Einen Schritt zu spät

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„Das ist wirklich faszinierend, John-Vodhr. Ich kann zwar nur mit einigen dieser Begriffe etwas anfangen, aber so wie ich es verstehe, seid ihr nicht der ranghöchste Offizier in eurer Einheit? Wie kann es dann sein, dass sie euch zum Anführer ernannt haben? Einfach nur, weil sie eure Adoptivkinder sind?" hakte Alanna neugierig nach, während die kleine Gruppe aus Drachen und Zweibeinern immer weiter die Treppe hinauf stiegen. John gluckste amüsiert. „Oh nein, das hat rein gar nichts damit zu tun."

*Mit Sicherheit ist Rotauge der stärkste aus seinem Rudel und deswegen der Anführer!* brummte Dun'var selbstsicher, doch knurrte überrascht, als der Colonel schmunzelnd den Kopf schüttelte. „Ich bin bei weitem nicht der stärkste Titan, Dun'var. Wir Titanen veranstalten alle zehn Jahre einen kleinen Wettkampf, bei dem wir uns im waffenlosen Nahkampf messen. Bei dem letzten dieser Turniere habe ich gerade einmal den sechsten Platz belegt. Nein, ich wurde von unserem Oberkommando zum Truppenführer ernannt, da ich am meisten Kampferfahrung besitze. Und dabei ist es egal welche Ränge die anderen innehaben." erklärte er Miller, was die Elfe neben ihm in Staunen versetzte. „Nun, das macht zumindest Sinn, den Mann mit der größten Erfahrung an die Spitze zu stellen. Aber gibt es wirklich fünf Personen unter euren Kindern, die euch im Kampf noch übertreffen? Das ist kaum vorzustellen, bei eurer Stärke, John-Vodhr." „Ohja, wenn es um reine Kampfkraft geht, haben wir drei absolute Monster an der Spitze dieser Liste. Und um ehrlich zu sein spielen sie in einer gänzlich anderen Liga, als die restlichen Titanen, mich mit eingeschlossen." entgegnete John nickend und sah zu Eragon hinüber, welcher ihn schon seit einigen Minuten skeptisch musterte.

Er wusste nicht weshalb, aber er verlor auch keine großartigen Gedanken darüber. Vermutlich hatte der Reiter über ihn mit Saphira gesprochen und dachte nun über den Titanen nach. *Diese Drei würde ich zu gerne einmal kennenlernen.* konnte er Schattenklaue begeistert in seinem Kopf murmeln hören und wandte sich dem mitternachtsblauen Drachen zu, welcher hinter ihm und den anderen Zweibeinern hertrottete . Dieser lief neben seiner Mutter, Saphira her, wobei es dem Soldaten erst jetzt richtig auffiel, wie gigantisch der Treppenaufgang war, um zwei solch riesige Drachen nebeneinander herlaufen zu lassen. Seine Tochter Tinira trabte vor ihnen die Stufen hinauf und sah den Titanen mit einem neugierigen Ausdruck an.

„Ich weiß, was ihr denkt Dun'var, aber ich sage jetzt schon, schlagt euch das aus dem Kopf. Ihr würdet gegen jeden von ihnen binnen weniger Minuten verlieren. Und das, unter Umständen, extrem schmerzhaft." warnte er Dun'var ernst, was diesem ein leichtes Schnauben entlockte. *Es müsste ja kein Kampf auf Leben und Tod sein. Aber gegen einen kleinen Übungskampf ist doch nichts einzuwenden, oder Drachenritter?* „Ich kann euch bereits jetzt sagen, wie alle drei Kämpfe ausgehen werden, Dun'var." erwiderte John kopfschüttelnd, doch der Drache ließ nicht locker. *Dann erzählt mir, wie sie ausgehen würden.* verlangte er schnippisch, woraufhin der Titan leise seufzte, bevor er antwortete.

„Also gut. Der Kampf gegen Alex wird am längsten dauern, ich würde schätzen – sagen wir gute drei Minuten. Ihr würdet einige Treffer bei ihm landen, vielleicht einen Arm ausrenken, aber im Gegenzug würde er euch mit einigen Hieben benommen machen und eventuell den Kiefer brechen. Enden würde der Kampf schließlich, indem er auf euren Rücken springt und in euren Hals beißt, beziehungsweise androht es zu tun. Der zweite Kampf, gegen Steven würde nicht einmal eine Minute dauern. Je nachdem, wie schnell ihr versucht ihn zu beißen. Ein Schlag mit voller Kraft von ihm und ihr landet im Reich der Träume, vermutlich sogar noch mit einem angebrochenem Schädel. Und der letzte Kampf, gegen Emily, würde solange gehen, wie sie es zulässt. Gegen sie würdet ihr keinen einzigen Treffer landen. Emily hingegen müsste euch nur ein einziges Mal mit ihren Giftmandibeln erwischen und ihr würdet einige Tage lang unglaubliche Schmerzen und Krämpfe erleiden. Wenn ihr jetzt noch unbedingt gegen die drei kämpfen wollt, werde ich euch nicht davon abhalten, aber ich rate euch, sie vorher um einen Übungskampf zu bitten. Denn wenn ihr sie ohne Vorwarnung angreift, so wie Tinira mich, dann wird euch zumindest einer, der drei, töten. Das ist mein voller ernst Dun'var! Tut es nicht!"

Dabei ermahnte er Schattenklaue eindringlich und hob sogar warnend den Zeigefinger.

Tinira knurrte leise und wandte etwas beschämt den Kopf ab, wohingegen Dun'var eher noch neugieriger wurde. Schimmerschuppe neben ihm, wirkte dagegen skeptisch. *Das ist interessant. Ein Biss von einem Zweibeiner in meinen Hals soll mich zur Aufgabe zwingen?* wollte er fast schon amüsiert wissen und Miller bemerkte erklärend: „Ich bin nicht der einzige Titan, dessen Körper die Eigenschaften von anderen Lebewesen übernimmt. Sagt euch eine Tierart namens Krokodil etwas? Vielleicht kennt ihr sie auch als Panzerechsen." Der Drache zwinkerte bejahend. *Die mittelgroßen Echsen von den Flüssen im Westen, ja ich erinnere mich.* „Gut. Dann muss ich euch wohl nicht sagen, weshalb sein Biss euch außer Gefecht setzt? Er besitzt ebenso spitze Zähne wie ihr und seine Kiefermuskeln sind, auf seine Größe gerechnet, um einiges kräftiger als die euren. Er würde vielleicht zwei, drei Versuche brauchen, bis er die äußeren Haut- und Muskelschichten an eurem Hals durchdringt, aber danach könnte er eure Halswirbelsäule mit einem einzigen Biss zertrümmern. Und wenn er beim freilegen ein großes Blutgefäß erwischt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen, dass ihr nur wenige Minuten durchhaltet." meinte der Colonel und tippte sich beispielhaft an seinen eigenen Hals, wobei er aufpassen musste, Feyth nicht zu wecken.

Der mitternachtsblaue Drache knurrte überrascht. *Ein Mensch mit dem Gebiss einer Panzerechse? Aber ich sollte wohl nicht so überrascht sein, immerhin besitzt ihr die Augen eines Drachens!* „Oh, Alex hat weit mehr, als nur das Gebiss, aber das seht ihr, sobald wir in Lendol sind." „Dieses Eigenschaft besitzt also jeder aus eurer Einheit? Sich Merkmale eines anderen Lebewesens anzueignen?" fragte Eragon nachdenklich und sprach damit wieder das erste Mal nach über einer halben Stunde. John wandte sich ihm zu und nickte. „Ja, das stimmt." „Ich verstehe. Aber was ich und Saphira uns schon seit geraumer Zeit fragen: Woher kommt die Kraft gegen einen Drachen ohne Magie bestehen zu können? Ich meine, natürlich könnte euer Körper die Muskelkraft eines Kulls in sich aufnehmen, doch selbst diese Hünen können sich nicht gegen einen Drachen behaupten. Also bleibt die Frage, wie? Haben etwa die Magier in eurer Heimat euren Körper verändert?" hakte der Drachenreiter nachdenklich nach und blickte Miller tief in die Augen.

Dieser überlegte kurz, wie er antworten sollte, schließlich würden Eragon und die anderen wohl kaum etwas von der Technologie verstehen, die ihm diesen Körper beschert hatte. Andererseits wollte er auch nicht schon wieder mit einer billigen Ausrede daherkommen. Er fasste einen Entschluss und räusperte sich, woraufhin jeder in seiner unmittelbaren Umgebung die Ohren spitzte, außer vielleicht Miriam. „Also gut, ich will versuchen es euch zu erklären. Als erstes solltet ihr wissen, dass ihr recht mit der Vermutung hattet, dass mein Körper verändert wurde. Nur nicht durch Magie, sondern Technologie. Aber das ist eher zweitrangig, da ihr sehr wahrscheinlich nichts damit anfangen könntet, wenn ich plötzlich mit Fachgesimpel daherkomme. Deshalb stelle ich erst einmal eine einfache Frage. Wisst ihr in groben Zügen, wie ein Muskel aufgebaut ist?"

Zu seiner Freude nickte Eragon langsam. „Aus mehreren einzelnen Fasern. Das ist eine der Grundlagen der magischen Heilung, denn wenn man nicht weiß, was genau das Problem bei einer Wunde ist, ist es praktisch unmöglich, sie perfekt zu behandeln. Aber ich schweife ab, bitte Fahrt fort."

„Gut, das erspart mir einiges an Erklärarbeit. Nun denn, ein Muskel besteht also aus mehreren einzelnen Fasern. So viel wisst ihr. Dann wisst ihr vermutlich auch, dass ein Muskel mit dicken Fasern weitaus kraftvoller ist, als einer mit dünnen. Deshalb besitzen Kull einen so ausladenden Körperbau, ihre Muskeln sind schlicht und ergreifend dicker, beziehungsweise dichter gepackt, als die eines Menschen. Noch dazu kommt, dass es an sich zwei verschiedene Arten an Muskelfasern gibt. Eine, die sehr viel Kraft in kurzer Zeit aufbringen kann, dafür aber sehr schnell ermüdet und eine, die nicht so viel Kraft aufbringen kann, dafür aber auch nur langsam ermüdet. Könnt ihr mir bis hierher folgen?" meinte John, worauf der Schattentöter abermals langsam nickte.

„Es geht schon über das hinaus, was ich weiß, aber so wie ihr es erklärt, ergibt es Sinn."

„Das ist gut. Ich schätzte es ist keine große Überraschung, wenn ich jetzt sage, dass es normalerweise eine gesunde Mischung zwischen diesen beiden Typen gibt." „Das er scheint mir nur logisch. Ansonsten müsste man wohl vor Erschöpfung zusammenbrechen, wenn man einige Minuten gelaufen, oder auch nur gestanden ist." Miller schmunzelte über die schnelle Schlussfolgerung des Drachenreiters und fuhr dann abschließend fort: „Exakt, äußerst scharfsinnig Eragon. Womit wir endlich beim Geheimnis meiner Stärke angelangt wären, welches im Grunde aus drei Teilen besteht.

Erstens: Ich besitze viele zusätzliche Muskelfasern in jedem Muskel, welche mir durch komplexe Verfahren eingepflanzt wurden! Dadurch kann ich an sich schon mehr Kraft aufbringen, als ein normaler Mensch.

Zweitens: Die Fasern in meinen Muskeln sind um ein vielfaches dicker, als es von Natur aus möglich wäre. Würde ich meinen Anzug nicht tragen, könntet ihr sehen, dass ein Kull neben mir fast magersüchtig erscheinen dürfte.

Und schlussendlich Drittens: Fast sämtliche meiner Muskelfasern wurden durch den äußerst kraftvollen Typ ersetzt! Das erhöht meine Stärke noch einmal um ein vielfaches.

Nur um euch ein Beispiel zu geben: Ich weiß nicht, ob ihr hierzulande mit Gewichten trainiert, aber ich kann, ohne meine Rüstung, knapp drei Tonnen, für euch in etwa 6.600 Pfund, über meinen Kopf stemmen und damit ein paar dutzend Meter gehen. Das dürfte wohl selbst für einen Kull ein Ding der Unmöglichkeit sein."

Mit diesen Worten setzte er ein verschmitztes Lächeln auf, als er sah, wie sich Eragons Augen weiteten. Auch Alanna links neben ihm keuchte laut hörbar. „Barzûln! 6.600 Pfund! Kein Wunder, dass ihr Saphiras Pfote mit einem einigen Schlag brechen konntet." fluchte der Schattentöter leise, wohingegen die Elfe ihn einfach nur geschockt ansah. *Das ist überaus beachtlich für einen Menschen, Rotauge. Ich glaube ich verstehe langsam, weshalb ich mich lieber nicht von den Fäusten eines Titanen treffen lassen sollte.* merkte Dun'var respektvoll an und Saphira brummte zustimmend. *Eure Stärke ist wirklich außergewöhnlich für einen Zweibeiner, Drachenritter. Aber Kraft und Rüstung allein hätte nicht ausgereicht, euch vor größeren Verletzungen zu bewahren, als ich euch mit meiner Pranke niederwarf.* erwiderte die blaue Drachendame jedoch nachdenklich und John neigte zustimmend den Kopf.

„Das habt ihr richtig erkannt, Schimmerschuppe. Meine Rüstung kann mich zwar vor vielem, aber längst nicht allem schützen. Es gibt noch etwas, dass in den Faktor Körperkraft hineinspielt. Sämtliche meiner Knochen sind mit einer extrem harten und widerstandsfähigen Metalllegierung überzogen, was sie praktisch unzerstörbar macht. Deshalb hat mir der Schwertstreich des Ra'zacs auch nicht den Schädel gespalten." erklärte er, wobei seine Gesichtsmuskeln kurz unwillkürlich zuckten, als eine weiterer brenneder Schmerz seinen Hinterkopf durchzog. Offensichtlich waren die Naniten wohl kurz davor, die Reparatur an seiner Kopfhaut abzuschließen.

Nun war es Saphira, die überrascht schnaubte. *Eure Knochen sind aus Metall?* „Nein, nein. Sie sind lediglich mit einer Legierung überzogen. Ansonsten wäre ich noch viel schwerer, als ich es ohnehin schon bin. Es gibt nur eine einzige Ausnahme unter den Titanen, aber das ist eine andere Geschichte." widersprach er ihr und tippte sich symbolisch mit dem Zeigefinger gegen den Kopf.

„Knochen, die mit Metall verstärkt wurden, davon habe ich noch nie gehört. Wie eine innenliegende Rüstung. Aber das erklärt natürlich, wie ihr Saphiras Angriff so einfach überstehen konntet. Ihr seid wirklich überaus faszinierend, John. Allerdings frage ich mich immer noch: Wenn eure Muskeln nur noch aus diesen schnell ermüdenden, aber kraftvollen Fasern bestehen, wie kann es dann sein, dass ihr ohne nennenswerte Pausen umherlaufen und sogar kämpfen könnt? Ich möchte fast sagen, dass eure Ausdauer sogar noch die meine übertrifft." entgegnete Eragon fasziniert und sah den Titanen fragend an.

Dieser lächelte verschmitzt und antwortete: „Die Antwort darauf habe ich bereits eurem Seelenpartner verraten. Dank meines besonderen 'Blutes' regeneriere ich mich extrem schnell. Wobei es da im Bezug auf meine Muskeln noch einen kleinen Kniff gibt, aber euch diesen zu erklären wäre viel zu umständlich."

Der Großmeister hob skeptisch eine Augenbrau an, entspannte sich jedoch einige Momente wieder. „Ich verstehe. Aber bitte verzeiht, Saphira wies mich gerade daraufhin, dass auch ihr natürlich das Recht darauf habt, Fragen zu stellen. Insofern sie nicht die Geheimnisse des Ordens beinhalten, werden wir sie so gut es uns möglich ist beantworten." sagte er schließlich höflich. Der Colonel neigte respektvoll den Kopf und schenkte der blauen Drachendame ein kleines Schmunzeln. „Vielen Dank, Schimmerschuppe." Saphira erwiderte mit einem tiefen Brummen und zwinkerte ihm zu.

Dann jedoch wurde John wieder etwas ernster und wollte mit entschiedenem Ton wissen: „Kenn ihr einen Drachen namens Bralluth? Micheal sagte mir, dass Tymdek mir geraten hat, euch nach ihm zu fragen." Schlagartig kippte die Stimmung in der Gruppe. Dun'var und Saphira knurrten wütend und auch Eragon und Alanna setzten grimmige Mienen auf. Die Atmosphäre schlug derart schnell ins feindselige um, dass Miriam ängstlich zusammenzuckte und selbst Tinira wirkte verwirrt.

Instinktiv spannte sich Millers gesamter Körper an.

*Eierdieb! Verräter! Menschenfresser! Knochenschänder!* knurrte die blaue Drachendame wütend in seinem Kopf und Schattenklaue vertiefte die Beschimpfungen, indem er hinzufügte: *Blutsverräter! Feigling! Mörder!* „Ich schätze mal, die Antwort lautet: Ja." bemerkte der Soldat angespannt und warf Schattentöter neben ihm einen misstrauischen Blick zu, während das donnernde Knurren als Echo immer wieder von den Wänden des Treppenaufgangs widerhallte.

Der Drachenreiter nickte grimmig. „Leider ja. Er ist ein männlicher, wilder Drache und hat uns schon einige schlaflose Wochen beschert." „Er ist einer der Gründe, weshalb viele Menschen dem Orden gegenüber kritisch eingestellt sind und es viel lieber sehen würden, dass es keine wilden Drachen gäbe." merkte die Elfe wütend an und ballte die Hand zu einer Faust. Sie derart wütend zu sehen, überraschte den Titanen leicht und seine Gesichtszüge wurden hart. „Ich verstehe. Eure Aussagen lassen mich stark vermuten, dass Bralluth in der Vergangenheit vereinzelt menschliche Siedlungen angegriffen und Bewohner gefressen hat." analysierte der Colonel trocken, woraufhin Eragon beschämt den Kopf abwandte und Saphira von einem Knurren in ein trauriges Jaulen überging.

„Sein Verstand ist von der Wut auf Galbatorix's Verbrechen vernebelt. Er macht euer ganzes Volk für die Gräueltaten eines einzelnen, verrückten Mannes verantwortlich und sieht euch als nicht mehr, wie dummes Vieh." erklärte Alanna verbittert. „Wäre er alleine, dann hätte ich die Sache aller Wahrscheinlichkeit schon längst geklärt, doch das eigentliche Problem ist, dass viele der wilden Drachen so denken wie er und sich ihm anschließen." meinte der Schattentöter schwer seufzend und Dun'var fügte knurrend hinzu: *Und dabei schreckt dieser Blutsverräter nicht davor zurück frischgelegte Nester zu plündern, um die Küken mit seinem Hass im Herzen aufzuziehen! Ich gebe offen zu, dass ich selbst schon über ein Dutzend Menschen in meinem Leben gefressen habe, aber niemals aus purem Vergnügen! Ein ganzes Volk für die Taten eines einzelnen verantwortlich zu machen, hat die Drachen und die Elfen schon einmal an den Rand der gegenseitigen Auslöschung getrieben! Würde Bralluth hier und jetzt vor mir auftauchen, würde ich ihm ohne zu zögern das Genick brechen!*

„Ich kann eure Wut gut verstehen, Schattenklaue." erwiderte John emotionslos. „Rachegelüste führen nur zu weiterer Wut und Rachegelüsten. Das habe ich immer wieder in den Kriegen erlebt." „Da habt ihr recht, John. Ich wünschte nur, wir könnten Bralluths Anhänger davon überzeugen, aber das ist ein aussichtsloses Unterfangen. Wir suchen schon seit Jahren nach einer passenden Lösung." stimmte der Großmeister kopfschüttelnd zu.

Doch dann horchten sie beide auf, als Alanna neben ihnen plötzlich ein erschrecktes Kreischen ausstieß und sich die Haare raufte. „Oh nein! Vor lauter Aufregung habe ich euch ganz vergessen etwas sehr wichtiges zu sagen, Ebrithil!" rief sie aufgebracht und der Titan musste seiner freien Hand ihre Arme ergreifen, um sie daran zu hindern, sich erneut Haare auszureißen.

„Beruhigt euch, Alanna. Was ist es, dass ihr vergessen habt, Eragon zu sagen?" fragte er trocken, woraufhin sie schwer schluckte und hastig in Richtung des älteren Drachenreiters sagte: „Bralluth und sein Gefolge haben sich der Schwarzen Rose angeschlossen!"

Eragon blieb wie angewurzelt stehen und die anderen folgten seinem Beispiel gezwungener Maßen. Er ließ Miriams Hand los und legte sie sich nachdenklich an die Stirn, während er mit grimmiger Miene die Augen schloss.

„Wann?" fragte er nur. „Vor etwa zwei Monden. Sie kamen in der Nacht, ich konnte nicht genau erkennen, wie viele es waren, aber mindestens drei Dutzend. Und allesamt so groß oder noch größer wie Bralluth selbst!" antwortete die Elfe eilig, was die Drachen hinter ihnen laut knurren ließ. „Barzûln! Das ist das Letzte, womit ich gerechnet hatte! Ich muss unverzüglich mit Orik, Arya, König Merto und König Janik reden! Nicht zu vergessen die Fürsten von Nidhan! Verzeiht, John, aber ich fürchte unser Gespräch muss noch etwas warten. Wir müssen so schnell es geht die Feste erreichen, damit ich Merto und Janik warnen kann, bevor noch ein Unglück geschieht." rief Eragon fluchend aus und führte Miriam zu Saphira hinüber, nachdem John ihm verstehend zugenickt hatte.

'Eine äußerst prekäre Situation. Eine Rotte menschenjagender Drachen könnte viel Panik und Chaos unter den Königreichen schüren und den Konflikt zwischen den Völkern künstlich verstärken. Eragon muss sie warnen, ehe es zu spät ist.' analysierte der Titan Alannas Enthüllung und versicherte sich umgehend, ob Feyth immer noch schlief, oder alles mit angehört hatte. Glücklicherweise schien ersteres der Fall zu sein, denn ihr kleiner Brustkorb hob und senkte sich in einem ruhigen Rhythmus. Er drehte sich Alanna zu, die sehr verbittert und wütend auf sich selbst wirkte, während der Schattentöter, Miriam zu Keno auf Saphiras Sattel setzte.

„Schon wieder habe ich versagt, John-Vodhr. Ich hätte Meister Eragon sofort von dieser Gefahr berichten müssen!" murmelte sie niedergeschlagen. „Nicht jeder besitzt ein perfektes Gedächtnis, Alanna. Niemand macht euch Vorwürfe, es ist nun einmal viel passiert in den letzten paar Stunden. Da kommt es nun einmal vor, dass der Verstand andere Dinge in den Vordergrund schiebt." entgegnete er tonlos und gab ihre Hände wieder frei. „Danke für eure Worte, aber es ändert nichts an der Tatsache." erwiderte die Elfe und legte die linke Hand auf die verborgene Brusttasche.

Miller wusste, dass die Droge, die er ihr verabreicht hatte immer noch wirkte und die Verbindung mit ihrem Drachenpartner unterdrückte. Dennoch konnte er sich gut vorstellen, wie sie allein vom Gedanken an Nirlath neue Kraft schöpfte. Darauf konnte er jedoch keine Rücksicht nehmen, wenn sie die Feste so schnell wie möglich erreichen sollten. „Alanna, könntet ihr euch in den Sitz des Rucksacks setzen? Ich werde das Tempo gleich etwas anziehen, sobald Eragon, Miriam in Saphiras gesetzt hat." bat John sie deshalb nüchtern und schwach nickend bejahte Alanna seine Frage. Daraufhin ging er in die Hocke , um die Drachenreiterin aufsitzen zu lassen. Sobald sie halbwegs sicher in der Tragevorrichtung saß, stand er wieder auf und wandte sich Eragon zu, der gerade von Saphira herunterstieg.

„Darf ich euch einen Vorschlag unterbreiten, Schattentöter?" fragte Miller trocken. „Ich bitte darum." entgegnete der Großmeister ernst. „Wir werden schneller vorankommen, wenn ihr euch an meinen Rücken hängt. Allerdings würden wir so Saphira und die anderen weit hinter uns lassen. Die Entscheidung liegt bei euch." unterbreitete John tonlos und deutete auf die Drachen, immer noch leicht verstimmt dreinblickten. Der Großmeister blickte hinüber zu seiner blauen Drachendame und schien kurz mit ihr zu reden, denn nach einigen Augenblicken nickte er dem Titanen bestimmt zu. „Wohlan denn, John. Euer Vorschlag klingt halbwegs vernünftig." „Gut, dann springt auf und haltet euch gut fest." entgegnete der Colonel ernst und ging abermals leicht in die Knie, um den Schattentöter aufsteigen zu lassen. Einige Momente später meinte dieser: „In Ordnung, wir können."

Ohne weiter zu zögern ging Miller direkt in den Sprint über und ließ die Drachen, welche sich bemühten Schritt zu halten, binnen weniger Sekunden weit abgeschlagen hinter sich. Seine Spikes unter den Stiefeln, die nachwievor ausgefahren waren, boten ihm den nötigen Halt auf dem eigentlich glatten Felsgestein, um fast auf sein maximales Sprinttempo zu gelangen, wobei ihn die Masse auf seinem Rücken doch leicht ausbremste.

Meter um Meter legte er zurück, immer im Kreis die ewig lange Treppe hinauf. Er war kurz überrascht, dass die beiden Drachenreiter ebenso wie er keinen Schwindelanfall bekamen von der extremen Kreisbewegung, doch als er näher darüber nachdachte ergab es Sinn. 'Auf dem Rücken eines Drachens herrschen vermutlich ebenso enorme Kräfte während des Flugs. Vielleicht nicht gerade wie in einem Fighterjet, aber immer noch stark.' dachte er und presste die Kiefer aufeinander, als erneut eine Schmerzwelle durch seinen Hinterkopf zog, jedoch schnell wieder abebbte. Kurz darauf spürte er wieder das natürliche Gefühl der kalten Luft, wie sie über seine nackte Kopfhaut strich. Die Naniten hatte ihre Reparatur beendet, zumindest an dieser Verletzung.

Die Minuten vergingen, wurden allmählich zu Stunden, aber keiner der drei verlor auch nur ein einziges Wort während sie die Treppe hinauf rasten. Miller konnte sich gut vorstellen, dass sowohl Eragon, als auch Alanna tief in Gedanken versunken waren. Er selbst wäre es auch, wenn er sich in ihrer Position befinden würde. Der Titan wusste nicht mehr, wie weit es noch bis zur Feste war, schließlich war seine Höhenanzeige in seinem HUD seit dem Dimensionssprung nicht mehr geeicht. Allerdings konnte es nicht mehr allzu weit sein, wenn er seine Geschwindigkeit mit der Steigung der Treppen verglich. Das einzige Problem war, dass sein Körper durch den Spurt und den nebenher ablaufenden Heilungsprozessen viel Energie verbrannte. Es würde zwar noch mit Sicherheit dafür reichen, um zur Feste zu gelangen, doch danach musste er unbedingt seine Speicher wieder auffüllen.

Was im Grunde nur bedeutete, dass er eine Menge essen musste.

So also rannte er weiter den mit flammenlosen Laternen ausgeleuchteten Treppenaufgang hinauf, bis er nach weiteren zwei Stunden vor einem gigantischen Tor aus Fels stehen blieb. John konnte hören und spüren, wie die beiden Drachenreiter von ihm absprangen und vor an den verschlossenen Durchgang traten. Er selbst blieb erst einmal schwer atmend stehen. Der Spurt hatte ihm doch mehr abverlangt, als er zuerst gedacht hatte, sogar sein zweites, künstliches Herz hatte sich auf Grund der enormen Belastung aktiviert, um die Naniten schneller zirkulieren zu lassen. Er hatte nicht einmal wirklich mitbekommen, dass die Naniten die Rekonstruktion seines Ohrs und seiner Nase vollständig abgeschlossen hatten. Erst jetzt, als er tief durchatmete, bemerkte er den starken Luftzug, der durch seine Nase strömte.

'Es ist eine ganze Weile her, seit ich meinen Körper das letzte Mal dermaßen belastet habe.' dachte er angestrengt, während Eragon ihm ein anerkennendes Nicken schenkte. „Habt vielen Dank John, wirklich eine beeindruckende Leistung. Noch niemand hat es in solch einer kurzen Zeit geschafft die 'endlose Treppe' wie die Zwerge sie gerne nennen zu erklimmen. Und schon gleich gar nicht, mit solch schwerem Ballast. Saphira und die anderen haben erst vor wenigen Minuten die ungefähre Hälfte des Aufstiegs erreicht." „Es ist – für Drachen – wohl auch – um einiges schwerer – solch eine Strecke zu Fuß – zurückzulegen." brachte Miller zwischen mehreren schweren Atemzügen hervor.

„John-Vodhr! Geht es euch auch gut? Ich habe euch noch nie so schwer atmen gehört, selbst nach dem Kampf gegen Dun'var nicht!" rief die Elfe erschrocken aus und trat wieder zurück zu dem Soldaten. Dieser hob beruhigend die Hand und seine Gesichtszüge entspannten sich wieder leicht. „ Es ist – alles in Ordnung. Gebt mir – gebt mir nur ein paar Sekunden." erwiderte er halbwegs ruhig zwischen seinen Atemzügen, welche auch tatsächlich allmählich schon leichter wurden. „Ihr solltet euch wohl am besten ausruhen und etwas essen und trinken, während ich mich um meine Angelegenheiten kümmere. Doch erst jetzt einmal –" merkte der Schattentöter an und berührte mit der rechten Hand die riesige Steintür. Diese Schwang auf magische Weise auf und grelles Tageslicht mitsamt kühler Luft strömte ins Innere des Aufgangs.

„Willkommen in der Fester des Drachenreiterordens!" sagte der Großmeister und machte eine einladende Geste zu dem Titanen.

Dieser folgte der stummen Aufforderung und trat gemeinsam mit den beiden Reitern ins Freie, trotz der Proteste seiner ermüdeten Beine. Seine Augen weiten sich. Vom Unwetter der vergangenen Nach fehlte jede Spur und stattdessen strahlte ihnen die grelle Morgensonne entgegen. Doch das, war längst nicht das Erstaunlichste.

Vor ihm lag ein gigantischer Hof, von relativ niedrigen Mauern umgeben, in den mindestens zehn Drachen von Saphiras Größe her Platz finden würden. In den vier Ecken der Mauer, stand jeweils ein hoher Wachturm, mit rotgeziegeltem, rundem Spitzdach. Das Dach besaß in der Mitte jedoch ein mittelgroßes Loch, über dem ein extra Schutzdach angelegt war, damit der Qualm des Feuers, das darunter loderte ungehindert abziehen konnte. Das Mauerwerk an sich wies keinerlei Schlitze, oder Bearbeitungsspuren auf, insofern der Soldat es erkennen konnte. Als hätte man die Festung aus dem blanken Gestein des Berges selbst herausgeschlagen. Nur der Boden besaß eine andere Beschaffenheit, denn er war mit einem grau-rötlich anmutenden Kiesbett bedeckt, dass sich über die gesamte Fläche des Hofes erstreckte. Durch seine Drachenaugen sprang ihm die Farbe sofort ins Auge.

Auf der ihnen gegenüberliegenden Seite, die offensichtlich dem Abhang zugetan war, befand sich eine große Lücke in der Mauer, locker groß genug, um einen landenden oder startendem Drachen genug Platz zu bieten. An der linken Seite des Hofs befand sich ein langgezogenes Gebäude aus Stein, das ungefähr die Hälfte, der Länge des Platzes einnahm. Im Gegensatz zu den Wachtürmen bestand sein Dach grau-grünlichen Material, das in der Sonne leicht zu schimmern schien. Ansonsten wirkte es sehr einfach auf ihn. Es besaß mehrere Türen, die scheinbar aus dickem Holz waren und ein knappes Dutzend Fenster aus Glas.

Sein Kopf schwang herum, als er ein lautes Klacken vernahm, so, als würde jemand zwei dünne Äste gegeneinander schlagen. Dort, auf der rechten Seite befand sich ein kleiner Übungsplatz, mit festgesteckten Übungspuppen und einigen Zielen für Bogen- oder Armbrustschützen. Und auf einem abgesteckten Feld, das mit Holzspänen, anstatt Kies ausgelegt war, standen drei Personen. Zwei Kinder und ein Erwachsener. Die beiden Jünglinge, ein Mädchen und ein Junge standen sich mit dünnen Holzschwertern gegenüber, während der Erwachsene sie mit verschränkten Armen eingehend beobachtete.

Doch was John sofort ins Auge fiel waren eher die beiden Drachen, die neben an spielerisch miteinander rauften. Der eine hatte türkisene Schuppen, wohingegen die des anderen in einem satten Perlweiß glänzten. Beide waren etwas größer als Tinira und Feyth würde neben ihnen schon wie ein Neugeborenes wirken. Miller erinnerte sich schlagartig daran, dass diese Drachen vor ihm, womöglich seinen kleinen Schützling feindselig gegenüber eingestimmt waren und instinktiv spannte sich seine gesamte Muskulatur an. Eragon war zwar bei ihnen, doch das musste nicht unbedingt etwas bedeuten. Zu allem Unglück schien Feyth auch noch aus ihrem Schlummer zu erwachen, denn das kleine Drachenmädchen gähnte ausgiebig und begann ihre Beine genüsslich zu Strecken.

„Ah, Saskia, Simon und Vanir-Elda!" rief Eragon, ebenfalls überrascht, aus und hob die Hand zum Gruß. Fast augenblicklich hob der hochgewachsene Mann mit den schwarzen, schulterlangen Haaren, die beiden Kinder ließen ihre Schwertattrappen sinken und auch die Drachen hörten auf sich zu raufen. Allesamt sahen sie zu ihnen herüber, wobei die Kinder und der Mann ebenfalls die Hand zum Gruß erhoben. „Kommt, bevor ich euch alleine lasse, stelle ich euch noch kurz die neuesten Mitgliedern unseres Ordens vor." meinte der Großmeister bestimmt und bedeutete dem Titanen und Alanna ihm zu folgen, was diese auch sofort taten.

Währenddessen gurrte Feyth verschlafen und murmelte abwesend in Johns Geist: *Guten Morgen, John. Sind wir schon da?* 'Guten Morgen, Kleine. Ja sind wir, aber halt dich bitte bereit falls nötig wegzurennen. Ich weiß nicht, ob dir die beiden da vorne freundlich gesinnt sind. Und vergiss das Versprechen mit den geschlossenen Augen.' erwiderte er ernst, woraufhin der kleine Drache sofort zum Leben erwachte und die Augen öffnete. Ihr Körper begann leicht zu zittern, als sie ihre größeren Artgenossen erblickte. *Saskia und ihren Drachen Forlon kenne ich. Er mag mich zwar nicht sonderlich, aber er duldet mich in seiner Nähe, weil seine Seelenpartnerin und ich Freunde sind. Der Junge und der Beige sind mir aber fremd, sie waren noch nicht hier, als ich das letzte Mal mit Vater bei Onkel Eragon war.* Er legte ihr seine freie rechte Hand beruhigend auf den Kopf. 'Keine Angst, ich bin ja da. Er werden dir nichts tun können. Aber falls ich eingreifen muss, will ich, dass du sofort zu Alanna springst.' Sie fiepte zustimmend und drückte ihren Kopf Schutz suchend unter sein Kinn. Es waren nur noch wenige Meter bis sie die Schüler und ihren Trainer erreichen würden.

Er war etwas erleichtert zu hören, dass der türkisene Jungdrache Feyth duldete, aber das hieß noch lange nicht, dass es der andere auch tun würde. Der Colonel hielt es zwar für unwahrscheinlich, dass er es wagen würden Feyth zu attackieren, insbesondere da Eragon bei ihnen war, doch nichts war unmöglich, vor allem nicht im kindlichen Übereifer. Immerhin hatte Larva sich noch nicht zu Wort gemeldet, um ihn zu warnen, was das Schwert bisher immer in gefährlichen Situationen getan hatte. Das gab ihm zumindest noch einen kleinen Schub an Sicherheit. Dann blieben sie auch schon stehen.

Erst jetzt erkannte der Soldat, dass es sich bei dem Mann, um einen Elfen handelte. Seine hohen Wangen, das zierliche Kinn und die bleiche Hautfarbe ließen ihn schwächlich erscheinen, doch Miller wusste, dass sich unter der feinverzierten, braunen Lederrüstung ein starker Kämpfer steckte. „Atra Esterní ono thelduin, Mor'ranr lífa unin Hjarta onr, un du Evarínya ono varda, Vanir-Elda." begrüßte der Schattentöter den Trainer respektvoll und legte dabei Zeige und Mittelfinger seiner rechten Hand an die Lippen. Alanna tat es ihm gleich und auch Vanir erwiderte die Grußformel höflich. John verstand davon kein einziges Wort, aber es interessierte ihn auch kaum.

Stattdessen beobachtete er lieber den beigen Drachen links neben ihm aus den Augenwinkeln. Im Gegensatz zum Türkisenen, der sich auf seinen Allerwertesten gesetzt hatte und sie mit schräg gelegten Kopf betrachtete, verharrte der Beige in einer Position, aus der er sie mit Leichtigkeit anspringen konnte. Seine elfenbeinfarbenen Augen waren starr auf ihn und Feyth fixiert.

„Es ist schön euch wohlbehalten zu sehen, Eragon-Elda. Wir hatten euch und eure Begleiter erst gegen Nachmittag zurückerwartet. Deswegen dachte ich, es wäre angebracht den beiden Schülern noch eine kurze Lektion im Schwertkampf beizurbringen." meinte der hochgewachsene Elf mit einer melodisch anmutenden Stimme, während er John, der ihn um fast einen Meter überragte, eingehend musterte. „Ja, aber es gab eine kleine Komplikation. Ra'zacs haben uns überfallen, kurz nachdem wir den 'Goldenen Drachen' betreten hatten. Wir konnten sie überwältigen, doch Lobert und seine Familie kamen dennoch ums Leben, einzig und allein Miriam hat die Begegnung überlebt. Aber darüber werde ich noch mit euch und den anderen hinter verschlossenen Türen reden." erwiderte der Schattentöter leicht bedrückt. „Ich verstehe und scheinbar konntet ihr einen von ihnen gefangen nehmen." bemerkte Vanir und nickte in Richtung des ohnmächtigen Ra'zacs, der nach wie vor von John festgehalten wurde.

„Ja und ich vergesse gänzlich meine Manieren." entgegnete der Drachenreiter und deutete dann respektvoll auf den Colonel. „Die kleine Feyth und Alanna kennt ihr ja bereits, Vanir, aber darf ich euch, Colonel John Miller vorstellen? Er ist derjenige, der den jungen Keno aus seiner Gefangenschaft befreit und Lyath vor dem Überfall der Schwarzen Rose bewahrt hat. Zudem ist er der Anführer jener Einheit, die den Angriff auf Lendol abgewehrt hat. John, das hier ist Vanir, aus dem Hause Haldthin. Er unterrichtet zurzeit die Schüler in der Kunst des Schwertkampfes und ist ein alter Freund aus meiner Lehrzeit." Der Soldat neigte höflich den Kopf und der Elfenkrieger tat es ihm gleich. „Es ist mir eine Ehre euch kennenzulernen, Meister Miller. Eragon-Elda hat mir schon einiges über eure Taten berichtet." „Die Freude ist ganz meinerseits, Vanir."

„Verzeiht, falls ihr es als unhöflich betrachtet, wenn ich euch so anstarre, aber eure 'Augen' sind überaus – einzigartig." bemerkte der Elf gebannt, woraufhin Miller verständnisvoll nickte. „Natürlich nicht." meinte er und musste unwillkürlich schmunzeln, als er von der Höhe seiner Beine her Saskia aufgeregt flüstern hörte: „Siehst du, ich sagte doch, dass Herr Miller Drachenaugen hat, Simon! Und du wolltest mir nicht glauben!"

Er sah hinunter zu den beiden Kinder, welche dadurch sichtlich erschraken. Das Mädchen sah immer noch genauso aus, wie er sie damals in der Traumsicht gesehen hatte. Braune, schulterlange Haare, eine etwas dunklere Hautfarbe und ihre Muskeln waren deutlich stärker entwickelt, als es bei einem Mädchen in ihrem Alter der Fall sein sollte. Dazu trug sie ein einfaches, weißes Hemd, samt brauner Leinenhose. Der Junge wirkte gegen sie regelrecht schmächtig. Er besaß strohblondes, kurzgeschorenes Haar, einige Sommersprossen auf der Nase und eine dünne, aber dennoch gut sichtbare Narbe, die sich fast über seine gesamte linke Wange zog. Von der Kleidung her war er identisch mit seiner Kameradin. Von der Größe her gaben sich beide nicht viel, wobei sie jeweils nur knapp über seine Hüfte hinauskamen.

„Ihr müsst meine Schüler bitte entschuldigen, Herr Miller. Es scheint, als hätten sie wieder einmal vergessen, was Höflichkeit bedeutet." entgegnete Vanir seufzend, doch John hob beruhigend die Hand. „Schon gut, Vanir. Es sind immer noch Kinder, ich werde es ihnen nachsehen." erwiderte er lächelnd. „Das sind Saskia und Simon unsere neuesten und jüngsten Schüler. Und das sind ihre beiden Drachen. Der Türkisene ist Saskias Partner und hört auf den Namen Forlon. Und der Beige ist natürlich Simons Begleiter und nennt sich Delon." stellte Eragon die vier der Reihe nach vor, wobei die beiden Kinder nicht viel mehr machten, als zittrig die Hand zu heben, wohingegen Forlon sich sichtlich aufplusterte, um groß und stark zu erscheinen. Nur Delon schien etwas anderes im Sinn zu haben.

Denn der beige Drache trat mit gesenktem Kopf an ihn heran und zeigte ihm seine verwundbare Kehle, während er gleichzeitig mit einem gewissen Funkeln in den Augen den Titanen und Feyth anstarrte. John kannte dieses unterwürfige Verhalten, der halbstarke Drache bat um seine Erlaubnis, ihm näher kommen zu dürfen. Er nickte dem Jungdrachen langsam zu und gleichzeitig fiel ihm ein großer Stein vom Herzen. Delon würde seinem kleinen Schützling nichts antun, nicht mit solch einem Verhalten.

Und tatsächlich, der Beige streckte seinen Kopf nur vorsichtig auf gleiche Höhe wie Feyth, die zwar spürbar zitterte, aber nicht zurückwich, und beschnupperte die grüne Drachendame interessiert. Einige Augenblicke später entspannte sich Feyth wieder und sprang sogar von seiner Schulter herunter. 'Feyth?' fragte Miller leicht überrascht und sah zu, wie sie selbstbewusst auf ihren größeren Artgenossen zumarschierte, der zunächst leicht vor ihr zurückwich, nur um sie danach schnuppernd zu umrunden.

*Geh nur mit Alanna etwas essen, ich werde ihr draußen auf dich warten.* kam es von ihr nur aufgeregt zurück, woraufhin der Soldat in sich hinein lächelte. Dann wandte er sich wieder den anderen zu, wo Alanna gerade ihre Begrüßung mit den Schülern beendete und Eragon in die Hände klatschte.

Etwas ernster meinte der Großmeister anschließend: „In Ordnung, bitte lasst euch nicht weiter stören, Vanir-Elda, ich wollte nur kurz die Gelegenheit nutzen, um euch einander vorzustellen. Ich werde später auf euch zurückkommen, sobald ich einige dringende Angelegenheiten geregelt habe." Der Elf neigte respektvoll den Kopf. „Wie ihr wünscht, Argetlam. Ich hoffe, ihr werdet eure Probleme rasch gelöst haben. Mögen die Sterne über euch wachen." „Und über euch, Vanir-Elda." erwiderten sowohl Eragon als auch Alanna und führten ebenso die der Trainer zwei Finger an ihre Lippen. Der Colonel hingegen hob nur die Hand zum Gruß und nachdem sie sich auch von den Schülern verabschiedet hatten, gingen sie gemeinsam in Richtung der Feste davon.

John warf dabei Feyth noch einmal einen kurzen Blick zu und bemerkte zufrieden, wie der kleine Drache mit Delon umher tollte. Als er den Kopf wieder nach vorne wandte staunte er nicht schlecht.

Die Festung, welche vor ihm lag, war wie auch die Mauern um den Hof herum, aus dem Felsgestein selbst geformt und wirkte solide und fest. Sie war vor allem in den Berg hineingeschlagen worden! Es gab nichts an ihr, das groß an Prunk oder Dekoration erinnerte, sondern es war ein einziges, massives Bollwerk. Es gab, soweit er es erkennen konnte mehrere Etagen, in denen allesamt kleine Glasfenster eingesetzt waren, eine turmähnliche Konstruktion, der das Fundament, mit dem Bergüberhang, der die gesamte Anlage überschattete, Verband und vor allem immer wieder große Abstufungen, sodass sich das Gebäude praktisch wie eine riesige Treppe nach oben hin immer weiter in den Berg hineinzwängte. Die Feste war mindestens über 600 Meter lang und er konnte nicht einmal ahnen, wie tief sie im Innern in das Gestein hineinragte. Es war ein äußerst imposantes Bauwerk, selbst für ihn, der die gigantischen Wolkenkratzer aus seiner Heimat oft genug gesehen hatte.

Einzig und allein die Treppe, welche zum Eingang hinaufführte passte nicht ganz ins Bild hinein, denn mehrere Statuen aus Marmor und sogar Obsidian, die hauptsächlich Drachen darstellten, säumten ihre Ränder. „Ein wahrlich prachtvolles Bauwerk, Meister Drachenreiter. Es ist lange her, seit ich das letzte Mal solche Baukünste bestaunen konnte." sagte der Titan respektvoll, während sie langsam begannen die große Treppe hinaufzugehen. „Vielen Dank. Es hat auch etliche Jahrzehnte gedauert, bis die Feste so war, wie wir sie haben wollten. Allein das Fundament auszuheben hat mehrere Jahre gedauert, trotz Magieunterstützung. Aber ich bin stolz darauf." antwortete der Schattentöter und John nickte beeindruckt. „Das könnt ihr auch sein."

Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er das gigantische Steintor, das in der Felswand eingelassen war und den geheimen Aufgang mit dem Hof verband. Es dauerte knapp zwei Minuten, bis sie endlich oben am großen Eingangstor ankamen, durch das Saphira wohl zweimal hindurch gepasst hätte. Allerdings öffnete Eragon nicht das gesamte Tor, sondern nur eine kleine Tür, die im schweren Holz des Eingangs saß und gerade groß genug für den Colonel war, wovon dieser leicht überrascht wurde.

Das Innere des Eingangsbereichs glich einer riesigen Halle, von der mehrere Zugänge in andere Teile der Festung abführten. Zahlreiche Gemälde und sonstige Kunstgegenstände zierten ihre Wände, der Boden bestand aus feinstem Granit und an der Decke konnte der Soldat zahlreiche schwarze Rußflecken erkennen. Offenbar hatten sich einige der Drachen hier auf ihre eigene Art verewigt. Beleuchtet wurde das Ganze natürlich vom, durch die großen Fenster hereindringenden Sonnenlicht, aber er konnte auch einige der flammenlosen Laternen sehen, die an feingearbeiteten Halterungen hingen.

„In Ordnung, bitte verzeiht meine Eile, aber ich muss mich nun wirklich sputen. Diese Angelegenheit kann nicht noch länger warten. Alanna, ihr kennt euch hier noch gut genug aus, oder? Bitte führt John doch in den Speisesaal und besorgt ihm etwas aus der Küche. Ach, den Ra'zac könnt ihr ruhig mir überlassen. Ich werde später dann wieder zu euch stoßen." meinte der Großmeister dann dringend, nahm Miller den nach wie vor bewusstlosen Attentäter ab und verschwand eiligst in einen der nach rechts abführenden Gänge, nachdem John und Alanna sich verabschiedet hatten.

„Nun gut, ich hoffe, ich kenne mich wirklich noch gut genug aus. Bitte folgt mir, John-Vodhr." meinte die Elfe lächelnd und ging mit dem Titanen im Schlepptau in einen der linken Gänge.

Während sie ihn mit schnellen Schritt durch das Innere der Feste leitete, viel Miller vor allem eines auf: Das gigantische Gebäude fühlte sich komplett leblos an. Nicht einmal kam es vor, dass sie einem anderen Elf, oder einem Bediensteten über den Weg liefen. Jeder neue Gang, den sie betrat, war leer, von den Teppichen, den Vorhängen und den Laternen einmal abgesehen. 'Eragon muss wohl selbst gehofft haben, mehr Reiter zu finden, als er bisher hat.' mutmaßte der Soldat still hob die Augenbrauen an, als er plötzlich den Geruch von gebratenem Fleisch in die Nase bekam. Keinen Moment später, bog die Elfe ein letztes Mal ab und er fand sich in einem mittelgroßen Saal, mit etlichen Tischen und Bänken wieder.

„Genauso wie ich ihn in Erinnerung hatte. Das hier ist der kleinere Speisesaal, John-Vodhr. Ich habe früher gerne hier gegessen, da man einen schönen Blick nach draußen auf den Hof hat. Bitte, setzt euch doch an einen der Tische an den Fenstern. Und keine Sorge, die Bänke sind magisch verstärkt, sie werden euer Gewicht ohne Probleme tragen. Ich werde euch schnell etwas zur Stärkung bringen." verkündete Alanna und deutete auf einen der Tische der direkt an einem der Fenster stand. John nickte und erwiderte: „Das werde ich tun." Damit verschwand die Drachenreiterin hastig in dem Durchgang, der ohne Zweifel zur Küche führte, während Miller zum Tisch hinüber trabte, den Rucksack an die Wand lehnend abstellte und sich auf die Bank setzte, welche unter seinem Gewicht, trotz ihrer magischen Verstärkung bedrohlich knackte. Aber sie hielt.

So also sah er wartend aus dem Fenster hinaus und beobachtete das Treiben im Hof. Dank seiner Drachenaugen konnte er selbst jetzt noch genau erkennen, wie Delon spielerisch Feyth über den Platz jagte und Saskia und Simon unter Vanirs Aufsicht ihr Training fortführten. Forlon saß direkt neben dem Trainingsfeld und beobachtete genau jede einzelne Bewegung, die die Reiter machten. So ging es einige Minuten lang unaufregend weiter und er konnte deutlich spüren, wie sein Körper ihm die Ruhe dankte und sich allmählich entspannte.

Dann kam Alanna an seinen Tisch gewankt, voll beladen mit einigen Pasteten, Würsten, einem Rad Käse, einem Laib Brot und zwei große Humpen, in denen eine goldgelbe Flüssigkeit schwappte, die er schon am Geruch als Met wiedererkannte. Sie stellte alles auf den Tisch und setzte sich ihm gegenüber hin. „Greift zu!" Das ließ der Titan sich nicht zweimal sagen. Wie ein Schwarm Heuschrecken fiel er über die Speisen herein. Die Pasteten verputzte er in Rekordzeit und auch die Würste verschwanden in ihm wie in einem Staubsauger. Zusätzlich biss er immer wieder vom ganzen Brot ab, als wäre es ein Brötchen und spülte alles mit einem großen Schluck Met herunter. Die Elfe saß ihm nur am Met nippend gegenüber und hatte ein freudiges Lächeln aufgesetzt.

Er hatte gerade angefangen den Käse zu verschlingen, als er mitten im Biss zu Eis erstarrte.

*Sie ist da! Mörderin! Sie will sie töten! Halte sie auf! Aufhalten! Bitte!* kreischte Larva laut in seinem Verstand und Panik schwang deutlich in seiner Stimme mit.

Was Johns Blut jedoch wirklich gefrieren ließ, war der kleine Zusatz, den der Seelensplitter gerufen hatte.

'Bitte!'

Larva hatte ihn noch nie um etwas gebeten.

Schlagartig war sein Puls auf 180, jeder Muskel, jeder Nerv in seinem Körper stellte sich instinktiv auf einen Kampf ein. Ruckartig wandte er dem Hof erneut seinen Blick zu und spuckte den Bissen Käse aus.

Ein großer, grüner Drache war auf dem Kiesbett gelandet und jagte scheinbar Feyth über den kompletten Platz, während sein Reiter seelenruhig neben Vanir stand, der scheinbar wütend auf ihn einredete.

Aufgeschreckt von Johns Reaktion sah Alanna ebenfalls hinaus und sämtliche Farbe wich von ihrem Gesicht. „Oh nein! Das ist Filia, Feyths Mutter!" rief sie panisch aus und duckte sich instinktiv weg, als etwas schweres neben ihr durch die Wand samt Fenster krachte.

Miller hatte in einer einzigen Bewegung Larva aus dem Rucksack gezogen, etwas Anlauf genommen und war aus dem Fenster gesprungen. Es war ihm egal, was für ein Schaden dabei entstand, er musste zu Feyth! Sie befanden sich zum Glück nur im dritten Stock womit er mit dem ersten Sprung bereits krachend auf dem Dach der ersten Gebäudestufe aufkam, wo er etliche Risse im Gestein hinterließ. Aber er wurde nicht langsamer. Mit einem weiteren Satz sprang er die letzten paar Meter herunter auf den Anfang der Treppen. Seine Stiefel hinterließen regelrechte Kratzspuren in dem harten Gestein, als er erneut lossprintete.

Er vergeudete keine Zeit die Treppe herunterzulaufen, sondern hechtete von Absatz zu Absatz hinab, sodass er binnen Sekunden auf dem grau-rötlichen Kies aufsetzte. Er nahm sich einen Augenblick Zeit die Lage zu sondieren und Feyth mit seinem Blick zu fixieren.

Bisher hatte sie es geschafft mit panischen Sprüngen und Richtungsänderungen ihrer Mutter zu entkommen, doch das Spiel konnte sie nicht auf ewig gewinnen.

Mit einer gigantischen Staubwolke hinter ihm startete er erneut durch.

Kies spritzte links und rechts von ihm auf, als sich seine schweren Schuhe in den Untergrund gruben. Ihm lief die Zeit davon. Filia hatte ihre Tochter nun beinahe erreicht, ein paar Sekunden noch und Feyth würde – er verdrängte den Gedanken und legte alles was er hatte in diesen einen Sprint.

Seine Muskeln schrien vor Protest auf, einige Fasern rissen unter der extremen Belastung, doch alles was John noch hörte, war das Pochen seines eigenen Pulses.

Er konnte sehen, wie die große Drachendame ihr triefendes Maul öffnete und der Hals hinunter schnellte. Sein Schützling würde dieser Attacke nicht mehr ausweichen können.

Die Zeit schien sich zu verlangsamen.

Er kämpfte um jeden einzelnen Meter, der zwischen ihm und Feyth lag und stieß sich schließlich mit voller Kraft und einem verzweifelten Schrei auf den Lippen ab. Wie ein Pfeil schoss er auf den kleinen Drachen zu, er konnte die Speichelfäden von Filias Maul herunter tropfen sehen. John streckte seine Arme aus, soweit, dass seine Knochen fast schon begannen aus ihren Gelenken zu springen. Und mit einem Mal war es so, als hätte jemand den Finger von der Stoppuhr genommen.

Kreischend und eine deutliche Spur hinterlassend kam der Titan schlittend auf dem Rücken zum erliegen.

Sein gesamter Körper ächzte und zitterte. Blaue Nanitenflüssigkeit tropfte von seiner frisch reparierten Nase in den Kies. Immer noch nur das Pochen seines Herzens in den Ohren sah der Colonel krampfhaft nach unten auf seinen Bauch, wo er die Arme schützend vor Feyth verschränkt hatte.

Doch da war keine Feyth.

Alles um ihn herum schien zu zerbrechen.

Mit panischer Angst in seinen Augen sah er hinauf und bemerkte gerade noch so den kleinen grünen Schwanz, als er hinter den blanken Zähnen verschwand. Danach folgte eine kleine Wölbung am Hals, die nach einer schieren Endlosigkeit im Rumpf der großen Drachendame verschwand.

Feyth war fort.

Irgendwo in der Ferne konnte er Larva in seinen Gedanken schreien hören.

Tränen sammelten sich in seinen Augen.

Er hatte versagt.

Feyth war fort, weil er nicht für sie dagewesen war, als sie ihn am dringendsten gebraucht hätte.

Er hatte versagt, schon wieder.

Schon wieder hatte er seinem Schutzbefohlenen nicht retten können!

Er hatte es doch versprochen!

Nicht noch einmal!

Das Versprechen!

Erneut!

Tot!

Nicht noch einmal!

Nicht noch einmal!

„Nicht noch einmal!" brüllte der Titan von Wut, Zorn und Trauer zerfressen.

Er packte Larvas Griff so fest, dass er sich unter seinen Fingern verformte.

„Das lasse ich nicht noch einmal zu! Ich habe ein Versprechen gegeben!" schrie er Filia entgegen, während er aufstand.

Ein unbändiger Zorn ergriff von ihm Besitz.
Er würde Feyth rächen, nein, er würde sie retten!
Aus dem Bauch ihrer Mutter herausschneiden!
Er und Larva brüllten gemeinsam ihre Wut und ihre Trauer heraus.

Dann – wurde sein Blick leer.



[Eragon Fan-Fiction] Der Titan und die DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt