Wieder vereint

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„Ging wohl doch weiter runter als ich dachte." murmelte John genervt, als er selbst nach einer knappen halben Stunde immer noch auf seinem Weg bergab zu Tymdek, Feyth und Keno war. Die Serpentinen, die er entlang sprintete waren extra flach angelegt worden, um den schweren Handelskarren einen leichten Aufstieg zu ermöglichen. Der einzige Nachteil dieses Designs war, dass sich die Länge des Weges ungefähr vervierfachte.

Doch all das verschwand sofort wieder aus seinem Kopf als er einen kurzen Seitenblick auf das kleine Drachenmädchen warf, das dort unten ungeduldig auf ihn wartete und nur durch ihren Vater davon abgehalten wurde, sich in die Luft zu schwingen und auf ihn zu stürzen. Der Anblick ließ sein Herz einen Tick schneller schlagen. Er hatte endlich wieder eine Aufgabe in seinem Leben, die ihn wirklich anspornte alles zu geben. Es war ein ähnliches Gefühl wie damals. Ein breites Lächeln zog sich über sein ganzes Gesicht. Er würde es wieder gut machen, all das was er ihr angetan hatte.

Schließlich bog der Titan auf die letzte Gerade vor der Wüste ein und kam wenige Augenblicke später vor den drei anderen zum stehen. Er schaffte es gerade noch seinen Helm vom Kopf zu ziehen, dann sprang ihn Feyth bereits an.

*Du großer dummer Dummkopf! Weißt du überhaupt wie viel Angst ich um dich hatte? Mach das ja nie wieder John!* schluchzte das kleine Drachenmädchen überglücklich und rieb ihren Kopf heftig an Johns Wange. Der ignorierte das schabende Gefühl auf seiner Haut und erwiderte die Umarmung so sanft er konnte. „Ich freue mich auch dich wiederzusehen Kleine."

Er streichelte ihr behutsam über den Hals und konnte ihre Freude förmlich auf seiner Zunge schmecken. Sie schien sein gesamtes Wesen damit auszufüllen, ein wahrlich berauschendes Gefühl. Dieser innige Moment hielt einige Sekunden lang an, bevor Feyth wieder von ihm abließ und ihn dann vom Boden aus neugierig betrachtete. Sie stieß ein überraschtes Fauchen aus, als sie die Ketten an seinen Armen und Beinen bemerkte. Doch bevor der kleine Drache überhaupt dazu etwas sagen konnte, riss sie staunend die Augen auf und starrte sein Gesicht mit offenem Maul an. *John! Dei – dein Auge!* brachte sie stammelnd hervor. John zwinkerte ihr wissend zu. „Ich erzähle gleich was passiert ist, lass mich nur schnell Keno und deinen Vater begrüßen."

Mit diesen Worten reichte er dem jungen Drachenreiter, welcher schon die ganze Zeit geduldig neben Tymdek gewartet hatte, die Hand. „Schön dich wiederzusehen Junge, freut mich, dass ihr es heil da raus geschafft habt." meinte er lächelnd. „Das kann ich nur erwidern John, wir haben uns echt Sorgen um dich gemacht." entgegnete Keno, doch auch sein Grinsen verschwand wie ein Schlag von seinem Gesicht, als er den Titanen ansah. „Wie?" keuchte er verwirrt, aber John hatte sich bereits dem großen, schwarzen Drachen zugewandt, der ihn eindringlich mit seinen kristallblauen Augen musterte.

Der Soldat neigte respektvoll seinen Kopf, sagte jedoch nichts, sondern wartete auf Tymdeks Worte. Schließlich, nachdem der Drache ihn fast eine ganze Minute lang in vollkommener Stille betrachtet hatte, neigte auch er sein Haupt aus Respekt und sagte mit tiefer Stimme: *Wie ich sehe lag ich damals richtig mit meiner Vermutung. Ich bereue es nicht euch Feyth anvertraut zu haben Jäger, ihr seid wahrhaftig der Richtige. Angela hat euch sicher bereits die Geschichte erzählt nehme ich an?* John nickte bestimmt. „Das hat sie." *Dann schulde ich euch eine Entschuldigung für mein Verhalten Meister Miller, es war kein Zufall, dass ich euch auf der kleinen Lichtung angegriffen habe, sondern eine Art 'Test', wenn man es so nennen kann.* „Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen Tymdek. Ihr habt getan, was ihr als Vater für richtig empfandet, auch wenn ich persönlich einen weniger schmerzvollen Test vorgezogen hätte." beschwichtigte der Titan und fuhr sich glucksend durchs Haar.

*Es lief mir etwas aus dem Ruder, ja. Ich hatte eigentlich nur vor euch zu erschrecken, um zu sehen, wie ihr euch gegenüber dem Jüngling verhalten würdet, aber als ihr dann zum Gegenangriff übergegangen seid, packte mich die Kampfeslust.* erwiderte Tymdek, halb belustigt, halb beschämt. John lächelte verschmitzt. „Das liegt wohl in der Familie, obwohl ich glaube, dass euer Bruder etwas mehr davon abbekommen hat, als ihr." Entsetzten breitete sich im Antlitz des großen Drachens aus. *Dun'var hat euch angegriffen?* fragte er schockiert und abermals nickte der Soldat. „Ja, aber das war nicht eure Schuld. Er kam vielmehr vorbei, um mit meinen Häschern zu sprechen, beziehungsweise mit der Anführerin." erklärte er und atmete dafür eine Wolke nach Schwefel riechender Luft aus Tymdeks Nüstern ein.

Dieser knurrte bedrohlich. *Das ergibt keinen Sinn, Dun'var würde niemals gemeinsame Sache mit der Schwarzen Rose machen.* „Es sah auch nicht wirklich danach aus. Es schien ihm eher darum zu gehen einen alten Freund zu sehen." merkte John bedächtig an, als er sich an die Zärtlichkeiten zwischen dem Drachen und Alanna erinnerte. Feyths Vater schnaubte nachdenklich. *Einen Freund? Mein Bruder besitzt keine Freunde, bis auf – * Er stockte mitten im Satz und kostete mit seiner gegabelten Zunge die Luft.

*Unmöglich!*

Aus dem Augenwinkeln bemerkte der Titan wie Feyth, welche das ganze Gespräch über an seiner Seite gestanden hatte, nun hinter ihn lief und sich offenbar seinen Passagier im Rucksack genauer besah. Ein erschrockenes Fiepen zeigte ihm, dass das kleine Drachenmädchen die Elfe erkannt hatte. *Es ist wirklich Alanna, Vater!* rief sie aufgeregt aus, woraufhin Tymdek mit seinem Kopf ein Stück näher an John herankam. *Ich kann sie riechen. Was hat es damit auf sich Jäger?* wollte große Drache wissen und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Der Titan zuckte nur mit den Schultern. „Nun, sie ist, beziehungsweise war die Anführerin des kleinen Stoßtrupps, der Lyath und ihre Jungen entführen sollte. Ihr verdanke ich auch diese Ketten."

Vorsichtig streifte er den Rucksack ab und drehte ihn mit der Rückseite in Richtung Tymdek, damit dieser Alanna sehen konnte. Auch Keno trat nun neugierig vor den Ranzen. Seine Augen wurden riesig, als er keuchte: „Das ist wirklich Meisterin Alanna!" *Sie wurde mit einem Schlafmittel betäubt, ist das Angelas Werk?* meinte der schwarze Drache, nachdem er erneut die Luft kostete. „Ja, aber am besten wäre es, wenn ich euch alles von Anfang an erzähle. Dann versteht ihr es vielleicht besser." entgegnete John anbietend und Tymdek zwinkerte zustimmend. *Nur zu Jäger, erzählt uns was geschah, nachdem sie euch gefangen nahmen.* *Ja bitte!* fügte Feyth aufgeregt hinzu, setzte sich auf ihr Hinterteil und sah den Soldaten erwartungsvoll an.

So also berichtete der Titan seinen Freunden ausführlich was während ihrer Trennung geschehen war, auch wenn er hier und da ein kleines Detail ausließ, wie zum Beispiel ein Großteil des Gesprächs zwischen ihm und Alanna und natürlich Angelas Aufklärung. Er benötigte knapp eine Viertelstunde, um alles zusammenzufassen, wobei er belustigt feststellte, dass sich Keno und Feyth beide in Tymdeks Schatten stellten, um der brennenden Sonne zu entgehen. Als er schließlich die Erzählung beendet hatte, starrten ihn der Drachenreiter und der kleine Drache beide recht fassungslos an, während Tymdek eher nachdenklich wirkte.

Das entging John natürlich nicht.

„Was genau bedrückt euch Tymdek? Ihr kennt diese Alanna ja scheinbar schon etwas länger, nehme ich an." fragte er und stellte die Elfe mitsamt den Rucksack ebenfalls in den großen Schatten, damit sie keinen Hitzschlag oder Sonnenstich bekam. Anstatt des schwarzen Drachens antwortete ihm jedoch Feyth. *Alanna hat mich damals vor meiner Mutter gerettet, als Vater gerade auf der Jagd war. Wäre sie nicht gewesen – * Sie verschluckte den Rest des Satzes und blickte traurig zu Boden.

Der Titan kniete sich hin und hob das kleine Drachenmädchen ohne Mühe auf seinen Arm, um es zu kraulen. „Schon gut Kleine, ich kann es mir denken. Mach dir keine Sorgen, ich werde nicht zulassen, dass dir jemals wieder etwas zustößt. Versprochen." tröstete er sie flüsternd und lächelte aufmunternd. *Danke.* hauchte Feyth leise zurück, wobei er sich sicher war, dass sie dieses Wort nur an ihn geschickt hatte. Ermutigend tätschelte er ihren Kopf und warf dann einen ernsten Blick auf Tymdek der seinerseits den Soldaten und seine Tochter aufmerksam beobachtete. Seine Augen schienen dabei zu funkeln.

*Ich kenne Alanna seit dem Tag, an dem ich schlüpfte. Sie und ihr Drache waren damals noch die neusten Schüler von Meister Eragon und meiner Mutter, daher habe ich sie in den ersten paar Monaten meines Lebens häufiger gesehen. Als ich dann jedoch flügge wurde, sah ich sie jahrelang nicht wieder. Erst mehrere Jahrzehnte später kreuzten sich unsere Wege erneut, zu dem Zeitpunkt, wo sie Feyth vor meiner damaligen Brutpartnerin gerettet hat. Allerdings ohne ihren Drachen. Seitdem habe ich sie nur zweimal gesehen und beide Male in Begleitung meines Bruders. Sie schien mir eine äußerst nette Frau zu sein und ich hätte niemals gedacht, dass sie sich einer solch radikalen Gruppe wie der Schwarzen Rose anschließen könnte.* erklärte er schließlich und warf einen kurzen Seitenblick auf Keno, der sich nachdenklich auf die Unterlippe biss. *Vielleicht kann uns unser junger Freund hier mehr sagen.*

Der Drachenreiter seufzte leise. „Nicht wirklich. Ich habe sie nur knapp ein Jahr lang als Lehrmeisterin der Alten Sprache gehabt. Danach verließ sie den Orden wutentbrannt. Unter den Schülern gab es Gerüchte, dass der Grund dafür Streit mit Meister Eragon gewesen war, aber ob das stimmt bleibt zweifelhaft. Und über ihren Drachen weiß ich leider überhaupt nichts, sie hat ihn nie im Unterricht erwähnt und auf Fragen diesbezüglich nicht geantwortet." meinte er und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Sie war also eine Drachenreiterin?" fragte John stirnrunzelnd und Keno nickte.

'Für eine Drachenreiterin hat sie aber nicht wirklich viel gerissen gegen diese Fanghur.' stellte der Titan stirnrunzelnd fest und nahm sich vor, dem auf den Grund zu gehen. Aber fürs erste würde die Elfe wohl noch einige Stunden tief und fest schlafen. Deswegen meinte er: „Ich fürchte, dass wir auf ihre Antworten noch einige Zeit lang warten müssen. Das Schlafmittel sollte noch bis zum späten Nachmittag anhalten."

*Ihr werdet sie mit auf eure Reise nehmen?* vermutete Tymdek scharfsinnig. „Ja." bestätigte der Soldat. Er zeigte dem Drachen die Ketten an seinem linken Unterarm. „Sie ist die einzige, die mich von diesen vermaledeiten Dingern befreien kann." Neugierig betastete Feyth die Fessel an dem Arm, auf dem sie saß. Ihr Vater schnaubte mürrisch. *Ah, ich vergaß. Sie hat euch mit den Drachenketten gefesselt. Die Elfe muss wirklich Angst vor euch gehabt haben, um zu einer dermaßen drastischen Maßnahme zu greifen.* John jedoch schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, dass sie aus Angst heraus gehandelt hat. Mein Instinkt sagt mir, dass es einen anderen Grund geben muss. Was auch immer es ist, ich werde sie schon zum reden bringen. Sie weiß bestimmt einiges über die Machenschaften der Schwarzen Rose. Vielleicht erfahren wir ja auch, wohin sie Shad gebracht haben Keno!" Er warf dem jungen Drachenreiter einen ermutigenden Blick zu, woraufhin dieser hoffnungsvoll lächelte. „Das wäre fantastisch!" *Aber ohne ihr weh zu tun.* verlangte Feyth mit leiser Stimme, der Titan legte ihr jedoch beruhigend die Hand auf den Kopf. „Keine Sorge, ich werde behutsam mit ihr umgehen." versicherte er dem kleinen Drachenmädchen.

Da fiel ihm plötzlich ein zu fragen, wie es den beiden Elfen ging, die er in Lyaths Höhle überwältigt hatte. *Oh, sie sind noch am Leben.* antwortete Tymdek knurrend. *Angela hat gemeint, dass sie sie auf dem Rückweg nach Ilirea abholen würde. Bis dahin lässt sie der junge Dekri nicht aus den Augen.* „Hm. Ich verstehe." *Es ist allerdings immer noch schwer zu begreifen, weshalb eine solch ehrbare Seele wie Alanna, so tief sinken konnte.* Der Drache warf der Elfe einen schwer zu deutenden Blick zu.

„Es gibt ein Sprichwort in meiner Heimat, Tymdek: Die einsamsten Menschen sind die freundlichsten, die traurigsten Menschen lächeln am meisten und die Menschen mit den größten Problemen sind die weisesten. All das, weil sie sich wünschen, dass niemand so leidet, wie sie selbst." entgegnete John ernst. Tymdek brummte zustimmen und ein kurzes Blitzen schien über seine Augen zu huschen, während er den Soldaten mit seiner Tochter auf dem Arm betrachtete.

*Starke Worte, Jäger. Ich vertraue darauf, dass ihr dieser Elfe das Geheimnis entlockt, weshalb sie es auf Lyath und ihre Jungen abgesehen hatte und vor allem, warum sie sie vergiften musste!* „Das werde ich, versprochen." versicherte der Titan und neigte kurz seinen Kopf. Dann fügte er fragend hinzu: „Wie geht es Lyath? Hat sie sich mittlerweile wieder erholt?" Wieder antwortete ihm Feyth. *Oh ja! Tantchen geht es von Tag zu Tag besser! Und alles nur dank dir!* meinte sie glücklich und schleckte ihm kurz über die Wange. „Das ist schön zu hören und nicht der Rede wert. Meine Hilfe war eine Selbstverständlichkeit." erwiderte John lächelnd und strich ihr zärtlich über den Hals. Dann jedoch sah er leicht verwirrt auf, als ihr Vater ebenfalls etwas sagen wollte, jedoch schon nach dem ersten Wort verstummte.

*Ich – *

Nach einigen Augenblicken brachte er schließlich doch einen ganzen Satz heraus, der John einigermaßen überraschte.

*Ich möchte euch ganz besonders danken John. Feyth soll davon erst einmal nichts wissen, also behaltet das Folgende bitte für euch. Ich bin Lyaths neuer Brutpartner und die ungelegten Eier in ihr, sind meine Kinder. Ohne euer Eingreifen hätte ich meine Gefährtin und die Jungen wohl niemals wiedergesehen! Ich kann euch gar nicht genug dafür danken, was ihr getan habt, ich stehe auf ewig in eurer schuld!*

Seine Stimme klang dabei zittrig und regelrecht untypisch für den schwarzen Drachen. Der Soldat setzte zu einer Antwort an, doch Tymdek unterbrach ihn dabei. *Bitte, sie soll es noch nicht erfahren, nicht auf diesem Weg. Denkt einfach an eure Antwort, ich werde sie schon verstehen.* Er nickte verständnisvoll und konzentrierte sich dann auf das was er sagen wollte. 'Ihr schuldet mir gar nichts Tymdek. Ihr vergesst, ich bin Soldat. Ich habe einen Eid darauf geschworen den Schutz- und Hilflosen zu dienen, es ist meine Pflicht, wenn ihr es so nennen wollt.' *Trotzdem, falls ihr jemals meine Hilfe benötigt, ruft mich. Ich werde da sein.* widersprach der Herr des Großen Waldes sanft, aber entschlossen. Es war klar, dass er eine andere Antwort als Ja nicht akzeptieren würde.

John seufzte innerlich und rollte mit den Augen. 'Wie ihr wollt.'

Der Drache brummte zufrieden und sah dann kurz nach oben in den Himmel. *Die Sonne steht schon sehr hoch. Ich würde liebend gern noch weiter mit euch diskutieren mein Freund, aber es ist mindestens ein halber Tagesflug zurück zu meinem Horst und ich sollte Lyath nicht allzu lange allein lassen. Es mag ihr zwar immer besser gehen, doch ihr Körper ist trotzdem noch stark geschwächt.* meinte er dann.

„Selbstverständlich, ich will euch nicht aufhalten Tymdek." entgegnete der Titan freundlich und musste seinen Instinkt zurückzuweichen unterdrücken, als der schwarze Drache bis auf einen knappen Meter mit seinem Kopf an ihn heranrückte. Er schleckte seiner Tochter liebevoll über die Flanke, was ein leises Klimpern verursachte, und sah John noch einmal durchdringend an. *Euer neues Auge gefällt mir Jäger, es passt zu dem, was ihr seid. Meine Tochter ist in den besten Händen, davon bin ich jetzt überzeugt.* befand er und berührte den Soldaten mit der Schnauze an der Stirn.

„Ich werde sie mit meinem Leben verteidigen, bis auf den letzten Tropfen Blut!" schwor der Titan und verneigte sich respektvoll vor dem großen Drachen. In Gedanken fügte er hinzu: 'Ich werde ihr ein normales Leben ermöglichen und wenn es das Letzte ist was ich tue!' Tymdek schnaubte zufrieden. *Ich wünsche euch alles Glück dieser Welt Drachenritter. Und auch für dich junger Keno hoffe ich, dass ihr schon bald deinen Drachen aus den Klauen dieser Verbrecher befreien könnt." meinte der schwarze Drache und breitete seine gigantischen Schwingen aus, nachdem er wieder auf Abstand zu den anderen gegangen war. „Vielen Dank Tymdek-Elda. Möge die Sonne immer in eurem Rücken stehen." entgegnete Keno und neigte ehrfürchtig den Kopf. *Auf Wiedersehen Vater, bitte grüße Tante Lyath und Dekri von mir.* verabschiedete sich Feyth. Sie kletterte auf die große Schulterplatte des Atlas und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, wobei sie sich mit ihren Vorderpranken vorsichtig auf Johns Kopf abstützte.

Der konnte nicht anders als über den kleinen Drachen zu schmunzeln.

*Das werde ich tun meine Kleine. Ich freue mich schon darauf dich wiederzusehen.* erwiderte Tymdek liebevoll, ging in die Hocke und stieß sich dann sandaufwirbelnd vom Boden ab. Mit einigen kräftigen Flügelschlägen gewann er rasch an Höhe und drehte noch einige Runden über ihren Köpfen, bevor er ein lautes Brüllen von sich gab und schließlich in Richtung Gebirge davonflog.

Die drei sahen ihm hinterher, bis er hinter den ersten Bergkuppen verschwand, dann schlängelte sich Feyth um Johns Hals, sodass ihr Körper auf beiden Schultern gleichzeitig lag und starrte dem Titanen abwechselnd in seine unterschiedlichen Augen.

*Das ist also wirklich ein richtiges Drachenauge?* fragte sie schlussendlich neugierig und er nickte lächelnd. *Aber wie genau hast du es bekommen? Hat Angela es dir mit Magie gegeben?* Der kleine Drache klang äußerst aufgeregt. „Nein, keine Magie und Angela weiß nicht einmal, dass ich es besitze. Verraten kann ich es dir trotzdem nicht Feyth, da es in deinen Augen keinen Sinn ergeben würde, nicht einmal ansatzweise." erklärte er amüsiert und ging hinüber zu Keno, der etwas verloren neben dem großen Rucksack stand.

Freundschaftlich legte er seine gepanzerte Hand auf die Schulter des Jungen. „Alles klar Keno?" „Ja, es ist nur – ach nichts, vergiss es." entgegnete der Drachenreiter, aber sein falsches Lächeln konnte John nicht täuschen. „Hey! Kopf hoch Kleiner! Du gehörst ebenso zur Gruppe wie ich und ich verspreche dir, wir werden dir helfen Shad zu finden, sobald wir dich zurück zu deinem Orden gebracht haben. Oder was sagst du Feyth?" *Natürlich!* meinte das Drachenmädchen energiegeladen und sprang wieder von ihm herunter. Kenos Gesicht verwandelte sich in ein echtes Lächelnd und seine Augen wurden glasig, als er krächzend hervorbrachte: „Ich – danke!" Der Titan ließ seine Hand noch einige Momente lang beruhigend auf der Schulter des Reiters ruhen.

Er wusste, was in dem Jungen vorging. 'Am besten ich rede die Tage mal mit ihm darüber, bevor es ihn innerlich zerreißt.' beschloss John und räusperte sich dann.

„Gut, wir werden heute Abend mehr Zeit haben, um zu plaudern. Vor allem wird bis dahin die Elfe wahrscheinlich wieder munter sein. Jetzt jedoch sollten wir erst einmal aufbrechen, um noch so viel Strecke wie möglich zurückzulegen in der kühlen Morgensonne." *Bist du etwa schon mal durch eine Wüste gelaufen?* wollte Feyth neugierig wissen und der Soldat nickte ernst. „Schon öfters. Keno? Hast du die Karte und den Kompass mitgebracht?" „Ja natürlich, hier." erwiderte der Junge, wischte sich die Tränenansätze mit dem Ärmel seines Hemds weg und reichte dem Titanen, die kleine Ledertasche, welche ihm die Dorfbewohner mitgegeben hatten.

„Ausgezeichnet. Bevor wir losgehen, zieh dein Oberhemd aus und binde es dir so um den Kopf, dass nur noch dein Gesicht herausschaut, ansonsten bekommst du womöglich noch einen Hitzschlag. Und Feyth, ich weiß nicht, inwiefern dir die Hitze und die Sonne etwas ausmachen. So gut kenne ich mich nicht mit Drachen aus." erklärte John, während er sich den Beutel umhängte und sich kurz am Rucksack zu schaffen machte, um ein Tuch für Alannas Kopf zu finden. Das Drachenmädchen beschwichtigte ihn angeberisch. *Wir Drachen haben kein Problem mit der Wüste, solange es genügend Wasser gibt. Vater meinte sogar, dass die alte Heimat der Drachen in einer riesigen Wüste inmitten Alagäsias liegt.* „Na dann ist ja alles gut. Wasser habe ich genug dabei, es sollte auf jeden Fall reichen, um die kleine Oase am Handelsposten zu erreichen. Ich sehe mir aber gleich noch einmal die Karte genauer an, um sicher zu sein." entgegnete der Titan.

Er zog ein zusammengerolltes Tuch aus dem Ranzen, das offenbar als eine Art Essensunterlage dienen sollte und band es der Elfe vorsichtig um den Kopf. Dann schloss er den Rucksack wieder und schnallte ihn sich schwerfällig auf den Rücken. Anschließend kramte er die Karte und den Kompass aus dem Lederbeutel, der ansonsten leer war. Offensichtlich hatte Keno die Vorräte heraus geräumt.

„Also schön. Keno, halte bitte einmal den Kompass. Danke. OK, wir sind ungefähr hier."

Er zeigte auf einen Punkt knapp unterhalb des Bergpasses.

„Und dort ist die Oase. Vermutlich drei Tagesmärsche entfernt. Wir müssen uns also Nordöstlich halten bei circa 33°. Gut, das sollte machbar sein. Eine letzte Frage noch Keno." meinte John und warf einen kurzen Seitenblick auf einen vermodernden Handelskarren, der am Beginn des Aufstiegs lag.

„Ja?" fragte der Drachenreiter etwas skeptisch. „Kannst du mit Magie ein Feuer entzünden?" „Selbstverständlich, aber was sollte das bringen? Wir befinden uns inmitten einer Wüste." „Oh, glaube mir, wenn die Nacht hereinbricht, wirst du dir ein schnuckliges Lagerfeuer wünschen." entgegnete der Soldat, amüsiert über die Unwissenheit des Jungen und packte die Karte wieder in den Beutel.

Er stapfte hinüber zusammen mit den beiden anderen hinüber zum verlassenen Wagen und begann die morschen Holzlatten des Gefährts herauszureißen. Nur ein paar Minuten später lag ein unordentlich gestapelter Haufen Holz zu seinen Füßen und er setzte erneut den Rucksack am. Er kramte eines der Seile heraus, welche Angela wohl in weiser Voraussicht eingepackt hatte und band den Holzstapel zusammen. Danach beugte er das Bündel auf den Ranzen und befestigte es dort mit einem weiteren Strick.

Zufrieden sagte er dann: „So, das sollte genug Holz für zwei Nächte sein. Hoffen wir, dass wir spätestens am Abend des dritten Tages an der Oase sind, sonst wirst du dich wohl dick einpacken müssen, um dir nicht den Hintern abzufrieren." „Es wird tatsächlich so kalt? In einer Wüste?" wollte Keno wissen und John nickte ernst. „Oh ja. Ein Tipp von mir den du beherzigen solltest: Durchquere eine Wüste niemals im Winter. Essseiden du willst unbedingt als Eiszapfen enden." Der Reiter schluckte beeindruckt. Erneut schnallte sich der Titan den Tragerucksack auf den Rücken, setzte seinen Helm wieder auf, nahm den Kompass von Keno entgegen und zeigte seinen beiden Gefährten mit einem Handzeichen an, dass es los ging.

„Dann wollen wir mal, oder?"



[Eragon Fan-Fiction] Der Titan und die DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt