*Sie waren alle so glücklich deine Stimme zu hören! Das hat mir ein wunderbar warmes Gefühl in der Brust beschert! Vor allem dieser Steven scheint sehr lustig zu sein. Und sie haben Vater schon getroffen!* meinte Feyth aufgeregt und schnurrte leise, während sie ihre Schnauze liebevoll gegen Johns Kinn rieb. Dieser hatte seinen Helm in der Zwischenzeit wieder abgenommen und streichelte lächelnd den Hals seines kleinen Schützlings. „Ja. Sie müssen wohl direkt auf die Suche nach mir gegangen sein, sonst hätten sie niemals derart schnell Lyath und Tymdek gefunden. Obwohl, wer weiß wie lange sie genau schon in Nidhan sind. Ach, was würde ich dafür geben, sie jetzt sofort wiedersehen zu können, aber das muss warten. Und ich glaube Steven wird dir sehr gefallen, wenn du ihn mal in natura erlebt hast. Er ist die Definition eines sanften Riesen. Zumindest wenn er nicht gerade kämpft. Aber ich glaube spannender wird es für dich sein Alex zu treffen." erzählte er dem Drachenmädchen und wischte sich mit den Fingern die vereinzelten Tränen aus den Augen.
Feyth sah ihn daraufhin neugierig an. *Was ist an diesem Alex so besonders? Ist er etwa auch so groß und stark wie du?* Der Colonel musste leise glucksen. „Er gehört zum Trio der stärksten Titanen und ist der Zweitgrößte. Aber mich überragt er trotzdem um etwa anderthalb Köpfe. Außerdem ist er knapp doppelt so breit gebaut wie ich. Was ihn jedoch besonders macht für dich, ist nicht seine Stärke, oder Größe, sondern wie er aussieht." erwiderte er schmunzelnd, wobei der kleine Drache große Augen machte. *Oh! Wie sieht er denn aus? Hat er etwa auch Drachenaugen, so wie du?* fiepte sie neugierig, doch John zwinkerte nur geheimnisvoll, bevor er wieder ein etwas ernsteres Gesicht aufzog. „Das wirst du dann in ein paar Tagen sehen, meine Kleine. Aber jetzt müssen wir uns wieder ernsteren Dingen widmen. Schließlich ist gerade etwas Furchtbares passiert. Bleib einfach auf meiner Schulter und versprich mir etwas."
Schlagartig änderte sich Feyths Stimmung. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, sie widersprach ihm jedoch nicht, sondern nickte zustimmend. *Was soll ich dir versprechen?* „Schau den gefangenen Ra'zac nicht an. Du weißt selbst, dass dir sonst nur übel wird." sagte er streng und sah ihr tief in die waldgrünen Augen. Sie zwinkerte abermals und legte dann ihren Kopf mit geschlossenen Augen auf seine Brust. *Ich werde einfach die Augen zuhalten, bis du mir sagst, dass ich sie wieder öffnen darf.* flüsterte sie bestimmt, woraufhin der Titan ihr schützend die rechte Hand auf die Stirn legte. „Ja."
Danach drehte er sich um, wo er sofort Alanna bemerkte, die aufgeregt ihre Hände aneinander rieb und den Soldaten fragend anblickte. „Und? Konntet ihr eure Kinder erreichen, John-Vodhr?" wollte sie fast schon flüsternd wissen. Eine Last schien ihr von den Schultern zu fallen, als Miller langsam nickte. „Ja, sie wissen Bescheid. Falls wirklich Ra'zacs zu ihnen gesandt wurden, werden diese Mistkäfer keine Chance haben." entgegnete er ernst und verzog leicht das Gesicht, als seine Nase, Ohr und Hinterkopf gleichzeitig zu kribbeln begannen. Scheinbar hatten die Naniten genug Gewebe entfernt, um sicher die Rekonstruktion seiner verletzten Stellen einzuleiten. Die nächste Stunde würde überaus schmerzhaft werden. „Den Göttern sei Dank! Ich hätte mir niemals verziehen, wenn diese furchtbaren Kreaturen, weiteres Unheil über meine Freunde gebracht hätten." erwiderte die Elfe erleichtert ausatmend und legte die linke Hand auf die verborgene Brusttasche. „Schon gut, ihr seid hierbei genauso Opfer wie wir. Die Schwarze Rose weiß offenbar, dass ihr desertiert seid, in gewissen Maßen, und will euch wohl wieder in ihre Dienste zwingen." merkte John ruhig an und blickte über die Drachenreiterin hinweg hinüber zu Eragon, der nachwievor die schwer schluchzende Miriam in den Armen hielt und tröstete.
Tinira hatte sich mittlerweile flach auf den Boden gelegt und bedachte den bewusstlosen Ra'zac mit einer angriffslustigen Miene anstarrte, bereit ihn bei der kleinsten Bewegung anzufallen. Saphira hingegen lag noch genauso da wie zuvor. Ein tiefes, beruhigendes Summen dröhnte aus ihrer Kehle hervor, dessen Vibrationen der Titan deutlich auf seinem Gesicht spüren konnte. Mit schweren Schritten, unter denen die nassen Holzdielen ächzten, trat er an Alanna vorbei hinüber zum Schattentöter, der sofort den Kopf hob und ihn anblickte. Ein Ausdruck von tiefer Betroffenheit lag auf seinem Gesicht.
„Ich hoffe doch, ihr konntet eure Einheit kontaktieren, John?" fragte er matt, worauf der Colonel mit einem Nicken antwortete. „Ja. Sie wissen Bescheid und sind vor einem Angriff auf der Hut. Ich denke es wird euch erleichtern zu hören, dass Shads – Behandlung – erfolgreich verlaufen ist, er wird wieder vollständig genesen." Eragon schloss für einen kurzen Moment die Augen und ein tiefer Seufzer kam ihm über die Lippen. Auch seine blaue Drachendame ließ ein zufriedenes Brummen von sich vernehmen. „Das ist zumindest eine gute Nachricht, nach so viel Unglück." murmelte der Reiter, während John den Helm an seiner Hüfte festmachte. „Glück im Unglück wie man so schön sagt. Aber wie sollen wir nun weiter vorgehen? Andere Gäste wird es wohl kaum gegeben haben, sonst wären sie längst aus ihren Zimmern gestürmt. Im Übrigen, mein Beileid zu eurem Verlust, Miss." meinte der Soldat und neigte respektvoll das Haupt vor dem jungen Mädchen, das ihn schniefend und mit tränenüberlaufenem Gesicht ansah. Ein Ausdruck, den er in seinem mit Krieg durchzogenen Leben schon unzählige Male gesehen hatte, was diesen jedoch nicht minder grausam erscheinen ließ. „Da – danke." brachte die junge Frau mit gebrochener Stimme hervor und wischte sich mit dem Ärmel über die triefende Nase.
Eiligst zog Eragon ein fein besticktes Taschentuch aus seiner Jackentasche und reichte es dem Mädchen, bevor er erwiderte: „Eine gute Frage, John. Wir sind auf jeden Fall die einzigen lebenden Personen hier im Umkreis, von eventuellen Nachzüglern der Ra'zac mal abgesehen. Ich denke wir sollten auf jeden Fall nicht hier bleiben, das ist kein sicherer Ort. So leid es mir tut, Miriam, aber wir müssen die Leichname deiner Familie, zumindest für diese Nacht, hier ruhen lassen. Wir werden Morgen zurückkehren, um ihnen ein anständiges Begräbnis zu geben, das verspreche ich dir. Bist du damit einverstanden?" Miriam schnäuzte sich dankbar die Nase mit dem Taschentuch und nickte schließlich zittrig ehe sie antwortete: „J – ja. A – aber ich – ich würde mich gerne von ihnen verabschieden." „Natürlich! Ich führe dich zu ihnen. John, ihr und Alanna könnt in der Zwischenzeit alles zusammenpacken für unseren Aufbruch und Keno auf Saphiras Rücken schnallen. Am besten in den Sattel. Wir sind sofort wieder da." entgegnete der Reiter ernst, woraufhin John ihn skeptisch anblickte.
„Was habt ihr vor, Schattentöter? Der Sturm ist nach wie vor zu stark, als dass ein Drache darin fliegen könnte." „Es gibt mehr als nur einen Weg hinauf zu unserer Feste, John. Vertraut mir einfach und bereitet alles vor." gab Eragon knapp zurück und führte dann Miriam an ihm und Alanna vorbei in Richtung des Schlafzimmers mit den Leichen der Familie. Miller sah ihnen einige Augenblicke lang hinterher, bevor er sich fragend an die Elfe wandte. „Wisst ihr wovon er sprach?" wollte er wissen und zu seiner Überraschung nickte sie eifrig. „Ja. Aber ich kann euch nichts darüber erzählen, solange Meister Eragon mir nicht die Erlaubnis gegeben hat. Tut mir leid, John-Vodhr." antwortete sie jedoch entschuldigend, was John dazu veranlasste genervt die Augen zu rollen, eher er zu Keno hinübertrat. Der Junge schlief nach wie vor tief und fest in die Tücher eingewickelt und nichts deutete darauf hin, dass er in Bälde erwachen würde.
'Was Eragon wohl vorhat? Er kann wohl kaum so wahnsinnig sein, Saphira in diesem Sturm fliegen zu lassen. Aber was dann? Am Fels entlang nach oben klettern? Dafür würde selbst ich knapp anderthalb Tage bis zur Spitze brauchen, mal ganz davon abgesehen, dass die Gefahr eines Felsbruchs enorm wäre.' überlegte der Titan in Gedanken, während er sich abermals den Helm aufsetzte, den jungen Reiter vorsichtig hochhob und mit ihm zu Saphira trabte, Alanna dicht auf seinen Versen. *Ich weiß es auch nicht, wovon er redet. Vater und ich sind immer nur dort hin geflogen. Es ist ganz schön hoch und viel zu steil, um normal hochklettern zu können.* stimmte Feyth ihm zu und zuckte leicht zusammen, als der Soldat mit ihr und Keno hinaus in den starken Regen, an Saphiras Flanke trat.
Das erste, das John auffiel, als er ins Freie trat, war Dun'var, der wie ein riesiges Monument einige Meter hinter seiner Mutter saß und aufmerksam die Umgebung beobachtete. Es war fast schon unheimlich anzusehen, wie er da saß, literweise Regen von seinen mitternachtsblauen Schuppen abprallte und immer wieder kurz einen gewaltigen Schatten warf, wenn ein Blitz die stürmische Nacht erhellte. Fast schon instinktiv aktvierte der Colonel seine Helmlampen, was ein glitzerndes Muster auf den Schuppen der blauen Drachendame nach sich zog. *Seid bitte vorsichtig, Drachenkrieger. Meine Schuppen sind überaus rutschig, wegen des Sturms.* warnte Schimmerschuppe ihn mit einem sanften, respektvollen Ton.
„Danke für die Warnung. Wenn ihr erlaubt, werde ich einfach in einem Satz auf euren Rücken springen, Saphira. Aber ich warne euch sofort, es kann etwas unangenehm für euch werden, wenn ich mit meinem Gewicht so abrupt auf euch lande." entgegnete der Titan ebenfalls respektvoll. Saphira wandte ihren Kopf nach hinten zu ihm und zwinkerte ihm bejahend zu, wobei etwas in ihrem Auge zu funkeln schien, als sie ihn betrachtete. Dies beachtete er jedoch nicht groß, sondern ging in die Hocke, nur um Sekundenbruchteile später wie eine Feder emporzuschnellen. Er hatte versucht, ihre Höhe richtig einzuschätzen, um so wenig Wucht wie möglich beim Aufprall inne zu haben, allerdings überschoss er sein Ziel trotzdem um gute zwei Meter, was bei seiner recht passablen Landung zwischen ihren Schulterplatten ein leichtes Knurren zur Folge hatte. „Entschuldigt, ich hatte eure Größe falsch eingeschätzt." entschuldigte der Soldat sich eiligst und musste unwillkürlich schlucken, als der massige Kopf der Drachendame direkt vor ihm zum stehen kam.
Er war gewiss nicht klein für menschliche Standards, aber jetzt gerade, fühlte er sich winzig.
*Schon gut, John, ihr hattet mich ja vorgewarnt. Ich war nur überrascht, wie schwer ihr tatsächlich seid.* erwiderte sie brummend und wich etwas zurück, um ihn an den Sattel zu lassen, der in einer Kuhle etwas unterhalb des Halsansatzes angebracht war. Selbst er wirkte klein, im Vergleich zu ihrem breiten Rücken, auf dem er bequem laufen konnte. Nichtsdestotrotz war er hervorragend bearbeitet und in einem einwandfreien Zustand, zumindest aus Johns Sicht heraus. Es gab mehrere Taschen, große und kleine, an seinen Seiten und ein paar Schnallen, mit denen offensichtlich die Füße während des Fluges befestigt wurden. 'Clever, so hat der Reiter im Kampf immer beide Hände frei, um sich zu verteidigen, oder anzugreifen, selbst bei riskanten Manövern.' stellte John leicht beeindruckt fest und setzte Keno in den Sattel, nachdem er ihn von den Tüchern befreit hatte.
Glücklicherweise hielt Eragons Zauber die Regentropfen immer noch ab, sonst hätte der Junge wohl binnen Minuten eine Unterkühlung erlitten. Sorgfältig prägte er sich den simplen Mechanismus der Schnallen ein, bevor er Kenos Füße damit befestigte, schließlich wollte er nichts kaputtmachen. Er vergewisserte sich noch, dass der junge Reiter auch wirklich fest im Sattel hing, bevor er die mittlerweile durchnässten Tücher packte und Alanna, die an Saphiras linker Vorderpfote auf ihn wartete, zurief: „Geht ein paar Schritte zurück!" Die Elfe tat wie ihr geheißen und mit einem weiteren Satz sprang der Titan wieder von Saphiras Rücken herunter. Dabei stabilisierte er Feyths Kopf während des Sprungs, damit sich der kleine Drache nicht verletzte.
Krachend kam er auf dem vollkommen matschigen Boden auf und hinterließ zwei tiefe Stiefelabdrücke, als er zu Alanna hinübertrat. „Keno sitzt sicher im Sattel. Den Rucksack übernehme ich wieder und der Ra'zac stellt wohl auch kein Problem dar. Dann heißt es jetzt wohl warten, bis Eragon und Miriam zurückkommen." stellte er nüchtern fest und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Die Drachenreiterin nickte zustimmend und ging mit ihm zurück ins Innere des demolierten Gasthauses, wo Tinira immer noch wie ein Wachhund da lag und den Ra'zac keine Sekunde aus den Augen ließ. Auch Saphira legte ihren massigen Schädel erneut neben ihnen ab und fixierte den Titanen mit ihrem tiefblauen Auge, als dieser hinüber zum dunkelgelben Drachenmädchen ging, ihr sanft den Hals tätschelte und den Rucksack, der an ihrer Flanke lag, wieder an sich nahm.
Mit Feyth auf seiner Schulter und Alanna im Schlepptau trabte er zurück an den Tresen, wo sie zwar nicht vom Wind geschützt waren, aber der Regen sie immerhin nicht erreichte. Die Elfe setzte sich mit gesenktem Kopf auf einen der hölzernen Barhocker, wohingegen John den Rucksack neben ihr abstellte und sich auf den bloßen Boden setzte, wobei er den Rücken an der Theke hinter ihm anlehnte. Ein weiterer Schmerzensschub seiner verletzten Stellen ließ ihn kurz die Zähne zusammenbeißen, doch zum Glück verschwand er ebenso schnell, wie er gekommen war. John spürte, wie Feyths Geist sich näher an den seinen kuschelte, um ihn davon abzulenken und er musste über ihre liebvolle Geste schmunzeln. Er kam jedoch nicht mehr dazu, ihr wörtlich zu danken, da Saphira auf einmal das Wort an ihn richtete.
*Eragon wird mit dem jungen Küken noch einige Minuten lang beschäftigt sein. Also nutze ich die Zeit, um ein bisschen mehr über euch in Erfahrung zu bringen, Drachenritter. Schließlich seid ihr für mich praktisch noch Fremder, genauso wie ich für euch. Ihr braucht mir nicht laut zu antworten, denkt einfach an das, was ihr mir antworten wollt. * sagte sie und er konnte unverkennbar Neugier in ihrer Stimmlage vernehmen. Er entschied sich, dieses Spiel mitzumachen, immerhin konnte er so vielleicht mehr über die Drachendame, Eragon oder den Orden in Erfahrung bringen. Also wandte er sich Schimmerschuppe zu, die ihn vom anderen Ende des Raums her eindringlich musterte.
'Da habt ihr recht, Schimmerschuppe. Wir können uns gerne gegenseitig Fragen stellen. Ich nehme ja stark an, dass euer Reiter durch seine Bindung mit euch, ohnehin erfährt, worüber sprechen?' stimmte er zu und konnte sie in seinem Kopf belustigt schnauben hören. *Nur, wenn ich es zulasse, ansonsten bekommt er davon nur Bruchstücke zusehen, aber ja im Grunde habt ihr recht.* 'Da mische ich mich nicht ein, das ist eure persönliche Angelegenheit. Aber nun gut. Wenn ihr wollt, dürft ihr gerne die erste Frage stellen.' erwiderte der Titan höflich und ein erwartungsvolles Glitzern schien über Saphiras Augen zu huschen.
*Dann würde ich gerne wissen, woher ihr kommt. Ich habe noch nie einen Menschen wie euch gesehen, selbst auf unseren Erkundungsflügen in die Gebiete jenseits der Grenzen.* John seufzte sowohl äußerlich, als auch innerlich. Er hatte geahnt, dass sie diese Frage stellen würde. Die genaue Erklärung würde die Drachendame wohl kaum verstehen, schließlich verstand nicht einmal er selbst, wie genau das Dimensionstor des Professors funktionierte. Also versuchte er es so simpel wie möglich zu erklären. 'Ich komme aus einem Land hinter dem Horizont, ein Land, das mit normalen Mitteln nicht zu erreichen ist, selbst auf dem Rücken eines Drachens nicht. Es ist auch kein einfaches Land, wie Nidhan, oder Alagäsia, sondern ein Zusammenschluss von hunderten kleiner Staaten. Wir nennen es einfach die Union Freier Staaten, oder aber auch einfach nur Union.' antwortete der Titan und hoffte, sie würde es einfach so hinnehmen. Er atmete erleichtert aus, als Saphira nachdenklich entgegnete: *Ein Land hinter dem Horizont, das man nicht erreichen, nicht einmal mit einem Drachen. Nun, das würde zumindest erklären, dass ich noch nie zuvor jemanden wie euch gesehen oder gerochen habe. In Ordnung, ihr habt meine Frage beantwortet, jetzt seid ihr an der Reihe.*
'Warum sprecht ihr mich dauernd mit irgendwelchen Titeln, wie Drachenritter, Drachenkrieger oder Jäger an? Ist es aus Respekt, oder macht es euch Drachen einfach nur Spaß ständig neue Titel zu erfinden, anstatt meinen normalen Namen zu verwenden?' fragte Miller und musste dabei selbst unwillkürlich Schmunzeln. Er wollte es erst einmal ruhig angehen lassen, vor allem, da er wusste, dass Feyth in seinen Gedanken mit lauschte, ob gewollt oder ungewollt. Er hatte Micheals Hinweis mit dem Namen Bralluth jedoch nicht vergessen. Abermals dröhnte ein belustigtes Schnauben durch seinen Verstand, als Schimmerschuppe antwortete: *Es ist wohl eine Mischung aus beidem, Drachenkrieger, aber wenn ihr darauf besteht, werde ich natürlich in Zukunft euren Namen anstatt eines Titels benutzen.* 'Oh versteht mich nicht falsch, es macht mir nichts aus, dass ihr so etwas tut, ich wollte lediglich wissen warum. Von mir aus könntet ihr mich auch alter Mann, oder Greis nennen.' gab er glucksend zurück, was von der Drachendame mit einem hörbaren Keckern begrüßt wurde. Dann wurde ihre Tonlage jedoch wieder neugierig, als sie wissen wollte: *Wie alt seid ihr, John?* '263 Jahre.'
Ihre Augen wurden größer.
*263 Jahre? Damit wärt ihr ja älter, als Arya! Und das als Rundohr!* 'Als was?' *Verzeiht, ich meine Mensch. Für uns Drachen ist es einfacher euch, an euren Ohren auseinanderzuhalten. Aber 263 Jahre, das hätte ich nicht erwartet. Von eurem Gesicht her hätte ich euch eher auf einen Mann mittleren Alters geschätzt.* 'Ah. Nun ja, Schattentöter sind auch noch relativ jung für einen über 100 Jahre alten Mann aus.' *Das mag sein, aber bei ihm hat es einen Grund. Bei euch jedoch – sagen wir es so, würde eure Statur euch nicht verraten, könnte ich euch nicht von einem normalen Menschen unterscheiden.* knurrte sie, was Miller ein verschmitztes Lächeln entlockte. 'Ihr könnt in der nächsten Runde ruhig danach fragen, wenn es euch derart interessiert, aber nun bin ich erst einmal an der Reihe. Und ich würde gerne erfahren wie viele Drachenreiter es momentan überhaupt gibt.' bemerkte er höflich und bekam plötzlich ein Gefühl von Stolz, von Saphiras Geist her zu spüren.
*Zusammen mit den Schülern besteht der Orden aus drei Meistern, zehn wollwertigen Reitern, acht Anwärtern und 13 Schülern.* erklärte sie prahlerisch, was John jedoch nicht allzu stark beeindruckte, sondern eher skeptisch stimmte. 'Zusammengefasst also 34 Reiter und 34 Drachen, mit Alanna zusammen dann also 35. Das kommt mir doch relativ wenig vor, dafür, dass bereits 100 Jahre seit dem Fall des Imperiums vergangen sind.' hakte er nach und verpasste damit ihrer guten Stimmung offenbar einen heftigen Dämpfer. Missmutig erwiderte Schimmerschuppe: *Da habt ihr recht, Drachenritter. Bei den Auswahlverfahren haben weitaus weniger Küken ihren Reiter erwählt, als wir erhofft hatten. Aber wir können nichts dagegen tun. Es ist einfach nur Glück, ob sich zwei Seelenpartner sofort finden. Wir haben schon tausende Kinder, wie auch junge Erwachsene an die Eier geführt, doch es sind zu viele Eier und zu viele potentielle Reiter, um jedes Jahr ein neues Paar zu finden.*
'Quasi die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, ich verstehe. Verzeiht meine Aufdringlichkeit, ich war einfach nur überrascht.' *Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen. Diejenigen, die sich bis jetzt gefunden haben konnten wir so gut ausbilden, wie es uns nur möglich ist. Und ich bin stolz auf sie.* erwiderte die Drachendame ernst und fügte dann spitz hinzu: *Aber das waren zwei Fragen, wenn man es genau nimmt. Und ich zähle für gewöhnlich genau. Also darf ich euch nun auch zwei Fragen stellen.* Der Titan gluckste aufgebend. 'Nur zu.' meinte er auffordernd, musste jedoch immer noch an die Anzahl der Drachenreiter denken.
34 Reiter, 35 wenn man Alanna dazuzählte, waren keine große Streitmacht, insbesondere wenn man bedachte, dass 13 von ihnen nur junge Schüler waren. Qualitativ mochten sie zwar einer eventuellen Armee, die die Schwarze Rose unter Umständen besaß, haushoch überlegen sein, doch selbst der beste Kämpfer konnte durch einen stetig andauernden Ansturm an eigentlich leicht zu überwältigenden Gegnern in die Knie gezwungen werden. Er behielt sich im Hinterkopf Eragon später einmal unter vier Augen darauf anzusprechen.
*Gut. Meine erste Frage wäre dann wohl folgende: Seid ihr überhaupt ein Mensch, und wenn nein, was seid ihr dann?* fuhr Saphira munter fort. Miller antwortete nicht sofort. Diese Frage hatte er sich schon öfters selbst gestellt. Er dachte einige Momente lang darüber nach, bis er schließlich entgegnete: 'Nicht mehr vollständig, nein. Am ehesten noch könntet ihr mich als einen Hybriden bezeichnen, als eine Mischung aus mehreren Tieren.' *Dann habt ihr ja eine gewisse Gemeinsamkeit mit Eragon, faszinierend. Was wohl alles in euch steckt? Ich weiß von dem Drachenteil in euch und ohne Zweifel besitzt ihr noch den größten Teil eurer Menschlichkeit. Aber antwortet mir darauf nicht! Das war nicht meine zweite Frage!* überlegte die Drachendame nachdenklich und fügte die letzten beiden Sätze hastig hinzu, noch bevor der Colonel antworten konnte.
'Ihr passt gut auf, Schimmerschuppe.'
*Ja. Meine zweite Frage lautet stattdessen: Wie kommt es, dass ihr eure Verletzungen derart schnell heilen könnt? Eragon meinte, ihr würdet keine Magie besitzen. Wie also kommt es, dass ihr selbst die vergifteten Schwertwunden der Ra'zac unbeschadet überstehen könnt?* fragte sie neugierig und trieb John erneut dazu erst einmal darüber nachzudenken, bevor er ihr es verständlich erklären konnte. Schließlich erwiderte er langsam: 'Das mein Blut kein gewöhnliches Blut ist, habt ihr mit Sicherheit schon bemerkt?' *Natürlich. Es ist blau, nicht wahr?*
'Ja. Das hat einen einfachen Grund. Mein Blut besteht aus winzig kleinen Wesen, die in einer blauen Flüssigkeit schwimmen. Und diese Wesen bemerken, falls ich mich irgendwo verletze und reparieren den entstandenen Schaden sofort. Gifte und dergleichen neutralisieren sie auch ohne Umschweife. Und im Gegenzug für ihre Dienste biete ich ihnen eine sichere Heimat und Nahrung in Form meiner Körperwärme. Wir profitieren also voneinander.' erklärte er und kam sich ziemlich dämlich dabei vor die Nanobots als Symbionten darzustellen, aber so konnte sie es vielleicht verstehen. Und tatsächlich. Saphiras Augen weiteten sich überrascht und sie sagte verblüfft: *Kleine Wesen, die in eurem Blut hausen und eure Verletzungen heilen? So etwas habe ich noch nie gehört.* 'Um ehrlich zu sein ist es etwas komplizierter, aber so ist es am einfachsten für euch zu verstehen. Wenn ihr es ganz vereinfacht haben wollt: Mein Körper regeneriert sich einfach um ein hunderttausendfaches schneller, als ein gewöhnlicher menschlicher Körper.'
*Ich glaube ich verstehe, was ihr meint. Überaus faszinierend. Ich würde gerne weiternachhaken, aber Regeln sind nun einmal Regeln. Ihr seid an der Reihe, John.* brummte sie nachdenklich und der Titan nickte ihr lächelnd zu.
'Eine ganz einfache Frage, für euch. Wie viele wilde Drachen gibt es?' *Oh! Das wissen wir nicht genau, es ist schwer alle neugeschlüpften Küken mitzuzählen über die Jahre. Eragon und ich vermuten, dass es Mittelwelle über 200 wilde Drachen in Nidhan, Surda und Alagäsia gibt. Und ihre Zahl steigt glücklicherweise ständig.* antwortete die blaue Drachendame wie aus der Pistole geschossen und ein Gefühl von Hoffnung und Glück schwappte von ihrem Geist in den seinen über. 'Das freut mich zu hören, Saphira.' sagte er höflich und erinnerte sich daran, wie knapp diese wunderschönen Geschöpfe der kompletten Ausrottung entkommen waren.
Er horchte auf, als er von hinter sich zwei Paar Schuhe über die Holzdielen kommen hörte. Ein lautes Schniefen zeigte ihm, dass es Miriam und Eragon sein mussten. Also erhob er sich und nahm den Rucksack auf seinen Rücken, während sich neben ihm Alanna vom Hocker erhob und ihm einen aufmunternden Blick zuwarf. Er nickte ihr zu drehte sich dann zum Großmeister um, der mit dem Mädchen direkt neben ihm stehen geblieben war.
Der Drachenreiter warf ihm wie schon Saphira vor ihm einen faszinierten Blick zu, meinte jedoch ernst: „In Ordnung. Miriam konnte sich ruhig von ihrer Familie verabschieden und ich habe sie mit Schutzzaubern versehen, damit sie niemand unerlaubt anrührt. Saphira sagte mir bereits, dass ihr schon längst alles zusammengepackt habt. Ausgezeichnet. Nun denn, ich denke es wird Zeit, diesen Unglückseeligen Ort zu verlassen. Am besten packt ihr euch Ra'zac und schleppt ihn mit. Wir müssen ihn unbedingt noch befragen."
„Natürlich, kein Problem." erwiderte der Titan und lief mit Alanna im Schlepptau Eragon hinterher, als dieser zufrieden den Kopf neigte und hinüber zu seiner Drachendame ging. Auf dem Weg las Miller den verkrüppelten Attentäter vom Boden auf. „Perfekt. Dann folgt mir nun einfach." rief der Schattentöter aus, als der Sturm noch einmal zunahm und sie hinaus ins Freie traten, wo Saphira, Dun'var und Tinira schon auf sie warteten. Der Titan schaltete erneut seine Helmlampen an, dann liefen sie los.
Zu seiner Überraschung bogen sie relativ früh von der Straße ab, mitten hinein in die Pampa. Der Wind heulte um sie herum und dicke Regentropfen klatschten ihm aufs Visier. Ohne die ultrahellen Suchscheinwerfer war die Sicht praktisch gleich null, weswegen Alanna auch schon nach wenigen Metern seine linke Hand ergriffen hatte. Es ging einige Minuten über Stock und Stein hinweg, vorbei an einigen kleinen Wäldchen die gerade einmal ein dutzend Bäume beherbergten, bis sie schließlich auf eine riesige, kahle Felswand stießen, die mit allerhand Rank-Pflanzen überwuchert war. Es musste der Fuß des Drachenbergs sein, denn als der Colonel in die Höhe sah, konnte er kein Ende der Felswand erkennen.
„Und jetzt?" fragte er laut über den Sturm hinweg, doch vom Drachenreiter vor ihm kam keine Antwort. Stattdessen murmelte dieser einige Formeln, von denen der Soldat nicht einmal ansatzweise etwas mitbekam. Erst einige Sekunden später antwortete Eragon laut: „Hinein!" Mit diesen Worten lief er zusammen mit Miriam schnurstracks auf die massive Felswand zu – und verschwand!
John stutzte einen Moment lang, bevor er dem Beispiel des Schattentöters folgte und durch den geheimen Eingang schritt. Seine Augen wurden groß, als das Brausen des Sturms schlagartig verstummte, sobald er die Schwelle des Durchgangs übertreten hatte und er sich in einer gigantischen Höhle wiederfand. Beziehungsweise war es eine Halle, denn er konnte deutlich Spuren von Werkzeug an den Wänden erkennen. Hunderte der flammenlosen Laternen erleuchteten den riesigen Raum, welcher ohne Zweifel groß genug war, ein knappes Dutzend Drachen zu beherbergen.
„Willkommen im Drachenberg." sagte Eragon einladend, während hinter ihnen Saphira, Tinira und Dun'var in die Halle eintraten. „Ich muss sagen, das ist eine große Überraschung, Meister Drachenreiter. Ich hätte nicht erwartet, dass ihr einen geheimen Gang in den Berg geschlagen habt, der bis zum Fuß hinab reicht. Ich nehme an, es gibt eine Art Aufgang?" entgegnete John beeindruckt, woraufhin der Reiter nickend über seine Schulter deutete. „Ja. Es gibt einen Aufgang. Aber für gewöhnlich vermeide ich ihn nutzen zu müssen. Schließlich muss man nicht jeden Tag 13.000 Fuß mit Treppen in die Höhe steigen."
„13.000 Fuß? Also liegt eure Feste in 4.000 Meter Höhe?" hakte der Titan verdutzt nach. Eragon zuckte mit den Schultern. „Wenn 4.000 Meter 13.000 Fuß entsprechen, ja. Vielleicht versteht ihr jetzt, weshalb ich ihn nur ungern nutze. Wir werden bis in den Morgen hinein auf Treppen unterwegs sein. Ich hoffe, eure Ausdauer reicht dafür? Ansonsten müsstet ihr auf Saphiras Rücken Platz nehmen, sie hat sicher nichts dagegen."
„Gibt es unterwegs irgendwelche Abzweigungen?" „Nein, es geht nur die ganze Zeit im Kreis herum, immer und immer wieder, bis wir oben an einem steinernen Tor ankommen." „Gut, wir treffen uns dort." meinte John bestimmt, nahm Alanna vollends auf den Arm und spurtete los.
Der Stein unter ihm kreischte, als der Atlas automatisch kleine Spikes ausfuhr, um dem Titanen besseren Halt zu gewährleisten und binnen weniger Sekunden hatte er sein Spurttempo erreicht. Noch ehe der Großmeister etwas sagen konnte, war er bereits aus seiner Sicht verschwunden.
Fünf Fuß geschafft – blieben noch 12995 weitere.
Er hoffte nur, dass ihm durch die ständige Kreisbewegung nicht übel wurde.
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[Eragon Fan-Fiction] Der Titan und die Drachenreiter
FanfictionDer Soldat John Miller findet sich nach einem schrecklichem Unfall an den Ufern eines ihm unbekannten Landes wieder. Schon sehr bald wird ihm bewusst, dass er sich nicht mehr in seiner eigenen Welt befindet. So also macht er sich auf den Weg, die Dr...