Der neue Sucher

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Allana

,,Du, Harry", fragte ich ihn beim Frühstück und tippte ihn auf die Schulter. Er drehte sich leicht zu mir um und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er mich erkannte.
,,Ja?"
Ich wurde rot und stotterte ein wenig. ,,Also ... habt ihr in eurer Quidditch-Mannschaft vielleicht noch eine Position frei?" , drugste ich herum.
,,Wieso fragst du?"
,,Na ja ... , ich wollte mich bei den Auswahlspielen vielleicht als Jäger bewerben", murmelte ich verlegen.
Jaime hatte mich auf diese Idee gebracht und ich gab zu, dass ich Gefallen daran gefunden hatte.
Harrys Miene hellte sich auf und er nickte eifrig. ,,Klar, wir können immer neue Spieler gebrauchen. Komm doch einfach nächste Woche zum Training, dann kann ich dir Oliver Wood vorstellen, er ist der Kapitän unserer Mannschaft."
,,Klasse!", meinte ich begeistert und umarmte ihn, worüber er ziemlich perplex war.
,,Äh, hast du eigentlich einen Besen?", fragte er mich und jetzt war er derjenige, der etwas verlegen aussah.
,,Ja, einen Nimbus, es ist ein etwas älteres Modell. Aber er ist trotzdem schnell", warf ich noch ein, damit es nicht so wirkte, als ob ich noch nie einen neueren Besen als einen Sauberwisch geflogen wäre.
Er nickte verstehend und ich setzte mich an den langen Tisch und begann zu essen.

Jaime

Ich las gerade ein Buch über höchst potente Zauber, als Draco mit einem breiten Grinsen zu mir schlenderte. Sofort wusste ich, dass er einen Plan hatte, um den Gryffindors eins aufzuwischen.
Ich prägte mir schnell noch den letzten Zauber ein, ehe ich mein Buch zuklappte und ihn fragend ansah.
,,Ich bin im Quidditch-Team der Slytherins!", rief Draco aus und zeigte eine höchst zufriedene Miene.
Mein einziges Kommentar bestand aus einem einfachen ,,Aha", bevor ich mich wieder dem Buch zuwandte. Eigentlich mochte ich so ziemlich alles in der Welt der Zauberer, aber Quidditch war etwas, worauf ich gut verzichten konnte. Und seit ich erfahren hatte, dass man diesen Sport auf Besen und in schwindelerregender Höhe spielte, konnte man mich damit jagen.
,,Das ist noch nicht alles!", fügte Draco hinzu, der es offenbar nicht mochte, wenn man ihn ignorierte, ,,mein Vater hat nämlich unserer gesamten Mannschaft einen nagelneuen Nimbus 2001 geschenkt!"
Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, aber ich würde nur zu gern die Reaktion der Gryffindors sehen, wenn Draco ihnen die neuen Besen zeigte. Draco hatte offensichtlich den gleichen Gedanken wie ich, denn seine Augen funkelten boshaft und sein Blick war in die Ferne gerichtet.
,,Morgen", meinte er und grinste hämisch.

Am nächsten Tag standen wir extra früh auf und Marcus Flint, der Kapitän der Slytherins hatte von Professor Snape eine Sondergenehmigung ausgestellt bekommen. Schon aus der Ferne sahen wir die roten Schemen in der Luft, die ganz offensichtlich die Gryffindors waren. Mir wurde bereits übel, als ich sie sah. Verdammte Höhenangst!
Ich entdeckte auch Allana, die gerade mit dem rotem Ball - dem Quaffel - zum mittleren der Ringe flog, einen Pass antäuschte und den Ball im rechtem Ring versenkte. Sie hatte mit ihrem Talent für Quidditch wohl nicht übertrieben. Ich hoffte, dass sie es ins Team schaffen würde.
Jedenfalls waren die Gryffindors jetzt auf uns aufmerksam geworden und landeten auf den Boden. Wood, der Kapitän kam wütend auf uns zu und verwickelte Marcus Flint in ein hitziges Gespräch, doch dieser blieb ganz ruhig und grinste nur. Allana beobachtete das Gespräch mit besorgter Miene und befürchtete wahrscheinlich, dass sich die beiden gleich an die Kehle gehen würden. Und so wie Wood und Flint sich gegenseitig anstarrten, lag sie damit vielleicht sogar richtig.
Dann entdeckte sie mich und sie runzelte die Stirn. Eine unausgesprochene Frage lag in ihrem Blick, aber ich zuckte nur die Schultern und überließ es Draco den Angeber zu spielen. Der trat sofort nach vorne und setzte eine höhnische Miene auf.
Allana rümpfte daraufhin angewiedert die Nase und Harry Potter rollte die Augen.
,,Tja, Potter, ich bin jetzt Sucher", erklärte Draco voller Genugtuung und hob beiläufig seinen Besen in die Höhe. ,,Und es gibt noch etwas neues ..."
Wie ein Mann deuteten die Slytherins auf die schimmernde Inschrift auf ihren Rennbesen und die Gryffindors erstarrten zur Salzsäule. Ron Weasley fing sich als erster und sprach das offensichtliche aus. ,,Wahnsinn! Das sind Nimbus 2001!"
,,Gut bemerkt", murmelte ich halblaut und die Slytherins feixten.
,,Wenigstens musste sich bei uns niemand in die Mannschaft einkaufen, da zählt nämlich nur das Talent", mischte sich jetzt auch Granger ein und Dracos Miene verzerrte sich vor Zorn. ,,Wie kannst du es nur wagen, du dreckiges, wertloses Schlammblut!"
Nun kippte die angespannte Stimmung entgültig. Die Gryffindors griffen nach ihren Zauberstäben und Fred Weasly richtete seinen drohend auf Draco.
,,Nimm das zurück oder du wirst es bereuen!"
Ich entschloss mich zu handeln und deutete mit meinem Stab auf den Weasley. ,,Expelliarmus!", rief ich und schnippte mit dem Zauberstab. Dessen Zauberstab wurde ihm aus der Hand gerissen und landete einige Meter weiter im Gras. Fred warf mir einen mordlustigen Blick zu und verließ die Gruppe, um seinen Zauberstab aufzuheben. Doch Ron Weasly hatte seinen lädierten Zauberstab nun auch griffbereit und schrie an Draco gewandt:,, Spuck Schnecken!"
Flint wollte sich vor Draco werfen, doch das war gar nicht nötig. Denn Rons Zauberstab war so kaputt, dass sein Fluch auf ihn zurückgeschleudert wurde. Ich sah nur noch einen Lichtblitzund dann würgte Ron eine schleimige Schnecke hervor. Bei diesen Anblick drohte mein Mageninhalt wieder nach oben zu gelangen und die Slytherins brachen in Gelächter aus.
Harry Potter und Hermine Granger stürmten zu ihrem Freund und ein kleiner Gryffindor machte ununterbrochen Fotos, was mich ziemlich nervte. ,,Kannst du mal aufhören?!", fauchte ich ihn an, weil das ununterbrochene Klicken der Kamara mich an den Rand des Wahnsinns trieb.
Der Winzling stoppte sofort und sah mich ängstlich an. Dann machte er sich aus dem Staub.
Allana kniete neben dem brechenden Ron und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie warf Draco einen bösen Blick zu und gemeinsam trugen sie ihm zu Hagrids Hütte.
Die anderen Gryffindors standen noch immer in Angriffshaltung da und besonders die Zwillinge schauten mich mit zusammengekniffenen Augen an.
Ich steckte meinen Zauberstab wieder in die Tasche und hob die Hände als Zeichen der Unbewaffnung.
,,Beruhigt euch, Leute", meinte ich mahnend zu den beiden verfeindeten Häusern, doch die Gryffindors machten keine Anstalten ihre Zauberstäbe sinken zu lassen. Freds Augen blitzten zornig und er richtete seinen Zauberstab drohend auf mich.
,,Impedimenta!", schrie er und ich wurde durch die Luft geschleudert. Ein wütender Aufschrei entfuhr den Slytherins und jetzt schossen auch sie Zauber und Flüche ab. In Sekundenschnelle hatte sich der Quidditch-Platz in eine Kampfarena verwandelt. Flüche zischten umher und ich hörte Zauber wie Expelliarmus oder Stupor, aber auch Spuck Schnecken oder Petrificus Totalus.
,,WAS IST HIER LOS?!", ertönte auf einmal die ohrenbetäubende Stimme von McGonagall, die mit wehendem Umhang auf uns zustürmte. Auf ihren Wangen zeigten sich rote Wutflecken.
Sofort stoppten alle und bemühten sich um eine betretende Miene, was den Gryffindors besser gelang, als den Slytherins.
Ein paar Schüler von beiden Häusern lagen am Boden, einige hatten ihre Zauberstäbe verloren und andere standen stocksteif da.
,,Mister Weasley, was fällt Ihnen eigentlich ein, einen unbewaffneten Schüler zu verhexen?!"
,,Die Slytherins haben uns provoziert!", empörten sich die Zwillinge, doch McGonagall unterbrach sie prompt. ,,Das ist noch lange kein Grund sie anzugreifen!", keifte sie, ,,Nachsitzen für Sie, Fred" und schnitt George das Wort ab, als er gerade etwas erwiedern wollte. ,,Und fünfzig Punkte Abzug ..."
Wir Slytherins erlaubten uns ein hämisches Grinsen.
,, ... für beide Häuser."
Das Grinsen gefror auf unseren Gesichtern und wir starrten die Hauslehrerin entsetzt und wütend an.
,,Und jetzt in Ihre Schlafsäale!", befahl McGonagall und wir entfernten uns. Allerdings nicht ohne den Gryffindors noch mordlustige Blicke zuzuwerfen und Flint stellte Wood ein Bein, sodass dieser beinahe die Treppe hinunter gestürzt wäre. Wir gingen die Treppe in die Kerker nach unten, murmelten das Passwort - Salazar - und setzten uns auf die grünen Sofas.
Flint und Adrain Pucey fluchten ununterbrochen und Draco erzählte Crabbe, Goyle, Pansy, Theo und so ziemlich allen anderen, wie sehr er McGonagall hasste.
,,Ich wette, dass es Ron Weasley trotz allem noch schlechter geht als uns", meinte ich in die üppige Runde und alle sahen mich an und lachten dann los.
Es ist wahr, was man sich über Slytherin erzählt, dachte ich. Hier findest du Freunde fürs Leben.

Vielen Dank übrigens für das tolle Cover von Buchstabensuchti. (Ich verstehe das mit der Widmung nicht, aber auf jedem Fall ist dieses Kapitel nun offiziell dir gewidmet.) Danke nochmal.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt