Die Pflicht eines Bruders

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*Das ist ein wahrlich kühnes Unterfangen, das ihr da vorschlagt, Rotauge. Doch so sehr wir eure Hilfe schätzen, wir können einen derartig selbstmörderischen Akt nicht befürworten.* erwiderte Umaroth mit seiner nach wie vor herrischen Art und sandte dem Colonel ein deutliches Gefühl von Ablehnung, welches nicht nur von ihm, sondern auch von dutzenden der anderen Eldunaris stammte.

John hatte mit einer solchen Reaktion gerechnet und erwiderte ernst: „Bei allem nötigen Respekt Umaroth, aber ich denke es ist für mich relativ unerheblich ob ihr diese Aktion gutheißt oder nicht. Schließlich untersteht die Titan-Einheit in keinster Weise diesem Rat hier. Im Übrigen ist es die wohl einzige Methode, die Schwarze Rose in einen Fehler zu zwingen, ohne direkt einen Krieg zwischen ganzen Nationen anzuzetteln." *Das wird sich noch weisen, Drachenritter, doch so gut euer Schiff und eure Kameraden auch sein mögen, sie werden es niemals mit den dutzenden, wenn nicht gar hunderten Magiern in Reihen der Schwarzen Rose aufnehmen können. Sie werden euer Schiff ohne große Mühen in Knie zwingen, wenn ihr keinen Magier an Bord habt, der die nötigen Schutzzauber kennt!* hielt der alte Drache stur dagegen und erwähnte damit einen Aspekt seines Vorhabens, den Miller selbst noch nicht vollständig gelöst hatte. Deshalb blieb ihm nur übrig zu zustimmen: „Das ist wohl wahr, Meister Drache. Es ist der einzige Punkt, den es noch zu lösen gilt, aber ich bin mir sicher, dass uns dafür etwas einfallen wird. Nur werden wir unser Vorhaben, bis dahin natürlich verschieben müssen."

„Darauf wollte ich dich später noch ansprechen Dad, aber anscheinend bist du mir da ja schon einen Schritt voraus." entgegnete Robert nickend und sah aufmerksam zu Dorn hinüber, als der rote Drache sich aus seiner liegenden Position erhob und stattdessen eine sitzende einnahm. Dabei hatte er den Blick nachdenklich auf John gerichtet, der ihn jedoch nicht beachtete, sondern stattdessen nüchtern Eragon ansah, welcher das Kinn grübelnd auf seine gefalteten Hände abstützte.
Umaroth brummte währenddessen halbwegs zufrieden in Millers Kopf: *Zumindest seid ihr kein Narr, Rotauge.*

Kurz darauf ergriff der Großmeister das Wort: „Beide Seiten haben in dieser Diskussion teilweise recht. Ich stimme euch zu John, eine solche Blockade, durchgeführt von einer dritten, neutralen Macht, könnte in der Tat den Durchbruch bringen, den wir schon so lange versuchen zu erreichen. Sie würde die Schwarze Rose langsam aber sicher aushungern, denn es braucht große Mengen an Gold, solch eine Organisation zu unterhalten und wenn ihr ihnen praktisch die Haupteinnahmequelle nehmt, müssen sie zwangsweise eine Entscheidung treffen sich als das zu zeigen, was sie wirklich sind, oder die Schwarze Rose scheitert an ihrem eigenen Konzept. Jedoch teile ich auch Umaroth-Eldas Meinung. Es wäre selbstmörderisch zu glauben, ihr könntet euch gegen die Flotten der Schwarzen Rose, Alagäsias und Surdas gleichzeitig stellen und gewinnen. Selbst wenn euer Schiff, den unseren haushoch überlegen ist, was ich durchaus glaube, so werden die Magier, welche unweigerlich auf den feindlichen Schiffen mitfahren, euer eigenes in Stücke reißen können. Euer Vorhaben kann nur gelingen, wenn ihr einen, oder besser noch mehrere verbündete Magier an Bord habt. Ich werde darüber mit Arya und der Magiergilde von Nidhan sprechen und natürlich auch mit dir Orik, vorausgesetzt du glaubst, es gäbe ein oder zwei Zwergenmagier, die sich für eine lange Zeit auf See freiwillig melden."

Er wandte sich dabei Orik zu, der sich nachdenklich durch seinen langen Bart fuhr. „Du weißt, die Knurlan sind nicht unbedingt berühmt für ihre seemännischen Tätigkeiten. Ich werde natürlich nach Freiwilligen suchen lassen, falls du das wünschst, aber mache dir keine großen Hoffnungen." antwortete der Zwergenkönig schließlich achselzuckend, was der Schattentöter mit einem Nicken entgegennahm. „Mehr kann ich auch nicht von dir verlangen. Nun denn, jetzt sind wir zumindest einmal einen Schritt weiter auf dem Weg, die Schwarze Rose auszuschalten, dank eures Plans John. Falls wir ihn wirklich in dieser Form umsetzen können, dürfte er dieser verfluchten Terrorgruppe endlich das Messer an die Kehle setzen."

„Wenn ihr es schafft, einen oder zwei Magier aufzutreiben, die sich unserer Mannschaft anschließen wollen, versichere ich euch, dass wir keinerlei Probleme mit der Durchführung haben werden. Allerdings sollten sich diese Magier im Klaren sein, dass sie sobald sie Fuß auf unser Schiff setzen, ihren jeweiligen Gilden oder Heimatländern Lebewohl sagen, denn wie auch immer das Endresultat aussieht, bis die Schwarze Rose Geschichte ist, sind sie Gesetzlose und je nachdem, wie es endet, werden wir uns für unsere Verbrechen danach verantworten müssen. Denn eines ist sicher, wir werden hunderte wenn nicht gar tausende Leute auf den Schiffen töten, im Laufe der Blockade. Manche davon vermutlich sogar unschuldig." meinte John nüchtern und konnte spüren, wie sich Feyth unter seinen Händen etwas verkrampfte, als er die vielen Toten erwähnte.

„Das ist wohl wahr." stimmte Murtagh mit fester Miene zu, was von Dorn mit einem Knurren unterstrichen wurde. „Aber nur dadurch erreichen wir den gewünschten Effekt. Ihnen bei jedem Überfall nur die Waren zu klauen und niemanden zu töten, würde wohl Verdacht erregen. Außerdem denke ich, dass wir uns genau deswegen auch nicht nur auf Schiffe der Schwarzen Rose beschränken sollten." fügte Alex hinzu und verschränkte die Arme vor der Brust, während ihm Emily und Steven skeptische Blicke zuwarfen. „Meinst du ernsthaft, wir sollten unschuldige Händler aus dem Wasser pusten? Also ich bin ja echt für viel Unsinn zu haben, aber das stößt selbst mir leicht sauer auf." entgegnete der Sergeant mit hochgezogener Augenbraue, wohingegen John einen kleinen Moment brauchte, um den Sinn hinter Alex's Plan zu sehen, aber dann langsam nickte.

„Alex hat recht, Steven. Es würde extrem auffallen, falls wir nur Schiffe der Schwarzen Rose versenken sollten und es wäre sehr schnell klar, dass es sich bei uns, um keine gewöhnlichen Piraten handelt. Und es gibt nur wenig Auswahl, wer der Schwarzen Rose schaden wöllte und solche Ressourcen zur Verfügung haben könnte. Was dann passiert, haben wir an Lendol bereits gesehen." erklärte der Colonel trocken, woraufhin Feyth ihn traurig fiepend ansah und Steven resigniert die Arme vor der Brust verschränkte. Eragon schloss für einen Moment die Augen und schien über seine Worte nachzudenken, doch Miller wusste, dass sich der Drachenreiter insgeheim mit Saphira, Umaroth und den anderen Drachen des Rates beriet, denn die blaue Drachendame warf ihm einen abschätzenden Blick zu.

Währenddessen ergriff Bloedhgarm, der die Diskussion bisher nur stumm verfolgt hatte, das Wort: „Ich stimme Herrn Millers und Herrn Nurtons Einwand zu. Um dieses Vorhaben als allgemeine Piraterie zu tarnen, wird den Titanen nichts anderes übrig bleiben, als jedes Handelsschiff, dem sie begegnen, zu kapern. Sonst erreichen wir womöglich sogar das genaue Gegenteil unseres eigentlichen Ziels und stärken gar noch die Position der Schwarzen Rose unter den alagäsischen Fürsten und dem Königshaus."

Seine gewöhnliche Singsang-Stimme klang dabei weniger säuselnd, sondern bitterernst, was John überrascht eine Augenbraue emporziehen ließ. Er hatte nicht erwartet, dass der Elf für sie Partei ergreifen würde, vor allem, da sie auch mit hoher Wahrscheinlichkeit elfische Schiffe angreifen würden. Der Großmeister öffnete wieder seine Augen, atmete tief durch und seufzte dann leise, bevor er erwiderte: „Damit habt ihr wohl recht, Bloedhgarm-Elda. Allerdings würde ich gerne zuvor mit Arya und den Fürsten Nidhans reden, bevor wir diesen Plan überhaupt weiterbesprechen. Insbesondere, da ihr ansonsten auch noch zusätzlich die nidhanische Flotte am Hals hättet, John." Der Colonel nickte abermals zustimmend. „Natürlich, ohne Magier wäre es ohnehin ein aussichtsloses Unterfangen. Wir sollten es nicht überhasten, vor allem, da es sowieso noch einige Situation zu klären gibt, die ich in unserer Priorität etwas höher einschätze." meinte er nüchtern und erntete dafür ein zustimmendes Brummen von Schimmerschuppe.

„In der Tat. Zunächst sollten wir unsere bestehenden Probleme beseitigen, bevor wir uns neuen zuwenden." bemerkte Eragon, während seine Haltung etwas lockerer wurde und er die Hände nun gefaltet auf den schwarzen Onyxtisch legte, wo sie vom warmen, gelben Licht des großen Eldunaris umhüllt wurden. „Und ich dachte schon, wir müssten uns direkt jetzt durch stundenlanges Diplomatie- und Politikgefasel quälen." seufzte Coule halberleichtert, wobei auch er seine Arme wieder locker in den Schoß legte. Robert jedoch meinte mit ernster Miene: „Ich glaube, dass dir das auf lange Sicht hin nicht erspart bleibt. Außerdem, die anderen Themen, sind auch nicht gerade Leichtgewichte."

*Wohl gesprochen, Jäger. Es gibt tatsächlich noch ein paar Dinge, die es zu klären gilt, wovon euch eines auf jeden Fall missfallen wird.* erklärte Umaroth mit donnernder Stimme, wobei sein Tonfall einen leicht verärgerten Unterton in sich trug, wie Miller ohne Zweifel bemerkte. Er konnte bereits ahnen, was der alte Drache als nächstes ansprechen würde und bereitete sich schon mental darauf vor.

*Wir Drachen halten nichts von langen Umschreibungen, Rotauge, weswegen ich auch ohne Umschweife zum Kern der Sache kommen werde. Ihr wisst vermutlich schon, dass ich damit euren Kampf mit Filia und ihrem Reiter Pelendol, wobei ich das Spitzohr nicht wirklich dazu zählen mag.* fuhr Umaroth fort und John spürte, wie sich seine aggressive Persönlichkeit schon bei der bloßen Erwähnung ihres Namens nach vorn schieben wollte.

Noch konnte er sie jedoch zurückhalten, aber das, war nur eine Frage der Zeit, wenn der alte Drache derart fortfuhr.

„Ich höre, Umaroth?" gab er emotionslos zurück, während er Feyth beruhigend die geschuppte Hand auf den Kopf legte, da das kleine Drachenmädchen angefangen hatte zu zittern. Umaroth zögerte nicht lange, sondern antwortete praktisch sofort: *Zunächst einmal wollen wir klarstellen, dass wir euer Handeln vollends verstehen und sogar gutheißen. Jeder Vater hätte in dieser Situation so gehandelt, um seinen geliebten Schützling zu retten. Es steht nicht zu Debatte, dass euer Eingreifen gerechtfertigt war. Allerdings solltet ihr euch auch im Klaren darüber sein, weshalb Filia so gehandelt hat.*

„Auf diese Erklärung bin ich äußerst gespannt." unterbrach Miller den Drachen sarkastisch, da es immer schwerer wurde, sein anderes Ich zurückzuhalten. Er war sich nicht sicher, wie seine aggressive Persönlichkeit auf einen solchen Grund reagieren würde, aber er konnte nichts tun, außer weiter zuzuhören.

Zum Glück ließ Umaroth sich nicht beirren und fuhr einfach fort: *Ihr wisst wohl selbst, dass es in der Natur schon seit jeher gilt: Nur die Starken überleben. Dasselbe gilt auch für uns Drachen. Schwache Küken überleben für gewöhnlich nicht lange, weshalb es oft besser für sie ist, ihr Leiden und damit ihr Leben so früh wie möglich zu beenden, bevor sie eine zu große Belastung für ihre Eltern und Geschwister darstellen. Wir Drachen leben schon seit Urzeiten so und nur dadurch sind wir bis heute das starke Volk, das ihr hier in Form von Schimmerschuppe und Blutschwinge vor euch sehen könnt. Die Zweibeiner bezeichnen uns dafür oft als brutal oder grausam und doch ist es auch unter ihnen Brauch, die schwachen und krank geborenen Küken zu erschlagen, zu ertränken, oder sogar den Wölfen und Bären in den Wald zu bringen. Sie mögen es zwar leugnen wollen, doch so geschieht es schon seit jeher, es ist Teil der Natur.* Er hielt kurz inne, um seine Worte auf die Titanen einwirken zulassen.

Robert, Emily, Steven und Julia setzten allesamt grimmige Mienen auf, wohingegen Alex zusätzlich noch die Hände zu Fäusten ballte. Sie sagten jedoch nichts, sondern überließen es ihrem Vater zu antworten. Johns Gesicht verzog sich zu einer wütenden Fratze und er ballte seine linke Hand derart fest zusammen, dass sich die Krallen in sein Fleisch bohrten und winzige Rinnsale des blauen Nanitenbluts über seine tiefroten Schuppen liefen.

„Feyth ist also in euren Augen zu schwach, um am Leben gehalten zu werden?" knurrte er gefährlich leise, woraufhin Feyth ängstlich quietschte und Alex ihm sofort den Kopf zuwandte und eine abwartende Haltung einnahm, um ihn eventuell festzuhalten, sollte die Situation eskalieren.

Zum Glück widersprach Umaroth dieser Aussage vehement.

*Das habe ich nicht behauptet, Rotauge! Ich glaube, dass die junge Feyth alles andere als ein schwaches Küken ist. Ihre Stärken liegen lediglich nicht in ihrer körperlichen Verfassung! Dennoch – in den Augen ihrer Mutter, ist sie es, weshalb Filia auch nun schon mehrfach versucht hat, sie zu töten. Und wäret ihr dieses Mal nicht zur Stelle gewesen, hätte sie damit endgültig Erfolg gehabt. Was uns jedoch zum eigentlichen Punkt der Sache bringt.* meinte der alte Drache mit einhalt gebietender Tonlage, was John zumindest etwas zufrieden stimmte. Allerdings fragte er nach wie vor grimmig: „Und der wäre?" *Solange ihr Filia nicht in einem fairen Einzelkampf bezwingt, wird sie es immer wieder versuchen, unabhängig davon, ob Schimmerschuppe ihr gedroht hat, oder nicht.*präzisierte Umaroth seine Aussage ernst, was ein wütendes Schnauben von Saphira nach sich zog. *Das würde sie nicht wagen!* knurrte die blaue Drachendame bestimmt, doch der alte Drache widersprach ihr. *Ihr werdet nicht ständig in Feyths Nähe sein können, Schimmerschuppe! Und sobald ihr es nicht seid, wird Filia ihre Chance ergreifen und das Leben des Kükens beenden, wenn es Rotauge nicht gäbe! Seid also nicht einfältig!* schalt er sie.

Saphira wollte wohl etwas dagegen sagen, doch bevor sie dazu kam, wollte Miller verstimmt wissen: „Weshalb würde sie nicht auf Saphira hören? Ist Schimmerschuppe nicht deutlich stärker und würde sie ohne Probleme niederringen? Wieso kann sie nicht gegen Filia kämpfen?" Er fragte dies aus zweierlei Gründen. Erstens, war er einfach nur extrem davon angepisst zu hören, dass sein kleiner Schützling nach wie vor in der Gefahr schwebte, von der eigenen Mutter verspeist zu werden und zweitens, konnte er in seiner momentanen Verfassung unmöglich gegen einen Drachen kämpfen. Zu seiner Überraschung senkte Saphira abwendend den Kopf und Umaroth entgegnete erklärend: *Bei unserem Volk hat dieses Recht nur die engsten Familienmitglieder, also im Falle von Feyth, Tymdek oder ihr Bruder Werith. Werith ist jedoch noch viel zu jung, als dass er seine Mutter herausfordern könnte und Tymdek – nun – *

Er stockte, doch ein anderer Drache, den John noch nicht gehört hatte, brummte missmutig: *Tymdek ist ein verliebter Narr.* *Das trifft es wohl am besten, ja.* stimmte Umaroth zu.

„Ein verliebter Narr? Wollt ihr mir etwa weis machen, dass Tymdek es sich nicht traut seiner ehemaligen Brutpartnerin den Arsch aufzureißen, obwohl sie seine Tochter fressen will?" hakte der Colonel ungläubig nach und bekam seine Antwort von Murtagh, der leise seufzend den Kopf schüttelte. „So ungefähr könnte man es sagen. Er will sie einfach nicht verletzen, da er sie tief in seinem Inneren immer noch irgendwo liebt. Allerdings hat diese Liebe auch Grenzen, weswegen er sie davongejagt hat, als die Übergriffe zu häufig wurden." „Aber er müsste sie doch nicht verletzten, sondern lediglich zu Boden drücken, oder verstehe ich da etwas falsch?" fragte Emily leicht irritiert, während John sich kochend vor Wut mit der flachen linken Hand aufs Gesicht schlug, woraufhin Feyth aufgebracht fiepte und sich mit ihrem Kopf zwischen Hand und Wange quetschte.

Erschrocken zog Miller sofort die Hand weg und begann stattdessen beruhigend über den zitternden Hals des kleinen Drachens zu streicheln. Währenddessen erwiderte Umaroth: *Im Grunde habt ihr recht, Giftklaue. Doch Filia würde sich mit Zähnen und Klauen zur Wehr setzen, was eine Verletzung im Kampf praktisch unausweichlich macht, selbst für einen derart starken Drachen wie Dunkelschwinge. Ich habe es schon persönlich versucht, ihn zu überreden, doch bei diesem Thema stellt er sich auf stur. Allerdings hat er, oder besser gesagt Feyth wie es scheint eine andere Möglichkeit gefunden, dieses Dilemma zu lösen. Und diese Lösung ist Rotauge.*

John horchte auf und hob skeptisch eine Augenbraue. „Wie meint ihr das? Ich bin weder ihr Vater und schon gleich dreimal nicht ihr Bruder. Wieso sollte ich Tymdeks Rolle in dem Zweikampf übernehmen können?" *Als ihr zusammen mit Feyth aufbracht, um Keno zurück zum Orden zu geleiten, entschied sie sich für euch, anstatt in der Sicherheit von Dunkelschwinges Obhut zu bleiben. Und da Tymdek dies billigte, trat er damit laut dem uralten Recht der Drachen seine Vaterrolle an euch ab! Oder stimmt dies nicht, junge Feyth?*

Sämtliche Wut und Ärger verpuffte in Millers Geist, als das grüne Drachenmädchen sich zum Tisch zurück umdrehte, zu voller Größe aufplusterte und stolz meinte: *Es stimmt! Ich liebe John so sehr, als wäre er mein eigener Vater und noch mehr!*

Schlagartig wechselte seine Persönlichkeit und er flüsterte berührt: „Feyth –" Dieser Satz bedeute ihm in diesem Moment mehr als alles andere und er schloss sie zärtlich in seine Arme. Ihm gegenüber setzen Robert und Emily ein herzliches Lächeln auf und auch Steven schmunzelte verlegen, wohingegen Julia und Alanna eine glückliche Miene aufsetzten und Alex sich vollkommen entspannte. Selbst Eragon und Murtagh wirkten erfreut und auch Saphira stimmte ein glückliches Summen an. Lediglich Dorn blieb relativ neutral, genauso wie Orik und Bloedhgarm.

Liebevoll presste John das kleine Drachenmädchen behutsam an seine Brust, während sie im Gegenzug zärtlich fiepte und ihren Kopf innig an seinem Kinn rieb.

*Damit ist es offiziell. Und deshalb obliegt es auch euch, Filia niederringen, um sie endgültig von ihrem Vorhaben abzubringen.* erklärte der alte Drache zufrieden, worauf der Colonel leicht verdutzt aufhorchte. „Aber, sagt, habe ich sie nicht schon in unserem Kampf besiegt?" Anstatt Umaroth, antwortete ihm Blutschwinge, mit ernster Stimme: *Nicht direkt, Rotauge. Filia wurde, soweit wir es von Vanir-Elda erfahren haben, von einer rötlichen Erscheinung bewusstlos geschlagen, die stark nach einem Drachen aussah. Wir haben eine Vermutung, was dieses Drachenabbild betrifft, aber dies ist eine Sache, die nicht für die Ohren des Kükens bestimmt sind. Zumindest noch nicht.* Blitzartig schoss Miller seine eigene Erinnerung vors innere Auge und bestätigte Dorns Version des Vorfalls. Der rote Drache fuhr jedoch fort: *Außerdem, war sie lediglich nur kurz bewusstlos, während euer Leben an weniger als einem Faden hing. Zugegeben, ihr habt zusätzlich noch gegen Pelendol gekämpft und ihn vernichtend geschlagen, doch was Filia betrifft, so hätte sie eher euch niedergerungen, wäre die Erscheinung nicht aus dem nichts aufgetaucht.*

Missmutig runzelte John die Stirn, konnte aber nicht anders, als langsam akzeptierend zu nicken. Der Drache hatte recht.

„Nur so aus Interesse: Wie vernichtend genau, hat er denn diesen Pelendol geschlagen?" hakte Steven neugierig nach und erntete dafür einen recht verärgerten Blick von Bloedhgarm. Selbst Eragon wirkte nicht sonderlich glücklich, als er antwortete: „Ausreichend, um ihn beinahe zu töten. Wir haben Stunden gebraucht, um allein seinen Arm wiederherzustellen, von den Rippen und den inneren Organen ganz zu schweigen." „Hoffentlich war es endlich genug, um den Jungen von seinem hohen Ross herabzustoßen. Du hast ihm zu viel durchgehen lassen, Bruder." merkte Murtagh mit verschränkten Armen an. Der Großmeister seufzte leise und meinte nur: „Ich weiß, aber bitte, lass uns das ein anderes Mal besprechen." „Wie du meinst." brummte der rotgerüstete Reiter.

Inzwischen hatte Steven beeindruckt die Lippen geschürzt und Robert etwas zugeflüstert, das John beim besten Willen nicht hatte hören können. Da Holsted jedoch leicht amüsiert grinste, konnte er annehmen, dass er sich wohl über den jungen Reiter lustig gemacht hatte. Emily hingegen wollte eindringlich wissen: „Aber Dad kann in seiner momentanen Verfassung nicht kämpfen und ich schätze auch, dass er einige Wochen brauchen wird, um sich an seine neuen Gliedmaßen anzupassen. Müssen wir also über diesen Zeitraum mit Angriffen auf Feyth rechnen?" *Ich verstehe eure Sorge, Giftklaue. Ich kann nicht genau sagen, was Filia tun wird, doch es steht außer Frage, dass sie es erneut versuchen wird, sobald ihr Schimmerschuppes Nähe verlasst.* entgegnete Umaroth ernst.

John wollte seiner Adoptivtochter widersprechen, doch als er speziell an seine mutierten Beine dachte, musste er ihr insgeheim recht geben. Filia würde leichtes Spiel mit ihm haben, sollte er diesen Kampf überstürzen, andererseits jedoch wollte er Feyth auf keinen Fall derart lange einer solchen Gefahr ausgesetzt lassen.

Bevor er allerdings etwas sagen konnte, meinte Coule mit, für seine Verhältnisse, vernünftiger Tonlage: „Das kannst du vergessen, ich lasse doch nicht zu, dass die Kleine noch so lange unter dem Terror ihrer Rabenmutter leben muss. Hey, Umaroth? Wenn wir Johns Adoptivkinder sind, macht uns das nicht automatisch zu Geschwistern von Feyth?"

Alle am Tisch starrten den Titanen mit verblüffter Miene an, selbst Miller und die anderen Soldaten, sahen Steven vollkommen überrascht an. Es war mit einem Schlag so leise in der riesigen Kammer, man hätte wohl selbst eine Feder fallen gehört. Selbst Cuaroc, der bisher überhaupt nichts zu ihrem Gespräch beigetragen hatte, hob aufhorchend den Kopf und fixierte den Sergeant eindringlich mit seinen leuchtenden Augen.

Schließlich nach einigen Augenblicken peinlicher Stille, setzte der Sergeant aufdringlich hinterher: „Was ist nun? Ja, oder nein?" *Nun – in gewisser Weise habt ihr recht Steven. Rotauge ist auch euer Vater, was euch natürlich zu Geschwistern macht. Zumindest würde mir nichts einfallen, das dagegen sprechen würde.* antwortete Umaroth vollkommen von der Frage überrumpelt.

„Willst etwa du gegen Filia kämpfen?" meinte Alex skeptisch, woraufhin Coule eifrig nickte. „Klar, warum nicht? Bevor Feyth noch ein paar Wochen in Angst leben muss? Oder soll ich dir etwa den Vortritt lassen?" Nurton zuckte locker mit den Schultern. „Falls du kneifen solltest, übernehme ich ihn, ja."

„Bitte bedenkt das gut, Herr Coule! In einem Zweikampf wie diesem, wird euch vermutlich untersagt sein, irgendwelche Hilfsmittel zu nutzen! Ihr müsstet dann ohne eure Waffen und ohne eure Rüstung kämpfen!" bemerkte Alanna eindringlich und war drauf und dran von ihrem Platz aufzuspringen. Steven tat ihre Sorge mit einer unbekümmerten Handbewegung ab. „Ach, das macht es doch erst richtig interessant. Den Anzug hier dürfte ich aber anbehalten, oder muss ich splitterfasernackt kämpfen?" „Gott, verschone uns bitte mit dem Anblick!" brummte Julia genervt und rollte mit den Augen, als der Sergeant ihr neckisch die Zunge entgegenstreckte.

John hingegen hatte die Stirn in tiefe Falten gelegt und dachte angestrengt nach. Er wusste, was für erbarmungslose Gegner, ausgewachsene Drachen sein konnten. Selbst mit dem Atlas waren sie einem Titanen mehr als ebenbürtig, insbesondere, wenn dieser keine Waffen in der Auseinandersetzung nutzen durfte. Einen Drachen wie Filia ohne die Rüstung zu bekämpfen kam einem Suizidversuch gleich. Er verfluchte sich selbst und vor allem seine neuen Beine, doch selbst wenn er in Topform gegen Feyths Mutter antreten würde, wäre ein Sieg ungewiss.

Allerdings ging es hier um Steven und nicht um ihn.

'Wenn es einer schaffen kann, dann Steven, Emily oder Alex.' dachte er grimmig und sah auf seine Brust herunter, als das grüne Drachenmädchen begann an seinem Hemd zu ziehen. Sie sah ängstlich und besorgt zugleich aus. *Ich – ich will nicht, dass sich Steven, du oder jemand anderes, meinetwegen in eine solche Gefahr begibt! Lie – lieber lebe ich weiterhin in der Gewissheit, dass Mutter mich jagt, als dass einer von euch deswegen noch einmal schwerverletzt wird. Ich habe mir in den letzten Tagen schon genug Sorgen um dich gemacht.* erklärte sie schüchtern, woraufhin er ihren Kopf liebevoll an die Brust drückte, wo sie seinen kräftigen Herzschlag hören konnte. „Keine Sorge meine Kleine, es wird schon nichts passieren, das verspreche ich." beruhigte er sie flüsternd, während er sie gleichzeitig zärtlich kraulte. Das entlockte dem kleinen Drachen ein wohliges Schnurren. Dann wandte er wieder den Blick wieder Steven zu, der ihn ansah, als würde er auf seine Erlaubnis warten.

Bevor Miller jedoch etwas zu entgegnen vermochte, beugte Saphira ihren Kopf tief hinunter, sodass er wenige handbreit über dem gelben Eldunari in der Tischmitte schwebte und sie dem Sergeant direkt in die Augen sehen konnte. Dieser, zuckte im Gegensatz zu Emily neben ihm nicht zusammen, sondern erwiderte grinsend den musternden Blick der blauen Drachendame. Schließlich schnaubte sie kräftig, zwinkerte ihm wohlwollend zu und hob ihr Haupt wieder weit über sie. *Ihr seid stark und selbstbewusst, Jäger. Stärker noch, als euer Vater.* stellte sie mit Respekt in der Stimme fest. „Oh, vielen Dank, aber das ist keine Überraschung für mich, oder besser gesagt uns. Aber euch gegenüber bin ich immer noch schwach." meinte Steven schmunzelnd und neigte höflich den Kopf. Das Lob schien Saphira zu gefallen, denn sie brummte zufrieden, wohingegen Dorn skeptisch, aber auch gleichzeitig neugierig wirkte.

*Falls ihr euch wirklich dazu entscheiden würdet, anstatt eures Vaters zu kämpfen, Steven, dann müsstet ihr die Regeln, welche Silberwind schon zuvor erwähnte, beachten. Solltet ihr es jedoch für nötig halten, sei euch die Nutzung einer kleinen Waffe gewährt, um die Zähne und Krallen eines Drachens auszugleichen. Und auch eure Kleidung dürft ihr selbstverständlich anbehalten.* erklärte Umaroth streng und Coule setzte ein grimmiges Lächeln auf. „Worauf ihr euren edelsteinartigen Hintern verwetten könnt, Umaroth. Wann und wo, soll dieser Kampf stattfinden? Ich wöllte die Sache so schnell wie möglich über die Bühne bringen, um Feyth endlich ihre verdiente Ruhe zu gönnen. Außerdem, ich kann es gar nicht abwarten dieser Rabenmutter die Leviten zu lesen." meinte der Titan und schlug symbolisch die rechte Hand, zur Faust geformt, in die linke.

Eragon, der die ganze Diskussion mit verschränkten Armen verfolgt hatte, antwortete ernst: „Filias Verletzungen waren weitaus weniger gravierend, als die ihres Reiters. Ich halte für gewöhnlich nicht viel von der simplen 'Hau-Drauf' Methode der Drachen, doch so ist es nun einmal tief in ihrer Tradition verankert. Und glaubt mir, eher würde es anfangen Gold vom Himmel zu regnen, als dass ich sie eines anderen belehren könnte. Falls ihr das also wirklich tun wollt, werde ich alles dafür veranlassen und den Hof räumen lassen. Der Kampf würde dann wohl am frühen Nachmittag stattfinden, wenn ihr damit einverstanden seid. Allerdings warne ich euch vor, ich werde keinen exzessiven Gewaltgebrauch dulden, weder von Filia, noch von euch! Wir hatten schon genug Schwerverletzte in den letzten Tagen."

„Grandios! Ich garantiere nicht für gebrochene Knochen, aber ich werde von schweren Verletzungen absehen. Allerdings auch nur dieses eine Mal." erwiderte Steven und nicke zufrieden. John hingegen wusste nicht, ob er eher erleichtert, oder aufgebracht sein sollte. Schließlich hatte sein Sohn gerade zugestimmt praktisch ohne Ausrüstung gegen einen erwachsenen Drachen zu kämpfen. Andererseits handelte es sich dabei um Steven, den wohl einzigartigsten unter den Titanen, was an für sich schon eine Besonderheit war. Schließlich waren die Titanen schon jeder für sich extrem eigen. Er seufzte leise und entschied dann, Coule gewähren zu lassen. Immerhin war er bei weitem alt genug, um für sich selbst Entscheidungen zu treffen. Trotzdem behagte ihm die ganze Sache nicht wirklich.

'Falls Filia in mit ihrem Feueratem erwischt, wird es selbst für ihn brenzlig. Vielleicht sollte er den Kampf doch eher Emily oder Alex überlassen.' dachte er und fühlte sich leicht ertappt, als Alex ruhig zu ihm meinte: „Keine Sorge, Dad. Steven kriegt das schon hin. Glaub mir, er war echt pissig, als er das mit Feyth erfuhr. Er hat sogar eines seiner Trainingsgewichte quer durch den Raum geschmissen und die Tür damit geschrottet."

Überrascht zog Miller eine Augenbraue nach oben. Steven war normalerweise nur äußerst schwer aus der Fassung zu bringen, man musste es schon richtig darauf anlegen, ihn wütend zu machen, um damit Erfolg zu haben. Doch, dass er eine seiner mehr als 500 Kilogramm schweren Hanteln, welche einen Kern aus purem Osmium in sich trugen, quer durch den nicht gerade kleinen Trainingsraum gepfeffert hatte, verhieß nichts Gutes für Filia. Allerdings plagte ihn noch immer eine wichtige Frage.

„Umaroth? Was genau würde es bedeuten, wenn Steven diesen Kampf verlieren würde?" wollte der Colonel angespannt wissen und auch Feyth begann erneut leicht zu zittern. Die Antwort des alten Drachens war gleichermaßen beruhigend und ärgerlich. *Seid unbesorgt, Rotauge. Sollte euer Sohn den Zweikampf verlieren, bedeutet dies natürlich nicht, dass ihr das Küken an seine Mutter ausliefern müsst! Jedoch wird Filia ihre Absichten weiter fortsetzen dürfen, solange, bis jemand aus Feyths Umfeld sie niederringt.* erklärte Umaroth ernst und John nickte unwillkürlich, obwohl er innerlich wusste, dass der im Eldunari eingesperrte Drache ihn nicht sehen konnte. „Das ist erleichternd zu hören, Umaroth." fügte er deshalb hinzu und auch das grüne Drachenmädchen auf seinem Schoß wirkte wieder deutlich entspannter.

„Ich werde schon nicht verlieren Dad, glaub mir das." versicherte Steven mit dem ernsten Gesichtsausdruck, den Miller jemals bei ihm gesehen hatte. „Das hoffe ich für dich. Ansonsten werde ich dir dafür nämlich in den Arsch treten müssen." knurrte Alex. „So wie du es letztes Mal versucht hast?" entgegnete Coule neckisch, doch bevor Nurton etwas erwidern konnte, sprang John dazwischen. Das letze was er jetzt gebrauchen konnte, war, dass zwischen diesen beiden hier ein Kampf ausbrach. „Friede ihr beiden, ihr werdet später noch Zeit genug haben euch die Köpfe einzuschlagen." sagte er ruhig, woraufhin Steven entschuldigend die Hände hob und Alex zustimmend brummte.

Dann wandte sich Miller den beiden Drachenreitern zu, die Coule musternd anstarrten. „Gibt es sonst noch etwas, das wir zu diesem Zeitpunkt jetzt besprechen könnten, beziehungsweise sollten, Schattentöter?" fragte er respektvoll und der Großmeister wandte sich vom Sergeant ab und ihm zu. „Es gäbe noch die ein oder andere Sache, die es zu besprechen gilt, doch dafür würde ich ein Gespräch unter vier –" Er wurde von einem lauten Schnauben seitens Saphira unterbrochen. „Verzeiht, unter sechs Augen vorziehen. Ansonsten denke ich, dass wir das nötigste besprochen haben. Ich werde alles für den Zweikampf heute Nachmittag veranlassen. Ah, was ihr vielleicht noch wissen solltet ist, dass wir vorhaben, Morgenfrüh in Richtung eures Schiffs aufzubrechen. Keno wird das Wiedersehen mit seinem Seelenpartner sicherlich gut tun, davon abgesehen, dass wir dort selbst einiges zu besprechen und erklären haben. Außerdem freue ich mich schon darauf, endlich Herrn Forke kennenzulernen, mit dem ich jetzt schon einige Male gesprochen habe." meinte Eragon ruhig und John nickte akzeptierend.

„In Ordnung. Ich nehme an, ihr wollt mir meine Ausrüstung nach unserem persönlichem Gespräch wiedergeben?" Nun war es am Großmeister bejahend den Kopf zu neigen. „So ist es." entgegnete er und erhob sich aus seinem Stuhl, während die anderen Ratsmitglieder sitzen blieben. „Es gibt noch eine bestimmte Sache, die der Rat mit Alanna alleine zu besprechen hat, weswegen ich euch freundlich darum bitten würde zu gehen. Ich hoffe ihr versteht, dass manche Geheimnisse unseres Ordens noch nicht für eure Ohren gedacht sind." fügte er höflich hinzu, woraufhin sich alle Titanen fast synchron erhoben, wobei Miller darauf achtete Feyth auf seine Schultern zu schieben, wo sie sich eng an seinen Hals kuschelte. „Selbstverständlich, behaltet eure Geheimnisse für euch." erwiderte er ebenso respektvoll.

„Ausgezeichnet. Geht einfach durch die Tür zurück, Vanir-Elda wartet dort auf euch. Er wird euch durch die Festung führen, insofern ihr dies wünscht. Ansonsten werde ich nach euch schicken lassen, sobald alles geregelt ist und wir mit Filia gesprochen haben. Ich würde euch jedoch empfehlen einen der Speisesäle aufzusuchen, es ist schon später Mittag und mit Sicherheit habt ihr einen knurrenden Magen." erklärte der Drachenreiter zufrieden und Steven klatschte erfreut in die Hände. „Das könnt ihr laut sagen, mir hängt der Magen schon komplett durch." John nickte abermals dankbar und sagte: „Vielen Dank, Schattentöter. Ich wünsche euch noch erfolgreiche Gespräche.", bevor er Alanna beruhigend die geschuppte Hand auf die rechte Schulter legte, welche sie kurz ergriff und ihm halbherzig zulächelte.

„Viel Glück." wünschte er ihr mit einem aufmunternden Schmunzeln, was ihre Miene doch etwas weiter aufhellte. Das entging Coule natürlich nicht, der schelmisch zu grinsen begann, jedoch nichts sagte. Auch Feyth fiepte fröhlich und berührte die Elfe mit ihrer Schwanzspitze kurz an der Wange.

Dann ließ der Colonel ihre Hand wieder los drehte sich, nachdem alle Titanen sich höflich von den Anwesenden verabschiedet hatten, zur Tür um, welche sich auf magische Weise bereits geöffnet hatte und schritt schnell mit den anderen hinaus, wo Vanir in einem edlen Gewand bereits auf sie wartete. Knirschend schloss sich die dicke Marmorplatte wieder hinter ihnen und John bemerkte leicht überrascht, dass Aidan nach wie vor still neben ihm schwebte und nun die Treppe in sein blaues Licht hüllte. Er hatte die KI vollkommen verdrängt gehabt.

„Ah, da seid ihr ja John. Es ist mir eine Vergnügen euch wieder bei voller Gesundheit zu sehen, nach eurem kleinen 'Disput'. Und natürlich ist es mir auch eine Ehre die Mitglieder eurer Einheit kennenzulernen." begrüßte der Elf sie respektvoll und legte kurz zwei Finger auf seine Lippen, eine Geste, die Miller mittlerweile als eine Art Gruß interpretierte. „Es freut mich auch euch wiederzusehen, Vanir." entgegnete der Colonel und wartete dann geduldig, bis sich Emily, Alex, Robert, Julia und Steven vorgestellt hatten, bevor er fragend hinzufügte: „Ich hoffe doch euren Schülern geht es gut? Immerhin war es nicht gerade sanft, was sie in dem Kampf mit ansehen msusten." Beruhigend hob Vanir seine Hand, als er erwiderte: „Seid unbesorgt, Meister Miller. Sie haben zwar Teile des Kampfes gesehen, doch ich konnte noch geistesgegenwärtig einen raschen Schlafzauber wirken, bevor die Auseinandersetzung ausartete. Sie haben die blutigsten Momente zum Glück nicht miterlebt."

John atmete erleichtert aus. Zumindest diese Sorge konnte er von seiner langen Liste streichen. „Das ist schön zu hören. So etwas in ihrem Alter zu erleben hätte wohl sonst bleibende Spuren hinterlassen." bemerkte er ernst. „Das ist wahr, Krieger. Aber bitte, lasst uns nicht hier verweilen. Wenn ihr es wünscht, führe ich euch in den großen Speisesaal, damit ihr euch stärken könnt. Oder habt ihr einen speziellen Wunsch, wohin ich euch führen soll?" erwiderte der Elf freundlich und gab ihnen ein Zeichen ihm die Treppe hinauf zu folgen. Miller fluchte innerlich darüber mit seinen neuen Beinen schon wieder Treppen zu gehen, doch er schluckte seinen Ärger hinunter und fragte stattdessen: „Das ist sehr nett, Vanir. Ich würde jedoch zuvor gerne bei Keno vorbeischauen, falls wir das können. Der Junge musste schließlich auch durch seine eigene Hölle gehen in den letzten Tagen."

*Das wäre schön, ja. Ich habe das letzte Mal so viel Schmerz in ihm gespürt.* murmelte Feyth und stimmte ein leises, mitleidiges Wimmern an.

Aufmunternd tätschelte er ihren Kopf, der auf seiner Brust ruhte, während Vanir antwortete: „Das ist momentan leider nicht möglich, John. Keno-Finiarel und die anderen Schüler der Adepten-Stufe haben gerade ihre tägliche Meditationsstunde begonnen. Sobald diese jedoch vorbei ist, führe ich euch gerne zu ihm."

„Meditationsstunde? Gut, dagegen können wir nicht machen. In Ordnung, ich denke, dann wird der Speisesaal doch das beste Ziel sein." entgegnete John leicht enttäuscht und Vanir nickte verstehend. „Dann folgt mir bitte, es ist nicht allzu weit."

„Super! Ich hoffe doch, dort gibt es nicht nur Grünzeug." merkte Steven erwartungsvoll an, worauf Julia nur kommentierte: „Ich glaube du hast größere Sorgen, als das Essen." „Nicht wirklich. Ohne Kalorien geht bei mir nix, das weißt du doch." erwiderte er grinsend und Stearn rollte nur seufzend mit den Augen.

„Watcher-Direktive beenden, Aidan." meinte Robert währenddessen nachdenklich und blickte hinüber zu seiner Frau, die ihrerseits mit klickenden Mandibeln Coule betrachtete, der vor ihnen ging. „Beende Watcher-Direktive, danke Sir. Es ist überaus bedrückend bei all diesen Themen nichts hinzufügen zu dürfen. Insbesondere im Hinblick auf ihren Kampf gegen Feyths Mutter, Filia." begann Aidan sofort drauflos zu plappern und wandte sich dabei direkt an Steven.

„Wieso? Glaubst du etwa, ich würde verlieren?" brummte der Sergeant jetzt schon genervt, während er John hastig unter die Arme griff, als dieser laut fluchend wegen seinen neuen Beinen umknickte. „Statistisch gesehen, sollten sie Mrs. Smith den Kampf überlassen, Sergeant. Ihre Gewinnchancen liegen bei 96,92 Prozent, wohingegen ihre lediglich bei 88,45 Prozent liegen." fuhr die KI unbekümmert fort. „Pah, schieb dir deine Statistiken in deinen imaginären Hintern, Aidan. Ich kämpfe und damit basta! Als ob ich es mir entgehen lasse, dieser Drecksmutter eine Tracht Prügel zu verpassen!" knurrte Coule verärgert und machte eine verscheuchende Geste, als wäre der Roboter eine lästige Fliege. „Ich sage ihnen nur, was meine Einschätzung ist, Sir. Die Entscheidung liegt natürlich bei ihnen." meinte Aidan entschuldigend.

„Darüber diskutieren wir gleich noch einmal beim Essen, Steven. Jetzt würde ich gerne erst einmal erfahren, was genau alles in den drei Tagen meines Komas abgelaufen ist." unterbrach John die beiden und wandte sich Alex zu, als dieser sich laut räusperte.

„Na schön, dann will ich mal versuchen alles für dich zusammenzufassen, Dad." erwiderte der Captain mit seiner rauchigen Stimme und begann die Erzählung, während sie langsam die Stufen emporstiegen.

[Eragon Fan-Fiction] Der Titan und die DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt