Warum Hermine?

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Jaime

Wir hatten vor ein paar Tagen die Bögen mit den Fächern bekommen, die wir ab der dritten Klasse nehmen durften und ich grübelte jetzt schon seit einer gefühlten Ewigkeit über dem Zettel.
Eigentlich wollte ich ja etwas über den Erben herausfinden, aber die Wahlen nahmen meine geballte Konzentration in Anspruch.
,,Was nimmst du eigentlich für Fächer?", fragte ich Hermine, die neben mir saß und linste auf ihr Blatt. Sie hatte tatsächlich alles angekreuzt.
,,Du weißt, ich schätze deine Fähigkeiten als Hexe, aber nicht mal du kannst zur gleichen Zeit an drei unterschiedlichen Kursen teilnehmen. "
Sie zuckte nur die Schultern. ,,Wart's ab."
Ich verdrehte die Augen. ,,Warum wählst du eigentlich Muggelkunde? Du bist bei Muggeln aufgewachsen!"
,,Na und? Nicht jeder verspürt so eine Abneigung gegen Muggel, so wie du!"
,,Worauf willst du hinaus? ", erkundete ich mich misstrauisch.
Sie zuckte die Schultern. ,,Ich glaube nur, dass du nicht gern in der Muggelwelt lebst."
,,Warum sollte ich gerne in der Muggelwelt leben?", konterte ich.
,,Ich lebe gerne in der Muggelwelt", meinte sie nur, ,,aber viele andere nicht."
,,Deine Eltern sind ja auch Muggel, deine Freunde sind Muggel und du gehst auf eine Schule der Muggel."
Sie runzelte leicht die Stirn. ,,Bei dir doch auch."
,,Meine Eltern haben mich abgegeben, ich habe dort keine Freunde und auf der Schule wurde ich gehänselt, weil ich, nun, ... anders war. In meiner Gegenwart geschahen die unerklärlichsten Dinge und einigen haben sie wohl Angst gemacht."
Ich beendete meinen kleinen Vortrag und sah sie an. ,,Deswegen fühle ich mich in der Zaubererwelt so wohl."
Ich wandte den Blick wieder auf meinen Zettel und eine Weile lang herrschte Schweigen zwischen uns.
,,Du solltest Alte Runen, Arithmantik und Pflege magischer Geschöpfe wahlen", murmelte sie schließlich und ich setzte die Kreuzchen auf dem Papier.
,,Danke. "
Ich stand auf und packte meine Sachen ein. ,,Willst du nicht mitkommen?"
Hermine schüttelte den Kopf und vergrub ihre Nase tiefer in das Buch Seltene Schlangenarten und ihre Fähigkeiten.
,,Nein, ich bleibe noch etwas hier."
,,Sind Harry und Allana dann nicht enttäuscht, wenn du nicht zu ihren Quidditchspiel kommst?"
,,Ach, die verkraften das schon, außerdem kommst du doch auch nie."
Ich zuckte die Schultern und wandte mich ab. ,,Wenn du mich suchst, ich bin in meinem Gemeintschaftsraum. "
Hermine beachtete mich schon nicht mehr.

Allana

Ich setzte mich an den Früstückstisch und matschte in meinen Cornflakes herum. Mein Magen rebellierte förmlich und ich schluckte schwer. Heute war das Spiel gegen Hufflepuff und ich wusste, sie waren ein zäher Gegner, nicht zuletzt, weil Cedric dort als Sucher fungierte.
Ich trottete mit den anderen auf das Feld und stieg auf meinen Besen.
,,Halt!", japste plötzlich eine Stimme und McGonagall rannte zu uns.
,,Das Spiel ist abgesagt! "
,,Was?!", riefen wir alle wild durcheinander. ,,Aus welchem Grund?! "
,,Es ...es gab einen weiteren Angriff. "
Professor McGonagalls Hand zitterte leicht, als sie mich, Ron und Harry zu sich winkte. ,,Kommen Sie mit ... es wird Sie tief treffen ..."
Ich stolperte hinter den Jungen her und mir schwahnte übles. Und wo war eigentlich Hermine?
Die Professorin führte uns in den Krankenflügel und deutete auf das letzte Bett. Und da lag sie. Mit blassen Wangen und völlig erstarrt. Hermine.
,,Nein!", rief ich aus und rannte zu ihren Bett.
Ich wollte sie schütteln, aber McGonagall hielt mich zurück. ,,Es wird nicht helfen", murmelte sie schwach und auch ihre Augen funkelten verräterisch.
Ich schluchzte und ließ mich neben ihrem leblosen Körper fallen.
,,Sie ist in den Kerkern gefunden worden, nur mit einem Spiegel in den Händen. "
McGonagall sah uns prüfend an. ,,Können Sie sich einen Reim darauf machen? "
Wir schüttelten langsam die Köpfe.
,,Nein, Professor. "
McGonagall seufzte leise, ,,Nun, gehen Sie jetzt bitte zurück in Ihre Schlafzimmer, ich muss noch mit dem Direktor sprechen."
McGonagall hastete mit wehendem Umhang hinaus und wir blieben geschockt zurück.
,,Sie muss etwas gewusst haben, ansonsten hätte sie keinen Spiegel gebraucht! "
,,Aber warum ist sie im Kerker gefunden worden? Wenn sie etwas herausgefunden hätte, würde sie doch zu uns gehen!"
Harry nickte zustimmend über Rons Worte und auch ich musste ihm Recht geben.
Etwas war hier definitiv faul.
Madame Pomfrey wuselte herein. ,,So, jetzt müssen Sie aber schleunigst gehen! Es ist schon Abend, ein Monster läuft herum, Gefahren überall..."
Sie scheuchte uns nach draußen und wir traten den Rückweg in unseren Gemeintschaftsraum an.
,,Caput Draconis", sprach Ron zur Fetten Dame, die gerade dabei war ein Weinfass zu leeren.
,,Schmeckt's?", fragte ich sie und erhielt ein Hicksen als Antwort.
,,Prost!", lallte sie und das Porträt schwang auf.
Im Inneren des Raumes erwartete uns Neville, der uns gehetzt anblickte. ,,Harry! Ein Glück, dass ich dich hier sehe, etwas schreckliches ist geschehen -"
,,Hermine wurde versteinert, das wissen wir bereits! "
Neville glotzte uns schockiert an. ,,Hermine wurde versteinert?!"
,,Ja, darauf wolltest du doch hinaus, oder?", antwortete ich verwirrt. Doch Neville schüttelte nur hektisch den Kopf. ,,Kommt mit!"
Wir tauschten befremdete Blicke, doch dann folgten wir ihm schließlich in Harrys Zimmer.
,,Was zum...?", hauchte dieser mit offenen Mund und betrachtete das Chaos, das sich uns bot; Harrys Bettzeug war zerrissen, die Schubladen ausgeräumt und seine Schulsachen überall im Raum verstreut.
Harry krabbelte auf dem Boden herum packte die Sachen wieder zusammen. Danach prüfte er alles ganz genau auf Vollständigkeit. ,,Das Tagebuch ist weg", meinte er schließlich mutlos und setzte sich aufs Bett.
,,Es muss ein Gryffindor gewesen sein, die anderen kennen das Passwort nicht", grübelte Ron und ich nickte zustimmend. Neville machte sich ganz klein. ,,Ich- nun, ihr wisst doch noch, dass Jaime einmal hier im Turm war. Wegen Allana."
,,Jaa", meinte Ron langsam und musterte Neville argwöhnisch. ,,Was hat das jetzt hiermit zu tun?"
,,Er ist hier gewesen, weil ich ihm das Passwort verraten habe. Und es wurde seit dem Tag nicht mehr geändert, also..."
Er sah uns schuldbewusst an. ,,Sorry."
,,Och, Neville! Denk doch mal nach!", rief Ron aus. ,,Du sollst keinen Slytherin und schon gar nicht Gaunt unser Passwort verraten! "
,,Ihr glaubt echt, dass es Jaime war?! Er würde so etwas nie tun!", erklärte ich fassungslos, doch die Jungs schienen von ihrer Vermutung ziemlich überzeugt zu sein.
,,Und warum nicht? Allana, der Kerl hat Grips! Er hat bestimmt geahnt, dass wir aus dem Tagebuch Informationen haben und hat es deshalb genommen! "
,,Warum sollte er das tun? Er will auch, dass die Angriffe auf Muggelstämmige aufhören! "
,,Woher soll ich denn wissen, wie der Kerl tickt?! Aber eines weiß ich: er ist ein Slytherin und denen kann man nicht trauen! "
Ich schnaubte über Rons Bemerkung nur verächtlich. ,,Nun, dann gehe ich mal zu ihm und frage, was er davon hält! "
Ich warf meine Haare schwungvoll über die Schulter und marschierte aus dem Gemeinschaftsraum.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt