Erneute Suche

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Allana

Ich saß zusammen mit Harry und Ron im Gemeintschaftsraum der Gryffindors und spielte mit dem goldenen Ei herum, das schwer in meinen Händen lag. Kurz ersog ich es, das Ei zu öffnen, entschied mich aber aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen dagegen. ,,Es hat dir also eine Art Rätsel vorgesungen, als du es unter Wasser geöffnet hast?", hakte ich zweifelnd nach, als Harry seine Ausführungen beendet hatte. Dieser nickte heftig. Ich seufzte. ,,Okay, kannst du es mir mal vortragen?"
,,Such wo unsre Stimmen klingen, denn über Wasser können wir nicht singen. Wir nahmen, was du schmerzlichst sehnest. In einer Stunde musst du's finden und es uns dann auch entwinden. Denn brauchst du länger fehlt dir das Glück und was du suchst kommt nicht mehr zurück", leierte Harry auswendig herunter.
Das klingt ja sehr optimistisch.
Als ich überlegte, fiel mir auf, dass das Rätsel leichter zu deuten war, als ich zuerst gedacht hatte. Dafür würde ich nicht einmal Jaimes Hilfe brauchen.
,,Okay", begann ich, ,,offenbar können diese Wesen über Wasser nicht sprechen, beziehungsweise 'singen', also wird die Aufgabe wohl unter Wasser stattfinden..."
,,Vielleicht im Meer oder in einem See", half mir Harry.
,,Jaa, möglich, aber ich vermute, dass es in der nähe von Hogwarts sein müsste."
,,Also der schwarze See", murmelte Ron, der mir noch immer nicht in die Augen sah. Er war noch immer wütend, dass ich mit Malfoy gegangen war, anstatt mit einem von ihnen und das ließ er mich bei jeder Gelegenheit spüren. Glücklicherweise hatte er mit seinen Anschuldigungen aufgehört, sonst hätten die beiden meine Hilfe vergessen können.
,,Ja, vermutlich", erklärte ich knapp. Ich wusste nicht, was sich da alles untem im See aufhielt und welche Kreaturen dort lauerten und ich wollte es auch ehrlich gesagt nicht in Erfahrung bringen. ,,Sie stehlen dir etwas, was dir lieb und teuer ist ... pass auf deinen Feuerblitz auf, Harry."
Dieser nickte nachdenklich, obwohl mein Vorschlag eigentlich eher scherzhaft gewesen war.
,,Außerdem hast du eine Stunde lang dafür Zeit, also würde ich mir im Voraus eine wasserfeste Uhr zulegen."
,,Die Zeit und der Gegenstand sind nicht das Problem", meinte Harry, in dessen Stimme nun echte Panik mitschwang. ,,Al, die Aufgabe ist unter Wasser! Wie soll ich da bitteschön eine Stunde überleben?"
Ich musste zugeben, dass das ein klitzekleines Problem sein könnte. ,,Bestimmt gibt es dazu einen Zauber in einem der Bücher", erklärte ich bemüht optimistisch, doch selbst ich erkannte ich meinen Worten hörbaren Zweifel.
,,Ja, die Bibliothek hat ja nur hunderte Regale mit tausenden Büchern", grummelte Ron mürrisch.
,,Wenn du eine bessere Idee hast, zögere nicht, sie uns mitzuteilen", erklärte ich schnippisch. Ron schwieg daraufhin.
,,Vielleicht ... kann man ja eins von diesen Muggel-Geräten benutzen ... Taucheranzug oder so."
Ich sah Harry fragend an, denn wenn es um Sachen Muggel ging, war ich absolut unwissend.
,,Es ist ein Anzug, mit dem man unter Wasser atmen kann", erläuterte er seine Idee.
,,Und wo kriegen wir das her?"
Er überlegte, schien aber zu keinen passenden Ergebnis zu kommen. ,,Es wäre vermutlich doch besser in der Bibliothek nach hilfreichen Büchern zu stöbern", gab er zu.
Gut, das heißt wohl die Idee fällt auch weg...
,,In Ordnung, ich geh nur noch kurz Hermine suchen."
Rons Kopf ruckte nach oben und zum ersten mal seit gestern sah er mich geradewegs an. ,,Warum das denn?!", verlangte er brüsk zu wissen.
,,Weil Hermine gefühlt die Hälfte aller Bücher kennt und deswegen eine große Hilfe sein wird."
Dagegen konnte keiner der beiden Jungen etwas einwenden, denn Hermine verbrachte schließlich über die Hälfte ihrer freien Zeit in der Bücherei, um in riesigen Wälzern zu schmökern, die niemanden außer ihr interessierten.

,,Nein!"
Diese Reaktion hatte ich mir nicht gewünscht, aber durchaus damit gerechnet. ,,Es geht nicht darum, dass du nicht mehr sauer auf sie sein darfst, sondern ihnen nur für ein paar Tage hilfst. Währenddessen kannst du ihnen trotzdem das Leben so schwer wie möglich machen. Sozusagen als Ausgleich."
,,Trotzdem", stellte sich Hermine weiterhin stur, auch wenn ich glaubte, dass der Vorschlag durchaus einen gewissen Reiz für sie darstellte, ,,sie können es auch allein schaffen!"
,,Da habe ich einige Zweifel bei", merkte ich an.
Hermine nickte grimmig. ,,Natürlich! Sie sind ohne uns vollkommen hilflos!"
,,Aber du willst auch nicht, dass Harry bei der zweiten Aufgabe verletzt wird, oder?", hakte ich nach. Vielleicht konnte ich sie so überzeugen.
Hermine blinzelte einmal und ich wusste, dass der Gedanke Harry im Stich zu lassen, Unbehagen in ihr auslöste. Gerade war sie zwar unendlich wütend auf ihn und Ron, doch trotzdem würde sie es nicht ertragen können, wenn einem der beiden etwas zustoßen kännte. Vor allem, wenn sie es hätte verhindern können. Das war auch einer der Gründe, warum ich Harry half: ich würde es mir nie verzeihen können, sollte ihm etwas zustoßen. Das galt für alle meine Freunde. Eigentlich sogar für jede Person.
Ich wusste also, dass sie mir früher oder später zusagen würde. Deshalb zuckte ich nur betont locker die Schultern, setzte mich entspannt in einen der gemütlichen Sessel und holte Jaimes Hausaufgaben für Geschichte der Zauberei heraus, die ich abschrieb. Die Hälfte der Geschehnisse machten zwar keinen Sinn für mich (Was war der bedeutende Kobold-Zwerge-Pakt im 13. Jahrhundert gewesen und wie hat er sich auf die jetzige Situation des Anti-Zauberstäbegesetzes für magische Kreaturen ausgewirkt?), aber das war unwichtig, denn Binns kontrollierte nie die Hausaufgaben auf Ähnlichkeiten. Bei Snape war das ganz anders. Dort musste ich die Texte entweder komplett umschreiben oder die Aufgaben selbst machen.
Ich sah auf meine Uhr. Wie lange würde es wohl noch dauern, bis Hermines schlechtes Gewissen die Oberhand gewinnen würde? Nicht lange, denn sie biss sich bereits nervös auf die Lippe und schaute immer wieder verstohlen in meine Richtung.
,,Okay", murmelte sie nur wenige Sekunden später mit dumpfer Stimme. ,,Ich helfe euch."
Ich grinste breit.

Mit Hermine ging die Arbeit zwar viel schneller voran, aber wir fanden trotzdem nichts Hilfreiches, obwohl wir die Woche über jede freie Minute in der Bibliothek verbrachten. Mittlerweile schwirrte mein Kopf nur so von erlernten, unnützen Wissen und meine Sicht verschwamm langsam. Ich war ständig müde, aber wenn ich die Augen schloss, reihten sich Buchstabenkolonnen vor meiner Sicht auf.
Ich gähnte verhalten und klappte ein weiteres Buch auf: Tausend Tricks zum Zaubern. Ich hoffte, dass dort nicht wirklich Tausend Tricks beschrieben waren. Ich blätterte schläfrig zum Ende des Buches. Tatsächlich. Trick Tausend: So bekämpfen Sie Hausmilben unter ihrem Bett...
Das klang schon so öde, dass ich mich dazu zwingen musste, das Buch nicht zuzuschlagen.
Ich legte den Kopf auf die Arme und begann zu dösen ... nein, natürlich zu lesen, verbesserte ich mich eilig.
Ron rüttelte mich schließlich nach einem erholsamen kleinen Nickerchen wach. ,,Komm schon, wir müssen weitersuchen! Die zweite Aufgabe beginnt in wenigen Stunden!"
Ich gähnte und las etwas, bis die Buchstaben verschmommen. Ich aß etwas. Ich las noch etwas mehr, fand aber nirgendwo eine passende Lösung. Schließlich schlief ich ein.
Ich wachte auf, denn Harry hatte einen kleinen Jubelschrei ausgestoßen. Ich schaute mich desorientiert um. ,,Wo sind denn Ron und Hermine?", fragte ich ihn schläfrig und blinzelte mehrmals.
,,Ich weiß nicht, aber ich habe die Lösung!" Er wedelte begeistert mit einer merkwürdig aussehenden Knolle vor meiner Nase herun. ,,Diantuskraut! Dobby hat es mir eben gebracht!"
Ich verstand zwar nur etwa die Hälfte des Satzes, schließlich hatte ich bis eben noch geschlafen, nickte aber brav. ,,Das ist ja toll! Wie viel Zeit hast du denn eigentlich noch bis zur nächsten Aufgabe?"
Er sah auf seine immer noch nicht wasserfeste Uhr und fluchte dann. ,,Noch Fünf Minuten!"
Er räumte hektisch seine Sachen zusammen, stopfte das Kraut in die Tasche seines Umhangs und nahm den Zauberstab fest in die Hand. ,,Ich muss weg!" Er raste davon.
,,Ich komme gleich nach!", rief ich, bezweifelte jedoch, dass er mich hörte.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt