„Es ist unwahrscheinlich, dass diese Leute ihre Stimme aus solch einer Entfernung und mit zahlreichen Hintergrundgeräuschen hören konnten, Sergeant. Ich schlage vor, sie klettern an der Wartungsleiter 25 Meter zu ihrer rechten hinunter, um Kontakt aufzunehmen." erklärte Aidan, als Steven zum zweiten Mal schreiend versucht hatte die Bootsbesatzung zu begrüßen.
„Entweder das, oder die sind alle taubstumm. Was solls, bleibt wohl nix anderes übrig. Hey Ben, schau dir doch schomal mit Julia zusammen den Schaden an Deck an, während ich mit Amber die Einheimischen begrüße." meinte dieser, woraufhin die angesprochenen nickten und Amber zu ihm an die Schiffskante trat, wo Coule bereits die Leiter gefunden hatte. Die KI folgten den beiden auf dem Fuße.
„Was glaubst du, wo wir uns befinden Aidan?" fragte die Kommunikationsexpertin, während sie ihren Blick über die Wellen streifen. Der Roboter leuchtete kurz rot auf. „Tut mir Leid Major, diese Frage kann ich nicht beantworten. Die Sensoren in diesem Körper besitzen nur eine äußerst geringe Reichweite von 20 Kilometern. Ich kann ihnen nur sagen, dass wir uns auf einem großen Gewässer, sehr wahrscheinlich einem Meer, befinden. Vielleicht können uns die Eingeborenen in diesem hölzernem Boot mehr sagen." „Vorausgesetzt wir verstehen was sie sagen." „Ich beherrsche über 7.000 verschiedene Sprachen und Dialekte. Falls Mr. Greenes Theorie korrekt ist, sollte es mir möglich sein, mit Menschen aus dieser Dimension zu kommunizieren." „Bis jetzt hat der gute Prof ja recht behalten, hoffen wir einfach, dass das auch so bleibt." entgegnete Amber schulterzuckend und folgte Steven, der sich mittlerweile schon ein gutes Stück an der Leiter hatte heruntergleiten lassen. „Ich vertraue auf ihren Optimismus Miss Parker." zwitscherte die KI munter, während sie neben den beiden her flog.
Sie brauchten nur einige Augenblicke, bis sie unten auf der kleinen Wartungsplattform ankamen. Das kleine Boot mitsamt seinen vier Passagieren schaukelte knapp 20 Meter zu ihrer Linken auf den Wellen und die Leute winkten den beiden Titanen mit gehobenen Armen zu. Auch Coule erhob seine Hand noch einmal zum Gruß.
„Hey, hallo! Können sie mich verstehen?" rief er ihnen fragend zu, woraufhin einer der beiden Männer nickte und zurückbrüllte: „Ja, klar und deutlich." „Nun, das erleichtert einiges." murmelte Amber überrascht. Auch Aidan schien zufrieden zu sein. „Ich beginne langsam Professor Greenes zu bewundern. Es wäre sicherlich interessant mit ihm über die Quantenteleportation zu diskutieren." „Gut, werfen sie mir ein Seil zu. Wir ziehen das Schiff zu uns ran, dann müssen wir uns nicht wie Brüllaffen unterhalten." erwiderte der Sergeant laut.
Während die beiden Männer auf dem Boot zustimmend gestikulierten und dann anfingen das dicke Tau von der Venator loszubinden drehte Steven seinen Kopf leicht zur Seite, um Amber etwas zuzuflüstern. „Wie kommts das die keine Angst vor uns ham? Daheim konnt ich nich einen Schritt aus der Basis setzten, ohne dass Leute mich schief angeschaut haben und diese Typen sehen sogar froh aus uns zu sehen." „Gute Frage. Vielleicht –" brach sie mitten im Satz ab, als ihr ein Gedanke kam. „Vielleicht haben sie Vater getroffen als er hier ankam." „Das könnt es sein." meinte er scherzhaft und fing dann das dickte Seil, welches ihm einer der beiden Männer zuwarf. „Ok, gut festhalten!" Er brauchte mehrere kräftige Züge am Tau, bis er das Boot samt Insassen zu ihnen gezogen hatte und schließlich mit einigen Knoten an der Reling festmachte. Anschließend reichte er dem ältesten der kleinen Gruppe seine riesige Hand, welche der Mann ohne Zögern ergriff.
„Guten Tag Mister, mein Name ist Steven Coule und das ist meine Freundin Amber Parker." meinte der Titan höflich, als er vorsichtig die Hand schüttelte. „Seid gegrüßt Krieger, ich bin Ulfric Wensson und das sind meine drei Kinder, Berthold, Lukas und Sindea." erwiderte der stämmige Mann mit einem Wink auf die anderen Insassen und reichte auch Amber die Hand, um sie zu begrüßen. „Sehr erfreut." sagte diese und nickte den drei Kindern freundlich zu. „Ich hoffe wir haben euch nicht zu sehr verschreckt?" „Mitnichten! Es mag uns zwar ordentlich durchgeschüttelt haben, als euer Gefährt ins Wasser gestürzt ist, doch da muss schon mehr kommen, um mein Boot kentern zu lassen." entgegnete Ulfric glucksend.
„Außerdem, " fügte er augenzwinkernd hinzu, „habe ich keinen leisen Auftritt von Herrn Millers Gefährten erwartet." Die beiden Titanen starrten ihn fassungslos an. „Ihr seid doch seine verloren geglaubten Kameraden nehme ich an, oder?" fragte der Seemann nach einigen Augenblicken perplexer Stille und sah die beiden, ebenso wie seine Kinder, verwundert an. Coule schüttelte leicht den Kopf und entgegnete dann immer noch leicht überrumpelt: „Ja, doch, natürlich. Haben sie John etwa wirklich getroffen?" Der Ulfric nickte, allerdings antwortete das kleine Mädchen anstatt ihm. „Herr Miller ist ein überaus netter Mann. Er hat uns alle vor den bösen Männern gerettet." Ihre sanfte Stimme zitterte leicht, wohl aber eher vor Aufregung, als aus Furcht. Verlegen kratzte sich der Sergeant am Kopf.
„Klingt zumindest nach ihm."
„Verzeiht meiner Tochter für ihre etwas ungenaue Beschreibung, aber im Grunde hat sie recht. Herr Miller hat uns tatsächlich vor einem größeren Überfall einiger Banditen gerettet, wir verdanken ihm unser Leben und unsere Freiheit." erklärte der Mann etwas ausführlicher und legte seiner Tochter beruhigend die Hand auf die Schulter. Die beiden Soldaten sahen sich gegenseitig halb vor Freude lachend an und konnten ihr Glück kaum fassen. „Das ist schön zu hören Mr. Wensson. Wir haben schon einige Zeit nach ihm gesucht." meinte Amber. Ulfric grinste breit. „Oh ja, das glaube ich gern, niemand auf der Welt würde freiwillig auf solch einen schlagkräftigen Krieger verzichten wollen. Wie genau seid ihr eigentlich hierhergelangt? Herr Miller erzählte etwas von einem Schiffsbruch und dass man spezielle Schiffe bräuchte, um zurück in seine Heimat zu gelangen. Ich gehe recht in der Annahme, dass das hier ein solches Schiff ist, oder? Zumindest seid ihr quasi aus dem nichts aufgetaucht, begleitet von einem gewaltigen Knall. Den hat man bestimmt noch an der Küste gehört."
Steven zog skeptisch eine Augenbraue empor, doch bevor er etwas antworten konnte, schwebte Aidan hinter seinem Rücken hervor und antwortete bestätigend: „In der Tat Mister Wensson. Die Venator ist ein genau solches Schiff." Die KI hatte Johns Geschichte im Bruchteil eine Nanosekunde durchschaut und dementsprechend reagiert, um den Colonel nicht auffliegen zu lassen.
Die Menschen an Bord erschraken leicht bei Aidans blau leuchtenden Anblick und das kleine Mädchen stieß einen spitzen Schrei aus. „Ei – ein sprechender Geist!" hauchte der jüngere Sohn verängstigt und stellte sich schützend vor seine Schwester. „Ein Geist? Mitnichten junger Herr. Mein Name ist Aidan und ich bin eine –" begann die KI verneinend, wurde jedoch von Coule unterbrochen. „Still Aidan! Keine Angst, er wird euch nichts tun. Er ist vollkommen harmlos." Beruhigend hob er die Hand und legte sie auf den Roboterkörper, um es zu demonstrieren.
„Aber, wie ist das möglich? Ich dachte immer Geister wären körperlose Unheilbringer, die sich in den Köpfen von Magiern einnisten, um sie zu übernehmen." verlangte Wensson zu wissen und betrachtete die fliegende KI argwöhnisch. „Nun, ähm, Aidan ist kein Geist. Er ist eine Maschine mit künstlicher Intelligenz." versuchte der Sergeant es zu erklären.
„Das ist korrekt." plapperte Aidan weiter, verharrte jedoch unter Stevens Hand. „Eine Maschine mit Bewusstsein? Wie kann das sein? Habt ihr etwa mit Magie eine menschliche Seele in diese Metallkugel gesteckt?" meinte der Seemann dann. Er schien den Großteil seiner Furcht bereits wieder verloren zu haben, ebenso wie seine Söhne. Nur Sindea versteckte sich immer noch hinter ihren Geschwistern.
Die beiden Titanen sahen einander erneut an. 'Magie?' In was für einer Welt waren sie nur gelandet? Coule beschloss erst einmal nicht ganz bei der Wahrheit zu bleiben, um ihre Gäste nicht sofort gänzlich zu verschrecken. Also erwiderte er zögerlich: „Ja genau, so ähnlich. Er ist unser Navigator." „Auch das ist in gewisser Weise korrekt." stimmte die KI zu, offenbar zufrieden damit, wie die Situation geklärt wurde. „Faszinierend." murmelte Ulfric . „Eure Magier müssen den unseren weit voraus sein, wenn sie solche Wunder vollbringen können." „Wahrscheinlich." entgegnete Steven schulterzuckend und atmete erleichtert aus.
'Das hätte auch ins Auge gehen können.'
Sein Blick fiel auf das kleine Mädchen, welche immer noch vor Angst zitternd hinter den anderen stand, die Hand ihres Bruders fest gedrückt haltend. „Ist alles in Ordnung mit eurer Tochter Mr. Wensson?" „Ach, macht euch keine Sorgen. Es sind vermutlich nur wieder irgendwelche Schauergeschichten von unserem Barden, die sie so verschreckt haben. Das legt sich wieder." beschwichtigte der Vater und warf seiner Tochter kurz einen beruhigenden Blick zu. „Ich verstehe. Glaube mir Sindea, vor Aidan brauchst du keine Angst zu haben. Der tut keiner Fliege was zu leide." meinte der Titan, wirkte allerdings wohl nicht wirklich überzeugend auf das Mädchen, welches sich weiterhin versteckt hielt. Also seufzte er leise aufgebend und nahm die Hand wieder von Aidan herunter.
Dann räusperte sich Amber und wollte höflich wissen: „Ich weiß, das muss wohl gerade alles sehr verwirrend auf sie wirken Mr. Wensson, aber dürfte ich fragen, wo genau wir uns befinden? Unser Navigator hier hat leider bei unserem kleinen Unfall seine Orientierung verloren."
Die Farbe der KI verändert sich zu Lila. „Dies ist nicht mein verschulden, sondern das Resultat eines E –"
„Aidan!"
„Entschuldigung Ma'am."
„Ah natürlich. Wir befinden uns hier einige Kilometer vor der Küste Nidhans, Heimat der Drachenreiter und westlich davon liegen Alagäsia und Surda. Moment, ich habe hier eine Karte und Kompass." antwortete Ulfric, drehte sich um und begann in einer kleinen Schatulle in seinem Boot herumzustöbern. Die beiden Titanen sahen sich gegenseitig fragend an und zuckten unschlüssig mit den Schultern.
'Drachenreiter?'
Aidan hingegen verfärbte sich Tiefgrün, ein Hinweis darauf, dass er gerade seine Datenbank durchstöberte.
Inzwischen hatte der Seemann offenbar das gefunden was er suchte und entrollte ein großes Stück eingewachstes Papier. Es war tatsächlich eine überaus detailreiche Karte. Er deutete auf einen Punkt vor der südlichen Küste der gigantischen Landmasse, die, wenn Seven es richtig erkennen konnte, in drei verschiedene Länder aufgeteilt war. „Ungefähr hier sind wir, das ist Nidhan, dies ist das kleine Land Surda und das ist Alagäsia." meinte Ulfric und umkreiste die jeweiligen Gebiete mit seinem Finger. „Wenn ich die Legende richtig lese, befinden wir uns also knapp 60 Kilometer vor der Küste?" fragte der Soldat und der Seemann nicke. „Stimmt genau." „Verstehe." Coule kratzte sich nachdenklich am Kinn.
Da schaltete sich der immer noch grün leuchtende Aidan ein. „Dürfte ich die Karte kurz genauer ansehen Mr. Wensson, um sie mir einzuprägen?" bat er taktvoll und sobald Ulfric zustimmte, flog er dichter an das dicke Papier heran und scannte die Karte innerhalb weniger Sekunden ein. „Vielen Dank." meinte er und wandte sich dann an Amber. „Miss Parker, sie sollten dem Admiral von den Erkenntnissen berichten." „Gute Idee Aidan. Entschuldigt mich einen Augenblick, ich muss kurz unserem Anführer Bericht erstatten." erwiderte diese nickend, trat zwei Schritte bei Seite undsetzte sich ihren Helm auf. Sie wollte gerade Micheal anfunken, als Aidans Stimme durch die internen Lautsprecher schallte.
„Entschuldigen sie Miss Parker, aber ich wollte diskret mit diesen Informationen umgehen." Er klang aufgeregt, was äußerst untypisch für ihn war. „Schon gut, was hast du herausgefunden?" entgegnete Amber und hob skeptisch eine Augenbraue, als die KI zwei verschiedene Karten auf ihr HUD projizierte. Zumindest auf den ersten Blick glaubte sie, es wären Unterschiedliche. Auf den zweiten Blick, glichen sich die beiden Karten wie ein Ei dem anderen, mit dem einzigen Unterschied, dass bei einer der östliche Teil abgeschnitten war. „Was genau soll das sein Aidan?" „Die Karte zu ihrer Linken ist diejenige, die mir Mr. Wensson gerade gezeigt hat. Die Karte zu ihrer Rechten ist aus meinem Speicher und über 400 Jahre alt."
„Was?" meinte sie verwirrt und betrachtete die Karten noch einmal genauer. „Das bedeutet, wir wussten von diesem Ort?" „Nicht direkt. Dies ist keine gewöhnliche Karte. Sie ist fiktiv und stammt aus einem alten Roman der Fantasy Kategorie, welcher im frühen 21. Jahrhundert von einem gewissen Christopher Paolini veröffentlicht wurde." „Ist das dein ernst?" „Mein voller Ernst Miss Parker." Die Titanin schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete tief durch.
„Du willst mir also weißmachen, dass wir uns in einer fiktiven Welt befinden?" „Nein, diese Welt ist real. Sie haben nur immer geglaubt, dass sie fiktiv sei, obwohl ich nicht sagen kann, ob nun der Roman auf dieser Welt basiert, oder anders herum. Das geht tief in die Elemente der Multiverse-Theorie und Quantenmechanik." entgegnete die KI analytisch. Amber schüttelte ungläubig den Kopf. „Das heißt, der Dimensionsgenerator von Professor Greenes hat uns in eine Welt gebracht, die bereits als Buch auf der Erde existierte?" „Korrekt." „Das ist – schwer zu verdauen." meinte sie aufgewühlt und schwieg einige Augenblicke lang. „Würde es ihnen helfen, wenn ich ihnen den Namen der Romanreihe nenne?" fragte Aidan, doch Amber seufzte nur. „Nicht wirklich Aidan, ich habe nie viel gelesen." „Wie sie wünschen." 'Das ist verrückt, selbst für unsere Verhältnisse.' dachte sie und schüttelte erneut den Kopf.
„Denken sie nicht zu sehr darüber nach Major. Es nutzt ihnen nichts, wenn sie jetzt versuchen knapp zehn Jahre Forschung im Bereich der Multiverse-Theorie zu verstehen. Das diese Welt existiert war wahrscheinlicher, als sie denken. Nur 1 zu 5 Billionen." erklärte die KI und blendete die Karten wieder aus. „Vermutlich hast du recht. Im Grunde macht es auch keinen Unterschied, nur – es fühlt sich einfach falsch an zu sagen, dass wir in einer fiktiven Welt gelandet sind." erwiderte Amber und warf einen kurzen Seitenblick auf Steven, der sich interessiert mit Ulfric unterhielt. „Soll ich selbst dem Admiral über unsere Lage informieren?" bat Aidan ihr zuvorkommend an, doch sie lehnte ab. „Nein, passt schon. Aber sag mir doch bitte, wie genau die Bücher hießen, in deren Welt wir uns befinden, damit ich Mike Bescheid geben kann."
„Eragon."
„Gut, danke. Vielleicht kann er ja was damit anfangen. Du kannst in der Zwischenzeit schon einmal eine Runde ums Schiff drehen, um die Schäden abzuschätzen. Das wird Mark sicherlich brennend interessieren." „Natürlich, sofort Major." bestätigte die KI und zischte geräuschlos davon in Richtung Heck.
Währenddessen hatte Micheal sich unter Deck mittlerweile zu Krankenstation durchgeschlagen, wobei er jede Tür von Hand hatte aufstemmen müssen, da die gesamte Elektronik nur noch rauchender Schrott war. Er betrat den großen Saal, dessen Inneres trotz der Notstromversorgung strahlend hell ausgeleuchtet war. Dafür verantwortlich war ein eigener Generator, der extra nur für diesen Abschnitt der Venator eingebaut wurde.
Der Raum war groß genug, um fünfzig Krankenbetten, mehreren großen Lagerschränken, zwei Untersuchungstischen und allerhand medizinischen Geräten Platz zu bieten. Zusätzlich gab es einen Zugang zu einem OP-Saal, in dem sich alles befand, was man benötigte, um jede erdenkliche Operation durchzuführen. Er musste jedoch nicht durch den gesamten Raum stiefeln, Alina und Amanda direkt am Eingang standen beziehungsweise, im Fall seiner Frau, saßen. Sobald die schwangere Frau ihn erblickte sprang sie vom Bett auf und fiel Micheal um den Hals, wobei er sie vorsichtig hochheben musste, damit sie ihn erreichen konnte.
„Oh Mike, dir geht es gut. Ich hatte solche Sorgen, als ich deine letzte Durchsage gehört hab." meinte sie erleichtert und gab ihn einen dicken Kuss auf den Mund. „Du weißt doch, dass immer gut auf mich aufpasse." gluckste der Admiral, nachdem sich ihre Lippen wieder trennten und setzte Amanda zurück auf den Boden. „Ich hatte viel größere Sorgen, ob bei euch alles in Ordnung ist. Es wurde zum Schluss hin doch noch ganz schön wild." Er warf Alina einen kurzen Blick zu, die jedoch beruhigend nickte. „Ihre Werte sind alle im grünen Bereich Micheal und auch dem Baby geht es prächtig. Nur, wenn du noch einmal einen Kopfüberflug mit diesem Schiff vollführst trete ich dir in deinen breiten Arsch." „Da musst du dich hinten anstellen. Mark hat ihn sich schon reserviert." entgegnete er grinsend und rieb sich scherzhaft sein Hinterteil.
„Ich habe gehört, dass Mr. Duncan in seiner Durchsage erwähnte, wir hätten es geschafft Liebling, aber wo genau befinden wir uns jetzt?" fragte sein Frau neugierig. Micheal konnte jedoch nur mit den Schultern zucken. „Das wissen wir noch nicht Liebes. Steven und die anderen sind vorhin jedoch aufs Deck geklettert, ich bin mir sicher, sie machen in ein paar Minuten Meldung." „Ich hoffe wir haben all die Gewalt endlich hinter uns gelassen. Es würde mir so viel bedeuten, wenn wir unser Kind wie eine richtige Familie aufziehen könnten." Liebevoll wischte er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Das werden wir, ich verspreche es. Wir finden John und dann suchen wir ein schönes Stück Land auf dem wir uns ein Haus bauen werden. Keine Kämpfe mehr, nur noch ein normales Leben."
Mike umarmte sie noch einmal so sanft es ihm möglich war, dann meinte er: „So, nun muss ich aber wieder weiter zu Mark. Ich freue mich schon richtig darauf ihm sagen zu müssen, dass ich die ein oder andere Macke in die Venator gefahren hab." „Vielleicht hast du Glück und er ist gerade zu beschäftigt den Reaktor zu reparieren." entgegnete Alina lachend und auch Amanda lächelte leicht. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und drehte sich dann wieder um zur Tür. Bevor er jedoch ging, sagte er noch: „Falls ihr auch etwas frische Luft schnappen wollt geht zur Brücke. Steven hat dort den Notschacht aufgemacht. Die Türen sollten auch alle noch offen sein. Wir sehen uns nachher." „Das werden wir machen." erwiderte seine Frau und schickte ihm einen Luftkuss hinterher, den er lächelnd entgegennahm, eher er ums Eck verschwand.
Der Admiral war froh, dass ihr während dem gewagten Ausweichmanöver nichts zugestoßen war. 'Es war doch die beste Entscheidung sie mit Alina zu schicken.'
Der Weg zum Reaktor war noch einmal genausolang wie die Strecke von der Brücke zur Krankenstation, doch zum Glück gab es im hinteren Teil des Schiffs einen Rundgang, der in einer großen U-förmigen Kurve durch das Heck verlief und auch in den Maschinenraum führte. So musste Micheal nur noch eine einzige Tür öffnen, um zu ihm zu gelangen. Das orangene Notlicht auf dem gesamten Schiff wirkte etwas unheimlich, doch über die Jahrzehnte hinweg hatte er sich an solche Situationen gewöhnt. Auf dem Weg kamen ihm ein paar Titanen entgegen, offenbar von Mark losgeschickt, um nach den Wasserstrahltriebwerken der Venator zu sehen. Zumindest rief ihm das Jonas zu, als er vorbeigestürmt kam.
'Der Schaden an den Fusionstriebwerken muss wohl zu groß sein, um sie schnell reparieren zu können.' mutmaßte der Admiral und schritt den langen Gang weiter entlang, bis er schließlich auf das Schott zum Maschinenraum traf, welches logischer Weise bereits aufgestemmt worden war.
Schon von weitem konnte er lautes Hämmern, Schweißen und gelegentliches Fluchen hören. Als er den gigantischen Raum betrat, viel ihm direkt der riesige Reaktor in der Mitte der Kammer auf, der bis hinauf zu Decke reichte. Mehrere Plattformen für Wartungsarbeiten waren an ihm angebracht und auf jeder einzelnen stand mindestens ein Titan, der entweder etwas abmontierte, etwas einfügte oder einige Verkabelungen richtete. Und unverkennbar stand Mark direkt vor dem Reaktor und las etwas von einem Display ab, welches er offenbar gerade erst neu installiert hatte. Neben ihm stand mit schweißgebadeten Haaren Professor Greenes und schrieb sich auf einen altmodischen Notizblock die Sachen auf, die ihm der Ingenieur diktierte.
„Na Mark, wie sieht es aus?" fragte Micheal laut, doch nur der Professor drehte sich zu ihm und hob kurz die Hand zur Begrüßung. Der Ingenieur dagegen justierte eines der Kabel am Reaktor neu und knurrte währenddessen: „Wenn ich nicht gerade beschäftigt wäre, könntest du dir deine Zähne einzeln von Alina wieder einsetzten lassen." „So gut also." erwiderte der Admiral und trat etwas näher.
„Wir hatten Glück im Unglück. Die Magnetspulen im Reaktor haben den Sprung halbwegs unbeschadet überstanden, weswegen wir nur die Feinelektronik erneuern mussten. Im Gegensatz zum Rest des Schiffs. Ich werde Monate brauchen, um die Venator wieder flugtauglich zu bekommen, allein die gesamte Elektronik auszutauschen wird Wochen dauern. Ich hab ein paar der Jungs losgeschickt, um schon mal die Wasserstrahltriebwerke flott zu machen, damit wir wenigstens irgendwie vorwärtskommen." erklärte Mark mürrisch und brüllte den über ihm arbeitenden Titanen einige Anweisungen zu. Mike sah ihn indes leicht verwirrt an.
„Und wie sollen wir das Schiff steuern, wenn die Kommandokonsole und die Leitungen Schrott sind?" „Nach alter Schule. Du stehst auf Deck und gibst den Jungs an den Triebwerken über Funk Anweisungen in welche Richtung du fahren willst. Wird zwar etwas holprig werden an einer Küste anzulegen, aber solange du keine Nuklearmine rammst sollte es gehen." entgegnete der Brigadegeneral mit angestrengtem Gesichtsausdruck. „Na schön, das ist zumindest besser als nichts. Wie schnell kannst du es hinkriegen, dass wir wieder fahren können?" „Für den Reaktor brauch ich noch mindestens einen Tag. Eher zwei. Die Strahltriebwerke dürften bis dahin auch fertig sein." „Also sitzen wir hier noch ein bisschen fest." stellte Micheal etwas missmutig fest und hörte kurz darauf ein leises Brummen aus seinem Helm. Sofort setzte er ihn wieder auf und nahm Ambers Funkspruch entgegen.
„Ja? Alles klar bei euch da oben?"
„Alles in Ordnung Mike, wir befinden uns tatsächlich auf einem Meer und knapp 60 Kilometer von der nächsten Küste entfernt. Außerdem haben wir bereits Kontakt mit einigen Einheimischen aufgenommen."
„Es war anzunehmen, dass unsere Ankunft nicht gerade unbemerkt bleibt. Ist es euch möglich gewesen mit diesen Leuten zu reden?"
„Positiv. Es sind Menschen, genau wie wir. Offensichtlich waren sie in der Nähe beim Fischen, als wir vor ihren Augen ins Wasser gestürzt sind. Allerdings sind sie extrem rückständig, was ihre Technologie angeht. Vermutlich Spätmittelalter."
„Spätes Mittelalter? Ich hoffe, die Venator hat sie nicht zu sehr verschreckt?"
„Nein, überhaupt nicht. Das ist es ja gerade, sie haben Vater getroffen!"
„Was? Wann? Wo?"
„Vor etwas über einer Woche. Er hat offenbar ihr Dorf vor einem Überfall gerettet."
„Also ist er tatsächlich hier! Das ist fantastisch!" jubelte Micheal regelrecht.
„Ja. Aber wir haben nicht nur das herausgefunden. Diese Leute haben uns auch gesagt, wo genau wir uns befinden." „Und wo wäre das?"
„In Aidans Worten ausgedrückt: In einer reellen Welt, die wir in unserer Dimension bisher nur fiktiv kannten."
„Nun, das ist nicht wirklich außergewöhnlich. Ich habe Mr. Greenes Unterlagen größtenteils durchgelesen und darin hat er auch von solchen Möglichkeiten geschrieben. Wo genau sind wir also?"
„Das nächstliegende Land heißt Nidhan, allerdings gibt es auch noch zwei Nachbarländer namens Surda und Alagäsia. Wir befinden uns in der Dimension in welcher die Eragon-Bücher spielen."
Er brauchte einige Momente um zu begreifen, was Amber gerade gesagt hatte und zog dann verblüfft die Augenbrauen nach oben.
„Das Eragon-Universum. Ok. Das kommt – doch etwas unerwartet. Ich nehme an Aidan hat es bereits bestätigt?"
„Ja."
„Na schön. Eragon also. Moment haben diese Leute Aidan etwa gesehen?"
„Ließ sich leider nicht vermeiden. Wir haben die Situation allerdings bereits entschärft. Sie glauben, es wäre einfach mächtige Magie, oder so etwas in der Art."
„Puh! Das ging dann ja gerade noch einmal gut. Soweit ich mich noch erinnere gab es in dieser Welt nämlich Geschöpfe die Aidans Roboterkörper verdammt ähnlich sehen. Geister oder Gespenster hießen sie glaub ich. Die können verdammt gefährlich sein."
„Geister, ja. Dafür haben sie ihn auch zuerst gehalten, aber Steven hat es gerade noch einmal so hingebogen." bestätigte Amber.
„Sehr gut, klopf ihm von mir auf die Schulter. Ok, hör zu, Mark wird noch mindestens einen Tag brauchen, um die Venator wenigstens seetauglich zu machen. Frag doch eure Kontaktpersonen, ob sie solange unsere Gäste sein wollen. 60 Kilometer sind nicht gerade ein Pappenstiel für ein Segelboot von der Größe eines Fischkutters. Zumindest wenn es wirklich so eine kleine Nussschale ist, wie ichs grade im Kopf hab." meinte Micheal und fasste sich nachdenklich an die Helmseite.
„Jo, ist nicht einmal so groß wie unser Albatross, damit brauchen die mindestens zwei Tage zurück an Land und das auch nur, wenn der Wind gut steht. In Ordnung, ich werde sie fragen. Ich gebe dir Bescheid, wenn sie eine Entscheidung getroffen haben."
„Verstanden, gute Arbeit Amber. Halte mich auf dem Laufenden." Er beendete die Funkverbindung wieder und nahm sich den Helm vom Kopf.
'Das dürfte interessant werden. Ein Land in dem Magie und Drachen existieren. Du ziehst Probleme wirklich an Vater, oder?' dachte er und wandte sich dann leicht schmunzelnd an den Professor, der immer noch Mark zur Hand ging.
„Hey, Mr. Greenes? Über was haben sie nochmal mit John gesprochen, kurz vor dem Anschlag?" Der Wissenschaftler sah ihn kurz perplex an, bis er antwortete: „Das dürfte die Sache mit dem Multiverse gewesen sein. Ich habe mit ihm über die Möglichkeit diskutiert, dass es womöglich auch Dimensionen gibt, die exakt so aussehen, wie es sie in verschiedenen Büchern beschrieben gibt. 'Herr der Ringe', äh – 'Star Wars' und ich glaube 'Eragon'. Wieso?"
„Nun, dreimal dürfen sie raten, in welchem von ihnen wir gelandet sind."

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[Eragon Fan-Fiction] Der Titan und die Drachenreiter
FanficDer Soldat John Miller findet sich nach einem schrecklichem Unfall an den Ufern eines ihm unbekannten Landes wieder. Schon sehr bald wird ihm bewusst, dass er sich nicht mehr in seiner eigenen Welt befindet. So also macht er sich auf den Weg, die Dr...