„Eine wirklich beeindruckende Feste, Meister Eragon. Es muss wahrscheinlich Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte gedauert haben, sie aus dem Berg zu schlagen mit euren Mitteln. Selbst mit Magie." merkte Robert beeindruckt an, während die Gruppe gemeinsam die Treppe hinauf zum Eingang der Festung emporstiegen.
„Es ist in der Tat ein bemerkenswertes Bauwerk, Major. Meine Scanner können keinerlei, beziehungsweise nur sehr geringfügige Anzeichen auf mechanische Bearbeitung erkennen. Nicht einmal Laserschnittspuren. Äußerst faszinierend, so etwas ist selbst mit unserer Technik nicht möglich ohne Spuren zu hinterlassen, auch wenn diese nur mikroskopisch sind. Ich muss diese magischen Vorgänge unbedingt genauer analysieren. Die Anwendungsmöglichkeiten für Manipulation von Materie auf atomarer Ebene wären schier grenzenlos." fügte Aidan in seiner neugierigen Art hinzu und fixierte dabei Murtagh, der links vor ihm lief, mit seinem gelben Roboterauge.
„Ich weiß zwar beim besten Willen nicht, was ihr damit mein, Aidan, aber euch danke ich vielmals für das Kompliment, Robert. Es war wirklich ein gutes Stück Arbeit die Feste auf unsere Wünsche anzupassen." meinte Eragon dankbar nickend und sah kurz über die Schulter zurück auf John, der einige Mühe hatte mit den anderen Schritt zu halten, einfach auf Grund seiner neuen Füße.
Er schwankte bei jedem zweiten Schritt und musste sich mehrmals ausversehen an Alanna abstützen, um nicht umzuknicken. Der Colonel knurrte grimmig, als er erneut nach rechts wegknickte und Feyth, die noch immer auf Emilys Armen hockte, fiepte mitleidig. *Tut es sehr weh?* fragte sie mitfühlend, was der Titan leise fluchend verneinte. „Nein, keine Sorge, meine Kleine. Es ist nur unglaublich schwer die Balance zu halten, weil es ein ganz anderes Gefühl ist, als mit meinen alten Beinen." „Das wird sich etwas geben, sobald du etwas festere Stiefel anziehst Dad, vertrau mir, ich spreche aus Erfahrung." erwiderte Alex und half seinem Vater dabei, sich wieder aufzurichten, wobei ihm die Elfe ebenfalls zur Hand ging. „Danke." brummte Miller und besah sich erneut seine mutierten Drachenklauen. „Ich kann wohl von Glück reden, dass ich nur zur Phase Zwei gehöre, ich will gar nicht wissen, was passieren würde, wenn deine Naniten irgendwie an Drachen-DNA gelangen sollten, Alex." „Ich denke nicht so viel. Aber absichtlich austesten wöllte ich es auch nicht." entgegnete Nurton glucksend.
„Dieses vermaledeite Darwin-Protokoll kann einem echt auf den Sack gehen. Aber wie kam es überhaupt dazu, dass du an Drachen-DNA gelangt bist? Hast du Lyath etwa Mund-zu-Mund-Beatmung gegeben, als du ihr geholfen hast, Dad?" wollte Steven wissen, während er Feyth verspielt die Schnauze kitzelte, als diese ihn neugierig ansah. John schüttelte kurz angebunden den Kopf und antwortete: „Du bist mir auch eine Mund-zu-Mund-Beatmung, Steven. Nein, ich habe etwas von ihrem Blut in meine Wunde tropfen lassen, als ihr ich ihr meinen Naniten verabreichte. Aber sag einmal, wie geht es Lyath eigentlich? Als ich sie das letzte Mal sah, stand sie kurz vor der Eiablage."
Sein Blick wurde skeptisch, als Coule anfing breit zu grinsen. „Was?" wollte er streng wissen.
„Och, nichts, nichts. Lyath geht es soweit ganz gut, Alina hat sie vorsorglich untersucht. Sie erholt sich momentan in Tymdeks Höhle von den Strapazen. Ach ja, genau, und sechs kleine Drachen tollen auf ihr herum und halten Dekri ganz schön auf Trab."
Der Colonel erstarrte mitten im Schritt, sodass Julia, die neben Steven direkt hinter ihm lief, ihren Vater fast umrepelte und auch Saphira und Dorn stehenbleiben mussten, um nicht einen Unfall zu verursachen. „Du verarschst mich, oder?" fragte er ungläubig, wobei nun auch Eragon, Murtagh, Aidan, Robert und Emily stehen blieben und sich umdrehten.
„Ausnahmsweise mal nicht, Dad. Die Jungen sind kurz nach dem Kaiserschnitt, den Alina durchgeführt hat, geschlüpft. Allerdings muss ich dazu sagen, dass es, so wie ich es verstanden habe, hauptsächlich nur die fünf Eier aus Tymdeks und Lyaths alten Gelegen waren. Nur eines der sechs Jungen ist eines aus dem neuen Gelege." verteidigte sich der Sergeant glucksend und Robert bestätigte seine Aussage nickend. „Er macht zur Abwechslung mal keinen Scherz, Dad. Aidan? Kannst du ihm bitte eine Aufnahme zeigen? Du hast doch sicher mehrere Bilder gemacht." Die KI leuchtete kurz grün auf, bevor sie wieder in ihr übliches Blau wechselte und zu ihnen herüber flog. „Selbstverständlich Major. Einen Moment bitte. Hier, Miss Lyath und die sechs Jungdrachen inklusive ihrem älteren Sohn, Dekri, kurz nach der Operation." meinte der Roboter sachlich und projizierte dann ein kleines 3D-Hologramm vor Johns Kopf, gerade so weit entfernt, dass der Titan es komplett einsehen konnte.
Und seine Augen wurden groß.
Da, vor ihm, schwebte eine perfekte Miniaturabbildung von Lyath, die durch seine Drachenaugen stechend rot leuchtete und ein dicker Verband spannte sich über ihrem Unterbauch. Und vor der Drachendame lagen und saßen sechs kleine Jungdrachen mitsamt Dekri im Nest! Ein tiefrotes, ein waldgrünes, ein purpurnes, ein türkisenes, ein mattgraues und ein tiefblaues Küken. Der Titan blickte wie gebannt auf dieses Hologramm und fixierte nacheinander jeden kleinen Drachen einzeln. John wusste nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund erfüllte ihn dieser Anblick mit Stolz, Erleichterung und Freude. Er und seine Kinder hatten dafür gesorgt, dass es ihr und ihren Kindern gut ging.
Neugierig streckte auch Feyth ihren Kopf in Richtung des dreidimensionalen Bildes und gurrte fröhlich, als sie die kleinen Jungdrachen an der Flanke der Drachendame erblickte. *Sie sind so niedlich und wunderschön, nicht wahr?* flüsterte sie glücklich in seinen Gedanken. Er nickte langsam und stimmte ihr stumm zu.
„Es ist wirklich schön zu sehen, dass es immer noch kleine Lichter der Hoffnung in diesen dunklen Zeiten gibt. Ein weiterer Grund weswegen wir tief in eurer Schuld stehen, John. Ohne euch, wäre Lyath wohl ohne Zweifel mitsamt ihrer Eier, von der Schwarzen Rose entführt worden." bemerkte Eragon ernst, während er und Murtagh ebenfalls fasziniert das Hologramm ansahen. Saphira hinter ihnen senkte ihren Kopf herab und begann glücklich zu summen, wohingegen Dorn sein Haupt in die Lüfte warf und ein markerschütterndes Brüllen ausstieß, dass die Titanen allesamt kurz zusammenzucken ließ. „Holla, dass ich nenn ich mal ein lautes Organ." gluckste Steven amüsiert und rieb sich gespielt die Ohren, während John dadurch aus seiner Erstarrung gerissen wurde.
Er schüttelte leicht den Kopf und fragte dann Robert: „Wann sind sie geschlüpft?" „Noch am selben Tag, an dem Alina den Kaiserschnitt durchgeführt hat, also vor knapp fünf Tagen. Bevor alles ein bisschen – den Bach runterging." antwortete der Pilot und bedeutete Aidan, das Hologramm wieder abzuschalten, was die KI auch sofort tat. „Fünf Tage." murmelte Miller in sich hinein. Er war wirklich eine relativ lange Zeit außer Gefecht gewesen. Zu lange, für seinen Geschmack. 'Aber immerhin geht es Lyath gut. Zumindest eine Sache, um die ich mir keinen Kopf mehr zerbrechen muss.' dachte er erleichtert ausatmend.
Dann entsann er sich, dass sie auf einer Besprechung erwartet wurden und meinte entschuldigend an den Schattentöter gewandt: „Verzeiht, Eragon, um solche Angelegenheiten kann ich mich auch noch später kümmern. Bitte, geht voraus, ich denke wir werden schon sicherlich ungeduldig erwartet." Eragon nickte zustimmend. „In der Tat. Als kommt, der Rat wartet auf uns." Mit diesen Worten setzten er und Murtagh sich wieder in Bewegung und der Rest der gruppe folgte ihnen auf dem Fuße. Einige Stufen und etliche laute Flucher von John später, kamen sie schließlich vor dem gigantischen Eingangstor an, wo der Großmeister leise ein Wort in der Alten Sprache flüsterte, das der Titan geradeso noch verstehen konnte.
„Ládrin!"
Ein lautes Knacken schien von dem riesigen, beschlagenen Holztor auszugehen, bevor es unter großem Ächzen anfing sich zu öffnen. Es dauerte einige Momente, bis beide Flügel komplett beiseite geschwungen waren, erst dann konnten sie in die große Eingangshalle treten, die Miller noch von seinem ersten Betreten her kannte. Er konnte Steven hinter sich beeindruckt pfeifen hören und auch Julia flüsterte Alex etwas zu, der zustimmend nickte. „Hah, schau da, ich bin nicht der einzige, der ab und zu mal die eigene Bude abfackelt." merkte Coule glucksend an und deutete hinauf an die Decke, wo einige deutlich schwarze Brandflecken zu sehen waren. „Du bist auch kein 60 Meter großer, feuerspeiender Drache, Steven." erwiderte Emily und klickte aufgeregt mit ihren Mandibeln, während sie sich in der großen Halle umsah. „Das nicht, Schatz, aber er ist genauso hitzköpfig wie einer. Nichts für ungut, Saphira und Dorn." fügte Robert schmunzelnd und hob entschuldigend die Hand in Richtung der beiden Drachen, die nach wie vor hinter ihnen standen.
Selbst sie reichten mit ihrer enormen Größe nicht einmal ansatzweise an die Decke heran.
Schimmerschuppe schnaubte amüsiert. *Das ist schon in Ordnung, Robert, ihr habt ja in gewisser Weise recht. Wir Drachen besitzen nun einmal ein sehr hitziges Temperament.* „Das habe ich schon hautnah erlebt, Schimmerschuppe." entgegnete Holsted schief lächelnd.
Auch John sah sich in dem gigantischen Raum um und hob skeptisch eine Augenbraue. „Bei allem Respekt, Eragon, aber wo genau soll sich der Zugang zu diesem Ratssaal befinden? Ich denke kaum, dass die Gänge groß genug sind, um Schimmerschuppe oder Blutschwinge hindurch zu lassen." fragte er den Drachenreiter, welcher darauf nicht sofort antwortete, sondern geradewegs auf die gegenüberliegende Wand zuging. „Es muss nicht alles offen vor Augen liegen, Meister Miller." erwiderte Murtagh an seiner statt und Alanna fügte hinzu: „Ihr habt diese Magie schon einmal gesehen, John-Vodhr, als wir den Geheimgang nutzten."
Das war der Tipp den er brauchte, um zu begreifen, was der schwarzhaarige Reiter gemeint hatte, doch bevor er etwas sagen konnte, trat Eragon einfach durch die massive Felswand hindurch, als bestünde sie aus Luft.
„Das hätte ich mir denken können. Das Auge ist doch leicht zu täuschen." murmelte er mehr zu sich selbst, als zu sonst wem und folgte dann Murtagh, der ihnen gebot ihm zu folgen. „Äußerst faszinierend, wenn auch leicht zu durchschauen, mit den richtigen Mitteln. Vergleichbar mit unserer Tarntechnologie, das muss ich unbedingt näher untersuchen." plapperte Aidan in seiner typisch neugierigen Art, während er zusammen mit den anderen durch die Illusion schwebte. Was jedoch danach kam, überraschte den Colonel doch etwas mehr. Er hatte erwartet sich direkt in der Ratskammer, oder zumindest in einem Gang vor dieser wiederzufinden, doch stattdessen fand er sich am Absatz einer riesigen Treppe wieder, deren Aufbau fast eins zu eins der des Geheimgangs glich, nur dass diese nach unten und nicht nach oben führte.
Miller knurrte innerlich.
Er konnte sich schöneres vorstellen, als mit seinen noch nicht eingewöhnten Füßen ständig Treppen hinauf- und hinabzusteigen.
Alex, der wusste, in welcher Situation sich sein Vater befand bot ihm flüsternd an: „Ich weiß, wie doof Treppensteigen mit solchen Füßen am Anfang ist. Wenn du willst, kann ich dich etwas tragen, bevor es dich noch auf die Nase legt." Fast sofort wollte John protestierend widersprechen, bis sich jedoch auf die Zunge um die Worte zu verschlucken. Sein Sohn hatte recht und vor allem, er wusste, wovon er sprach, schließlich hatte Alex fast genau das gleiche selbst einmal durchlebt. „Na schön, aber nur dieses eine Mal." knurrte er leise, woraufhin Nurton knapp nickte und ihn dann auf seinen Rücken steigen ließ.
*Jetzt musst du auch mal getragen werden.* meinte Feyth fröhlich, woraufhin der Colonel ihr ein verzogenes Schmunzeln schenkte. Zu seiner Überraschung, kommentierte Steven diese Situation nicht mit einem dummen Kommentar, worüber er recht froh war. Allerdings grinste der Sergeant ihn trotzdem schelmisch an. Es kratzte zwar etwas an seiner Ehre, von Alex getragen zu werden, doch er musste zugeben, nach all den Strapazen, die er in den letzten Tagen durchstanden hatte, war es ungemein erleichternd sich auch einmal an anderen abstützen zu können.
Zum Glück war der Treppenabstieg bei weitem nicht solange, wie der geheime Aufstieg, sodass sie schon nach ein paar Minuten in einen großen Gang einbogen, der vor einem gigantischen Tor aus massivem Gestein endete. Dutzende flammenlose Laternen säumten den Korridor und tränkten ihn in einem matten, rötlichen Licht. Oder zumindest erschien es für seine Augen rötlich. Die Wände waren so glatt, als hätte man sie mit einem Hochleistungs-Grabungslaser bearbeitet, doch der Titan wusste, dass Magie der Grund für diese reine Oberfläche war. Vor dem Tor kamen sie zum Stehen und Miller konnte erkennen, dass das Gestein der Tür ebenfalls so glatt wie Glas war. Im Gegensatz zum grauen Felsgestein, aus dem die Wände des Ganges bestanden, war das Tor aus purem, weißem Marmor geschlagen. Feine Verzierungen, wie etwa ineinander verschlungene Drachen und Bildnisse von gerüsteten Elfen, schmückten die gewaltige Fläche und waren so präzise gearbeitet, dass John selbst noch die einzeln eingeritzten Merkmale wie Narben oder Fingernägel erkennen konnte. Er fühlte sich unweigerlich an seinen Bruder zurückerinnert, der ab und an ebenfalls mit Marmor gearbeitet hatte.
„Wirklich beindruckend, Meister Eragon. Habt ihr dieses Tor ebenfalls mit Magie geschaffen?" wollte er von dem Drachenreiter wissen, während er vorsichtig von Alex Rücken glitt. Zu seiner Überraschung schüttelte der Großmeister jedoch den Kopf. „Nein, dieses Tor ist ein Geschenk von meinem Clanbruder, König Orik, und ist von den besten Steinmetzen der Zwerge in mühevoller Handarbeit angefertigt worden. Magie haben wir nur angewandt, um es bei dem Transport hier herunter nicht zu beschädigen." erwiderte der Schattentöter respektvoll und trat dann gemeinsam mit Murtagh direkt vor den Marmor, wo sie jeweils ihre rechte Hand an eine glatt polierte Stelle am Tor legten. „Das muss echt etliche Jahre, wenn nicht gar ein ganzes Jahrzehnt gedauert haben, dieses Tor dermaßen zu bearbeiten. Es gibt keinen einzigen Fleck, der nicht mit irgendeiner Verzierung versehen ist." murmelte Julia, die mit ihren Adleraugen ein ähnlich gutes Sehvermögen wie John besaß, beeindruckt und Emily nickte zustimmend. „Es ist ein echtes Meisterwerk." Kaum hatte die Titanin diesen Satz gesagt, begann es auf einmal laut zu knarzen und unter lautem Schleifgetöse begann sich das Marmortor langsam im Boden zu versenken.
„Interessant. Dürfte ich eine Frage stellen Meister Drachenreiter?" meinte Aidan über das Schleifen hinweg und Murtagh neigte bejahend den Kopf. „Nur zu." „Danke. Es interessiert mich nur zu wissen, weshalb sie einen derart groben Mechanismus benutzen, um das Tor abzusenken. Sind sie nicht beunruhigt, dass sich die Gravuren mit der Zeit abschleifen werden? Vor allem, da Marmor ein sehr weiches Gestein ist." kam es wie aus der Pistole geschossen von dem Roboter zurück, worüber der rotgerüstete Reiter leicht stutzen musste. „Nun, natürlich ist er durch etliche Zauber geschützt. Nicht einmal ein stählerner Rammbock könnte dieses Tor in hundert Jahren durchbrechen." „Ich verstehe. Magie ist ein sehr faszinierender Faktor. Vielen Dank für ihre Antwort." entgegnete die KI und leuchtete kurz gelblich auf.
„Aidan, bitte sei ab jetzt still und antworte nur, wenn du direkt gefragt wirst, oder du denkst, dass es absolut notwendig ist, uns etwas mitzuteilen." brummte Robert befehlend, woraufhin der Roboter zur Bestätigung kurz grün aufleuchtete. „Natürlich, Sir. Aktiviere Watcher-Direktive." Damit verstummte Aidan mit einem Schlag und positionierte sich links über Millers Schulter, der nun, wie auch die anderen, voraus in die riesige Kammer sah, welche sich vor ihnen geöffnet hatte.
„Willkommen in der Ratskammer, bitte, tretet ein, die anderen warten schon auf uns." sagte Eragon mehr oder minder feierlich und machte eine einladende Geste. Zögerlich betraten die Titanen den Raum und John staunte wieder einmal aufs Neue.
Der gesamte Saal bestand aus einem schwärzlichen Gestein, das so dunkel war, dass es augenscheinlich sämtliches Licht in sich verschlang. Selbst die Geräusche wurden offensichtlich von den Wänden verschluckt, denn es war so leise in dem Raum, dass der Colonel das Gefühl hatte, selbst eine Feder fallen zu hören. 'Fast so wie damals als ich in dem Isolation-Tank lag.' dachte Miller und wunderte sich ebenfalls darüber, dass sich der Boden unter seinen nackten Füßen merkwürdig warm anfühlte. Er konnte auch nicht sagen, wie groß er war, da kein Licht die Wände oder die Decke erreichte, doch er musste gigantisch sein, denn knapp hundert Meter vom Eingang entfernt konnte er etwas auf dem blanken, schwarzen Boden stehen sehen. Ein kreisrunder Tisch, auf dem mittig ein großer, gelblich leuchtender Kristall ruhte, dessen warmes Schimmern seine unmittelbare Umgebung erhellte. Mehrere Stühle standen um den Tisch herum aufgestellt und auf dreien von ihnen saß jemand.
Von der Statur her konnte John mit Sicherheit sagen, dass einer von ihnen der Zwergenkönig Orik sein musste, was für einen der anderen beiden nur noch Bloedhgarm übrig ließ. Er erinnerte sich noch gut an den Wolfskatzenelfen aus den Büchern, der sein Äußeres stark verändert hatte, um seinen Ansprüchen zu genügen. Und tatsächlich konnte er schon von weitem erkennen, dass es wirklich der Elf sein musste. Sein Fell war deutlich zu sehen, selbst im schwachen Licht des Kristalls. Zumindest für seine Drachenaugen. Nur die dritte Person ließ ihn etwas stutzen, denn ihre Haut war metallisch und reflektierte den schwachen, gelben Lichtschein. Dazu schien sie deutlich größer und muskulöser zu sein, als Bloedhgarm, der daneben saß. In der linken Hand hielt er ein, ebenfalls metallisches, Schild und in der rechten ein Schwert. Doch der größte Blickfang, war der Kopf.
Er sah aus, wie der eines Drachens!
Und Miller war nicht der einzige, dem dies auffiel, da sie mittlerweile praktisch schon am Tisch standen. „Okay, zugegeben, das ist cool. Ich wusste nicht, dass die hier Roboter mit Drachenköpfen besitzen." konnte er Steven hinter sich scherzen hören, wohingegen von Feyth her ein Gefühl von Neugier in seinen Geist schwappte. Mit einem Ruck standen alle drei aus ihren Stühlen auf, wobei der Metallmann deutlich behäbiger und abgehackter als der Zwerg und der Elf wirkte.
„Meine Freunde, darf ich euch zunächst König Orik vorstellen, mein Clanoberhaupt und –bruder. Orik? Das hier sind Robert, Emily, Steven, Alex und Julia von der Titaneinheit, denen es gelang, Shad vom Einfluss der Schwarzen Rose zu befreien und die Bewohner Lendols vor dem sicheren Tod zu retten. Die kleine Feyth und Alanna kennst du ja bereits, genauso wie den Metallgeist Aidan. Und das hier, ist John Miller, der Anführer der Titaneinheit und der Mann, über den ich mit dir gesprochen habe." begann Eragon die Begrüßungen und gestikulierte höflich zwischen Orik und den Soldaten hin und her. Die Titanen folgten allesamt Johns Beispiel, der respektvoll den Kopf neigte. Eine Geste, die der Zwergenkönig erwiderte, während er sich nachdenklich durch den langen, braunen Bart fuhr.
Er trug einen außergewöhnlich gut geschmiedeten Kettenpanzer von goldener Farbe unter der ein feinbesticktes ledernes Unterhemd steckte. Die Hose war ebenfalls aus feinbesticktem, festem Leder und mit dicken, goldangestrichenen Stahlplatten verstärkt, welche perfekt an seine Proportionen angepasst waren. Seine Handschuhe waren ebenso stark gepanzert und von goldener Farbe, genauso die der breite Gürtel, der sich um seine Taille zog. Auf dem Kopf trug er eine goldene Krone, die mit allerhand Rubinen und Diamanten geschmückt war. Das Gesicht des Zwerges wirkte erfahren, streng und nachdenklich. Das braune lange Haar war ordentlich gepflegt und nach hinten weggekämmt, wohingegen der Bart, der ihm bis hinunter zum Bauch reichte, schöne Flechtmuster in sich trug. Aber dennoch war es schwierig, sein Alter zu schätzen und John wusste es auch nicht mehr ganz genau.
'Er sieht nicht viel älter aus, als Anfang 50, aber Zwerge haben eine weitaus längere Lebensspanne als Menschen. Vielleicht etwas über 200? Das könnte hinkommen.' mutmaßte er innerlich und horchte auf, als Orik, der ihm von der Größe her geradeso zu den Händen reichte, das Wort an ihn richtete. „Ihr seid also der berüchtigte John Miller. Seid gegrüßt, ihr alle! Eragon hat mir schon einiges über euch und euren Taten erzählt. Sehr beeindruckend, um nicht sogar zu sagen, absurd. Hätte es mir jemand anderes, als mein Clanbruder berichtet, hätte ich ihn für verrückt erklärt." meinte der Zwerg mit brummender Stimmer und umfasste den Griff eines großen Kriegshammers, auf den er sich abstützte, etwas fester. Miller lächelte freundlich. „Es ist mir eine Freude, euch kennenzulernen, König Orik, auch im Namen meiner Kinder. Und ja, ich habe schon viele Dinge in meinem Leben getan, die die meisten als absurd oder gar verrückt abstempeln würden." erwiderte er höflich, was den Zwerg kurz polternd lachen ließ. „Eine sehr schlagfertige Antwort, Meister Miller." bemerkte dieser anschließend und setzte sich wieder auf den Stuhl, welcher, wie der Titan nun erkennen konnte, aus pechschwarzem Onyx geschlagen waren, wohingegen der Tisch aus Obsidian bestand.
Eragon nickte zufrieden und deutete dann auf den bepelzten Elfen, der auf der anderen Seite des Tisches stand und fixierte sie nacheinander mit seinen gelben Augen, die denen von Julia zum verwechseln ähnlich sahen. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte John, wie Saphira und Dorn sich rechts und links von ihnen niederließen. „Als nächstes möchte ich euch Bloedhgarm-Elda vorstellen, ein mächtiger Magier und zuständig für den grundlegenden Unterricht in Sachen Magie. Ich denke, sein Aussehen wird euch nicht so sehr erschrecken." fuhr der Drachenreiter respektvoll fort und Bloedhgarm führte zur Begrüßung zwei Finger an den Mund, wobei er gleichzeitig sprach: „Atra Esterní ono thelduin, Mor'ranr lífa unin Hjarta onr, un du Evarínya ono varda." Miller, der diesen Spruch nun schon zum zweiten Mal hörte, neigte höflich den Kopf und erwiderte: „Es freut mich, euch kennenzulernen, Bloedhgarm. Leider sind ich und meine Kinder nicht der Alten Sprache mächtig, würdet ihr uns vielleicht übersetzen, was euer Gruß bedeutet?"
Der Elf schmunzelte kurz, bevor er in einem gesangsähnlichen Ton antwortete: „Natürlich, Meister Miller, es ist immer klug, nachzufragen, sobald man etwas nicht versteht. Der Gruß bedeutet in eurer Sprache so viel wie: Möge das Glück dir hold sein, mögest du Friede im Herzen tragen und mögen die Sterne über dich wachen." „Ein recht – unkonventioneller Gruß, aber ich sollte nicht über andere Kulturen urteilen. Schließlich ist der Grundgedanke sehr nett. Habt vielen Dank." entgegnete John schnell, als er Steven hinter sich schon flüstern hören konnte: „Mögen die Sterne über dich wachen? Sind wir jetzt in einem Schnulzenfilm gelandet, oder sind die Elfen hier auch nur solche Baumlutscher?"
Bloedhgarm neigte nun ebenfalls respektvoll den Kopf und ließ sich wieder auf seinen Stuhl nieder, sodass nur noch der Metallman mit dem Drachenkopf übrig blieb. „Oh, jetzt bin ich gespannt. Wenn er sagt, 'Ich bin Ironman' dann kannst du mich abschleppen, das garantiere ich dir." konnte der Colonel, Coule hinter sich Robert zu murmeln hören und rollte innerlich seufzend mit den Augen, als das typische Patsch, welches üblicherweise auf einen Schlag folgte, ertönte.
Eragon schien zum Glück von alledem nicht mitbekommen zu haben, denn er trat nun neben den großen Metallkrieger mit den stechend roten Augen und erklärte ernst: „Und zu guter Schluss möchte ich euch Cuaroc vorstellen, er ist der Wächter." Das war das einzige, was der Drachenreiter sagte und auch Cuaroc selbst, machte keine Anstalten, seine metallisches Maul zu öffnen. John hob misstrauisch eine Augenbraue und hakte skeptisch nach: „Verzeiht, Eragon, aber, der Wächter von was? Von diesem Raum?" Der Großmeister lächelte wissend und noch bevor der Titan etwas hinzufügen konnte polterte eine donnernde, respektfordernde Stimme durch seinen Kopf.
*Nein! Er ist der Wächter von uns!*
Und mit einem Mal begannen die Wände und die Decke über ihnen in allen möglichen Farben zu schimmern. Gold, Blau, Rot, Gelb, Grün, Violett, Silber, Weiß und vieles mehr. Millers Augen weiteten sich und er erkannte etliche Kristalle von unterschiedlicher Größe, die feinsäuberliche in Einbuchtungen des schwarzen Gesteins eingesetzt waren. Es waren Dutzende, nein, aberhunderte von ihnen und ihr warmes Licht erfüllte die riesige Kammer in einem matten Schein.
*Ich bin Umaroth und spreche für meine Brüder und Schwestern, Rotauge!*
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[Eragon Fan-Fiction] Der Titan und die Drachenreiter
FanfictionDer Soldat John Miller findet sich nach einem schrecklichem Unfall an den Ufern eines ihm unbekannten Landes wieder. Schon sehr bald wird ihm bewusst, dass er sich nicht mehr in seiner eigenen Welt befindet. So also macht er sich auf den Weg, die Dr...