Hermines genialer Plan

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Allana

Es tat gut wieder hier zu sein. In Hogwarts waren meine Freunde, mein Bruder und Cedric. Es war der Ort, wo wir alle zusammen waren, niemand war allein.
Lächelnd schlug ich die Augen auf und blinzelte gegen das Sonnenlicht an, das die robinroten Vorhänge wie leuchtende Flammen aufleichten ließ.
Wie sehr ich diesen Anblick vermisst habe.
Ich sah auf meine Uhr. Auf den Unterricht könnte ich allerdings manchmal auch gut verzichten. Gähnend rappelte ich mich auf und zog mir die gewohnte schwarze Schuluniform mit dem Hogwarts-Emplem an. Dann ging ich in den Gemeinschaftsraum, von wo ich schon Stimmen hörte, die ich eindeutig als die von Harry, Ron und Hermine entziffern konnte. Harry hielt einen Brief in der Hand und war noch immer im Schlafanzug. ,,Ich verstehe nicht, warum ich Sirius deswegen schreiben sollte", murmelte er, ,,es war doch nur ein unbedeutender Traum!"
Hermine verschränkte die Schultern. Ron stand mit einem unglücklichen Gesichtsausdruck neben ihr.
,,Du hast geträumt, dass ein Mensch von Du-weißt-schon-wem umgebracht wurde! Außerdem hast du Pettigrew gesehen! Das war kein Traum, es war eine Vision, Harry!"
Mir wurde flau im Magen. Das kam mir zu bekannt vor, um ein Zufall zu sein...
,,Vielleicht habe ich einfach viel Fantasie und hab mir das nur eingebildet!", verteidigte Harry sich weiterhin tapfer.
,,Ach ja? Dann hast du dir auch nur eingebildet, dass Voldemort mit seiner Schlange spricht und du alles verstehst?!"
Harry gab ein schweres Seufzen von sich. ,,Schön, vielleicht war es doch mehr als nur ein Traum, aber-", er wurde merklich leiser, sodass ich mich anstrengen musste, ihn zu verstehen -,, ich will nicht, dass Sirius sich wegen mir in Gefahr begibt!"
Hermine schnappte sich Harrys Brief und bevor dieser auch nur ansatzweise reagieren konnte, hatte sie den Brief bereits an Rons finzigen Kauz befestigt und das Fenster geöffnet, sodass dieser hinaus hüpfte. Der Vogel sackte aufgrund des Gewichtes erst einmal ein paar Meter ab, bis er einige Male mit seinen winzigen Flügeln schlug und fröhlich schuhute, als er wieder an Höhe gewann. Sirius würde dem Aufruf des Briefes folgen und nach Hogwarts gelangen, um Harry zu helfen. Allerdings hatte ich das schlechte Gefühl, dass Jaime und ich ebenfalls seine Hilfe benötigen würden, und zwar noch mehr als Harry.

Jaime

Heute war der erste Schultag, was bedeutete, dass die beiden Partnerschulen Beauxbatons und Durmstrang in einer Woche ankommen würden. Darüber machte ich mir allerdings noch keine Gedanken.
Filch aber offenbar schon, denn der Hausmeister war noch unausstehlicher als zuvor. Er keifte Schüler an, wenn sie Schlamm aus den Ländereien ins Schloss trugen, versuchte Peeves ein für alle Mal den Garaus zu machen und halste beinahe jeder Person Strafarbeiten auf. Ich begegnete ihm auf dem Weg zum Verwandlungsunterricht, wo er gerade mit Mrs Norris im Schlepptau die quietschenden Rüstungen in der Nähe der Großen Halle reinigte. Als er mich kommen sah, grummelte er etwas in meine Richtung.
,,Verzeihung?", meinte ich höflich und hob eine Braue, ,,ich habe Ihre Worte nicht ganz verstanden."
,,Geh weiter, du elender Unruhestifter!", fauchte Filch und seine Katze maunzte zustimmend.
Versteinert hat sie mir besser gefallen.
Ich zuckte nur locker die Schultern und trat einen großen Schritt über Mrs Norris hinweg, die mich anfauchte.
Im Klassenzimmer für Verwandlung angekommen, wurde ich sofort auf meine Schwester aufmerksam. ,,Wir müssen reden", flüsterte sie in mein Ohr. ,,Nach dem Unterricht."
Ich nickte unmerklich und nahm meinen gewohnten Platz neben Hermine ein, die schon ganz hibbelig auf der Kante ihres Stuhl saß. Sie kritzelte mehrere Buchstaben auf ihr unbeschriebenes Blatt.
,,Belfer?!", las ich laut vor. Was sollte das denn bedeuten?
Hermine funkelte mich mit zusammengekniffenen Augen an. Ihre Wangen färbten sich leicht rosa.
Ich hätte nicht fragen sollen.
,,Es heißt nicht Belfer, du Banause, sondern B.ELFE.R! Bund für Elfenrechte!"
Ich entschied mich dafür, dass ich damit lieber nichts zu tun haben wollte. ,,Aha", meinte ich nur desinteressiert und strich meine Pergamentrolle glatt. ,,Viel Spaß damit."
Hermines Augen wurden immer schmaler, bis sie beinahe zu Schlitzen verengt waren. Jetzt hatte ich die Grenze überschritten, die sie von einem Wutausbruch trennte. ,,Hauselfen machen deine Wäsche, kochen für dich und räumen deine stinkigen Socken weg! Also zeig gefälligst ein wenig Respekt vor ihrer Arbeit und hilf mir, für ihre Rechte zu kämpfen!"
Mal überlegen ... Nein.
,,Ich habe gar keine stinkigen Socken." Ich wandte mich wieder ab und überlegte gespannt wie sie wohl reagieren würde. Sie knirschte mit den Zähnen. ,,Hiermit bist du aufgefordert dem Verein B.ELFE.R beizutreten!", rief sie mit hoher Stimme. ,,Und die Teilnahmegebür kostet zwei Sickel." Sie streckte mir auffordernd eine Hand entgegen.
Glücklicherweise betrat in diesem Moment Professor McGonagall den Raum und die Gespräche verstummten sofort.
Hermine zog ihre Hand widerwillig wieder zurück.
,,Bald stehen die ZAGs an und ich meine mich zu erinnern, dass mehr als die Hälfte von euch noch immer hinter dem Lehrplan liegt, der in der dritten Klasse erreicht werden musste", begann die Hauslehrerin von Gryffindor und ihr strenger Blick blieb auffällig lange an Neville Longbottom kleben. Dieser schluckte.
,,Sind die ZAGs nicht erst nächstes Jahr?", hörte ich Allana grummeln und verkniff mir ein amüsiertes Grinsen. Es war so wie immer.
,,Hast du Harry, Ron und Allana eigentlich schon in deine futuristischen Elfenbefreiungspläne eingeweiht?", flüsterte ich Hermine zu. Diese schnaubte. ,,Da ich weiß, dass dein Intellekt diese Pläne entscheidend weiterbringt, wollte ich zuerst dich fragen." Sie warf mir einen hochmütigen Blick zu. ,,Aber da du dich nicht daran beteiligst, werde ich sie nach dem Unterricht ansprechen."
Ich nahm mir vor Allana zu sagen, dass sie Hermine den Rest des Tages aus dem Weg gehen sollte.
,,Mr Gaunt, Ms Granger, bitte wiederholen Sie, was ich gerade angesprochen habe!", meinte McGonagall und bedachte uns mit einem langen, fixierenden Blick durch ihre Brillengläser.
,,Sie haben gesagt, dass die ZAGs von großer Wichtigkeit für uns sind und wir uns in den nächsten beiden Tagen mit dem Verwandeln von Eulen oder Katzen in Sitzkissen beschäftigen werden", ratterte ich mühelos herunter. ,,Ich bin gegen Eulen und Katzen allergisch", fügte ich noch hinzu, ,,nur damit Sie's wissen."
McGonagall nickte nur knapp und fuhr weiter fort, über die korrekte Zauberstabbewegung und die Betonung des Zauberspruches zu sprechen.
Nach geschlagenen zehn Minuten war sie endlich fertig und wir begannen mit dem Zauber.
Hermine krittelte die ganze Zeit an Rons Betonung herum, ich nieste, weil McGonagall einen flauschigen Kater, der Krummbein verdächtig ähnlich sah, vor mir abgesetzt hatte und Allana streichelte behutsam ihre Eule. Warum hatte sie keine Allergie?!
Ich murmelte den Zauber, schwang den Zauberstab und hatte auf einmal ein rostrotes Sitzkissen vor mir liegen.
McGonagall war inzwischen zu Neville weitergegangen, dessen Kissen immer noch die Formen eines Tieres aufwies und immer fauchte, wenn sich jemand in seine Nähe wagte. Außerdem begann es alle paar Minuten Rauchschwaden zu rülpsen.
Nach der Stunde verließen Allana und ich schnell und leise das Klassenzimmer und versteckten uns in einem dunklen Korridor. Wir hörten die übrigen Schüler an uns vorbeilaufen.
,,Erinnerst du dich noch an deinen Traum, den du mir erzählt hast?", fragte Allana mich ohne Umschweife und ich nickte langsam. Hatte sie etwa etwas darüber herausgefunden? Wenn ja, dann hatte ich womöglich ein Problem weniger, um das ich mir sorgen machen musste.
Der Traum", erklärte mir meine Schwester mit ernster Miene, ,,war der gleiche, den auch Harry in den Ferien gehabt hat."
Ich hatte wirklich mit allem gerechnet, nur nicht damit. ,,Was?!", brachte ich hervor. ,,Bist du dir da sicher?"
,,Todsicher. Die Aspekte stimmen mit denen von dir überein. Er hat Pettigrew gesehen, sowie diesen fremden Todesser und die Schlange! Außerdem hat er auch gesehen, dass der alte Mann getötet wurde, allerdings nicht wie wir vermutet haben von einem weiteren Todesser, sondern von... ", sie stockte kurz und ich sah für einen Moment Angst in ihren Augen aufflackern, ,,von Voldemort", flüsterte sie schließlich.
Ich starrte sie schockiert an. ,,Voldemort ist tot, Al!", brachte ich nach einer gefühlten Ewigkeit hervor, ,,er existiert nicht mehr!"
Sie schüttelte nur den Kopf. ,,Harry sagte, dass es Voldemort war, nur eben nicht in Fleisch und Blut, sondern irgendwie anders."
Ich raufte mir die Haare. ,,Okay, nehmen wir einmal an, das war wirklich Voldemort", murmelte ich und versuchte inmitten wild durcheinanderwirbelnden Theorien und Gedanken einen klaren Kopf zu bekommen, ,,das lässt immer noch die Frage offen, warum ausgerechnet Potter und ich diesen Traum, diese Vision gehabt haben." Ich begann unruhig hin und her zu gehen. ,,Bei Potter verstehe ich es ja noch, er ist schließlich der Junge, der überlebte und so weiter, aber warum ich?" Ich stoppte meine Schritte und schaute meine Schwester an, in deren Augen die gleiche Furcht und Anspannung standen, wie in den meinen.
,,Ich weiß auch nicht", murmelte sie, ,,aber ihr beiden könnt mit Schlangen sprechen, oder? Und Voldemort besitzt die gleiche Fähigkeit. Vielleicht hat es etwas damit zu tun."
Das war zwar möglich, wie ich mir eingestehen musste, doch trotzdem gab es noch zu viele Ungereimtheiten. Warum hatte Allana diesen Traum nicht gehabt? Wer war der Todesser und warum war er auf dem Zeltplatz und in meinem Traum gewesen? Was hatte Potter mit der ganzen Sache zu tun? Wusste er möglicherweise etwas, das uns noch unbekannt war? Und wenn ja, was? Was mich auch noch besorgte, war, dass Pettigrew offenbar ebenfalls wieder zu Voldemort übergelaufen war. Mir war bewusst, dass er ein Feigling war, und eben das beunruhigte mich; Feiglinge stehen immer auf der Seite, von der sie wissen, dass sie dort am wenigsten zu verlieren und am meisten zu gewinnen haben. Aber was hoffte Pettigrew zu erreichen? Ich hielt mitten in der Bewegung inne. ,,Voldemorts Wiederauferstehung."
Das machte Sinn, auf eine erschreckende Art und Weise. Wenn Voldemort wieder an die Macht käme, würde Pettigrew nicht mehr fliehen oder seine Existenz geheimhalten müssen. ,,In unserem ersten - beziehungsweise zweiten - Jahr auf Hogwarts hat Voldemort versucht wieder lebendig zu werden", meinte ich und überlegte fieberhaft, was noch alles geschehen war, ,,er hat dich durch die kleine Weasley entführt, weil er dich irgendwie brauchte, nicht wahr?"
Allana biss sich auf die Lippe, sie schien nicht antworten zu wollen. ,,Ja", meinte sie dann doch, ,,er sagte etwas von einem Kind Slytherins."
,,Richtig!" Ich nickte heftig. ,,Vielleicht braucht er nun Potters oder mein Blut, schließlich sprechen wir Parsel und sind deshalb irgendwie ,Kinder Slytherins'!" Das war eine ziemlich plausible Theorie, wie ich befand, trotzdem fehlten noch immer die Beweise dafür. Aber es war besser als nichts.
Erkenntnis funkelte in ihren Augen. ,,Das ... wäre durchaus möglich", murmelte sie langsam, ,,aber es erklärt immer noch nicht diesen fremden Todesser. Warum war den anderen Slytherins unbekannt? Sie kennen doch bestimmt alle Todesser-Freunde ihrer Eltern."
,,Vielleicht wurde er neu angeworben oder Voldemort will nicht, dass zu viele von seinen Plänen wissen." Ich zuckte die Schultern. ,,Wir können nur hoffen, dass alle unsere Theorien falsch sind."
Ansonsten.... Nein, darüber wollte ich gar nicht denken. Wenn Voldemort tatsächlich hinter Harry oder mir her sein würde, wären wir in nur denkbar größter Gefahr.
Allana hielt mich sachte am Arm zurück. ,,Versprich mir, dass du vorsichtig sein wirst, okay?"
Ich sah in ihr sorgenvolles Gesicht und umarmte sie kurz. ,,Ich werd's versuchen." Meine eigene Stimme klang merkwürdig hohl in meinen Ohren.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt