Kampf um Feyth

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John stand nun 20 Meter vor Filia auf dem Hof, die Arme locker neben dem Körper hängend, sodass Larvas Spitze im Kies lag und den Kopf leicht schräg nach links gelehnt haltend. Sein Blick war gleichzeitig leer und fragend, während er die grüne Drachendame anstarrte, die ihn ihrerseits mit hochgezogenen Lefzen und peitschenden Schwanz fixierte.

„Fe – yth?" wollte der Titan mit fast schon kindlich naiver Stimme wissen, so als ob er nicht mit angesehen hätte, wie Filia ihre Tochter verschlang. Die Drachendame fauchte ihn als Antwort nur bedrohlich an, was Miller jedoch nicht zu interessieren schien. Er legte den Kopf einfach auf die andere Seite und fragte erneut: „Fe – yth?"

Da ergriff Larva wütend und gleichzeitig panisch, das Wort in seinem Geist. *Mördermutter hat sie verschluckt! Wir müssen befreien! Töten! Retten! Rächen!* kreischte der Seelensplitter zornig und zeigte dem Titanen, dessen eigene Erinnerung. Schlagartig verschwand der leicht fragende Ausdruck auf Johns Gesicht und wich einer zornigen Miene, die pure Tötungsabsicht verströmte.

Selbst die große Drachendame vor ihm, schien diese unglaublich feindselige Aura zu spüren, denn sie plusterte sich auf und trat zwei Schritte vor ihm zurück.

Mit einem mörderischen Gebrüll auf den Lippen, das nicht mehr menschlich klang, sprang der Soldat auf Filia zu und holte gleichzeitig mit Larva in seiner rechten Hand aus. Der grüne Drache war zu behäbig um dem Hieb ausweichen zu können, doch kurz bevor das blutrote Schwert sein Ziel fand, wurde es von einer grasgrünen Klinge pariert.

Ihr Reiter hatte sich im letzten Moment zwischen sie und den mordlustigen Titanen geworfen, musste nun jedoch ebenfalls hastig einen Schritt zur Seite tun, da John mit einer derartigen Wucht zugeschlagen hatte, dass es ihm wohl beim Versuch Larva komplett abzublocken, das Handgelenk gebrochen hätte.

So jedoch stieß er die blutrote Klinge nur schwach beiseite, welche mit enormer Kraft auf den mit Kies bedeckten Boden krachte und etliche der kleinen Steinchen umher schießen ließ. Der Colonel brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde seinen neuen Gegenspieler zu fixieren. Es interessierte ihn nicht, wie er aussah oder was für Ausrüstung er trug. Für ihn zählte nur, dass der Mann zwischen ihm und der Mördermutter stand.

Er musste sterben!

Ohne Zeit zu verlieren führte er einen weiteren Streich gegen seinen Feind, den dieser jedoch abermals, fast schon mit Leichtigkeit, ablenkte. Direkt im Anschluss folgte ein Gegenschlag gegen seine Brust gerichtet. Doch Millers Sinne und Reflexe waren bis aufs äußerste geschärft. Blitzschnell langte er nach der Schwerthand seines Gegenübers. Hätte er sie zu fassen bekommen, wäre von der Hand des Mannes nicht viel mehr, als ein blutiger Stumpf zurückgeblieben.

Allerdings traft ihn etwas unvorbereitet in die Seite und schleuderte den Soldaten einige Meter zurück. Er kam hart auf dem Kies auf, welcher ihm etwas Haut auf der Wange abschürfte, aber von Verletzungen nahm John in diesem Zustand ohnehin keine Notiz. Mit einem Satz war er sofort wieder auf den Beinen und erkannte, dass ihn der Drache mit seinem Schwanz beiseite gefegt hatte.

Ohne Unterbrechung sprang der Titan erneut auf sie zu, wobei er dieses Mal Larva mit beiden Händen fasste und über seinen Kopf hinweg ausholte. Sein Ziel war zuerst der Mann und danach die Mördermutter! Mit aller Kraft hatte, hämmerte das Schwert auf seinen Feind nieder, doch dieser schrie ihm irgendetwas entgegen und die Klinge blieb wenige handbreit vor seinem Ziel in der Schwebe hängen. Es war, als hätte der Mann ihm binnen eines einzigen Augenblicks unsichtbare Fesseln angelegt, die ihn an seiner Bewegung hinderten.

Er stemmte sich mit aller Macht gegen sie, sodass sogar seine Augen anfingen aus ihren Höhlen zu treten und mit einem gewaltigen Schrei, durchbrach er die Blockade, wobei der Mann keuchend zusammenzuckte und von der Drachendame eiligst am Schlafittchen aus der Gefahrenzone gezerrt wurde. Keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Moment zertrümmerte Millers brachialer Hieb den Stahlschild, der dem Reiter aus der Hand gefallen war und Larvas Klinge sank sogar noch einen guten Fuß in den massiven Fels unter dem Kiesboden ein.

Es gab keine Grenzen mehr für den Soldaten, weder moralisch, noch körperlich. Die unterbewussten Schranken, die jeder Mensch besaß, welche verhinderten, dass der Körper sich selbst verletzte, besaß er in seinem jetzigen Zustand nicht, weshalb er jede einzelne Bewegung mit maximaler Kraft ausführen konnte.
Das war jedoch ein zweischneidiges Schwert.
Denn allein dieser Hieb hatte dafür gesorgt, dass einige seiner Fasern in den Armmuskeln rissen, was John jedoch vollkommen ignorierte.

Mit einem lauten Schleifen riss er Larva wieder aus dem Gestein und fixierte seine beiden Feinde erneut. Der Mann schien schwer zu atmen und hatte sein grünes Schwert nun mit beiden Händen gepackt, während die Drachendame schützend ihren Schwanz vor ihm hielt und den Titanen böse anbrüllte.

Der Colonel brüllte ebenso animalisch zurück, fasste Larvas Griff etwas fester und sprintete ihnen mordlustig entgegen. Es lagen knapp 15 Meter zwischen ihm und seinen Zielen. Roter Kies spritzte hinter ihm in einer Staubwolke in die Höhe, doch er hatte nur Augen für den Mann und die Mördermutter. Mitten im Sprint hörte er plötzlich ein lautes Rauschen vor sich, sah, wie der Drache seine Schnauze vor den Reiter schob und nur Millisekunden später fand er sich in einer grünen Flammenwand wieder.

Seine Haare verpufften einfach in der enormen Hitze, die Haut begann ihm von den Knochen wegzuschmelzen und sein gesamter Mund schmeckte nach Kohle. Es waren unglaubliche Schmerzen. Er schrie wie am Spieß, als seine Augenlider vom Drachenfeuer zerstört wurden und nun seine Augen ungeschützt der Höllenhitze ausgesetzt waren.

Aber er wurde nicht langsamer.

*Nicht die Augen! Ich helfe!* konnte er die Stimme seines Schwert in Gedanken kreischen hören, schenkte dem jedoch keine Beachtung. Nur noch zwei Meter und die Mördermutter würde ihren feurigen Atem einstellen müssen, um nicht ihren eigenen Reiter ebenfalls abzufackeln.

Einen Meter!

Und tatsächlich, Filias Kiefer klappten zu, als er sich dem Mann bis auf gute drei Meter genähert hatte. Wundersamer Weise, hatten seine Augen das Flammeninferno unverletzt überstanden, weshalb er nun den Schwanzhieb, der auf ihn zuraste deutlich erkennen konnte. Blitzschnell führte er einen einhändigen Streich mit Larva, der das Schwanzende sauber abtrennte, woraufhin ihm einiges an Blut und ein schmerzerfülltes Kreischen entgegen schwappte. Doch er wartete nicht, sondern führte einen rückhändigen Schlag gegen den nun direkt vor ihm stehenden Mann aus.

Dieser hatte die rechte Hand samt Schwert zu ihm ausgestreckt und rief irgendetwas Sinnloses.

Was für ein törichter Fehler!

Dann explodierten plötzlich tausende Sterne vor seinen Augen und ein stechender Schmerz durchzog seine gesamte Brust. Davon abgelenkt verfehlte sein Schlag den Arm um einige handbreit und Miller stürzte hinunter auf sein Knie. Er musste sich übergeben und unter die ganzen unverdauten Essensresten mischte sich eine große Menge blaues Nanitenblut. Er würgte noch einmal und starrte den Mann danach hasserfüllt an.

Seine Worte taten weh!
Er würde dafür sorgen, dass er von jetzt an schwieg!

Mit einem Hechtsprung aus seiner knieenden Position heraus, überraschte er den Reiter vollkommen und fegte ihn von den Beinen. John konnte spüren, wie einige der Rippen im Brustkorb des Mannes unter seiner Krafteinwirkung nachgaben und mit einiger Genugtuung bemerkte er wie auch nun sein Gegner Blut spuckte. Der Soldat rappelte sich auf, packte den noch halb benommenen Reiter mit der linken Hand am Hals und hob ihn auf seine Augenhöhe. Er brüllte ihn an, wobei einige Spritzer blaues Blut auf dem Gesicht seines Feindes landeten, dann holte der Colonel mit der rechten Faust, in der er immer noch Larvas Griff fest umklammert hielt, aus und hieb mit voller Kraft auf das Gesicht des Mannes ein.

Doch dieser hatte Glück.

Filia schaffte es gerade noch rechtzeitig den Titanen mit ihren Klauen beiseite zu fegen, sodass dessen Faust nur Zentimeter vor dem Gesicht ihres aufgehalten wurde.

Allerdings schaltete John extrem schnell.
Noch während er im Begriff war, weggeschleudert zu werden, holte er zu einem mächtigen Kick aus. Mit voller Wucht traf der schwergepanzerte Stiefel den nur leicht geschützten Unterleib des Mannes, der sofort einen ganzen Schwall an Blut ausspie. Erst danach krachte der Titan weggeschleudert auf den Boden, wobei sein Arm sich in einem unnatürlichen Winkel weg bog, als er aufkam. Davon bekam Miller jedoch schon gar nichts mehr mit. Er registrierte beim aufrappeln lediglich, dass er den linken Arm nicht mehr bewegen konnte und auch seine Ohren hatte er im Drachenfeuer eingebüßt. Beide im Grunde unerheblich.

Vielmehr stellte er mit Freude fest, dass der Reiter gekrümmt vor der grünen Drachendame dalag und sich eine mehr oder minder große Blutlache unter ihm bildete.

*Ja! Ja! Jetzt die Mördermutter!* geiferte Larva in seinem Kopf triumphierend und auch der Colonel brüllte den beiden wütend entgegen. Filia sah noch kurz zu ihrem schwerverletzten Reiter herunter, bevor sie sich schützend vor ihn stellte, als John abermals mit erhobenem Schwert auf sie zu rannte. Er bemerkte deutlich, dass sie allmählich Angst bekam, sowohl wegen ihm, als auch wegen dem Zustand dieses Mannes. Abermals klappte sie ihre riesigen Kiefer in seine Richtung auf, doch diesmal war John vorbereitet. Mit fast schon unnatürlicher Präzision warf er der Drachendame, Larva wie einen Speer entgegen und traf sie mittig auf den Oberkiefer. Die daraus resultierende Wunde war nicht sehr tief und das blutrote Schwert blieb auch nicht stecken, aber es reichte aus, um sie jaulend davon abzuhalten ihn erneut mit ihrem Feueratem zu baden.

Der Nachteil bestand jedoch darin, dass er nun keine Waffe mehr besaß. An das Messer an seiner Hüfte dachte er in seinem instinktgetriebenen Zustand schon gleich gar nicht.

So also rannte er weiter auf Filia zu und sprang knapp fünf Meter vor ihr in die Höhe, wobei sein halber linker Wadenmuskel und das Kreuzband im rechten Knie unter der enormen Belastung rissen. Davon nahm der Titan jedoch keinerlei Notiz, sondern holte stattdessen mit seinem noch voll funktionstüchtigen rechten Arm aus. Einen Augenblick später hämmerte er ihn mit brachialer Gewalt gegen den Unterkiefer der grünen Drachendame, die noch gerade im Begriff war, sich wieder zu sammeln. Kurz konnte er den Widerstand ihres Knochens unter seiner Faust spüren, der einen Moment später nicht mehr da war. Der Drache brüllte schmerzerfüllt, als Millers Hieb ihr die linke Seite des Unterkiefers zertrümmerte, aber sie nutzte den Fall, indem sich der Soldat nach dem Schlag befand aus, um ihn mit der anderen Seite ihre Mauls am Hals zu packen.

Ihre Zähne gruben sich tief sein Fleisch und nur der fast unzerstörbaren Metalllegierung seiner Knochen, war es zu verdanken, dass sie ihm den Kopf nicht einfach abtrennte. Er hustete und spuckte Blut ins Innere ihres Mauls, formte mit seiner Hand eine Art Speer und rammte sie der Drachendame durch die weiche Unterseite der Schnauze. Instinktiv gab die Drachendame ihn daraufhin wieder frei und er fiel einige Meter zu Boden, wohingegen Filia fauchend den Kopf schüttelte.

John röchelte und rappelte sich zittrig auf.

Sein Verstand dachte immer noch nicht darüber nach, doch der Drache hatte ihm sowohl die Halsschlagader aufgeschlitzt, als auch Luft- und Speiseröhre zerfetzt. Die Naniten verstopften den Riss in der Ader sofort und er konnte auch immer noch röchelnd atmen, doch wenn der Kampf weiter so verlief wie bisher, war es nur eine Frage der Zeit, bis sein Körper vollends aufgeben und in ein Heil-Koma verfallen würde. Davon ahnte Miller jedoch überhaupt nichts in seinem momentanen Zustand und hob eiligst Larva vom Boden auf, wobei er sein rechtes Bein schleifend hinter sich herziehen musste.

*Nicht aufgeben! Fast geschafft! Müssen sie retten! Ich helfe!* rief der Seelensplitter ihm in Gedanken zu und eine Welle von Energie schien den Titanen zu erfassen. Angespornt dadurch warf er sich humpelnd, erneut gegen Filia und schaffte es ihr mit dem Überraschungsmoment Larva bis zum Anschlag in die Brust zu rammen. Leider traf er nicht lebensnotwendiges, sodass die Drachendame lediglich wütend brüllte und ihn mit einem Prankenhieb von sich schleuderte. Benommen wurde John durch die Luft geschleudert und landete einige Augenblicke später ein paar Meter entfernt auf dem harten Kiesboden. Irgendetwas gab in seinem Inneren nach und er musste erneut einen schwall Blut ausspucken. Dabei fiel sein Blick auf den gekrümmt daliegenden Mann von zuvor, welcher ihn seinerseits bemerkte und daraufhin panisch versuchte wegzukriechen.

Es kam John nur noch ein gurgelndes Röcheln über die Lippen, aber sein restlicher Körper funktionierte noch gut genug. Mit einem Satz vorwärts, nagelte er den Reiter mit Larva am Boden fest, indem er das Schwert mit brachialer Gewalt durch dessen Oberschenkel spießte. Der Mann brüllte wie am Spieß und hielt dem Soldaten abermals seinen rechten Arm entgegen, um einen Zauber zu wirken. Ein großer Fehler. Wie ein Tier grub Miller seine Zähne in den Unterarm des schreienden Feindes und biss nach einigen Sekunden vollends zu.

Er konnte das Blut, das auf seine verkohlte Zunge floss, nicht schmecken, doch das ekelerregende Knacken, als seine Kiefer einen der beiden Unterarmknochen brachen, hallte im Inneren seines Schädels wieder. Mit einem Ruck riss er ein großes Stück Fleisch mit Knochen aus dem Arm seines Widersachers, welcher nur noch wie am Spieß kreischte und nicht einmal mehr daran dachte, ihn mit einem Zauber zu beharken.

Allerdings wurde John plötzlich von hinten gepackt, hochgehoben und wie wild hin und her geschleudert. Er kam gar nicht dazu festzustellen, wer ihn da attackiert hatte, denn im nächsten Moment fand er sich im Maul eines Drachens wieder, der seinen Kopf nach hinten warf, sodass der Colonel allmählich in Richtung Schlund zu rutschen begann.

Aber die Echse hatte einen Fehler begangen.
Er hatte seine Waffe bei der Schüttelaktion nicht losgelassen.

Mit einem gurgelndem Schrei rammte er das Schwert mit der Klinge voran durch die Zunge und die darunterliegende Mundhöhle. Miller schaffte es noch dem Drachen eine mehr armlange Schnittwunde zuzufügen, eher dieser zu würgen begann und ihn wieder ausspie.
Gerade rechtzeitig, denn seine Füße hatten schon im Hals des Ungetüms gesteckt.

So jedoch landete er hart auf dem mittlerweile blutgetränkten Kies, während Filia hinter ihm immer noch jaulte und würgte.

Da schickte ihm Larva einen hinterhältigen Gedanken.

Ohne darüber nachzudenken, wessen Idee es war, folgte Miller der Anweisung, rappelte sich auf und humpelte hinüber zum schwerverletzen Reiter, der inzwischen das Bewusstsein verloren hatte. John atmete ebenfalls schwer, aber sein jetziger Verstand ignorierte sämtliche Alarmglocken im Körper. Er klemmte sich Larva zwischen die Zähne und packte den Mann mit seiner rechten Hand, die jedoch auch extrem zitterte. Danach wandte er sich erneut Filia zu, die immer noch jaulte und den Kopf vor Schmerzen hin und her warf. Der Titan nutzte ihre Verwirrung zu seinem Vorteil, legte den Reiter hinter sich ab, sodass die Drachendame ihn nicht direkt sehen würde, bevor er Larva abermals wie einen Speer gegen ihre Brust warf.

Sein Winkel war unglücklich und das Schwert prallte mit dem Knauf voran gegen ihre Schuppen.

Sie zu verletzten, war jedoch auch nicht seine Absicht gewesen.
Er wollte nur ihre Aufmerksamkeit und die hatte er jetzt sicher.

Filia fixierte ihn kurz mit ihren giftgrünen Augen und kam dann mit weit geöffnetem Maul auf ihn zugeschossen. Allerdings versuchte John nicht auszuweichen, sondern packte in einer einzelnen fließenden Bewegung den schwerverletzten Reiter vom Boden und warf ihn, wie eine Puppe, mit voller Wucht in den Rachen seiner eigenen Drachendame.

Diese erstarrte mitten in ihrer Bewegung, als der Schluckreflex einsetzte.

Der Soldat begann gurgelnd und röchelnd zu lachen, als er die Wölbung an ihrem langen Hals herunter wandern und in ihrem massigen Rumpf verschwinden sah. Jetzt blieb Filia nichts anderes übrig, als ihren gesamten Mageninhalt wieder hervor zu würgen, wenn sie ihren Reiter nicht bei lebendigem Leibe verdauen wollte. Das Entsetzen stand der Drachendame ins Gesicht geschrieben, als ihr Verstand begriff, was gerade geschehen war. Panisch wandte sie sich von dem Titanen ab und begann laut zu würgen.

*Ja! Ja!* jubelte Larva in seinem Kopf, während der Colonel das Schwert vom Boden aufhob und sich dann zum Kopf der Drachendame schleppte, deren verzweifeltes Würgen immer angestrengter wurde. Er selbst machte sich bereit zu zuschlagen, falls sie es irgendwie schaffen sollte, ihren Reiter vor Feyth auszuspucken.

Sein gesamter Körper zitterte unter den enormen Verletzungen, die er während des Kampfes erlitten hatte, doch der Griff um das blutrote Schwert war immer noch fest. Große Drachenblutstropfen regneten auf ihn und den Boden herunter. Seine Augen verengten sich, als endlich nach einigen Sekunden, eine erste Wölbung den Hals der Drachendame herauf wanderte. Vorsichtig öffnete Filia ihre Kiefer knapp über dem Boden und heraus schwappte eine nicht näher definierte Masse mitsamt Speichel und Magensaft.

Und da war sie!

Er konnte ihre grünen Schuppen deutlich in der fleischigen Masse ausmachen! So schnell er konnte, humpelte er vor, um Feyth in Schutz vor ihrer Mutter zu nehmen, doch die ignorierte ihre Tochter vollkommen, sondern fuhr stattdessen mit ihrem panischen Würgen fort. Während er vor humpelte konnte Miller sehen, dass sich das waldgrüne Drachenmädchen schwach bewegte und ihm fiel ein Stein Herzen.

Sie lebte!

Er hatte sie gerettet!

Das Versprechen gehalten!

Überglücklich torkelte er ihr humpelnd entgegen, legte Larva beiseite und zog sie mit der rechten Hand vorsichtig aus dem Haufen. Feyth hustete heftig und holte japsend nach Luft, als er sie am Schwanz herausgezogen hatte. Behutsam verlagerte seinen Griff, was nicht ganz einfach war, mit nur einem einsatzfähigen Arm, aber nach ein paar Sekunden hatte er e schließlich geschafft, sodass er das Drachenmädchen nun am Halsansatz hielt und sie eng an seine Brust presste.

Er hatte es wirklich geschafft!

Im nächsten Moment zog sich die vierte Persönlichkeit wieder zurück, tief hinter die anderen und er sackte er röchelnd auf ein Knie ab, als der väterliche Teil die Kontrolle übernahm.

Sein gesamter Körper war entweder taub oder schrie laut vor Schmerzen. Er bekam nur schlecht Luft, hören war unmöglich und sein linker Arm und das rechte Bein reagierten gar nicht mehr auf seine Befehle. John musste seine gesamte Willenskraft aufbringen, um nicht auf der Stelle bewusstlos umzufallen. Mit verkrampften und zitternden Muskeln blickte er hinunter auf Feyth, die hustend und japsend an seiner Brust ruhte.
Ein schwaches Lächeln stahl sich auf seine Lippen, oder besser gesagt, hätte sich auf seine Lippen gestohlen, wenn er noch welche gehabt hätte.

Eine Erschütterung ließ ihn so schnell er konnte herumfahren und leicht panisch erblickte er Filia, die sie wutentbrannt und schwer atmend ansah. Ein tiefer Schnitt zog sich fast mittig zwischen ihren Unterkieferknochen entlang bis hin zum Halsansatz zog und dicke Blutstropfen regneten auf ihn und Feyth herab. Er musste nicht lange überlegen, was nun folgen würde. Schützend formte er einen Wall mit seinem eigenen Körper um das kleine Drachenmädchen. Die Augen schließen konnte er nicht mehr, seine Lider waren verbrannt.

*Nein!* brüllte da plötzlich Larva in seinen Gedanken und erschrocken wandte der Titan sich doch wieder der grünen Drachendame zu.

Er stieß ein ersticktes, ungläubiges Gurgeln aus, als er für den Bruchteil einer Sekunde einen großen roten Drachen, oder eher dessen Abbild, vor sich erkennen konnte, der mit seiner Pranke nach Filia hieb und diese völlig überrumpelt ausknockte. Im nächsten Moment jedoch, war diese rote Erscheinung schon wieder verschwunden und Feyths Mutter krachte bewusstlos zu Boden. Sofort wandte sich Johns Blick auf das blutrote Schwert neben ihm, doch der Seelensplitter gab keinen Mucks mehr von sich.

Dann wurde es langsam schwarz in seinem Blickfeld und er musste erneut blaues Nanitenblut spucken, wovon einiges unbeabsichtigt auf Feyths Rücken landete. Zitternd sah der Titan noch einmal auf und konnte in einiger Entfernung Alanna und Eragon auf sich zulaufen sehen, hinter denen noch ein paar Gestalten rannten. Er schaffte es gerade noch so das kleine Drachenmädchen etwas von sich, in Sicherheit, zu stoßen, bevor er zur Seite wegkippte.

Noch ehe er krachend auf dem Boden aufkam, wurde alles um ihn herum schwarz.



[Eragon Fan-Fiction] Der Titan und die DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt