„Der Kerl hier ist also wirklich ein Reiterdrache? Vom Orden?" fragte Steven skeptisch und warf sich den ohnmächtigen Soldaten, der vor Miltens Füßen lag, über die Schulter. Robert trat währenddessen an den roten Drachen heran, welcher immer noch schwer röchelnd in ihrer Mitte lag, um ihn genauer zu untersuchen.
*Ja. Wie ich schon sagte, der Name des Kükens ist Shad und er ist der Seelenverwandte von Keno-Finiarel.* antwortete Tymdek knurrend. *Was für böse Mächte müssen da am Werk sein, um diesen jungen Geist dermaßen zu vergiften?* „Keine Ahnung, aber ich hoffe für ihn, dass er nicht Herr seiner Sinne war, als er das Mädchen gefressen hat, ansonsten wird das üble Folgen für ihn haben. Micheal hat das nämlich auch gesehen, wie ihr sehr wohl wisst." bemerkte der Sergeant streng, woraufhin sich Dunkelschwinge leicht aufplusterte und dem Titanen einen stechenden Blick zuwarf. *Ich glaube nicht, dass er es willentlich getan hat, das liegt nicht in seiner Natur. Bedenkt, dass sein Geist an den eines jungen Reiters gebunden ist.* Coule zuckte mit den Schultern. „Ich habe nur vorgewarnt, dass Mike darauf ziemlich allergisch reagieren wird, das ist alles."
„Ruhe jetzt, das können wir alles später klären, sobald wir die letzten Soldaten ausgeschaltet haben. Tymdek, es freut mich wirklich eure Bekanntschaft zu machen, hoffentlich können wir uns nach dem Kampf besser kennenlernen. Aber jetzt heißt es erst einmal das Dorf vollständig zu säubern, werdet ihr uns helfen? " unterbrach Jonas sie bestimmt, während er das Messer zurück in seine Halterung steckte und die Maschinenkanone vom Boden aufhob. Die bewusstlose Frau hatte er dabei immer noch über die linke Schulter gelegt und den Blick starr auf Tymdeks Haupt gerichtet. Der schwarze Drache betrachtete noch einige Augenblicke lang den jungen Shad, der nach wie vor von Robert untersucht wurde, bevor er sich dem Colonel zuwandte und laut knurrte. *Natürlich, Jonas, Micheal sagte mir bereits, dass ihr die Führung übernehmen würdet. Förmlichkeiten können warten. Sagt mir einfach, wie ich euch am besten helfen kann.* erwiderte er und klang dabei voller Tatendrang, als suche er ein Ventil für seine Wut.
Der Titan erhielt den Augenkontakt mit den kristallblauen Drachenaugen noch etwas länger aufrecht und nickte schließlich.
„Ausgezeichnet. Robert, Mark, ihr bleibt hier und bewacht Shad, zusammen mit der Frau und dem Gefangenen. Sarah, Shixin, ihr stoßt gemeinsam in westliche Richtung vor, macht einen Halbkreis durch das Dorf und kommt wieder hierher zurück. Steven, Julia, Tymdek ihr kommt mit mir. Wir stoßen Richtung Dorfzugang vor und von dort aus zur ersten Absturzstelle im Süden. Jeglicher Widerstand ist auszuschalten, Deserteure dürfen gefangengenommen werden. Verstanden?" befahl Milten streng und erhielt sechs grüne Bestätigungslämpchen in seinem HUD. Auch der schwarze Drache brummte zustimmend: *Ich folge euch.*
Zackig befolgten die Titanen seine Anweisungen. Parker und Zhou marschierten in Zweierformation los in Richtung Westen und Mark nahm sich eine der Railguns, zusammen mit mehreren Magazinen, aus der Vorratskiste. Dann setzte sich die Gruppe bestehend aus Jonas, Julia, Steven und Tymdek in Bewegung, während Coule und Holsted bei Shad, dem gefangenen Soldaten und der Frau, welche der Colonel noch vorsichtig abgelegt hatte, blieben.
Die drei Titanen liefen mit erhobenen Waffen vor Dunkelschwinge, dessen Schritte die Erde in seiner unmittelbaren Nähe zum Beben brachte. Milten warf ihm aus den Augenwinkeln heraus einen musternden Blick zu. Das Feuer ließ seine pechschwarzen Schuppen merkwürdig glitzern und untermalt wurde das Ganze von seinem schieren Ausmaß. 'Wäre ein Drache von solcher Größe am Angriff beteiligt gewesen, hätte er in einem Atemzug das gesamte Dorf in Schutt und Asche verwandeln können. Was für ein Gigant.' dachte der Titan beeindruckt. Er zuckte zusammen, als Tymdeks basserfüllte Stimme in seinem Kopf widerhallte. *So etwas würde ich niemals tun, Jonas und ich werde diejenigen, die diese Küken für ihre bösen Machenschaften missbraucht haben bluten lassen!* Ein lautes, wütendes Brüllen, schallte über ihre Köpfe hinweg und brachte ihre Trommelfelle beinahe zum zerreißen.
Der Colonel wollte gerade etwas erwidern, da bemerkte er, keine 20 Meter entfernt, fünf schwarzgekleidete Soldaten, die mit den Händen an den Ohren und schlotternden Beinen hinter einer der brennenden Ruinen hervorgewankt kamen. Per Faustzeichen deutete er seinen Kameraden an, nicht das Feuer zu eröffnen und für Dunkelschwinge sagte er laut: „Nicht angreifen!" Keine Sekunde zu früh, denn schon im nächsten Moment hörte er das donnernde Rauschen mächtiger Lungen hinter sich. Ein Geräusch, das sich innerhalb der letzten Stunde in sein Gedächtnis gebrannt hatte. So jedoch hielt sich der schwarze Drache zurück und knurrte die Bastarde nur wütend an. „Ergebt euch! Eure Verbündeten haben bereits die Flucht ergriffen! Ich gebe euch zehn Sekunden die Waffen niederzulegen, anderenfalls eröffnen wir das Feuer!" rief Jonas den Soldaten zu, welche allesamt die Gruppe wie in Schockstarre anglotzten. Die Helme verdeckten den Großteil ihres Gesichts, doch im flackernden Licht der Flammen um sie herum, konnte er die Angst in ihren Augen deutlich erkennen. Allerdings war dort nicht nur Angst zu sehen, sondern auch Verzweiflung.
Mit erstickten, panischen Schreien zogen alle fünf ihre Waffen und stürmten ihnen mit erhobenen Schwertern und Schilden entgegen. Milten knirschte mit den Zähnen, bevor er laut blaffte: „Feuer frei!" Er und Steven drückten Abzug ihrer Maschinenkanonen durch und mähten jeweils einen der Soldaten nieder, wobei der Mann, welcher von Coules Kugel getroffen wurde, in regelrechte Fetzen zerplatzte. Auch Julia hatte bereits mit dem Gaußgewehr auf einen Kerle angelegt, doch sie kam gar nicht mehr dazu, das Geschoss loszuschicken, da Tymdek seinen Kopf über sie schob, das Maul aufklappte und einen gigantischen Strom kristallblauer Flammen den Angreifern entgegenschickte. Der komplette Straßenabschnitt vor ihnen war nur noch ein einziges Feuermeer. Selbst die Hornhaut der Titanen musste sich verdunkeln, damit sie nicht von dem mächtigen Flammensturm geblendet wurden. Das ganze Spektakel hielt knapp eine halbe Minute an, bis der schwarze Drache seine Kiefer wieder zusammenklappen ließ und das Feuer erstickte.
„Meine Fresse – Ich glaube wir müssen unseren Flammenwerfer umbenennen, der kommt ja nicht einmal annähernd an einen richtigen Drachen ran." murmelte der Sergeant leise.
Die fünf Soldaten vor ihnen hatten praktisch aufgehört zu existieren, nur noch ihre vollkommen verkohlten Leichname waren von ihnen übrig geblieben. Jegliches Stück Stoff und Haar, das sie am Körper getragen hatten war im höllischen Drachenfeuer untergegangen. Selbst ihre metallischen Brust- und Armpanzer glühten von der enormen Hitze und waren komplett deformiert. *Ich wollte euch nicht erschrecken, meine Freunde, doch in mir brennt nun einmal das wilde Blut meiner Ahnen und diese verfluchten Bastarde haben es zum kochen gebracht.* entschuldigte sich Dunkelschwinge grimmig, woraufhin Jonas nur beruhigend die Hand hob. „Ich habe damit gerechnet, als ich den Befehl gab. Solange ihr darauf achtetet, dass ihr uns nicht ebenfalls in ein solches Flammenmeer taucht, ist es mir egal, wie ihr diese Männer tötet. Nur fressen, würde ich euch bitten zu unterlassen. Diese Bilder haben sich mir für immer in die Netzhaut gebrannt." erklärte er und Tymdek brummte zustimmend. *Ich werde davon absehen, Krieger.* „Gut, dann weiter jetzt, bevor euer Artgenosse doch noch versucht die Flucht zu ergreifen."
Mit diesen Worten gab der Colonel das Signal weiterzugehen und schritt selber voran. Auf ihrem weiteren Weg durch das brennende Dorf, stießen sie glücklicherweise auf keine weiteren Soldaten mehr, auch wenn immer wieder Schussgeräusche der anderen Titanen zu hören waren. Allerdings kamen sie an mehreren verbrannten, verstümmelten und grotesk verdrehten Leichen vorbei. Ob Mann oder Frau, war bei den meisten Toten nicht mehr zu erkennen, doch die Größe ließ zumindest darauf schließen, wie alt die Person gewesen sein musste.
Miltens Magen verkrampfte sich leicht, als er an den verkohlten Körpern von Wensson, seiner Frau und seinem jüngeren Sohn vorbeikam. Die drei waren eine der ersten Opfer gewesen, als die Drachen das Dorf in ihrem Feuer badeten und er hatte hilflos zusehen müssen, wie der Schreiner mitsamt seiner Frau und dem Sohn vom Feuer verschlungen worden war. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen. Ein lautes Krachen, riss ihn zurück ins Geschehen, aber es war nur eines der zerstörten Häuser, welches nun endgültig in sich zusammenstürzte. Als hätte Steven geahnt, was hier geschehen war, legte er Jonas aufmunternd die linke Hand auf die Schulter. Der Colonel nickte dankbar und führte sie dann weiter in Richtung Ausgang, doch dem ekelerregenden Geruch von verbranntem Fleisch konnte er nicht entkommen.
„Wissen wir schon ungefähr, wie viele Dorfbewohner umgekommen sind?" fragte Julia mit bedrückter Stimme, worauf Jonas abermals mit einem Nicken antwortete. „In etwa die Hälfte, wenn nicht sogar mehr. Wir konnten etwa 20 von ihnen zu Emily und Benjamin in den Wald bringen plus die Frau, die noch bei Robert und Mark liegt." „Mein Gott. Was für ein Massaker. So etwas habe ich nicht erlebt, seit die Rebellen damals Phosphorbomben in Tokyo zündeten." meinte Stearn erschüttert und trat über eine weitere Leiche hinweg, deren rechter Arm und ein großer Teil des Brustkorbs fehlte, was verdächtig stark nach einer Bisswunde durch einen der Drachen aussah. „Tokyo war schlimmer, aber das ändert nichts an dem Blutbad hier." murmelte Steven missmutig und warf Tymdek über die Schulter einen Blick zu.
Der schwarze Gigant hatte die Zähne gefletscht und betrachtete ebenfalls die zahlreichen Toten, die ihren Weg kreuzten. *All diese Zerstörung und Tod. Es wundert mich nicht, weshalb viele Zweibeiner mein Volk fürchten.* knurrte der Drache. „Leider. Und solche Angriffe mindern diese Angst nicht gerade. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, wird meine Faust in seiner Fresse zu spüren bekommen." stimmte Coule zu.
Ein schmerzerfülltes Brüllen und Kreischen, unterbrach die kleine Unterhaltung jedoch jäh und allesamt drehten sie ihre Köpfe in die Richtung aus der es kam. „Das muss der Drache sein! Beeilung, bevor er versucht abzuhauen! Tymdek, wartet nicht auf uns! Haltet ihn fest, bis wir da sind!" rief Jonas ernst, bog gleichzeitig von der Straße ab und hielt direkt auf die brennende Holzpalisade zu. Dunkelschwinge knurrte bejahend und war mit einem gewaltigen Satz vor ihnen auf der anderen Seite der Palisade.
Die Titanen beschleunigten in den Sprint und rannten Schnurrstracks auf die Umzäunung zu, während Tymdek bereits mit dem nächsten Sprung außerhalb ihrer Sicht war. „Durchbruch!" befahl Milten lautstark und nur wenige Sekunden später krachten die drei mit der Schulter voran durch die halbverkohlte Palisade, als bestünde sie aus Styropor. Holzsplitter und Aschestaub verteilten sich vor ihnen im Gras, doch sie wurden nicht langsamer. Im hellen Mondlicht der Nacht, konnte der Colonel Tymdek knapp 500 Meter vor ihnen erkennen und auch ihr eigentliches Ziel.
Der abgeschossene Drache.
Er lag ungefähr am Fuß des kleinen Hügels, auf dem das Dorf stand und versuchte panisch vor seinem größeren Artgenossen wegzukriechen. Allerdings hatte er sich scheinbar beim Absturz das linke Vorder- und beide Hinterbeine gebrochen, da er nur die rechte Pranke nutzte, um sich vorwärts zu ziehen. Einen Moment später, hatte Dunkelschwinge ihn bereits erreicht und ein drohendes Brüllen, war selbst noch auf diese Distanz deutlich zu hören. Er war mehr als dreimal so groß, wie sein kleinerer Artgenosse und ohne große Mühe drückte er ihn mit einer seiner Vorderpranken zu Boden, sodass der Kleine sich nicht mehr rühren konnte. Flucht war ausgeschlossen. *Ich habe ihn, er kann nicht mehr entkommen.* teilte Tymdek Jonas im Geiste mit, der, davon leicht irritiert, nickte und sein Tempo beibehielt. Er und Steven erreichten die beiden Echsen nur wenige Sekunden später, nur Julia war etwas zurückgefallen, da sie das riesenhafte Gaußgewehr aus zeitlichen Gründen nicht auf den Rücken geschnallt hatte und es sie so in ihren Bewegungen einschränkte. Milten und Coule kamen knapp vor Tymdek zum stehen und auch Stearn holte sie nur Momente später ein.
„Gute Arbeit, Tymdek." lobte der Colonel kurz angebunden und trat dann gemeinsam mit den beiden anderen Titanen zum Kopf des kleineren Drachens vor, der sie aus großen, hellblauen Augen anstarrte, als wären sie Geister. Mehrere kleine Hörner zierten seine Schläfen, seine Flügel lagen weit ausgespreizt da, durchlöchert von den Railguns und Blut rann an der feinen Flügelmembran hinunter zu Boden. Die Schuppen hatten große Ähnlichkeit mit einem Aquamarin und er wirkte nicht ganz so muskulös wie Shad, oder gar Tymdek, wenn man es auf seine Größe hin betrachtete. Er versuchte noch einmal sich gegen Dunkelschwinges Griff zu wehren und kreischte verzweifelt, doch der schwarze Riese blieb beharrlich wie ein Berg und verstärkte den Druck auf seinen kleinen Artgenossen.
*Ihr Geist ist vollkommen von Angst und Schmerz erfüllt. Ich kann nicht zu ihr vordringen, um mit ihr zu reden.* erklärte er und beugte sich zum Haupt des hellblauen Jungdrachen hinunter. „Es ist eine sie, ich meine ein Weibchen?" fragte Steven verwundert, aber Jonas unterbrach ihn. „Unwichtig. Ihr sagt, sie wäre unkooperativ?" wollte er stattdessen von Dunkelschwinge wissen, der widersprechend schnaubte. *Nein, sie ist nur verwirrt, verängstigt und voller Schmerzen.* „Verwirrt?" *Ja, ihre Gedanken sind dermaßen ungeordnet, dass ich nicht zu ihr durchdringen kann.*
Milten zog skeptisch eine Augenbraue nach oben und fasst dann einen Entschluss. Er verstaute das MK auf seinen Rücken und zog sich danach mit einem Zischen den Helm vom Kopf. Tief Luft holend fuhr er sich durch sein kurzgeschorenes, strohblondes Haar und fixierte die blauen Augen des Jungdrachen, mit seinen eigenen blaugrünen Augen, wobei er einen Schritt näher herantrat, sodass nur noch ein knapper Meter zwischen ihm und dem Reptil war.
Ohne Vorwarnung gab er dem Drachenmädchen eine schallende Ohrfeige und packte gleichzeitig eines der Hörner an ihrer Schläfe, als sie in Panik versuchte den Kopf wegzudrehen. Er ging in die Hocke, direkt neben ihrem linken Augen und starrte sie einschüchternd an. Zusätzlich zeigte er ihr seine Zähne, die bis auf wenige Backenzähne, dem Gebiss eines Raubtiers mit mächtigen Eckzähnen entsprachen. Ein Andenken an die Versuche mit dem Darwin-Protokoll. Angsterfüllt versuchte der Drache erneut seinen Kopf wegzudrehen, doch mit brachialer Muskelkraft hielt Jonas sie an Ort und Stelle fest.
„Hiervor kannst du nicht weglaufen, Mädchen. Ich weiß, dass du mich verstehen kannst, also brauchst du dich erst gar nicht dumm zu stellen. Hör zu, ich gebe dir zwei Möglichkeiten. Entweder, du beruhigst dich und lässt Tymdek mit dir reden, oder ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder irgendjemanden oder irgendetwas mit deinen Zähnchen verletzen kannst, wenn du verstehst was ich meine." knurrte der Titan grimmig und packte mit seiner freien, linken Hand den oberen Eckzahn im Kiefer des Drachenmädchens, das zur Salzsäule erstarrt war und keinen einzigen Muskel mehr regte. „Du hast zehn Sekunden Zeit, Tymdek in deinen Kopf rein zulassen. Wenn er mir bis dahin nicht Bescheid gesagt hat, werde ich anfangen jeden deiner Zähne einzeln zu ziehen."
„Ich würde tun was er sagt, Mädchen. Ich hab schon gesehen, wie er nem General die Zunge rausgerissen hat, weil der ihn bei was Wichtigem belog." fügte Coule vollkommen ernst hinzu und Julia lud demonstrativ eine neue Kugel in den Lauf ihres Gewehrs. Auch Tymdek unterstrich die Drohung mit einem wütenden Knurren, wobei seine Krallen leicht in die vordere Schulter des kleinen Drachens einsanken und Blut an den blauen Schuppen entlanglief. Dieser winselte ängstlich und schmerzerfüllt.
„Ich fange jetzt an zu Zählen.
Eins.
Zwei.
Drei.
Vier.
Fünf.
Sechs." sagte Milten kühl und stoppte, als Dunkelschwinge ihm leise mitteilte: *Sie hat sich gefügt. Lasst davon ab, Jonas.*
„Na also, geht doch. Warum nicht gleich so?" blaffte der Titan.
Er nahm seine Hand von ihrem Eckzahn, hielt sie jedoch weiterhin am Horn fest. Zufrieden stellte er fest, dass sie, wie Tymdek gesagt hatte, sich ihm fügte und er ihren Kopf nicht mehr mit Gewalt an Ort und Stelle festhalten musste. „Schön, dann erzähl meinem großen Freund hier, was genau passiert ist und vor allem, weshalb du mit den anderen Drachen und den Soldaten Lendol angegriffen hast!" verlangte er etwas freundlicher und signalisierte den beiden anderen ihre Waffen zu senken. Jonas legte seinen Kopf leicht schräg und wartete gespannt auf das, was der schwarze Drache ihm erzählen würde. Währenddessen starrte ihn das Drachenmädchen weiter aus ihren großen, blauen Augen an. Es dauerte fast eine geschlagene Minute, bis Dunkelschwinge sich wieder bei ihm meldete.
Zu seinem Erstaunen klang der Gigant gleichzeitig traurig und wütend.
*Die schwarze Rose besteht wahrhaftig nur aus feigen, mörderischen Bastarden! Ihr Name ist Ileakri und sie ist ein wilder Drache, aus dem nördlichen Teil des Buckels. Sie sagt, dass vor ungefähr einem Monat, eine Gruppe Soldaten in ihr Revier eindrang und nach ihr Ausschau gehalten haben. Sie hat sie einige Tage lang ignoriert und gehofft, dass sie von alleine verschwinden würden, doch nachdem die Männer ihren Unterschlupf gefunden hatten, versuchte sie sie mit Drohgebärden zu vertreiben.
Da schlugen sie zu.
Offenbar befanden sich zwei Magier von außergewöhnlicher Stärke in der Gruppe, die, wie sie nun zu ihrem Entsetzten feststellte aus Spitzohren bestand. Ileakri wehrte sich, aber nach einem harten Kampf und mehreren toten Soldaten schafften die Bastarde es, sie lange genug festzuhalten, um ihr eine Drachenkette anzulegen, eine mit Runen und Magie versehen Fessel, die es dem Gefangenen unmöglich macht, sich gegen denjenigen aufzulehnen, der ihm die Fessel angelegt hat. Danach sagt sie, bekam sie nur noch mit, wie man sie in eine große Kutsche getragen hat und ihr etwas auf die Stirn gelegt wurde, dann fiel sie in einen traumlosen Schlaf. Und jetzt ist sie gerade eben hier wieder erwacht, genau in dem Augenblick, als ihr sie mit euren Waffen abgeschossen habt! Nun ist sie vollkommen verwirrt, weiß nicht, wo sie ist, wer ihr seid und warum sie den Geschmack von Blut auf der Zunge hat. Wenn ich diese spitzöhrigen Bastarde erwische, fresse ich sie bei lebendigem Leibe!*
Den letzten Satz unterstrich er mit einem wütenden Brüllen und trat von dem kleineren Drachen herunter, sodass im Grunde nur noch Jonas ihren Kopf festhielt.
„Wartet, wartet. Und ihr glaubt ihr das? Bei allem Respekt Tymdek, aber das klingt eher nach einem schlechten Witz." erwiderte der Colonel ungläubig und musste blinzeln, als der schwarze Drache ihm dicken, schwarzen Rauch ins Gesicht blies. *In eurer Sprache ist es einfacher zu lügen, als ein blindes und taubes Nagra zu jagen, Jonas! Aber nicht in der Sprache des Geistes! Ich hätte es sofort bemerkt, falls sie versucht hätte, mich zu täuschen, aber das ist nicht der Fall. Ihre Geschichte ist wahr, so unschön sie auch sein mag!* grollte Dunkelschwinge erbost und Milten musste keuchen, da der Drache ihm in Windeseile alles vor seinem inneren Auge zeigte, wovon er gesprochen hatte und das aus der Sicht des Drachenmädchens.
Es waren teilweise nur Erinnerungsfetzen und bruchstückhafte Bilder, aber das Gefühl, dass dahinter stand, fühlte sich ohne Zweifel echt an, als hätte er es selbst erlebt. Er konnte hören, wie auch Steven und Julia hinter ihm kurz in die Knie gingen und sich an den Helm fassten. Tymdek hatte ihnen das alles ebenfalls gezeigt. Jonas Verstand versuchte trotzdem die Verbrechen des Angriffs, auf den jungen Drachen zu projizieren, doch seine Vernunft setzte sich glücklicherweise durch. So sehr es ihm widerstrebte es zuzugeben, doch das Mädchen war unschuldig, zumindest zu einem gewissen Grad. Angewidert von sich selbst, lies er Ileakris Horn los, stand auf und trat einen Schritt zurück.
„Das ist – ich – entschuldigt Tymdek. Ich kenne mich mit sowas leider nicht aus, aber das was ihr mir gezeigt habt – unglaublich." stammelte der ansonsten so erfahrene Kommandeur noch etwas überrumpelt von dem Erlebten. *Macht euch keine Vorwürfe, Jonas. Selbst ich habe bis gerade eben eher noch daran geglaubt, dass das Küken es aus purem Vergnügen getan hat. Euer Misstrauen ist gut und leider notwendig für die Schlangenzungen mancher Zweibeiner. Aber Ileakri ist nicht die Schuldige für dieses Massaker, nur wüsste ich gerne, wie oder wer ihren Körper benutzt hat, um das zu tun.* entgegnete der schwarze Drache ruhig und betrachtete die junge Drachendame mitleidig.
„Das ist grausam. Ein so junges Mädchen zu entführen und dann so etwas tun zu lassen. Ich glaube, bevor ihr sie fresst, Tymdek, reiße ich ihnen noch den Arsch auf und prügle sie halb tot." bemerkte Coule wütend und zermalmte einen kleinen Stein, den er beim in die Knie gehen in die Hand genommen hatte, zu Staub. „Ich hoffe, dass der Soldat, den wir gefangengenommen haben, Infos ausspuckt, das ich echt ungeheuerlich. Tut mir Leid wegen der Drohung, Ileakri, aber ich bin gerade etwas gereizt, vor allem nachdem was ihr, unwissentlich, getan habt." entschuldigte sich Jonas bei dem Drachenmädchen, das ihn zwar immer noch angsterfüllt ansah, ihm aber zögerlich zuzwinkerte.
„Ja, vermutlich hast du auch ein Kleinkind gefressen, oder sogar einen Erwachsenen, daher der Geschmack nach Blut." murmelte Steven weiter und zwang damit Milten einen großen Satz zurückzumachen, als Ileakris Augen sich weiteten und eine starke Würgattacke sie ergriff.
„Du besitzt echt das Feingefühl eines Presslufthammers." fauchte Julia genervt, gab dem Sergeant einen Schlag auf den Hinterkopf mit und trat an den beiden Männern vorbei, um den jungen Drachen zu beruhigen.
Doch bevor sie überhaupt den Mund aufmachen konnte, beförderte ein besonders starkes Würgen etwas durch den langen Hals nach oben. Der Drache riss das Maul auf und zusammen mit einem übelriechenden Mischmasch aus Blut, Magensäure und Speichel, flatschte der abgetrennte Torso einer Frau, mitsamt Armen und Kopf, auf den Boden zu Stearns Füßen. „Großer Gott!" fluchte Julia und riss sich gerade noch rechtzeitig den Helm vom Kopf, bevor auch sie sich übergab. „Oh Scheiße." flüsterte Steven und eilte zur Scharfschützin, um ihr zu helfen.
Auch Jonas würgte trocken, schaffte es allerdings seinen Mageninhalt drinnen zu behalten. Der halbe Frauentorso sah übel zugerichtet aus, Teile des Darms und anderer Innereien ragten aus der großen Abrisswunde, Kratz- und Bissspuren fanden sich überall wieder, die rechte Hand fehlte komplett und das rote Kleid, welches die Frau getragen hatte, war vollkommen zerrissen und durchtränkt mit Magensäure und Blut. Glücklicherweise gab es noch keine großartigen Verdauungsspuren, wobei das Wort Glück dabei überstrapaziert wurde. Das Drachenmädchen winselte und röchelte, sogar ein ersticktes Jaulen war von ihr zu hören, als sie selbst den halben Frauentorso entdeckte.
'Sie muss das was sie getan hat wirklich verabscheuen, wenn sie derartig auf Stevens Kommentar reagiert.' dachte der Colonel und sah mit an, wie Tymdek Ileakri sanft mit der Schnauze anstupste und leise brummte. Ähnlich verhielt es sich mit Coule und Stearn, nur hatte Steven seinen Arm um Julia gelegt und reichte ihr ein Stofftuch, welches er aus einer seiner zahlreichen Taschen gezogen hatte. „Danke." murmelte die Scharfschützin, während sie sich den Mund damit abwischte. „Hat mich einfach überrascht."
„Schon gut, war ja im Grunde meine Schuld." gab der Sergeant schulterklopfend zurück und wandte sich dann an das junge Drachenweibchen. „Hey, tut mir echt leid, dass ich das so erwähnt habe. Ist mir einfach rausgeplatzt. Ich sage oft einfach das, was ich denke, eine schlechte Angewohnheit." Demonstrativ tätschelte er ihr mit der rechten Hand die Schnauze, was Ileakri schwach zitternd gewähren ließ. *Sie sagt, dass sie euch verzeiht Steven.* meinte Tymdek ruhig und der Titan nickte dankbar.
„Steven? Hast du zufällig ein größeres Stofftuch oder eine Plane dabei, um den Leichnam einzuwickeln? Ich will ihn hier nicht so liegen lassen." fragte Jonas und deutete verhalten auf den Frauentorso zu ihren Füßen. „Oh! Äh, ja ich glaube schon, Moment." verhaspelte sich Coule und begann hastig die vielen Beutel an seiner Hüfte zu durchwühlen, bis er schließ eine zusammengefaltete Plastikplane herauskramte, entfaltete und zwei der Enden Milten überreichte. Gemeinsam breiteten sie sie über der durchnässten Leiche aus und versperrten so die Sicht auf diesen unappetitlichen Anblick.
Als sie sich wieder aufrichteten, fiel Jonas Blick auf die Stirn der blauen Drachendame, wo er eine seltsame Anomalie bemerkte. Instinktiv wollte er danach langen, besann sich jedoch eines anderen und sagte stattdessen: „Ich habe da etwas auf deiner Stirn entdeckt, darf ich es näher betrachten?" Bejahend zwinkerte der Drache ihm zu und erst jetzt streckte er die Hand danach aus. Der Gegenstand war klein und meisterlich geschliffen. Er war exakt auf einer der Schuppen platziert und imitierte diese sowohl in Form, als auch Farbe. Er war ihm nur aufgefallen, da er auf irgendeine Weise zersprungen war und mehrere Risse aufwies.
'Ein Edelstein?' fragte er sich in Gedanken und packte den Stein zwischen Daumen und Zeigefinger.
„Was hast du denn da?" wollte Julia wissen, die gerade Coule sein Tuch wiedergab, der es widerwillig entgegennahm. „Eine Art Stein, perfekt bearbeitet, um wie eine Schuppe auszusehen. Ich hab ihn nur erkannt, weil er zersprungen ist." erklärte der Colonel und zog mit einem Ruck den Edelstein von Ileakris Stirn. Sie fauchte leise, weil er ihr unbeabsichtigterweise auch gleich die Schuppe, auf der er platziert worden war mit herausriss. „Entschuldigung. Aber ich denke nicht, dass du das hier irgendwo auf deinem Körper haben willst, was immer es auch ist." erwiderte der Titan und zeigte seinen Fund der Drachendame. Diese blinzelte mehrmals verwundert, zuckte dann jedoch zusammen und jaulte schmerzerfüllt.
Die Verletzungen forderten ihren Tribut.
*Sie sagte, dass sie diesen Stein noch nie zuvor gesehen hat. Was auch immer er ist, er gehört nicht ihr. Aber wir sollten dringend nach ihren Verletzungen sehen, ich kann durch unsere Verbindung starke Schmerzen spüren.* bemerkte Tymdek, während er sich den kleinen Kristall in Miltens Hand ansah. „Natürlich, sofort." stimmte Jonas zu, setzte sich schnell den Helm auf den Kopf und öffnete einen Funkkanal an alle Mitglieder der Titaneinheit.
„Sanitätsteam im Wald bitte kommen."
„Hier Emily, was ist los Jonas? Wir haben alle Hände voll zu tun." meldete sich Emily angestrengt, woraufhin der Colonel erklärte: „Wir benötigen dringend medizinische Hilfe. Shenmi, Alex, schnappt euch einen Erste-Hilfe-Koffer und kommt zu meiner jetzigen Position. Emily, du solltest dringend mit einer kompletten Sanitätsausrüstung auf den Marktplatz in Lendol kommen. Dort ist einer der Drachen abgestürzt, sein Name ist Shad und er ist ein Reiterdrache. Details werde ich später erklären, jetzt musst du ihn erst einmal wieder halbwegs zusammenflicken, er sah böse aus, als wir ihn bei Robert und Mark zurückgelassen haben."
„Positiv, ich habe mir seine Verletzungen etwas genauer angesehen. Sie könnten gefährlich sein, außerdem verliert er sehr viel Blut. Wollte auch gerade einen Funkspruch loslassen." meinte Robert.
Daraufhin blinkten Shenmis, Alexs und Emilys Bestätigungslämpchen in Miltens HUD auf. „Verstanden, sind unterwegs. Sind in circa zwei Minuten da. Shenmi Ende." sagte Yang. „Ausgezeichnet, wir warten hier auf euch." erwiderte Jonas und beendete dann die Funkverbindung wieder.
Danach wandte er sich an Ileakri, die mittlerweile angefangen hatte laut zu winseln. „Hilfe ist unterwegs, du musst nur noch ein paar Minuten aushalten." *Sie dankt euch abermals, Jonas.* antwortete Dunkelschwinge stellvertretend, wandte dann plötzlich den Kopf in Richtung Westen, so als ob er etwas gehört hatte und kostete die Luft mit seiner gespaltenen Zunge.
Den Titanen fiel es sofort auf.
„Ist etwas, Tymdek?" fragte Steven, während er den blauen Schuppen-Edelstein von Milten entgegennahm und sicher in der Tasche vor seinem Bauch verstaute. Der schwarze Gigant zeigte die Zähne und stieß ein bedrohliches Knurren aus. *Der Gestank von frischem Mensch- und Drachenblut liegt in der Luft! In dieser Richtung tobt ein heftiger Kampf!* antwortete Tymdek grimmig. Skeptisch überprüfte Jonas seine HUD-Anzeige. Keiner der Titanen befand sich in dieser Richtung.
In Richtung Strand.
Er zählte eins und eins zusammen.
„Der Drache, denn wir durch Glück recht früh vom Himmel geholt haben! Er ist am Strand runtergegangen! Aber gegen wen kämpft er? Es ist keiner der unseren." gab er den anderen zu verstehen, deren Haltung sich sofort anspannte. *Das dritte Küken! Kommt, falls es auch dieser schwarzen Magie zum Opfer fiel, müssen wir es vor seinen Peinigern bewahren!* grollte Dunkelschwinge und Milten nickte ernst.
„Einverstanden. Julia, Steven, ihr bleibt hier, falls irgendjemand unerwartet auftauchen sollte. Ileakri wird uns doch hoffentlich keine Schwierigkeiten mehr bereiten, oder Tymdek?" *Nein. Sie wird euch nichts tun, dafür stehe ich mit meinem Namen.* „Gut. Der Strand ist knapp fünf Kilometer entfernt. Wollt ihr erneut die Vorhut bilden und ich stoße später zu euch? Ich bräuchte nur ein paar Minuten länger dorthin, als ihr." *Unsinn! Ich werde euch mitnehmen, genauso, wie ich eure Brüder getragen habe. Haltet euch bereit!*
„Nimm die Arme nach oben, dann hast du sie frei, während er dich mit der Pranke greift. Keine Sorge, wir passen hier auf." meinte Steven erklärend und zeigte dem Colonel, wie er zu stehen hatte. „In Ordnung. Ich wäre dann soweit Tymdek." rief der Titan schließlich dem schwarzen Drachen zu, nachdem er Coules Anweisungen befolgt hatte.
Ohne groß weitere Worte oder Zeit zu verlieren packte dieser ihn mit seiner linken Vorderpfote und stieß sich kräftig mit den Hinterbeinen vom Boden ab. Leicht überrascht vom extremen Momentum, dass so ein massiges Tier wie Tymdek an den Tag legen konnte starrte Jonas zunächst nach oben, wo er die mächtigen, ausgebreiteten Schwingen des Giganten bemerkte, und dann nach unten, wo der Boden knappe fünfzig Meter unter ihnen dahinzog. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, fast vollkommen frei in der Luft zu pendeln. Allerdings konnte er es nicht lange genießen, denn schon von weitem konnten sie beide erkennen, was genau dort auf dem Strand ablief.
Der Drache, ein grünes Tier mit bulligem Nacken und ungefähr halb so groß wie Tymdek, stand mit angelegten Flügeln vor den Landungsbooten und brüllte eine Schaar aus knapp ein Dutzend Soldaten an, die mit gezogenen Waffen vor ihm standen.
„Wieso greifen sie sich gegenseitig an? Glaubt ihr, er wurde ebenfalls gegen seinen Willen missbraucht und ist aufgewacht, als er abgestürzt ist?" mutmaßte der Colonel lautstark, doch irgendetwas stimmte nicht. Von Dunkelschwinge schlug ihm mit einem mal ein brennender Hass entgegen.
Nicht gegenüber den Soldaten, sondern dem Anblick des grünen Drachens gewidmet.
*Bralluth!* knurrte er zornig und brüllte den kleineren Artgenossen wütend an.
*Verräter! Eierdieb! Menschenfresser! Knochenschänder! Lasst keine Gnade gegen ihn wallten, Jonas!*
Offenbar war der Drache ihm wohlbekannt. Wie ein Falke auf der Jagd stürzte er sich auf ihn hinab. Skeptisch klammerte sich Jonas mit beiden Armen an Tymdeks Krallen fest, während Bralluth sie offensichtlich bemerkte und ebenfalls ein tosendes Gebrüll anstimmte.
Knapp zehn Meter über dem Boden, ließ Dunkelschwinge den Titanen los, der zwar innerlich mit so etwas gerechnet hatte, aber dennoch leicht überrumpelt wurde. Ein Fall aus dieser Höhe war kein Problem für ihn, normalerweise sprangen sie sogar bereits bei 20 Metern Flughöhe aus dem Albatross, wenn sie keine Jump-Packs nutzten und so kam er hart, aber sicher im weichen Sand des nächtlichen Strandes auf. Vorsichtshalber rollte er sich dennoch ab, kam jedoch sofort wieder auf die Beine und zog die MK von seinem Rücken.
Währenddessen hatte Tymdek sich mit weit aufgerissenem Maul und angriffsbereiten Klauen auf den grünen Drachen geworfen, welcher allerdings gerade so noch ausweichen konnte.
Der Colonel zögerte nicht, sondern kam Dunkelschwinges Aufforderung nach, keine Gnade walten zu lassen. Er legte an und betätigte den Abzug der Maschinenkanone.
Ein präziser Schuss, auf den Kopf des Ungetüms, doch im letzten Moment bewegte er sich ein kleines Stück, weshalb das 30 Millimeter Geschoss ihn nur streifte. Der Schaden war dennoch enorm. Die gesamte rechte Seite der Schnauze wurde aufgerissen, Blut spritzte auf den kühlen Sand und Bralluth jaulte schmerzerfüllt auf, als die Kugel auch noch seinen Wangenknochen zertrümmerte.
Der nächste Schuss würde es richten.
Jonas hörte im Adrenalinrausch, wie das Geschoß in die Kammer geladen wurde und dann –
Klick!
Eine Ladehemmung!
Milten fluchte innerlich, warf das Gewehr beiseite und hechtete nach rechts, als der grüne Drache ihm einen mächtigen Feuerstrahl entgegenwarf. Der Sand unter seinen Füßen begann zu schmelzen und nur mit einem weiteren Hechtsprung schaffte er es aus der Gefahrenzone.
Im nächsten Moment, kam ihm Tymdek zu Hilfe, indem er seinen verhassten Artgenossen mit den Kiefern am Hals packte und kräftig zubiss. Bralluth jaulte abermals auf und versuchte sich, aus dem schraubstockartigen Griff zu befreien, doch der schwarze Drache ließ ihm keine Chance. Er schwang seinen mächtigen Kopf mehrere Male hin und her, bis Jonas, der im Begriff war seine Pistole zu ziehen und zu entsichern, ein ekelerregendes Knacken vernahm. Sofort erschlafften Bralluths Glieder und Dunkelschwinge warf seinen leblosen Widersacher vollkommen zu Boden.
Er war tot.
Triumphierend stellte Tymdek das rechte Vorderbein auf den grünen Kadaver und stieß ein markerschütterndes Brüllen aus, welches selbst dem kampfgestählten Milten einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Die Soldaten rechts von ihnen, warfen einfach nur noch ihre Waffen in den Sand, sanken auf die schlotternden Knie und legten die Hände auf dem Kopf zusammen. Jonas konnte spüren, wie sein Herz ihm bis zum Hals pochte. Ihm schossen mehrere Fragen durch den Kopf, vor allem, wer Bralluth überhaupt gewesen war, doch das alles blieb erst einmal nebensächlich.
Die Schlacht um Lendol, war vorbei.
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[Eragon Fan-Fiction] Der Titan und die Drachenreiter
FanficDer Soldat John Miller findet sich nach einem schrecklichem Unfall an den Ufern eines ihm unbekannten Landes wieder. Schon sehr bald wird ihm bewusst, dass er sich nicht mehr in seiner eigenen Welt befindet. So also macht er sich auf den Weg, die Dr...