Lyath großes rotes Auge, welches direkt nur wenige Meter vor Shixins Kopf schwebte, weitete sich enorm, bevor die rote Drachendame ihr Haupt erschrocken von ihm wegzog. Auch Tymdek wirkte wie zu einer Salzsäule erstarrt, während Dekri den Titanen völlig verwirrt anstarrte.
Zhou verübelte es ihnen jedoch nicht, sondern fügte versichernd hinzu: „Versteht mich nicht falsch, ich meinte das nicht in einer vorwerfenden Art, ich bin wohl der letzte, der das bei anderen dürfte." Dabei schenkte er ihr freundliches Lächeln, was die grau-weiße Frau vor ihm sehr zu freuen schien, denn ihr Lächeln wurde noch strahlender.
Feuerschuppe hingegen sah ihn immer noch vollkommen entgeistert an, sodass fast eine geschlagene Minute nichts weiter als ihr Atem und das spielerische Fiepen und Gurren der Jungdrachen samt Mathews Lachen zu hören war. Shixin nutzte die Zeit, um sich im Schneidersitz vor den beiden großen Drachen auf den Höhlenboden zu setzten, wobei er sich sein Schwert auf den Schoß legte und die beiden gepanzerten Hände darüberlegte. Im Anschluss sah er auf zu Lyath, die nun mit ihrem Kopf wieder etwas näher kam. Ein besonderer Ausdruck lag auf ihrem großen roten Auge, den er unmöglichen Einordnen konnte.
Am ehesten noch wirkte sie – beschämt – auf ihn.
Erst jetzt richtete sie das Wort an ihn und klang dabei äußerst mitgenommen. *Die – die Seelen der Toten sagt ihr? Ihr – ihr könnt die Seelen der Toten sehen?* „Bedingt, Feuerschuppe. Ich sehe lediglich die Seelen der unschuldig Getöteten. Nur sie bleiben auf unserer Welt zurück." antwortete Zhou nickend und versuchte seine Augen möglichst still zu halten, während er die Drachendame ansah, was ihm jedoch relativ schwer fiel. *Dann – dann könnt ihr sie also wirklich sehen? Sie – sie sind wirklich noch da?* fragte sie anschließend und sah sich kurz in ihrer unmittelbaren Umgebung um. Sie schien allerdings nichts Auffälliges zu sehen, weshalb sie sich schon einen Augenblick später wieder dem Titanen zuwandte. Dieser schloss für einen Moment die Augen und nickte erneut andächtig. „Ja. Fünf, um genau zu sein, aber das habe ich euch ja bereits gesagt. Was mich mehr interessieren würde ist: Wisst ihr noch, welche unschuldigen Menschen ihr umgebracht habt? Insbesondere bei der schwangeren Frau und dem Mädchen stellt sich mir die Frage nach dem ‚Wieso?' ."
Er erwartete nicht, dass sie darauf eingehen würde und war daher nicht überrascht, als sie nicht darauf einging. Jedoch horchte er etwas erstaunt auf, als Lyath meinte: *Darf ich – ich weiß es ist vermutlich schon schlimm genug für euch, aber – darf ich sie durch eure Augen sehen, Shixin?*
Logischerweise hatte ihn noch nie jemand danach gefragt, schließlich konnte kein Mensch der Welt sich in den Kopf eines anderen versetzten. Hier in Alagäsia, oder besser gesagt Nidhan war dies allerdings durchaus möglich! Er überlegte einige Momente, bevor er schließlich erwiderte: „Wenn ihr das wollt, kann ich euch diese Bitte nur schlecht ausschlagen, Lyath. Nur warne ich euch vor, ihr Anblick könnte vielleicht verstörend auch euch sein, ich weiß nicht, wie oft ihr bereits massakrierte Leichen gesehen habt. Was euch jedoch auf alle Fälle irritieren wird, ist meine Sicht an sich. Euer Verstand wird die Farben und die Bilder die ich sehe nicht verarbeiten können. Ich habe Jahre gebraucht, um mich daran zu gewöhnen, aber wenn ihr es trotzdem versuchen wollt, nur zu." *Ich denke – ich denke, ich bin es ihnen schuldig, es wenigstens zu versuchen.* entgegnete Feuerschuppe ohne zu zögern und überraschte den Titanen damit erneut.
Für gewöhnlich stritten es die Leute ab, jemand unschuldiges getötet zu haben. 'Aber sie weiß selbst was sie getan hat. Warum sind sie dann noch überhaupt da?' rätselte er nachdenklich und spürte dann plötzlich, wie die Drachendame in seinen Geist eindrang. Er war sich ziemlich sicher, dass sie es ihn absichtlich spüren ließ, denn insofern er die Bücher kannte, war es für einen Nichtmagier oder Nichttelepathen in dieser Welt vollkommen unmöglich solch ein Eindringen überhaupt mitzubekommen. Von den Menschen auf der Erde einmal ganz abgesehen.
Es fühlte sich – komisch an, nur konnte er beim besten Willen nicht feststellen, wie weit die Drachendame nun in seinen Verstand vorgedrungen war. Deshalb sah er vorsorglich schon einmal auf die grau-weiße Frau, die mittlerweile Gesellschaft in Form des kleinen Mädchens bekommen hatte und ihn nun gemeinsam erwartungsvoll anblickten. Die Männer im Hintergrund waren dagegen immer noch beschäftigt sich lautlos über etwas aufzuregen, wobei er erkennen konnte, dass der Greis die Meinung der beiden Jüngeren nicht zu teilen schien. Zusätzlich behielt er jedoch ein Auge auf Feuerschuppe gerichtet und zuckte selbst kurz zusammen, als diese ein halbes Kreischen und Jaulen ausstieß, sich aus seinem Kopf zurückzog und selbst ihr Auge stark zukniff.
*Bei den Ahnen! Mein Verstand! Für einen kurzen Moment überkam mich das Gefühl, als würde ich durch tausende Augen gleichzeitig dasselbe Bild aus unterschiedlichen Sichtwinkeln sehen. Zusammen mit dem starken Drang, mich zu übergeben! Als hätte ich mich gerade aus tausenden Fuß Höhe hinabstürzen lassen und mich dabei die gesamte Zeit über im Kreis gedreht. Ich wusste nicht mehr, wo oben und unten war! Wie in aller Welt könnt ihr so etwas ertragen, Shixin?* fauchte sie, während sie heftig ihren Kopf hin und her warf, als würde sie versuchen eine schwere Benommenheit abzuschütteln. Zhou lächelte mitfühlend, als er antwortete: „Mir erging es damals nicht anders, als ich das erste Mal durch diese Augen sah. Wie ich euch bereits sagte, ich habe Jahre gebraucht, bis mein Verstand ein verständliches Bild darauf bildete, was meine Augen sahen."
Sein linkes Auge huschte hinüber zu Tymdek, als der schwarze Drache ebenfalls begann knurrend das mächtige Haupt zu schütteln. *Das ist absoluter Wahnsinn! Ich will mir nicht vorstellen müssen, wie es ist, wenn ich jeden Augenblick meines Lebens derart wahrnehmen müsste. Ich würde mir wohl die Augen auskratzen!* brummte der Gigant missmutig. Scheinbar hatte Lyath ihm ihre Erlebnisse gezeigt. „Das verstehe ich vollkommen, Dunkelschwinge, aber mit der Zeit habe ich gelernt damit umzugehen." bemerkte der Titan und warf einen kurzen Seitenblick auf die Frau und das Mädchen, die sichtlich amüsiert von der Reaktion der Drachen waren. Dann wandte er sich jedoch wieder Feuerschuppe zu, die sich mittlerweile etwas gefangen hatte und nun den Soldaten erneut mit ihrem großen Auge anblickte.
*Euer Augenlicht ist wirklich sehr befremdlich, Shixin. Nur würde ich – * sie stockte und drehte ihren Kopf so, dass sie seinem Blick auf die Seelen folgen konnte, wo für sie allerdings niemand stand. *Sie – sie sind da direkt neben uns, oder?* fragte sie flüsternd und abermals nickte Zhou. „Das Mädchen und die junge Frau, ja. Sie lächeln euch zu." erklärte er freundlich, was ein leichtes Zittern bei der Drachendame auslöste, zusammen mit einem leisen Wimmern, dass der Titan kaum wahrnahm.
Eine Reaktion, die er nicht von einem erwachsenen Drachen erwartet hätte.
'So langsam beginne ich zu begreifen, weshalb zumindest diese beiden noch bei ihr sind.' dachte er, als Lyath ihn bat: *Sie – sie lächeln mir? Wirklich mir? Könnt ihr sie bitte für mich beschreiben?* „Aber natürlich. Die Frau trägt eine Bluse, samt einfacher Hose und hat lange Haare. Leider kann ich euch keine Farben beschreiben, da die Seelen allesamt nur in einem grauweißen Farbton für mich zu sehen sind. Ansonsten ist ihr Brustkorb von etwas schwerem komplett eingedrückt worden, ihr fehlt der rechte Arm und ihre gesamte Kleidung ist mit Blut bespritzt. Anzumerken wäre zuletzt noch, dass sie hochschwanger gewesen zu sein scheint. Das kleine Mädchen hingegen trägt ein einfaches Kleid samt Strümpfen. Allerdings ist das Kleid komplett zerfetzt und blutgetränkt, nicht zu vergessen, dass sie ihren abgerissenen Kopf in der rechten Armbeuge hält." beschrieb er die zwei kurz, welche ihm daraufhin dankbar zunickten.
Doch auf Lyath hatte die Beschreibung einen geradezu niederschmetternden Effekt.
Ihr Wimmern begann lauter zu werden und ihre Augen strahlten nur so vor Traurigkeit. *Sie – nein! Nein! Sie – sie sind es wirklich. Nach all diesen Jahren – nein – warum? Warum seid ihr noch hier?* schluchzte sie, woraufhin Tymdek sofort tröstend seinen Kopf an den ihren legte und leise zu summen begann, wohingegen Shixin ruhig sitzen blieb und stattdessen mitfühlend die Augen schloss. 'Also ist es wirklich so wie ich vermutet habe.' überlegte er, öffnete die Augen wieder und wollte einfühlsam wissen: „Ihr wisst also, wer sie sind?"
Die Drachendame überraschte ihn aufs Neue, als sie auf seine Frage hin mit dem Kopf zu Boden und sich wie ein kleines Kind ihre Vorderpfoten über die Augen legte. Es nahm sie offensichtlich wirklich sehr mit. Er konnte sehen, wie die schwangere Frau neben Lyaths Kopf in die Hocke ging und tröstend über die Schuppen streichelte, während das junge Mädchen das gleiche im Stehen tat. Zusätzlich warf ihm die grauweiße Frau einen auffordernden und bittenden Blick zu, kurz bevor Feuerschuppe schluchzend erklärte: *Ich – sie – ja – ich – ich erinnere mich.* Shixin war sich sicher, würden Drachen richtige Tränendrüsen besitzen, hätte sich unter ihr ein riesiger See gebildet. Glücklicherweise war Dunkelschwinge zur Stelle, um sie zu trösten, indem er seinen Kopf flach neben sie legte, wobei dem Titan erst wirklich klar wurde, wie gigantisch der schwarze Drache eigentlich war, und sanft an Lyaths Haupt lehnte, während er eine ruhige Melodie summte, die im krassen Gegensatz zum traurigen Winseln seiner Gefährtin stand.
Mitfühlend senkte Zhou den Kopf und schloss abermals kurz die Augen. Dieser Teil war es, der auch ihn immer wieder zu Herzen ging, ganz gleich, wie viele Male er es bereits durchlebt hatte. Leise flüsterte er wohlwollendes Gebet, um seinen eigenen Geist zu besänftigen und auch, um der roten Drachendame Kraft zu wünschen, ehe er wieder aufblickte und entschuldigend meinte: „Bitte verzeiht diese unnötig dumme Frage, Feuerschuppe, es ist offensichtlich, dass ihr wisst, um wen es sich handelt." Dabei blieb er nach wie vor im Schneidersitz sitzen, da er der Überzeugung war, dass Tymdek seine Brutgefährtin tausendmal besser trösten konnte, als wenn er ihr mit seiner klobigen Hand über die Wange streichen würde. Dazu kam noch ihr Sohn Dekri, der mittlerweile ebenfalls vor an die Schnauze seiner Mutter geeilt war und ihr zärtlich über die Schuppen schleckte. Diese hatte inzwischen wieder die Pfoten von den Augen genommen und sich gegen das mächtige Haupt ihres Gatten gelehnt, während ihr rechtes Auge voller Schuldgefühle den Titanen fixierte.
*Ja, ich – ich weiß wer sie sind. Nicht – nicht ihre Namen, aber wie ich sie – * erwiderte sie traurig und brach mitten im Satz ab. Sie brauchte ihn nicht zu Ende führen, Shixin wusste, was sie sagen wollte. „Wie ihr sie getötet habt? Feuerschuppe, die Frau und das Mädchen sind nah bei euch und haben sich tröstend an eure Seite gesetzt. Sie sind euch gegenüber offensichtlich nicht böse gestimmt. Wollt ihr mir oder auch eurem Gatten die Geschichte erzählen, was geschehen ist? Was immer es war, es scheint euch wirklich sehr stark mitzunehmen und so wie ich eure Reaktionen einschätzte, bereut ihr jede Sekunde davon." entgegnete er deshalb einfühlend, woraufhin ihm die grauweiße Frau ein dankbares Nicken schenkte.
Lyath starrte ihn einige Momente nachdenklich an, bevor sie langsam zwinkerte und leise antwortete: *Ich – ich glaube das wäre das Beste, ja.* *Zwing dich nicht zu etwas! Ich spüre, wie sehr es dich schmerzt auch nur daran zu denken!* brummte Tymdek fürsorglich, doch Feuerschuppe blieb bei ihrer Entscheidung und ihre Stimme wurde sogar wieder etwas fester. *Nein. Ich habe dieses – Wissen – lange genug tief in meinen Erinnerungen versteckt gehalten, um mein schreckliches Vergehen zu vergessen. Ich bin vor meinem Fehler davongerannt wie ein kleines Küken! Und nun muss ich erfahren, dass ihre Seelen dazu verdammt sind, bei mir zu bleiben. Bei mir! Derjenigen, die sie kaltblütig getötet hat! Nein! Ich – ich bin es ihnen schuldig, ihnen zumindest ihre wohlverdiente Ruhe zu schenken! Ihr – ihr könnt ihnen doch dabei helfen, oder Shixin?* meinte sie an ihren Gatten gewandt und wirkte dann jedoch wieder zögerlich flehend, als sie den letzten Satz Zhou fragte. Dieser nickte langsam. „In gewisser Weise. Aber dazu muss ich wissen, was genau zwischen euch vorgefallen ist und wie es zu diesem traurigen Ende kam." erklärte er freundlich und konnte ihre Erleichterung deutlich in seinem Geist spüren.
*Oh danke! Ich hatte schon befürchtete, ich hätte sie zu einem ewigen Dasein an meiner Seite verdammt! Dann werde ich das unvermeidliche wohl nicht noch länger hinauszögern.* erwiderte sie beschämt, bevor sie ihre Erzählung begann:
*Das ganze geschah vor gut 50 Jahren, als ich gerade einmal 10 Jahre jung war. Ich hatte mein erstes Gelege mit meinem damaligen Brutpartner und zwei der Küken waren direkt einige Tage nach der Eiablage geschlüpft. Ihr glaubt gar nicht wie stolz ich in diesem Moment war, auf mich, auf meinen Gefährten und auf die Kleinen, die ihre ersten Schritte auf uns zu machten. Allerdings hatte ich auch große Sorge um sie, weil ich keine Ahnung hatte, was uns beiden als unerfahrene Eltern bevorstand und sie noch so klein und verletzlich waren. Aber wider allen Erwartungen verlief es in der ersten paar Wochen nach ihrem Schlupf relativ friedlich. Nur – ich denke ihr wisst bereits, worauf das alles hinausführt, oder Shixin?* unterbrach sie sich kurz und sah den Titanen beschämt an, der ihr jedoch ein aufmunterndes Lächeln schenkte.
Natürlich konnte er bereits erahnen, worauf sie hinauswollte. „Ich habe eine Vermutung, aber bitte, fahrt fort. Was geschah dann?" erwiderte er deshalb und bekam als Antwort eine Art traurigen Seufzer in seinem Kopf zu hören, ehe Feuerschuppe fortfuhr:
*Nur einen knappen Mond später döste ich gemütlich vor mich hin, während mein Gefährte auf der Jagd war und meine beiden Küken draußen vor unserem Hort herumtollten. Oder zumindest nahm ich das an, denn als ich kurz darauf das angsterfüllte Kreischen eines meiner Kleinen hörte und voller Sorge aufsprang, waren sie nicht dort! Panisch eilte ich ihnen durch springen und gleiten in den Wald entgegen, meine Instinkte vollkommen auf den Schutz meiner fokussiert. Ich bekam nicht einmal mehr mit, wie ich etliche Bäume auf dem Weg zu ihnen umwarf und somit eine regelrechte Schneise in den Wald hinein riss. Vermutlich dauerte es nur wenige Momente, bis ich meine Jungen erreichte, doch damals fühlte es sich wie eine hilflose Ewigkeit an. Und dann sah ich sie. Eines meiner Kleinen hatte sich vollkommen verschreckt hinter einem toten Baumstumpf versteckt und fauchte in die Richtung seines Bruders, der wenige Meter entfernt dalag und panisch winselte.
Und mich überkam eine schier endlose Wut, als ich die beiden Menschen sah, die neben ihm in der Hocke saßen. Die – die Frau und ihre Tochter. In diesem Moment setzte mein Verstand praktisch aus. Ich sah nur, wie ein Mensch neben meinem ängstlich kreischenden Küken in der Hocke saß und offensichtlich an seinem rechten Hinterlauf herumhantierte. Ich – ich zögerte nicht.* Schamvoll schloss Lyath ihre Augen und Shixin senkte betroffen den Kopf. Er wusste was nun kommen würde und begann in Gedanken einen alten Gebetstext zu rezitieren, während Feuerschuppe mit schwer angeschlagener Stimme fortfuhr: *Ich – ich – ich habe sie regelrecht zerfleischt ohne ihnen eine Chance zu geben sich zu erklären. Es war wie ein Rausch aus Angst und Wut, es ging alles so schnell. Ich – erspare euch lieber die Beschreibung des Gemetzels.
Jedenfalls kam ich erst wieder wirklich zu Sinnen, als ich meine beiden Jungen zurück zur Höhle trug und Blut auf meiner Zunge schmeckte. Ich setzte sie vorsichtig ab und sah dann, dass eines der Küken am Hinterlauf verletzt war. Die Wunde sah genauso aus, wie die die Tiere für gewöhnlich erhielten, wenn sie in eine eurer Fallen tappen, die ihr Menschen zur Jagd benutzt. Und mit einem Mal wurde mir klar, was eigentlich geschehen war! Mein Sohn war ausversehen in eine dieser Fallen getappt und die arme Frau mit ihrer Tochter hatte lediglich versucht ihn daraus zu befreien!*
Sie stockte erneut und stimmte ein leises, trauriges Jaulen an.
*Ihr glaubt gar nicht, was für einen Schock ich von dieser Erkenntnis erfuhr! Auf der Stelle eilte ich zurück zum Ort meines Verbrechens in der blanken Hoffnung sie doch nur verwundet zu haben, doch sie wurde wie eine Welle am Fels zerschmettert. Dort lagen sie, zerfleischt von der Mutter, deren Sohn sie geholfen hatten! Irgendetwas in mir zerbrach in diesem Moment, vor allem, als ich überhaupt wirklich erst reagierte, dass ich eine Mutter und ihre Tochter kaltblütig umgebracht hatte und die Frau dazu noch schwanger gewesen war! Ich brüllte meinen Schmerz und meine Scham lauthals in die Welt hinaus, solange, bis schließlich mein Gefährte neben mir auftauchte. Er sah, was geschehen war und legte behütend seine Flügel um mich, als ich ihm krächzend erzählte, was getan hatte. Anschließend grub er sorgfältig zwei kleine Löcher vor dem toten Baumstumpf in die Erde und legte das Mädchen und ihre Mutter respektvoll in je eines dieser Löcher. Er meinte, die Menschen würden ihre Toten auf diese Weise in Ehren halten. Aber ich konnte einfach nicht vergessen, was ich getan hatte. Und jetz – jetzt weiß ich auch, dass ihre Seelen nie zur Ruhe kamen. Meinetwegen!* brachte sie die kleine Erzählung zu Ende und wandte ihr Auge Shixin zu, der sich mittlerweile aus seinem Schneidersitz erhoben hatte, das Schwert in der linken Hand haltend.
Der Titan trat vor an Tymdek vorbei an ihre Schnauze und legte ihr tröstend die rechte Hand auf die Schuppen, wobei er sich mühe gab seine einzelnen Finger zu spreizen, was nicht wirklich einfach war.
„Dort, wo der Kleine, Schwache den Pfad gar nicht mehr sieht, dort, o mein Herr, entfache dein Licht, dass man es sieht. In dunklen, schweren Stunden, da keine Lösung war, da hab' ich oft gefunden die Hilf' des Herrn fürwahr. Drum will ich nicht verzagen, wenn manches weglos scheint, will's ich aufs Neue wagen, bis ich mit ihm vereint. Vom Ziel her sieht das Leben viel heller, leichter aus, den Trost hat Gott gegeben: Es geht zum Vaterhaus." sagte Shixin dann ruhig als tröstendes Gebet auf.
Er konnte zwar durch seinen Panzer nicht wirklich etwas von ihr spüren, doch er hörte deutlich, wie sich ihre Atmung normalisierte und das leise Wimmern und Jaulen verstummte. Fürsorglich lächelnd sah er auf das weitaufgerissene Auge der roten Drachendame, welches praktisch direkt vor ihm lag und fügte sanft hinzu: „Ich weiß, dass ihr Drachen nicht an einen Gott, oder an eine höhere Macht glaubt, doch was ich in meinen ganzen Lebensjahren über gelernt habe ist, dass es oft schon reicht solche tröstenden Worte einfach nur zu hören. Ganz gleich ob man nun religiös ist oder nicht."
*Danke. Es ist ein schönes Gedicht.* erwiderte Lyath leise, ehe Zhou wieder ein paar Schritte zurückwich, genauso wie Tymdek und Dekri, als die Drachendame sich wieder ein wenig aufrichtete. Neben sich sah er die grauweiße Frau mit ihrer Tochter stehen, die ihn beide glücklich ansahen, wobei ihm das Mädchen sogar freundlich zuwinkte. *Aber – aber wie könnt ihr ihnen nun helfen, jetzt nachdem ihr erfahren habt, was ich vor alle diesen Jahren verbrochen hab? Gibt es eine Art Ritual oder Zauber?* wollte Feuerschuppe dann von ihm wissen, wobei ihre Stimme einen deutlich flehenden Unterton besaß. Auch Dunkelschwinge horchte neugierig auf, als Shixin antwortete: „Jein. Seht ihr, das 'Ritual' wenn ihr es so nennen wollt, beruht allein auf der Idee von Vergebung und von Herzen kommender Entschuldigung. Die Frau und ihre Tochter haben euch schon lange Vergeben und ich bin mir sicher, dass ihr euch damals im Geiste tausende Male bei ihnen entschuldigt habt. Und doch sind die beiden immer noch an euch gebunden."
Er konnte sehen, wie sich ein leichter Schimmer von Furcht in Lyaths Augen schlich, weswegen er rasch, aber sanft fortfuhr: „Der Grund dafür ist gleichzeitig simpel und doch schwerer als man denken mag. Der Person, der ihr noch nicht für den Tod der beiden vergeben habt, seid ihr selbst, Feuerschuppe. Noch immer plagen euch die Schuldgefühle wegen damals. Aber warum? Ich verstehe eure Gefühle, sehr gut sogar, doch was bringt es euch bis in alle Ewigkeit die Schuld an etwas zugeben, dass ihr ohnehin nicht mehr ändern könnt? Davon abgesehen, dass es eine tragische Verwechslung war, jede Mutter hätte zunächst das schlimmste gedacht! Ihr dürft nicht in der Vergangenheit verweilen, Lyath. Die Frau und ihre Tochter wissen, dass ihr lediglich eure Küken beschützen wolltet. Ihr könnt es nicht mehr rückgängig machen, so sehr wir uns alle das manchmal wünschen würden. Deswegen kann ich euch nur sagen: Akzeptiert, was geschehen ist und schaut in die Zukunft. Wer weiß? Vielleicht trefft ihr in ein paar Jahren unwissentlich auf einen Nachkommen ihrer Familie, dem ihr helfen könnt. Wäre das nicht auch eine kleine Wiedergutmachung für euer tragisches Missverständnis?"
Die grauweiße Frau nickte ihm zustimmend zu, wohingegen Lyath ihn einige Momente stillschweigend ansah, bevor sie ihre Augen schloss. Fast eine geschlagene Minute lang standen, beziehungsweise lagen alle Beteiligten vollkommen still da, wodurch nur da vergnügte Schnattern der kleinen Drachenjungen zu hören war, die immer noch mit Mathew herumtollten. Shixin überlegte, ob er noch einmal etwas sagen sollte, aber er wollte nicht zu aufdringlich wirken.
Doch seine Bedenken wurden beiseite gefegt, als die Frau und das Mädchen plötzlich durchsichtiger wurden und sie beide glücklich und vor allem dankbar zu Lyath hinübersahen. Von Sekunde zu Sekunde wurde ihre Gestalt blasser, wohingegen ihre Wunden geheilt und verlorene Gliedmaßen wieder wie aus dem Nichts heraus erschienen. Selbst der Kopf des kleinen Mädchens setzte sich wieder an seinen angestammten Platz und die schwangere Frau wandte sich noch einmal dem Titanen zu. Sie besaß nun wieder das Aussehen einer wunderschönen jungen Mutter, deren Haar in einem schön geflochtenen Zopf über ihre Schulter fiel. Sie lächelte ihm zu und formte mit dem Mund ein Wort, das er schon unzählige Male durch solche blassweißen Lippen gesehen hatte.
‚Danke!'
Und dann verschwanden die beiden von einem Moment auf den anderen und ließen nichts als kühle Höhlenluft zurück.
„Ruhet nun in Frieden." murmelte er leise und schenkte der roten Drachendame ein lobendes Lächeln, als diese wieder ihre Augen öffnete und tief durchatmete, wie wenn eine tonnenschwere Last von ihr abgefallen wäre. *Ich bin euch wirklich dankbar Shixin. Es ist als hätte ich einen Knoten um meinen Hals gelöst, der dort seit Jahren saß und mir die Luft abschnitt. Ihr seid ein überaus weiser Mann. Ich hoffe nur, dass ich endlich der Mutter und ihrer Tochter die verdiente Ruhe beschert habe, die ich ihnen solange verwehrte.* meinte sie ruhig und ihre Auge leuchtete erfreut auf, als der Titan ihr freundlich zunickte. „Keine Sorge Feuerschuppe. Sie sind nun endlich in die Hallen ihrer Ahnen eingezogen, um ihre verdiente Ruhe zu finden. Das habt ihr wirklich gut gemacht." erklärte er und musste unwillkürlich Glucksen, da ihm die Drachendame dankbar über die Wange schleckte, was bei ihrer Größe bedeutete, dass sie die gesamte linke Seite seines Gesichts mit erwischte. *Das freut mich zu hören, ich habe ihnen schon genug Leid zugefügt gehabt. Ich mag mir gar nicht ausdenken wollen, wie es für sie war, all diese Jahre mit ihrer Mörderin verbringen zu müssen!* entgegnete sie und schüttelte sich bei der Vorstellung kurz.
„Nun, ich denke nicht, dass es ihnen schlecht ging, sie wirkten sehr entspannt und sogar stellenweise glücklich euch und eure Familie zu sehen. Anders hingegen verhält es sich da allerdings mit den drei verbliebenen und den dreien von Tymdek. Aber für heute dürfte das erst mal reichen. Ihr könnt ihnen jedoch auch ohne meine Hilfe auf die andere Seite verhelfen, indem ihr einfach das befolgt, was ich euch vorhin gesagt habe, Feuerschuppe." antwortete Shixin ruhig und warf einen kurzen Blick auf die drei Seelen, die immer noch heftig miteinander diskutierten, fast genauso wie die drei grauweißen Männer bei Tymdek, die dem Mann mit der Axt von Lyath recht ähnlich sahen, wenn er ihre Kleidung in Betracht zog. Allerdings war er sich bei ihnen ziemlich sicher, dass es nur an der von Herzen kommenden Entschuldigung fehlte.
*Natürlich! Wir können nicht von euch verlangen uns bei der Aufarbeitung unserer Sünden zu helfen!* erwiderte Feuerschuppe bestimmt, dem Tymdek mit einem lauten Brummen zustimmte. *Das ist wahr. Dennoch – " bemerkte der schwarze Riese und richtete den Blick auf Zhou, der ihm seinerseits höflich den Kopf zuwandte. *Ich würde euch gerne etwas fragen, Shixin. Es ist recht persönlich, ihr müsst also nicht antworten, wenn ihr nicht wollt.* „Nur zu, Dunkelschwinge." forderte der Titan ihn freundlich auf und Tymdek ließ sich nicht zweimal darum bitten.
*Ihr seid schon seit über 100 Jahren ein Soldat und habt sicherlich viele Schlachten geschlagen, Shixin. Wie viele Seelen habt ihr um euch herum versammelt?* wollte er in einem respektvoll fragenden Ton wissen, wobei auch Lyath daraufhin ihre Ohren spitzte.
Shixin schloss für einen kurzen Moment die Augen und senkte nachdenklich den Kopf, bevor er sich erneut im Schneidersitz auf den Boden setzte und das Schwert auf seine Oberschenkel legte. Erst dann sah er wieder auf und setzte ein schiefes Schmunzeln auf. „Ah, auf eine ähnliche Frage habe ich schon gewartet. Aber um sie zu beantworten, muss ich etwas weiter ausholen." sagte er und holte tief Luft, ehe er fortfuhr:
„Wie ihr schon richtig gesagt habt, sind wir Titanen schon sehr, sehr lange Soldaten und haben hunderte Schlachten geschlagen. Und wie in einer Armee üblich, wurden wir schon kurz nach dem ersten Kampfeinsatz unserer Einheit auf verschieden Abteilungen aufgeteilt. Vater, für euch John, zum Beispiel wurde dem größten Teil unserer Armee, den wir 'Army' nennen zugeteilt, wohingegen Micheal in die – Schiffsabteilung, der 'Navy' kam. Allerdings bildeten ich und Mathew eine Ausnahme davon. Wir wurden nicht direkt der Armee zugeteilt, sondern vielmehr dem militärischen Geheimdienst zugewiesen. Ihr könnt mit dem Begriff sicherlich nicht viel Anfangen, aber ganz grob hätte man uns als Spione bezeichnen können, oder noch besser Attentäter. Wir wurden auf Missionen geschickt, die im Volksmund als 'Black Ops' bezeichnet werden.
Im Grunde verdeckte Operationen, bei denen wir Dinge taten, die eigentlich als Verbrechen galten, etwa Mord, oder Anschläge bei denen hunderte Menschen ihr Leben verloren. Alles um die Interessen unserer Regierung zu wahren. Gelinde gesagt: Wir erledigten die Drecksarbeit. Unsere Brüder und Schwestern mögen zwar auf den Schlachtfeldern viele Feinde getötet haben, doch ihre Zahl ist winzig wenn man sie mit der der Toten vergleicht, für die ich und Mathew verantwortlich sind. Jetzt wisst ihr zumindest einmal, was genau es mit mir und meinem Bruder auf sich hat und wie ihr schon richtig erkannt habt, Dunkelschwinge, habe ich tausende von unschuldigen Menschen umgebracht. Männer, Frauen, Kinder und Greise. Unter den einfachen Soldaten nannte man uns daher hinter vorgehaltener Hand 'Grim Reapers' die Sensenmänner."
Er hielt kurz inne um seine Worte einsinken zu lassen und bemerkte, wie Dekri sich inzwischen von seinem Platz zwischen Lyath und Tymdek erhoben hatte und näher zu ihm gekommen war. Jetzt saß er wenige Meter von dem Titanen entfernt da und starrte ihn mit seinen silbernen Augen an. Zusätzlich, um sich selbst zu vergewissern ob alles in Ordnung war, sah Zhou kurz hinüber zu Gilston, wobei er erleichtert feststellte, dass sein Bruder die kleinen Drachenküken immer noch spielerisch ablenkte. Erst dann fuhr er mit gesenkter Stimme fort:
„Damals war ich wirklich umgeben von einer ganzen Armee aus verlorenen Seelen, die allesamt stumm auf mich und Mathew einschrien. Ich habe jahrelang keinen Schlaf gefunden, da ich ständig eines der verbrannten und verstümmelten Gesichter vor Augen hatte. Eine wohl mehr als gerechtfertigte Strafe für meine Sünden. Aber es wurde immer schlimmer und mein geistiger Zustand war schon bald nur noch als – kurz vor dem Wahnsinn stehend zu bezeichnen. Aus purer Verzweiflung suchte ich eines Nachts Zuflucht in einer alten Kirche und traf dort auf den Mann, den ich später meinen Mentor nennen würde.
Ein alter Pfarrer, der spät in der Nacht noch ein Gebet für die verstorbenen hatte sprechen wollen. Er sah sofort, dass etwas mit mir nicht stimmte und lotste mich auf eine der alten Holzbänke. Und als ich ihm von den geisterhaften Erscheinungen erzählte, die mich tagein tagaus verfolgten, nahm er mich behütend in den Arm und schenkte mir seine goldene Halskette, an der ein einfaches Kreuz festgemacht war. Er sagte mir, dass die Toten wütend auf mich seien, da ich mich nie meinen Verbrechen gestellt hatte, deren Opfer sie waren. Dann sprach er mehrere schützende Gebete für mich und auch zusammen mit mir. Und für das erste Mal in einigen Jahren konnte ich aufsehen ohne direkt in das Antlitz eines Toten zu sehen! Ich war diesem Pfarrer so unendlich dankbar für seine Hilfe, doch er sagte mir auch, dass er die verlorenen Seelen nur gebeten hatte mich in dieser Kirche in Ruhe zu lassen. Sollte ich jedoch auch nur einen Fuß aus der Tür des alten Gebäudes setzten, würden sie sich wieder auf mich stürzen, wie zuvor. Also fragte ich ihn was ich tun könne, um mich von ihnen zu befreien und er antwortete mir ruhig:
‚Du musst dich deinen Sünden stellen, mein Sohn und nicht versuchen ihnen zu entkommen. Behandle sie so, wie du deine Nächsten behandeln würdest, wenn ihnen das gleiche Schicksal widerfahren würde! Du musst dich bei jeder einzelner dieser armen verlorenen Seelen mit vollem Herzen entschuldigen und auch natürlich dir selbst vergeben. Denn nur dann, kannst du erhobenen Hauptes in die Zukunft schauen!'
Diese Worte brannten sich regelrecht in mein Gedächtnis und von diesem Moment an, begann ich seinen Rat in die Tat umzusetzen. Es dauerte dutzende Jahre, in denen ich durch verschiedene Länder zog und ihren Glauben studierte, wobei ich auch gleichzeitig nach den Namen meiner Opfer in Archiven suchte, bis ich endlich der letzten verlorenen Seele ihre verdiente Ruhe schenken konnte. Ich war ein völlig anderer Mensch geworden, ruhiger und mit einem neuen Blick auf das Leben, doch mein Mentor verstarb leider in hohem Alter, ehe ich diese Tat vollenden konnte. Noch heute führe ich jederzeit seine Kette mit dem Kreuz bei mir, um mich daran zu erinnern, dass es oft die einfachen Dinge sind, die doch viel in der Welt bewirken können."
Er beendete seine kleine Erzählung damit, indem er unbeholfen in den Kragen seines roten Pullovers langte und die schmale goldene Kette hervorzog, während zwischen seinen klobigen Fingern das matte Kreuz hing.
Dann herrschte erst einmal eine gespenstische Stille zwischen den Drachen und dem vor ihnen sitzenden Titanen, bis der junge Dekri schließlich ehrfürchtig wisperte: *Jetzt verstehe ich, wieso sich euer Geist vorhin die ganze Zeit über so traurig anfühlte, während ihr Mutter geholfen habt. Es hat euch an euch selbst erinnert, oder?* Leicht überrascht von dem Scharfsinn des jungen Drachen musste Shixin schmunzelnd nicken. „So ist es, junger Dekri."
*Wie viele habt ihr damals umgebracht, wenn selbst Mutter und Dunkelschwinge nur so wenige verlorene Seelen bei haben?* wollte der Jungdrache danach wissen, wobei sein Tonfall überaus respektvoll und unterwürfig klang. Allerdings wurde dafür sofort von Lyath gerügt, die vorwurfsvoll knurrte und sagte: *Dekri! So etwas frägt man nicht!* Dekri schrak merklich zusammen und wollte sich wohl gerade entschuldigen, als Zhou beruhigend die Hand hob.
„Nicht doch, Feuerschuppe. Es ist eine durchaus berechtigte Frage, immerhin sind wir nun eine große Familie. Um deine Frage zu beantworten, junger Dekri: In meinem ganzen Leben als Soldat habe ich 26.495 Menschen getötet und ich kenne jeden einzelnen von ihnen bei Namen." erklärte der Titan ernst, ehe er etwas unbeholfen seinen Pullover über den Kopf zog und damit seinen muskulösen Bauch und Brust entblößte. Er konnte sofort ein dreistimmiges, überraschtes Schnauben vernehmen, weshalb er erklärend hinzufügte: „Ich habe mir jeden einzelnen Namen auf ewig in meine Brust und meinen Bauch eintätowieren lassen, um sie jedes Mal im Spiegel zu sehen. Alle 26.495 Namen!"
*Bei meinen Ahnen, so viele! Bitte verzeiht, ich hätte meine Frage niemals stellen sollen!* knurrte Tymdek entschuldigend, als Shixin wenige Momente später den Pulli wieder zurückzog, doch der Titan hob abermals abwehrend die Hand. „Nein, es ist schon in Ordnung, Dunkelschwinge. Ihr seid nicht der erste, der diese Frage gestellt hat." bemerkte der Soldat ruhig lächelnd und hob dann rasch die Arme, als er sah, wie von rechts das tiefblaue Küken auf ihn zusprang.
Vorsichtig fing er es mit seinen gepanzerten Händen auf, woraufhin ihm das Drachenjunge ein fröhliches Fiepen schenkte und ihm neckisch über die Wange schleckte. „Ich dachte mir, dass du doch bestimmt auch etwas von dem Spaß den wir hier haben, abhaben willst Shixin." meinte Mathew lachend, als er mit den restlichen Küken auf sie zugetrabt kam, wobei er das Türkisene sanft auf dem Arm hob und die anderen eifrig neben ihm her tapsten. „Etwas Spaß können wir jetzt wohl alle gut gebrauchen, schätze ich." erwiderte Zhou schmunzelnd und setzte das tiefblaue Junge streichelnd in seinen Schoß, wo es mit großen Augen die verzierte Schwertscheide unter Begutachtung nahm.
Selbst für den gläubigsten unter den Titanen reichte es für heute von den Toten zu sprechen.
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[Eragon Fan-Fiction] Der Titan und die Drachenreiter
FanfictionDer Soldat John Miller findet sich nach einem schrecklichem Unfall an den Ufern eines ihm unbekannten Landes wieder. Schon sehr bald wird ihm bewusst, dass er sich nicht mehr in seiner eigenen Welt befindet. So also macht er sich auf den Weg, die Dr...