Ärztlicher Notfall

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„Äh Leute, ich bin hoffentlich nicht der einzige, der diese Stimme gerade in meinem Kopf gehört hat, oder?" fragte Steven verwirrt, hielt die Waffe jedoch immer noch auf den großen, roten Drachen gerichtet, der vor ihnen im Höhleneingang stand und sie mit neugierigem Blick musterte. „Nein bist du nicht, ich habe sie auch gehört." entgegnete Alina und auch Mike stimmte zu. „Wir haben sie alle gehört."

Er rappelte sich auf, wobei er jedoch einen Fuß auf dem Hals des Jungdrachen behielt. Fest genug, ihn am Boden zu halten, aber nicht schmerzhaft. Dann fragte Aidan verwirrt: „Worüber sprechen sie da Sir?" „Dieser Drache hat telepathisch mit uns kommuniziert Aidan. Du konntest es nicht hören, weil man vermutlich ein organisches Gehirn dafür benötigt." erklärte der Admiral. „Ah, ich verstehe Sir. Dürfte ich anmerken, dass dieser Drache vor ihnen die Quelle der Nanitensignatur ist? Es befinden sich knapp 32.000 Naniten in seinem Blutkreislauf, wenn ich die Verlaufsbahnen richtig deute."

Mike sah die KI kurz skeptisch an. „In ihrem Blut?" „Exakt, Sir." „Das kann nur bedeuten, sie hat John getroffen! Schließlich nannte sie uns auch Titanen." warf Alina dazwischen und Micheal stimmte ihr stillschweigend zu. 'Aber warum sollte Vater ihr seine Naniten injiziert haben?' überlegte er nachdenklich und wandte sich dann an das rote Drachenweibchen, welches ihrerseits den Admiral anblickte.

Er aktivierte die externen Lautsprecher des Atlas.

„Ihr könnt uns verstehen, nicht wahr?"

Wieder erklang die sanfte Stimme des Drachens in seinem Kopf. *Ja, in der Tat Micheal Forke, ich verstehe eure Worte.* Micheal schluckte unwillkürlich, als die Drachendame seinen Namen erwähnte, erinnerte sich jedoch wieder daran, dass Gedankenlesen in dieser Welt keine Besonderheit war.

„Ihr seid also in meinem Kopf. Nun, dann brauche ich euch ja nicht zu sagen, dass wir keinesfalls die Absicht hatten einen Kampf gegen euch zu führen. Wir wollen lediglich mit euch reden." Symbolich sicherte er seine Waffe, steckte sie zurück in den Holster und hob die leeren Hände kurzzeitig in die Höhe. Alina folgte seinem Beispiel und auch Steven nahm die Maschinenkanone herunter, behielt sie jedoch weiterhin schussbereit vor der Brust. Das Drachenweibchen zwinkerte ihm zu, bevor sie höflich erwiderte: *Verzeiht mein respektloses Eindringen in eure Privatsphäre Herr Forke, aber ich hatte große Sorgen um meinen Sohn. Mein Name ist Lyath. Wärt ihr bereit meinen Sprössling wieder freizugeben, denn auch ich will euch nicht angreifen.*

Der Admiral überlegte kurz. Ihrer Bitte nachzukommen, war riskant, immerhin besaß er keinerlei Garantie darauf, dass sie ihr Wort halten würde. Andererseits war die Gefahr, die von ihr ausging relativ gering, da der Atlas wohl ohne Probleme ihrem Feuer, Zähnen oder Klauen standhalten konnte. Außerdem klang sie wahrhaftig reumütig und gleichzeitig neugierig sie kennenzulernen. 'Ich hätte wohl auch jede Möglichkeit genutzt meinen Feind zu überrumpeln, wenn er mein Kind bedroht.' sagte er sich und nickte dann bestimmt. „Selbstverständlich. Wir hatten nie vor ihm weh zu tun." Er gab Steven ein Zeichen, woraufhin sie beide ihre Stiefel von dem Jungtier nahmen und dieses sich eiligst aufraffte. Es knurrte den Sergeant böse an, eilte dann jedoch ohne Zwischenfall zurück zu seiner Mutter, die ihm liebevoll über den Kopf schleckte.

Ein leichtes Zittern ergriff für einige Sekunden den voluminösen Hinterleib der Drachendame, verschwand allerdings genauso schnell wie es gekommen war.

An Micheal gewandt meinte sie: *Ich danke euch Krieger. Ihr seid genauso anständige Leute, wie John.* Der Titan erwiderte schmunzelnd: „Nun, ich denke es wäre das Beste von vorn zu beginnen Miss Lyath. Meinen Namen kennt ihr ja bereits. Die Frau zu eurer Linken, in der weißen Rüstung hört auf den Namen Alina Kensac und der Kerl direkt vor euch ist Steven Coule. Und unser schwebender Begleiter hier nennt sich Aidan." *Sehr erfreut euch kennenzulernen, Freunde von John.*entgegnete Lyath respektvoll. „Gleichfalls Ma'am." „Ein Vergnügen euch kennenzulernen Miss Lyath." erwiderten Steven und Alina, nur Aidan blieb weiterhin stumm.

Die rote Drachendame legte leicht den Kopf schräg. *Ich kann den Geist eures kleinen Kameraden nicht spüren. Ist alles in Ordnung mit ihm?* Hastig dachte Micheal über eine Notlüge nach. „Oh ja, natürlich. Es ist nur so, der metallische Körper um ihn herum schirmt seinen Gedanken vor der Außenwelt ab. Ihr könnt ihn nicht spüren und er hört euch nicht." Er biss sich auf die Unterlippe, darauf hoffend, dass die KI den Zusammenhang verstand und mitspielte.

Glücklicherweise tat sie es.

„Admiral Forke hat recht. Der Titan-Uran-Mantel schirmt mich vor äußerlichen Einflüssen ab. Ich gehe davon aus, dass sie einander gerade begrüßt haben. In diesem Falle ist es auch für mich ein Vergnügen sie kennenzulernen Miss – " „Lyath." „Miss Lyath." zwitscherte Aidan munter. Erleichtert atmete Micheal aus. *Ich verstehe. Ein überaus nützlicher Schutz, wenn ich das sagen darf.* brummte Lyath und musterte Aidan einige Augenblicke lang fasziniert. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf die Titanen.

*Ich hatte, um ehrlich zu sein, nicht damit gerechnet, jemals andere Mitglieder aus Johns Einheit zu treffen. Insbesondere, da ihr aus einer gänzlich anderen Welt kommt. Was hat euch hierher verschlagen?* Mike stutzte überrascht. „Ihr wisst, dass wir aus einer anderen Welt kommen?" *Oh, ja. John und ich hatten ein längeres Gespräch darüber. Er stritt es zunächst ab, aber man verbirgt eine Lüge nicht so einfach vor einem Drachen.* Sie zwinkerte dem Offizier vielsagend zu und dieser fühlte sich merkwürdig ertappt. *Aber kommen wir auf meine Frage zurück, was hat euch hierher verschlagen?* Er antwortete nicht sofort, sondern sah hinüber zu Alina und Steven, die ihn ihrerseits stillschweigend anblickten. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet.

'Es würde nicht viel Sinn ergeben Lyath anzulügen, wenn sie jederzeit unsere Erinnerungen durchwühlen kann. Außerdem wird Vater nicht ohne Grund mit ihr gesprochen und die Naniten injiziert haben.' dachte der Admiral und antwortete dann: „Ich will – ehrlich mit ihnen sein Miss Lyath. Wir sind hier, auf der Suche nach John und einer neuen Heimat." Die Augen der Drachendame verengten sich. *Ich verstehe eure Suche nach John, aber weshalb sucht ihr nach einer neuen Heimat? Seid ihr ebenfalls hier gefangen?* „Sagen wirs so: Die Zukunft in unserer Welt sah nicht allzu rosig für uns aus." entgegnete Steven, während auch er endlich seine Waffe sicherte. *Inwiefern? Ich dachte, ihr seid hochangesehene Krieger in eurer Heimat?* „Das sind wir auch, beziehungsweise, wir waren es." erwiderte Alina. „Wir wurden von unserem eigenen Geheimdienst für Verbrechen angeklagt, die sie selbst begangen haben. Nur um uns in Misskredit zu bringen und aus dem Weg zu räumen. Die Vorstufe zu einem Putsch, könnte man sagen." erklärte Micheal weiterhin und verschränkte die Arme vor der Brust. Lyaths Augen weiteten sich, als sie meinte: *Das klingt ja furchtbar!*

Der Titan nickte.

„Das ist es. Wir haben es nur knapp geschafft ihnen zu entkommen. Und jetzt sind wir hier und suchen erst einmal nach John, um ihn davon abzuhalten, auf irgendeine Weise zu versuchen zurück zu gehen." „Unsere erste Spur führte dabei halt zufälligerweise zu ihnen Ma'am." fügte der Sergeant hinzu. Es breitete sich eine nachdenklich Stille zwischen den Titanen und den beiden Drachen aus, in der wieder der Hinterleib der Drachendame kurzzeitig krampfartig zuckte. Aus dem Augenwinkel heraus konnte Mike erkennen, dass seine Kameradin diese Zuckungen mit Argwohn betrachtete.

Schließlich, nach einigen Augenblicken, sagte Lyath ernst: „Ich verstehe eure Situation, Herr Forke. John bedeutet ihnen wirklich sehr viel, ich habe es in ihren Erinnerungen gesehen. Auch mir ist er zu einem guten Freund und sogar Lebensretter geworden.* Micheal horchte auf. „Er hat euch das Leben gerettet?" *Ja. Als wir uns trafen, war ich vergiftet und meine Lebenszeit ronn nur so dahin wie ein reißender Fluss. John gab mir etwas von seinem Blut und rettete mich dadurch.* Schockiert sahen die Titanen einander an, dann fragte Alina bestürzt: „Aber hat er euch auch gesagt, was passieren würde, wenn er das tut?" Abermals zwinkerte die Drachendame. *Ja, das hat er. Er überließ die Entscheidung dazu, auch mir. John hat mich nicht dazu gezwungen.* antwortete sie sanft, was ihre Gäste etwas entspannen ließ. „Das ist – beruhigend zu hören, aber fürchtet ihr die Konsequenzen nicht?" meinte die Ärztin. Lyath schüttelte leicht den Kopf. *Wir Drachen sind von Natur aus äußerst langlebig Frau Kensac. Ich werde den Unterschied sehr wahrscheinlich nicht einmal bemerken.* „Oh, ich wusste nicht, das Drachen dermaßen alt werden können. Verzeiht." entgegnete die Titanin überrascht. *Ihr braucht euch dafür doch nicht zu entschuldigen –*

Ein starker Krampfanfall gefolgt von einem lauten Jaulen, unterbrachen Lyaths Widerworte. Sie sackte auf dem Boden zusammen und es war deutlich zu sehen, was für Schmerzen sie durchlitt. Instinktiv wollte Alina zu ihr eilen, doch Steven hinderte sie daran, indem er ihren Arm packte.

„Lass mich los, sie braucht Hilfe!" fauchte die Ärztin und wollte sich losreißen, aber Coule ließ nicht locker. „Mag sein, aber ich glaube nicht, dass der Kleine da allzu freundlich darauf reagieren würde, wenn du dich seiner Mutter ungefragt näherst. Wir sind immer noch Fremde." murmelte er und nickte hinüber zu dem Jungdrachen, der fürsorglich seinen Kopf an Lyaths Flanke rieb.

Alina hielt in ihren Bemühungen inne und fragte stattdessen angespannt: „Miss Lyath, darf euch helfen? Ich bin Ärztin." Die Drachendame schnaufte schwer, schaffte es jedoch ein Auge zu öffnen und zu antworten: *Natürlich. Aber – es ist nichts. Die Wehen haben lediglich – eingesetzt.* Stevens Griff lockerte sich und mit einem Satz befand sich die Titanin an Lyaths Seite. 'Also ist sie doch trächtig.' dachte Micheal und sagte laut: „Sieht so aus, als müssten wir den Rest unseres Gesprächs vorerst verschieben Miss Lyath." An Aidan gewandt befahl er: „Hilf Alina, wenn sie deine Scanner benötigt." „Sehr wohl Sir. Dürfte ich fragen, was Miss Lyath fehlt?" erwiderte die KI. „Sie ist schwanger und die Wehen haben eingesetzt." erklärte Mike ernst. „Verstanden. Starte ärztliches Diagnoseprogramm. Stehe zu ihrer Verfügung Miss Kensac." sagte Aidan analytisch und schwebte hinüber zu Alina, die mittlerweile behutsam die stark gewölbte Flanke der Drachendame abtastete.

„Ich nehme an, das ist nicht eure erste Schwangerschaft?" fragte die Ärztin, während sie nach vorne zum Hals der Drachendame Schritt, um den Puls zu messen. *Nein, es ist die Zweite.* erwiderte Lyath und fletschte die Zähne, als ein erneuter Anfall sie erfasste. „Alles klar. Besitzt ihr eine Art Bett oder Nest? Ihr solltet am besten bequem liegen für das, was euch bevorsteht." *Tiefer – in der Höhle, ja. Gebt mir – einen Augenblick, um mich zu sammeln.*Die Titanin nickte zustimmend. An die KI gewandt meinte sie: „Aidan, kannst du mir ein dreidimensionales Abbild von Lyaths Hinterleib scannen?" „Selbstverständlich Major. Starte Scanvorgang. Bitte nicht bewegen." entgegnete der Roboter und begann langsam das Hinterteil der Drachendame zu umkreisen. Sein gelbes Auge strahlte dabei einen bläulichen Lichtkreis auf ihren Körper.

Argwöhnisch betrachtete der silberne Jungdrache die schwebende Maschine, beließ aber glücklicherweise bei einem skeptischen Blick.

Der Scan dauerte nur wenige Minuten, in denen Alina Lyaths Puls überprüfte und mit einer abmontierten Helmlampe den Pupillenreflex testete. Micheal und Steven standen stumm daneben und beobachteten alles ganz genau.

Umso länger der Admiral den roten Drachen betrachtete, desto bewusster wurde er sich, wie riesig diese Wesen eigentlich waren. 'Allein ihr Kopf mitsamt Schnauze ist länger, als ein Titan groß ist. Und dabei kann sie nicht einmal älter als 100 Jahre sein.' staunte er. Coule schien es nicht viel anders zu gehen. „Ist mir im Eifer des Gefechts gar nicht aufgefallen, wie groß Lyath eigentlich ist. Ein Happs und ich wäre weg." murmelte er und verstärkte den Griff um die Maschinenkanone. „Ganz ruhig. Sie wird uns nichts tun. Du hast es selbst gehört, Vater ist ihr Freund und sie steht in seiner Schuld." meinte Mike, doch Steven schüttelte kaum merklich den Kopf. „Es geht mir nicht um sie, sondern um die anderen Drachen, die dort draußen noch lauern." „Du willst mir weiß machen, dass das dir Angst macht?" „Nein, ich habe nur einen Heidenrespekt vor Kreaturen die größer als unser Albatross sind!"

Dem konnte der Admiral nicht widersprechen. Drachen waren wahrhaftig respekteinflößende Wesen.

Schließlich riss Aidan ihn aus seinen Gedanken, als er sagte: „Scanvorgang abgeschlossen, Major. Die Anatomie eines weiblichen Drachens ist überaus faszinierend, wenn ich das anmerken darf. Soll ich ihnen das Bild auf ihr HUD projizieren?" Alina nickte bestimmt. „Ja." Sofort plopte das dreidimensionale Abbild von Lyaths Hinterleib vor ihren Augen auf. Sie wechselte auf interne Kommunikation, um die Drachendame nicht zu sehr mit ihrem technischen Gerede zu verwirren. „Sehr schön. Entferne nun die äußeren Hautschichten und zeige mir die innenliegenden Organe." „Sehr wohl Ma'am." Das äußere Schuppenkleid, die Beine, der Schwanz und die Muskeln verschwanden aus dem Bild und gaben den Blick auf die inneren Organe frei. „Lass mal sehen." murmelte die Ärztin. „Das hier, dürfte Darm sein und das ein Teilstück der Leber, extrem groß." Sie begann damit alle einzelnen Organe zu identifizieren und einzufärben. „Das dort müssten die Nieren sein, dass die Harnblase, die Kloake, die Eierstöcke und dann hier – "

Sie kam kurz ins Stocken, als sie das stark aufgebläht wirkende Gebilde unterhalb der Eierstöcke betrachtete. Es füllte fasst den gesamten Bauchraum aus und drückte gegen die anderen Organe. „Interessant." meinte sie nachdenklich und wies Aidan an, alles bis auf dieses Gebilde zu entfernen.

„Kannst du mir den Inhalt zeigen?" „Natürlich, einen Moment Major."

Die seitliche Außenhülle verschwand und gab den Blick auf acht Eier frei, jedes einzelne so groß wie ein menschliches Kleinkind. „Faszinierend. Offenbar die veränderte Form einer Gebärmutter. So etwas habe ich noch nie bei einem Reptil gesehen." Gefangen betrachtete sie das Organ einige Augenblicke lang und fragte dann: „Kannst du mir auch die Jungtiere in den Eiern zeigen?" Zu ihrer Überraschung und gleichzeitigen Enttäuschung erwiderte Aidan: „Tut mir Leid, Ma'am. Die Außenhülle dieser Eier besteht aus einem Material, welches den Abtaststrahlen meines Scanners scheinbar problemlos widerstehen kann." „Das ist – ungewöhnlich, aber auch ohnehin nicht wirklich notwendig. Nun gut."

Sie wollte Aidan gerade bitten das Bild wieder zu entfernen, als ihr noch etwas auffiel, das nicht richtig aussah. „Aidan, zeige mir den Übergang zwischen Gebärmutter und Legekanal in vierfacher Vergrößerung." „Sofort." Die KI zoomte den gewünschten Abschnitt heran und Alina knirschte mit den Zähnen, als sie erkannte, was die Anomalie war. Sie richtete sich auf und wandte den Kopf zu Micheal hinüber, der immer noch mit Steven in etwas Abstand zu Lyath stand.

„Wir haben ein Problem." meinte sie ernst.

*Ist etwas – nicht in Ordnung?* wollte die rote Drachendame wissen und winselte leise, als weitere Muskelkontraktionen ihren Hinterleib erfassten. „Was ist los?" fragte auch der Admiral. So schnell sie konnte erklärte die Ärztin die Situation. „Ihr Körper muss die letzten paar Wochen unter enormen Stress gestanden haben. Das hat dafür gesorgt, dass die Eier in ihr, in ungünstige Positionen verschoben wurden. Nun haben die Wehen zwei der Eier gleichzeitig zum Übergang in den Legekanal gedrückt, wo sie sich verkeilt haben. Deshalb hat sie solch extreme Schmerzen. Ich muss sie dringend operieren, ansonsten wird sich ihr Körper mit jeder weiteren Wehe selbst Schaden zufügen und eventuell sogar den Muskelring am Übergang zerreißen." „Was, schlecht wäre, nehme ich?" „Das wäre eine Katastrophe! Alle Eier in der Gebärmutter würden unkontrolliert in den Bauchraum absacken und dort durch den Druck und ihrer harten Schale erhebliche Schäden und Schmerzen verursachen!"

Schockiert starrten die beiden Titanen ihre Kameradin an. „Bist du dir sicher?" meinte Steven dann schluckend, während Lyath ihren Kopf zu der Ärztin wandte. „Leider ja." *Ich – verstehe zwar bloß die Hälfte, von dem was ihr – sagt, aber es hört sich grauenhaft an.* entgegnete die rote Drachendame mit kratziger Stimme.

Alinas Haltung versteifte sich und sie biss sich so kräftig auf die Unterlippe, dass ihr blauer Blutersatz hervorquoll.

„Es gibt noch ein weiteres Problem." presste sie hervor und Aidan vervollständigte die Erklärung in seiner stoischen Art: „Da Miss Lyath eine nicht unerhebliche Anzahl an Naniten in ihrem Blutkreislauf besitzt, ist es so gut wie unmöglich sie in Narkose zu legen, oder ein Schmerzmittel erfolgreich einzusetzen. Sie würde die Operation bei vollem Bewusstsein durchstehen müssen."

„Oh Fuck." flüsterte Coule.

„Gibt es denn keine andere Möglichkeit ihr zu helfen?" erkundigte sich Mike bestürzt, aber Alina schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Wäre Miss Lyath kleiner, hätte ich versuchen können mit einer Druckmassage zu helfen, aber die Eier liegen zu tief in ihrem Körper, als dass ich sie erreichen könnte." „Verdammt." fluchte der Admiral und ballte die Hand zur Faust. „Könnten wir nicht einfach immer wieder Narkosemittel nachgeben?" „Tut mir Leid sie enttäuschen zu müssen Sir, aber wir besitzen nicht genug Reserven an Narkosemittel dafür. Es sei denn Miss Kensac gelingt diese Operation in unter 25 Minuten." erwiderte Aidan, woraufhin Micheal, Alina anblickte.

„Ich schaffe das." meinte diese bestimmt.

„Eine große Wahl bleibt uns ohnehin nicht, es sei denn Miss Lyath wäre damit einverstanden, dass wir sie K.o. schlagen." fügte Steven hinzu. Mike schüttelte den Kopf. „Das wäre wohl eher kontraproduktiv und die letzte Notlösung. Also schön. Miss Lyath, habt ihr etwas dagegen, dass meine Kameradin diese OP durchführt? Ich will es nicht gegen euren Willen tun." *Erklärt mir, was genau eine OP ist.* „Nun, Alina würde euch zunächst einmal betäuben, damit ihr von den Schmerzen nichts mitbekommt. Dann wird sie – "

„Dann werde ich einen kleinen Schnitt an eurem Unterleib anbringen und durch diesen das Problem beheben. Danach nähe ich die ganze Sache zu und Johns 'Blut' erledigt den Rest der Heilung." erklärte die Ärztin und nahm sich den Helm vom Kopf, damit die Drachendame ihr in die Augen blicken konnte. Die beiden starrten einander einige Sekunden lang an.

Schlussendlich zwinkerte Lyath der Titanin zu und flüsterte: *Ich vertraue euch, Heilerin.*

Ein erneuter Krampfanfall ließ sie laut vor Schmerzen brüllen. Ihr Sohn schleckte ihr aufmunternd über die Schnauze und brummte leise.

„Ich gebe sofort Mark Bescheid. Wir werden ihn brauchen, um dein Equipment so schnell wie möglich zu reparieren." sagte Micheal ernst und funkte direkt den Ingenieur auf der Venator an.

„Wehe es ist nicht wichtig Mike." meldete der sich knurrend. „Lass sofort alles stehen und liegen, schnapp dir Alinas Feldausrüstung, zusammen mit Ersatzteilen, sämtliche Narkosemitteln, die wir an Bord haben und folg dem Weg aus dem Dorf in Richtung Wald. Es geht um Leben und Tod!" erklärte der Admiral ernst. „Verstanden, Robert und ich sind schon unterwegs. Ich gebe Jonas Bescheid, uns zum Dorf zu führen." „Sehr gut, ich werde Aidan an den Waldrand schicken, um euch abzuholen." „Roger."

Als der Brigadegeneral den Funkkontakt wieder beendete atmete Micheal erleichtert auf. Mark mochte zwar seine Macken haben, aber wenn es ernst wurde, konnte man sich auf ihn verlassen.

Er kam jedoch nicht dazu sich wirklich zu entspannen, da Aidan mit kühler Stimme mitteilte: „Orte große Biosignatur in 1.284 Metern Entfernung. Abgleich bestätigt eine ähnliche Signatur wie Miss Lyath, Klassifizierung: Drache. Nähert sich schnell, aus südwestlicher Richtung."

Binnen einer Sekunde, hatten Mike und Steven ihre Waffen entsichert und in die angesagte Richtung erhoben.

„800 Meter."

„Ich sehe ihn, dort auf Acht-Uhr! Etwa 200 Meter über den Bäumen!" rief der Sergeant. Und tatsächlich, dort flog wirklich ein riesiger, schwarzer Drache genau auf sie zu. „600 Meter."

*Es ist – nur mein Brutpartner.* erklärte Lyath mit gequälter Stimme, woraufhin die beiden Titanen sofort die Waffen senkten und Coule Aidan zu zischte: „Kein Feind!".

'Das hätte ins Auge gehen können.' dachte Micheal und trat mit Steven ein paar Schritte zurück in den Höhleneingang, um dem gigantischen Reptil genug Platz zum Landen zu lassen. Einen Moment später setzte der Drache auch schon bereits krachend auf dem Felsplateau auf und musterte die Soldaten eindringlich mit seinen eisblauen Augen.

Er war noch einmal ein bisschen größer und muskulöser als die rote Drachendame und auf seinem Haupt thronten mehrere gewaltige Hörner und Zacken. „Warum muss es immer einen noch größerer geben, können die nicht alle so klein sein wie der Silberne?" murmelte Steven in seinen nicht vorhandenen Bart.

Dann donnerte eine tiefe, männliche Stimme mit enormem Bass durch ihre Köpfe. *Ich heiße euch herzlichst in meinem Hort willkommen, Freunde von John. Mein Name ist Tymdek Dunkelschwinge und ich bin dankbar, für die Hilfe, die ihr meiner Brutpartnerin angeboten habt.* 'Sie muss ihm während des Fluges schon alles erzählt haben.' mutmaßte der Admiral und erwiderte: „Danke für eure Gastfreundschaft Mr. Tymdek. Ich bin Micheal Forke und das sind meine Kameraden Alina Kensac, Seven Coule und Aidan. Es ist uns eine Selbstverständlichkeit eurer Gefährtin zu helfen. Immerhin ist sie eine Freundin von John." Steven und Alina nickten zustimmend. Tymdek neigte respektvoll das Haupt.

Anschließend beugte er sich hinunter zu Lyath und rieb zärtlich seine Schnauze an der ihren. Ein sanftes, aber tiefes Summen erfüllte die Luft, während die beiden Drachen sich liebkosend begrüßten. Micheal nutzte die Gelegenheit und befahl der KI, die das Ganze mit Faszination beobachtete: „Aidan, flieg am besten jetzt schon zurück zum Waldrand. Du weißt, was zu tun ist, oder?" „Jawohl Sir. Mr. Duncan und Mr. Holsted auf dem schnellsten Weg hierher führen." bestätigte der Roboter. „Sehr gut, dann los!" „Wie sie wünschen Sir." Daraufhin drehte sich Aidan in Richtung Höhlenausgang und zischte mit hohem Tempo davon.

Als der Titan jedoch die KI über die Baumwipfel hinweg fliegen sah, kam ihm eine Idee, wie er Mark und Robert vielleicht doch noch schneller durch den Wald bringen konnte, besser gesagt über den Wald hinweg.

„Mr. Tymdek? Dürfte ich sie kurz etwas fragen?" meinte er zu dem großen Drachen, der seinerseits den Kopf zu ihm wandte und zwinkerte. *Sprecht, Herr Forke.* „Nun, es ist vielmehr eine Bitte, als eine Frage. Sehen sie, meine Kameraden, die die notwendigen Gerätschaften herbringen, um ihrer Partnerin zu helfen, würden fast fünf Stunden benötigen, bis sie hier eintreffen. Falls ihr euch jedoch dazu bereiterklärt die beiden am Waldrand abzuholen und herzufliegen, würden wir einen Großteil dieser Zeit einsparen."

Tymdek musterte ihn einige Augenblicke lang, ebenso wie Steven und Alina, bevor er antwortete: *Ja, ich denke es wäre mir durchaus möglich zwei Männer, eurer Statur über diese Strecke zu tragen. Wann genau, werden eure Kameraden meine Hilfe benötigen?* „Das bedeutet, ihr würdet es tun?" *Wenn es hilft die Leiden meiner Brutpartnerin zu lindern: Selbstverständlich.*

Etwas überrumpelt machte Micheal große Augen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Drache derart schnell zustimmen würde.

„Ich gebe euch rechtzeitig Bescheid." entgegnete er dann und der schwarze Drache brummte zufrieden. Danach öffnete der Admiral einen Funkkanal zu Aidan und beorderte die KI zurück. Anschließend funkte er erneut Mark an.

„Was gibt's? Wir sind gerade auf dem Weg zur Straße." meinte der Ingenieur. „Kleine Planänderung Mark. Aidan wird euch nicht durch den Wald führen, ich schicke stattdessen jemanden anderen, der euch abholen kommt Aber erschreckt nicht vor ihm." entgegnete Mike.

„Warum habe ich nur das Gefühl, dass ich es bereuen würde, dich danach zu fragen, wer uns abholt? Also, lassen wir das am besten." „Wie du willst. Gib mir Bescheid, sobald ihr den Waldrand in Sichtweite habt." „Verstanden, Mark Ende."

Micheal drehte sich wieder zum Höhleneingang um, wo Alina indessen Tymdek darum bat Lyath zum Nest im inneren des Horts zu geleiten und Steven sich kopfschüttelnd auf einen größeren Felsbocken niedergelassen hatte.

„Du weißt, das Mark dir dafür den Arsch aufreißen wird, oder?"



[Eragon Fan-Fiction] Der Titan und die DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt