Verspätete Valentinsgrüße

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Allana

Ich hastete die Treppen zum Gemeinschaftsraum der Slytherins hinunter und stockte vor der kahlen Wand. Wie war gleich noch das Passwort für den Raum? ,,Schlammblüter", meinte ich zögernd und achtete darauf, dass mich niemand sah. Doch es tat sich keine Tür in der Wand auf, sondern die grauen Steine blieben einfach Steine an Ort und Stelle. Es schien ganz so, als hätte es nie einen Durchgang gegeben.
,,Schlammblut? ", fragte ich nervös. Vielleicht hatte ich mich einfach nur vertan... Doch wieder geschah nichts.
Verdammt!
,,Schlange? Gift? Schlangengift? Tücke? Salazar? Reinblut? Reinblüter? Parsel? Grün?"
Ich probierte alle Wörter und Kombinationen aus, die mir zum Thema Slytherin in dem Sinn kamen, doch nichts davon wollte passen!
,,Geh endlich auf!", motzte ich die Wand an, doch natürlich geschah nichts.
,,Du warst schon knapp dran!", meinte plötzlich eine hämische Stimme hinter mir und ich wirbelte herum, nur um in das grinsende Gesicht von Draco Malfoy zu blicken.
,,Verschwinde!", fauchte ich, denn ich hatte keine Lust auf ein Gespräch mit ihm.
,,Eigentlich", fuhr er genüsslich fort, ohne mich zu beachten, ,, wollte ich dir nur deine Valentinskarte überreichen."
,,Lass die Witze, Malfoy! Valentinstag ist schon eine ziemliche Weile her und ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mir eine Karte von dir gewünscht habe!"
Er zuckte nur die Schultern und kramte in seinem Umhang herum. Dann förderte er ein zerfleddertes Stück Pergament zutage.
,,Ich fühle mich geehrt", murmelte ich. Malfoy rollte in einer dramatischen Geste das Pergament auf und fing an zu lesen. ,,Diggory, immer wenn ich dich seh,
wünsch' ich mich an einen andren Ort.
Aber du bist Gryffindor, ich bin Slytherin und wir werden uns immer wiedersehn.
Drum lass mich dich grüßen: Ich, Draco aus dem Hause der Natter an dich, Allana aus dem Hause des Löwen. "
Er verbeugte sich vor dem imaginären Publikum und drückte mir den Fetzen in die Hand.
Ich drehte es herum und betrachtete es von allen Seiten. ,,He, darauf steht gar nichts!", meinte ich verwirrt und schaute Malfoy anklagend an. Dieser zwinkerte mir nur zu und stolzierte davon.
,,Und was soll das Gerede mit dem ,Hause der Natter' oder so? Das Wappen von Slytherin ist doch nur eine Schlange!"
Wutschnaubend drehte ich mich wieder zur Wand um und traute meinen Augen kaum: in der Wand befand sich nun eine Tür, in die ich problemlos eintreten konnte. Natter! Das war das Passwort für den Raum gewesen! Und Malfoy hatte es mir einfach so gesagt...
Kopfschüttelnd betrat ich den Gemeinschaftsraum der Slytherins und suchte nach Jaime.

Jaime

Ich saß auf dem Sofa und probierte einen neuen Zauber aus, von dem ich gelesen hatte. ,,Protego", murmelte ich und wutschte mit dem Zauberstab. Ein silberner Schimmer erschien augenblicklich und ich wusste, dass ich gerade eben einen Schutzschild heraufbeschworen hatte.
Dann hörte ich, wie sich die Tür öffnete und drehte mich rasch um. ,,Allana? Was machst du denn hier? Und woher kennst du schon wieder das Passwort? "
,,Malfoy", war ihre einzige Anwort.
Ich runzelte die Stirn. ,,Draco hat dir das Passwort gesagt? "
,,Ja, aber darum geht es jetzt nicht! Hast du das mit Hermine schon gehört? "
,,Nein ", meinte ich langsam und ein merkwürdiges Gefühl machte sich in mir breit. War etwas geschehen?
Allana holte tief Luft. ,,Sie ist versteinert worden."
Einen Augenblick lang stand ich einfach nur da. Völlig erstarrt. Der Umstand, dass Hermine versteinert wurde, traf mich härter, als ich es erwartet hatte. Ich blinzelte einige Male, bevor ich meine Stimme wiederfand. ,,Weißt du noch etwas genaueres?"
,,Sie wurde in den Kerkern gefunden, mit einem Spiegel in der Hand. Mehr kann ich dir nicht sagen."
In den Kerkern... Der einzige Grund, warum Hermine Granger, eine muggelstämmige Hexe, sich in das Gebiet der Slytherins wagen würde, war, dass sie etwas herausgefunden hatte. Etwas im Bezug auf das Monster. Deswegen auch der Spiegel. Sie hatte für den Fall der Fälle vorgesorgt. Sie war zu mir in die Kerker gegangen, weil sie etwas über das Monster gefunden hatte, aber sie war trotzdem erwischt worden.
Doch Hermine war schlau, das wusste ich aus eigener Erfahrung. Sie hatte sich als Schutz den Spiegel genommen, weil sie geahnt hatte, dass sie angegriffen werden würde. Es war ein Hinweis an mich gewesen.
Außerdem war sie in die Kerker gegangen, weil sie mir die Informationen zeigen wollte, was bedeutete, dass sie die diese bei sich gehabt hatte, als sie versteinert worden war. Das wiederum hieß, dass sie diese Informationen immer noch bei sich hatte!
,,Hermine liegt im Krankenflügel, oder?", fragte ich mit neutraler Stimme, aber mein Herz pochte wie verrückt. Ich war so nah dran...
Allana nickte langsam.
,,Bin gleich wieder da!", rief ich Allana zu und griff nach meinem Zauberstab.
,,Noch eine letzte Frage", meinte Allana und stellte sich mir in den Weg, ,,hast du das Tagebuch genommen?"
,,Was für ein Tagebuch?", fragte ich sie verwirrt.
,,Gut, hast du nicht", murmelte sie nur. ,,Bis später!"
Aber ich war schon aus dem Raum gerannt.

Allana

Kopfschüttelnd sah ich meinen Bruder nach. Er hatte irgendeinen Plan, da war ich mir ziemlich sicher.
Sollte ich jetzt hier auf ihn warten?
Ich ging zwischen den schwarzen Sofas entlang und betrachtete die grünen Wände. Ich mochte diesen Raum, aber trotzdem fühlte ich mich bei den Gryffindors deutlich wohler.
Damit war meine Entscheidung gefallen und ich ging durch die Tür nach draußen.
Jaime war vermutlich auf dem Weg zum Krankenflügel, also beschloss ich in meinen Gemeintschaftsraum zu gehen. Ich stiefelte die Treppen nach oben und dachte über Malfoys merkwürdiges Verhalten nach. Sollte der Tipp mit dem Passwort vielleicht eine Entschuldigung gewesen sein? Oder hatte er damit ein bestimmtes Ziel verfolgt?
Vermutlich brachte es nichts darüber nachzudenken.
Ich stiefelte weiter und gelangte endlich in den Korridor. Doch irgendetwas stimmte hier nicht. Der Flur erschien mir dunkel und bedrohlich, er strahlte eine dunkle Energie aus, die mich förmlich zu Boden drückte.
Ich spürte ein eigenartiges Kribbeln im Nacken und ich wusste, dass ich keineswegs allein war...
Ganz langsam drehte ich mich um und war auf alles gefasst... Allerdings war ich dennoch geschockt, als ich in das hämisch grinsende Gesicht von Rons Schwester Ginny Weasly blickte.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt