Ein weiterer Angriff

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Allana

Ich brachte Harry in den Krankenflügel und beschwerte mich währendessen lautstark über Professor Lockhart. ,,Dieser Mann hat von Zaubern keine Ahnung!", zeterte ich und führte Harry zu einem Bett. Seinen wurstähnlichen Arm legte ich wenig behutsam auf seine Brust, schließlich konnte er dort sowieso nichts spüren. ,,Erst die Wichtel und jetzt das!", fluchte ich. Harry sah mich gebannt an; er hatte noch nie einen meiner seltenen Wutausbrüche erlebt. Ich bedachte Lockhart noch mit einer Menge von Schimpfwörtern, bis Madame Pomfrey auf mich zugerauscht kam und mich ermahnte etwas leiser zu fluchen, da ich sonst die anderen Patienten aufwecken würde. Danach beherrschte ich mich ein wenig und gab Harry ein Glas Wasser. ,,Brauchst du noch etwas?", fragte ich ihn besorgt, doch Harry schüttelte den Kopf.
,,Es geht schon, danke", murmelte er.
Nach und nach kamen auch die anderen Mitglieder des Quidditch-Teams mitsamt Ron und Hermine hereingetröpfelt und lobten ihn für seine phänomenalen Fähigkeiten als Sucher.
,,Echt klasse, wie du Malfoy den Schnatz unter der Nase weggefangen hast!", strahlte Ron mit blitzenden Augen. Seine Schadenfreude war unverkennbar.
,,Ja, du warst ziemlich gut", meinte auch Oliver Wood und ging zu mir, ,,obwohl Allana auch ein paar tolle Treffer erzielt hat."
Er klopfte mir auf die Schulter und mein Gesicht wurde ganz warm.
Auch die Zwillinge waren ganz begeistert von mir und machten es sich zur Aufgabe mich alle drei Minuten überschwanglich zu umarmen und zu loben.
,,Dieses Jahr gewinnen wir bestimmt den Pokal!", jubelte Wood und die Zwillinge klatschten ihn ab. ,,Wahr gesprochen!"
Madame Pomfrey kam herein gewuselt und erstarrte, als sie uns sah. ,,Sie sollten längst in Ihren Betten sein! Wissen Sie denn nicht, dass ein Monster frei herumläuft?!"
Die Zwillinge machten sich ganz klein und setzten räuige Mienen auf, von denen aber jeder wusste, dass sie nur eine Farce waren. Selbst Madame Pomfrey fiel nicht darauf herein, sondern warf den beiden einen ungeduldigen Blick zu. Sie trollten sich und der Rest des Teams folgte.
,,Tschüss, Harry", meinten wir noch und wünschten ihn eine gute Nacht.
Wir gingen die Flure entlang und witzelten ein wenig herum, aber eine eigenartige Unruhe machte sich in mir breit. Ich ging langsamer und Ron und Hermine schauten mich besorgt an.
,,Geht's dir nicht gut?", fragte mich Ron und wollte zu mir gehen. Ich wich ein wenig zurück und meine Augen wanderten umher. ,,Hier stimmt etwas nicht", murmelte ich und durchzog den Gang vor mir einer genauen Musterung. Alles sah aus, wie gewohnt, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht in Ordnung war.
,,Kommt mit", meinte ich zu den beiden und zusammen bogen wir in einen dunklen Seitengang ein. Das Gefühl verstärkte sich.
,,Da liegt etwas ... jemand!", japste Ron und stolperte zurück. Hermine packte ihn am Ärmel und zog ihn vorwärts. Iich ging voran und ließ mich neben der erstarrten Gestalt nieder. ,,Es ist Colin Creevey!", keuchte ich in Wiedererkennung und berührte seine Haut. Sie war eiskalt.
,,Ruft sofort Dumbledore!", herrschte ich die beiden an und sie leisteten meinen Auftrag nur allzu gern Folge.
Der Junge hatte seine Kamera vor dem Gesicht und ich versuchte sie zu öffnen. Vielleicht hatte Colin ein Foto von seinen Angreifer gemacht...
Doch der Film in der Kamera war vollkommen verbrannt und ich schluckte. Was für ein Monster war dazu in der Lage?
Endlich kamen Ron und Hermine mit Professor McGonagall, Dumbledore und Snape wieder. Letzterer untersuchte Colin kurz und kam offenbar zum selben Schluss wie vorher. ,,Versteinert."
,,Was für ein Mensch tut so etwas?", fragte McGonagall mit zitternder Stimme, doch Dumbledore blieb ruhig.
,,Der Erbe Slytherins", meinte er nur. Ich horchte auf. Wusste Dumbledore vielleicht, wer der Erbe war?
McGonagall schien zum gleichen Schluss gekommen zu sein, denn sie blickte den Schulleiter hoffnungsvoll an. ,,Albus, wissen Sie, wer dahinter steckt? "
Doch Dumbledore schüttelte den Kopf. ,,Wir können nur hoffen, dass es nicht der gleiche, wie letztes Mal ist."
Ich spürte, wie meine Miene entgleiste. Die Kammer war schon einmal geöffnet worden? Das hatte ich noch nicht gewusst.
Jetzt schien Dumbledore mich endlich zu bemerken und bedachte mich mit einem nachdenklichen Blick. ,,Gehen Sie drei bitte zurück in euren Schlafsaal."
Wir nickten stumm und drehten uns um.
,,Habt ihr das gehört?", zischte Ron, als die Professoren außer Hörweite waren. ,,Die Kammer wurde nicht zum ersten Mal geöffnet!"
Auch Hermine nickte eifrig. ,,Bestimmt steht zu diesem Thema etwas in der Bibliothek!"
,,Aber darum geht es jetzt nicht", unterbrach ich sie, ,,wie müssen herausfinden, wer für diesen Angriff verantwortlich ist!"
Stille folgte meinen Worten, dann begann Ron mit wilden Verschwörungstheorien, die alle etwas mit Jaime und Draco zutun hatten. ,,Das Quidditch Team der Slytherins ist früher gegangen, dann hatte Malfoy bestimmt genug Zeit, um das Monster zu rufen. Und weil er nach der - verdienten - Niederlage gegen uns Gryffindors so sauer war, hat er das Monster natürlich auf einen Gryffindor losgelassen!" Er starrte Hermine strahlend und aufgeregt an. ,,Das passt alles!"
Ich musste überlegen. Es ergab durchaus Sinn, aber ich hatte das Gefühl, ein Detail übersehen zu haben ...
,,Ich glaube nicht, dass es Malfoy war", meinte Hermine plötzlich und wir schauten sie verwirrt an.
,,Wen hast du denn im Verdacht?", fragte Ron, der ein wenig geknickt zu sein schien, da Hermine ihm nicht glaubte. Sie holte tief Luft und sah mich mit einem entschuldigenden Blick in den Augen an. ,,Ich glaube, der Erbe Slytherins ist Gaunt."
Ich erstarrte und musterte Hermine, die meinen Blick starr erwiederte. ,,Ich weiß, dass du Jaime magst", erklärte sie mir, ,,aber ich habe einfach so ein Gefühl."
Ich schwieg daraufhin. ,,Und wie kommst du darauf?", fragte ich mit leiser Stimme. Jaime konnte nicht der Erbe Slytherins sein! Er konnte einfach nicht die Person sein, die einfach so Muggelgeborene angriff!
,,Ich habe die Slytherins beim Spiel beobachtet und mir ist aufgefallen, dass eine Person fehlte. Jaime Gaunt ist nicht beim Spiel gewesen!"
Sie sah mich erwartungsvoll an, aber ich schüttelte den Kopf. ,,Er kann ja auch nicht beim Spiel gewesen sein, weil er schreckliche Höhenangst hat! Schon allein beim Ansehen eines Besens wird ihm schlecht."
Ron prustete auf ein Mal los, ,, willst du damit sagen, dass der Erbe Slytherins Höhenangst hat?"
,,Zum letzten Mal: er ist nicht der Erbe!"
,,Allana", meinte Hermine zaghaft, ,,aber du musst doch zugeben, dass unsere Theorie logisch ist, oder?"
,,Schon", gab ich zu, ,,aber ich glaube trotzdem, dass es eher Malfoy ist und nicht Jaime."
,,Deswegen brauen wir ja den Vielsafttrank. Um es herauszufinden."
Sie wandte sich an mich. ,,Kannst du mir helfen, die Zutaten aus der Vorratskammer zu ... äh borgen?"
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. ,,Natürlich."
Wir gingen zum Gemeintschaftsraum der Gryffindors, wo McGonagall die Schüler gerade über den zweiten Anschlag informierte. ,, ... aus diesem Grund hat das Kollegium beschlossen, einen Duellierclub anzubieten, damit das Wohl der Schüler nicht mehr gefärdet ist."
,,Glaubt ihr, Slytherins Monster lässt sich deullieren?", fragte Hermine, die das ganze mit Skepsis verfolgte.
,,Ist doch egal!", meinten Ron und ich gleichzeitig und hingen weiterhin gebannt an Professor McGonagalls Lippen.
,, ... der Leiter dieses Kurses wird Professor Lockhart sein", fuhr die Lehrerin fort und meine Begeisterung erhielt einen entscheidenden Dämpfer. Hermine schien aber nun hellauf begeistert zu sein. ,,Ist das nicht toll!", quietschte sie, woraufhin McGonagall ihr einen mahnenden Blick zuwarf. Ich rollte die Augen. ,,Jeder Lehrer ist besser als Lockhart."
Ich persönlich würde am liebsten Snape Leiter des Duellierclubs wählen, obwohl ich ihn nicht sonderlich mochte. Aber er war einfach ein begnadeter Zauberer und und um Längen besser als Lockhart und dafür respektierte ich ihn.

Jaime

Ich saß im Gemeintschaftsraum der Slytherins und hatte mit Draco, Theo und Blaise eine heftige Diskussion über Quidditch. Ich fand das ganze unnötig und die drei anderen waren der Meinung, dass ich einfach keine Ahnung hatte.
Die anderen Schüler flätzten sich in den Sesseln oder lümmelten auf den Sofas herum. Slytherins eben. Ein paar wenige lernten auch, aber die meisten redeten und lachten nur zusammen.
Mit einem Mal kam unser Hauslehrer Professor Snape mit wehendem Umhang hinein gerauscht und die Gespräche verstummten. Wir alle achteten unseren Hauslehrer zutiefst und gehorchten ihm sofort. Snape stellte sich vor die versammelte Schülerschar und wir lauschten seinen Worten. ,,Es wurde soeben ein weiterer muggelstämmiger Schüler versteinert."
Wir schwiegen nur und hörten weiter zu. Snape fuhr monoton fort, ... und deswegen ist beschlossen worden, dass es ratsam wäre, einen Duellierclub anzubieten."
Ich schnaubte nur. ,,Als ob Zaubern gegen ein Monster, das versteinern kann, etwas ausrichten könnte!"
Die meisten anderen hielten dieses Angebot aber offenbar für gut, denn ich erkannte viele aufgeregte Gesichter, unter anderen von Draco und Blaise.
,,Allerdings ist der Leiter dieses Kurses niemand anderes als Professor Lockhart", fuhr Snape fort und ein gehässiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Der halbe Gemeintschaftsraum stöhnte missmutig auf, denn Lockharts Beliebtheit war hier gleich null.
,,Diese Lusche", murmelte Theo und ich nickte zustimmend. Er hatte Recht: Lockhart war eine Lusche und ein eingebildeter Schwächling.
Doch Snape war noch nicht fertig. ,,Ich erwarte, dass ihr alle euer Bestes geben werdet und verlange von euch, dass ihr alle diszipliniert und konzentriert während des Kurses seid."
Sein Blick bohrte sich in jeden einzelnen von uns und wir alle nickten bestätigend. ,,Sehr gut", schnarrte Snape, ,,und wagt es nicht gegen einen Gryffindor zu verlieren."
Er drehte sich um und verließ den Raum.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt