusammen. „Ihr habt mir nicht gesagt, dass ihr trächtig seid." merkte er vorwurfsvoll an, während er den Panzerhandschuh vom Boden aufhob und über seine Finger stülpte. Sie beugte ihren Kopf zu ihm hinunter auf Augenhöhe und entgegnete freundlich: *Eurem Blick entgeht auch nichts, Jäger. Ja meine Eiablage steht kurz bevor, aber was hätte es geändert, wenn ich euch davon berichtet hätte?* Der Titan öffnete den Mund um zu antworten, doch ihm viel nichts ein, was er ihr entgegen setzten könnte. „Vermutlich nichts. Vielleicht wäre mir die Lösung bereits gestern während unseres Gesprächs eingefallen. Ich weiß auch nicht, mein Kopf schien gerade für einen kurzen Moment sehr aufgebracht darüber zu sein, aber jetzt." antwortete er und zuckte entschuldigend mit den Schultern. *Ich verstehe.* meinte Lyath amüsiert und schleckte ihm mit ihrer großen Zunge über die Wange.
Wie vom Blitz getroffen erstarrte der Soldat mitten in seiner Bewegung. Ihn hatte noch nie jemand derart intim berührt. Es war nicht viel gewesen, doch diese kleine Geste der Zuneigung brachte ihn vollkommen aus dem Konzept. Etwas, das der Drachendame offenbar nicht entgangen war. *Für einen erfahrenen Soldat seid ihr wirklich leicht außer Gefecht zu setzen, Jäger.* sagte sie neckisch und er brachte nur unnützes Gestammel zustande. „Ich, nun, äh, ja, nun, öh." Erst als er sich zwang in seine eigene Zunge zu beißen, schaffte er es sich zu sammeln.
„Tut mir leid, ich scheine einen kleinen Aussetzer gehabt zu haben." meinte er beschämt, während die letzte Verriegelung an seinem Panzerhandschuh zuschnappte und er schnell nach seinem Helm griff, um das rote Gesicht verbergen zu können. Lyath schnaubte belustigt und richtete sich, sehr zu Johns Erleichterung, wieder auf. 'Was zur Hölle war nur los mit mir? Reiß dich zusammen John!' rief er sich selbst in Gedanken zu. Er hatte keine Ahnung was mit ihm passiert war, normalerweise brachte ihn nichts aus der Fassung, selbst als er damals mitten im Explosionsradius einer Atomrakete gestanden hatte, war er ruhig geblieben, doch dieser "Kuss" wenn man es so nennen wollte hatte ihn vollkommen ausgeknockt. 'Das darf nicht noch einmal vorkommen.' meinte er grimmig, während ein Zischen die Versiegelung des Atlas verkündete. *Ihr solltet euch nicht dafür schämen, dass ihr Gefühle habt.* meinte Lyath nun etwas ernster, doch John schüttelte den Kopf.
„Nein, es ist inakzeptabel, dass sich ein Soldat meines Ranges von so etwas ablenken lässt. Ich kann mir so etwas nicht leisten." *Aber ihr seid nicht in einer Schlacht.* „Das macht keinen Unterschied. Ich muss immer auf der Hut sein. Sollte meinen Kameraden etwas zustoßen, das ich verschulde, würde ich mich vermutlich vom nächsten Kliff werfen und den Rest meiner Tage auf dem dunklen Grund des Meeres verbringen." *Ihr seid äußerst pflichtbewusst, Jäger. Die meisten Menschen, die ich kenne, würden wohl alles opfern, um selbst am Leben zu bleiben. Ihr hingegen besitzt einen fast schon fanatischen Drang danach, eure Freunde zu beschützen.* „Ich tue nur das, was mir beigebracht wurde." erklärte achselzuckend und verstaute sein Messer wieder in der Halterung an seiner Hüfte. Danach verschränkte er die Arme vor der Brust und sah hinauf zu Lyath, die zwar etwas wacklig auf den Beine wirkte, doch offenbar stark genug war um längere Zeit stehen zu können. Er war immer noch wütend auf sich selbst, was der Drachendame offensichtlich nicht entging, sei es durch seine Körpersprache, oder seine Gedanken, die ja für sie wie ein offenes Buch da lagen.
Deshalb meinte sie vom Thema ablenkend: *Nun, sollen wir zu den anderen stoßen, um ihnen von meiner Genesung zu berichten? Ich bin mir sicher, dass dadurch meinem Sohn eine große Last vom Herzen fällt.* John seufzte innerlich und erwiderte: „Es wird zwar noch eine Weile dauern, bis ihr euch vollständig erholt habe, aber nun gut. Lassen wir euren Sohn nicht warten." *Und vergesst euer Versprechen gegenüber Feyth nicht, Jäger.* fügte Lyath mit einem gewissem drohenden Unterton in der Stimme hinzu, woraufhin der Soldat nickte. Mit einer Geste deutet ihr an vorrauszugehen. „Nach euch Lyath." Die Drachendame zwinkerte ihm dankend zu und trat dann, mit ihm im Schlepptau, auf die Kurve zu, hinter der sich Keno, Dekri und die kleine Feyth aufhielten.
DU LIEST GERADE
[Eragon Fan-Fiction] Der Titan und die Drachenreiter
FanfictionDer Soldat John Miller findet sich nach einem schrecklichem Unfall an den Ufern eines ihm unbekannten Landes wieder. Schon sehr bald wird ihm bewusst, dass er sich nicht mehr in seiner eigenen Welt befindet. So also macht er sich auf den Weg, die Dr...