Seine Kinder (1)

Dementoren

Das hier ist ein kleines Bonuskapitel, weil ich jetzt Zweitausend reads habe - Danke dafür!

Allana

,,Ced, wo hast du meine Schulbücher hingelegt?!", rief ich über meine Schulter und sprintete die Treppe hinunter.
,,Die müssten auf dem Esstisch liegen!", hörte ich die genervte Antwort von Cedric und ich rannte in die Küche.
,,Und?!"
Ich suchte mit den Augen den vollgestellten Tisch ab und entdeckte meine Bücher unter der Sonderausgabe des Tagespropheten von Sirius Blacks Flucht aus Askaban.
,,Hab sie!", brüllte ich und knüllte die Zeitung zusammen. Das ausgemergelte Gesicht eines Massenmörders musste man sich ja auch nicht anschauen. Außerdem kannte jeder in der Zaubererwelt seinen Namen, seine Untaten und sein Aussehen.
Ich rannte die Treppe wieder empor und schmiss die Bücher achtlos in meinen Koffer.
,,Seid ihr bereit?", rief uns mein Adoptivvater von unten zu und ich wusste, dass er mit den Nerven am Ende war.
,,Fast!", brüllte ich und flitzte ins Nebenzimmer um meine Klamotten zu sammeln.
,,Warum müsst ihr auch auf dem letzten Drücker alles packen?", grummelte Amos Diggory und ich grinste. ,,Das habe ich von den werten Cedric gelernt!"
Noch vor einen Jahr hatte ich Cedric immer Bruder genannt und Amos Diggory immer Vater. Doch die beiden waren nicht meine wirkliche Familie, egal wie sehr ich mir das wünschte. Noch war beiden meine Veränderung nicht aufgefallen, aber es war wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit.
Mein wirklicher Bruder war Jaime und mein Vater ein Mann namens Tom Riddle. Den Namen meiner Mutter kannte ich noch nicht einmal.
Ich zwängte den Rest meines Krams in den Koffer und schaffte es irgendwie den Verschluss zu schließen. ,,Bin fertig!"
,,Wurde auch Zeit", vernahm ich eine genervte Stimme und grinste.
Dann nahm Amos mich und Cedric an die Hand und wir apparierten zum Bahnhof King's Cross. Es war, als ob ich durch einen engen Schlauch gesogen werden würde und ich musste die Augen schließen, um mich im Anschluss darauf nicht zu übergeben. Cedric hingegen wirkte immer noch putzmunter und grinste auf mich hinab.
Ich unterdrückte ein Würgen.
Endlich hatte ich mich ein wenig beruhigt und zusammen mit Cedric rannte ich durch die Abtrennung zwischen Gleis Neun und Gleis Zehn.
,,Bis später!", rief Cedric mir über das Heulen der roten Dampflok zu und drückte meine Hand zum Abschied. Ich winkte ihm zu, bis er in einem entfernten Abteil verschwand und stand dann alleine im Gang. Sollte ich Jaime oder Hermine, Ron und Hermine suchen gehen? Die Antwort fiel mir nicht wirklich schwer, vor allem, weil Jaime immer mit Kotzbrocken Draco im Abteil war.
Ich schleifte den Koffer durch den engen Gang und wich dabei immer wieder Schülern aus, die an mir vorbeigingen.
In einen Abteil saßen Fred und George mit Lee Jordan, in einen anderen Percy Weasly mit seiner Freundin Penelope.
Ich bewegte mich weiter und endlich fand ich meine Freunde in einen Abteil sitzen.
Wurde auch Zeit.
Ich schob die Tür auf und verfrachtete meinen Koffer in eine Ecke. Sofort wurde ich von Hermine in eine stürmische Umarmung gezogen und die beiden Jungen begrüßten mich fröhlich. Es tat gut, mal wieder ein paar vertraute Gesichter zu sehen.
Erst dann fiel mir der schlafende Mann am Fenster auf. Er hatte braunes Haar, das aber schon von silbernen Strähnen durchzogen war. Insgesamt konnte er nicht älter als Vierzig sein, aber durch die Falten im Gesicht wirkte er mindestens wie Fünfzig.
,,Wer ist das denn?", fragte ich Hermine.
,,Das haben mich Harry und Ron auch schon gefragt. "
,,Also? "
,,Professor R. J. Lupin", erklärte Hermine besserwisserisch.
Woher wusste sie denn das schon wieder?
,,Lebt er überhaupt noch? ", fragte Ron zweifelnd und schnipste vor der Nase des Zauberers herum.
,,Lass das, Ron!", zischte Hermine erbost und Ron ließ es daraufhin bleiben.
,,Wie waren eure Ferien eigentlich? ", fragte ich in die Runde und Harry lächelte kläglich. ,,Ich habe meine Tante verhext."
Ich starrre ihn an.
,,Na ja, sie hat mich zur Weißglut getrieben und mir sind sozusagen die Sicherungen durchgebrannt. Dann habe ich einen Schwebezauber auf sie angewandt. "
Er holte kurz und tief Luft. ,,Und ich muss euch noch etwas sagen. "
,,Schieß los!"
,,Sirius Black ist aus Askaban geflohen, um mich umzubringen."
Einen winzigen Moment herrschte ungläubige Stille.
,,Das macht doch keinen Sinn!", zischelte Hermine leise, um den Lehrer nicht zu wecken.
,,Warum sollte er das tun?!", empörte sich Ron und ich begnügte mich mit einen Stirnrunzeln.
Harry zuckte die Schultern. ,,Ich weiß auch nicht genau, aber Mrs Weasly hat gesagt, ich solle ihn nicht suchen."
,,Warum solltest du jemanden suchen, der dich umbringen will?", warf ich zweifelnd ein und vermutete, dass Rons Eltern mehr wussten als wir.
,,Ich weiß auch nicht -", begann Harry, wurde dann aber prompt unterbrochen, als die Abteiltür aufschwang.
,,Aha, meine Vier Lieblingsgryffendors!"
Ich unterdrückte ein Schnauben und verdrehte entnervt die Augen. ,,Verpiss dich, Malfoy!"
Draco Malfoy war über die Ferien wenn möglich noch arroganter geworden. Auch sein Aussehen hatte sich verändert. Er trug die platinblonden Haare jetzt nicht mehr mit Gel nach hinten geklatscht, sondern ließ sie sich über die Stirn wachsen. Außerdem war er größer geworden und überragte mich jetzt wahrscheinlich. Trotzdem schmückte noch immer ein hochmütiges Grinsen seine Lippen. Das würde sich wohl nie ändern.
,,Raus, Malfoy! Und du auch Gaunt!", rief Harry. Und erst da entdeckte ich meinen Bruder. Jaimes schwarze Haare waren länger geworden und reichten ihm fast über die Augen. Auch er war größer geworden, war aber trotzdem noch schlank. Seine blauen Augen funkelten, als er mich sah und ein Grinsen schlich sich auf seine Züge. Er zwinkerte mir zu und ich musste lächeln.
Ron holte schnaufend Luft.
,,Wenn ihr Streit anfangen wollt, könnt ihr sofort wieder gehen", erklärte Hermine kalt und deutete auf Lupin, ,,er ist nämlich Lehrer."
Malfoys Augen verengten sich und er ging langsam hinaus. Jaime blieb jedoch im Türrahmen stehen und machte nicht den Eindruck, als wolle er verschwinden.

,,Hast du nicht gehört, Gaunt? Wenn du Stress willst, bist hier fehl am Platz", meinte Ron provozierend, aber Jaime verzichtete auf eine schlagfertige Antwort. ,,Ich wollte nur kurz meine beste Freundin begrüßen. Das ist doch sicherlich erlaubt. " Er sah Ron mit blitzenden Augen an und seine Schadenfreude war fast mit Händen zu greifen. ,,Oder bist du derjenige, der einen Streit beginnen will?"

Jaime

Der Rotschopf schenkte mir einen verachtenden Blick und ich grinste innerlich.
Dann ging ich zu der gepolsterten Bank und ließ mich neben Allana fallen. ,,Schön dich endlich wiederzusehen", flüsterte ich in ihr Ohr, ,,warum bist du nicht zu mir gegangen? "
,,Ich wollte nicht zu Malfoy", murmelte sie und ich lachte leise. Ron funkelte mich an.
,,Und wie waren deine Ferien?", fragte sie mich kurz darauf.
,,Gut. Drei Wochen lang war ich im Heim und Drei Wochen bei Draco im Malfoy Manor."
Ich lehnte mich zurück und bemerkte ein rotes Fellknäuel neben mir. Eine Katze. ,,Deine?", fragte ich Allana, aber sie schüttelte den Kopf.
,,Es ist meine", meldete sich Hermine zu Wort und auch ihr schenkte ich ein Lächeln.
,,Darf ich ihn streicheln?"
Sie nickte zögernd und ich nahm den Kater und pflanzte ihn auf meinen Schoß. Dieser grummelte erst, aber dann fing er an lauthals an zu schnurren, als ich ihm die Ohren kraulte.
Süß.
Mit einem Mal wurde der Zug langsamer und stoppte schließlich mit einem lauten Quietschen.
,,Endlich! ", rief Ron erleichtert und wollte aufstehen. ,,Festessen! "
,,Wir sind noch nicht da", meinte ich und runzelte die Stirn, als die Lichter im Abteil flackerten.
Etwas stimmte hier nicht...
Dann gingen die Lichter ganz aus und wir waren in Dunkelheit gehüllt.
,,Keine Panik!", meinte ich und Allana griff nach meiner Hand.
,,Es ist kalt", bibberte sie und auch ich musste frösteln. Dabei hatten wir Sommer.
Eine verschwommene Gestalt linste aus dem Fenster. ,,Da steigt jemand ein", murmelte Ron nervös.
,,Ruhe!", meinte plötzlich eine heisere Stimme. Professor Lupin schien endlich aufgewacht zu sein und sein Zauberstab glühte.
,,Bleibt sitzen", meinte er befehlend und ging zur Tür um diese zu öffnen.
Doch die Tür glitt wie von Geisterhand auf, bevor Lupin auch nur den Arm ausgestreckt hatte.
Eine vermummte Gestalt stand im Türrahmen und hatte die schwarze Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Die Figur - ich war mir ziemlich sicher, dass es kein Mensch war - holte rasselnd Atem und bei dem Geräusch stellten sich meine Nackenhaare auf. Ich schauderte und mein Herz klopfte wie verrückt. Mein ganzer Körper wurde kalt, eiskalt. Winzige Dampfwölkchen entwichen aus meinem Mund und bildeten vor mir einen verschlungenen Wirbel.
Meine Sicht verschwamm und machte einen eigenartigen Gefühl der Leere breit.
Und dann hörte ich es. Meine schlimmste Erinnerung.

Hat jemand eine Idee, was Jaimes schlimmste Erinnerung sein könnte? Würde mich mal interessieren.