JaimeSchritte trampelten im Flur. Die Tür wurde aufgerissen. Ich zog mir die Decke über den Kopf. ,,Hau ab."
Ein genervtes Schnauben ertönte und jemand zog an dem Zipfel der Decke. Ich umklammerte das andere Ende.
Doch in gewisser Weise war ich froh, dass mich jemand geweckt hatte. Meine Träume waren nämlich - nun ja - ziemlich merkwürdig gewesen.
Ich befinde mich in einem alten Haus. Gewiss war es vorher vornehm gewesen, doch nun war der Boden von einer dicken Staubschicht bedeckt.
In dem Raum sehe ich zwei Personen, einen davon kenne ich: Pettigrew. Der andere ist mir vollkommen unbekannt. Sie sprechen miteinander, dann wenden sie sich der Lehne eines Stuhls zu, auf dem scheinbar jemand sitzt. Jedoch ist die Person für mich nicht erkennbar.
Dann ertönt das Zischen einer Schlange, die sich über den Boden zum Stuhl windet.
Kurz darauf öffnet sich die schwere Holztür und ein grüner Lichtblitz erhellt den Raum für einen kurzen Moment. Dann wird alles schwarz.
Ich blinzelte kurz und fand mich in der Wirklichkeit wieder. ,,Warum bist du so früh wach? Normalerweise brauchst du Ewigkeiten bis du aufstehst", grummelte ich.
Neben mir lachte eine Person leise auf. ,,Da hat dein Bruder recht."
,,Cedric, solltest du nicht eigentlich auf meiner Seite stehen?"
Cedric schien kurz zu überlegen. ,,Eigentlich schon, aber mich amüsieren eure geschwisterlichen Geplänkel immer."
Allana schnaubte erneut. ,,Aber er muss aufstehen! Und du auch!", fügte sie an Cedric gewandt hinzu, ,,schließlich ist heute das Finale der Quidditch-Weltmeisterschaft!"
Meine Laune sackte in den Keller. Auch das noch!
,,Ich bleibe hier!", rief ich meiner Schwester zu.
Sie zog heftiger an der Decke. ,,Oh nein!"
,,Oh doch!"
Mit einem Ratschen entriss sie mir die Decke und ich kauerte mich zu einem Ball zusammen.
Cedric, der im Bett neben mir lag, schenkte mir einen mitfühlenden Blick.
Wir - das bedeutete Allana und ich - hatten ihm vor zwei Wochen anvertraut, dass wir Zwillinge waren. Zuerst hatte ich mich geweigert, da ich ihn eigentlich gar nicht gekannt hatte, aber Allana war stur geblieben. Cedric hatte das Ganze entspannter aufgenommen, als ich erwartet hatte, aber ich hatte die Ungläubigkeit in seinen Augen gesehen. Er hatte uns einige Sekunden angesehen, dabei hatten sich seine Augen beinahe bis in eine kugelrunde Form geweitet. Dann war einige Minuten aus dem Zimmer gegangen, während Allana und ich und verwirrt angesehen hatten. Endlich war er wieder aufgetaucht und hatte mich zu meiner Überraschung umarmt.
Meine Schwester hatte eine gute Wahl getroffen. Cedric würde es niemanden weiter erzählen, das wusste ich.Allana
Jaime machte immer noch keine Anstalten aufzustehen. Ich rollte die Augen. Mein Bruder war in letzter Zeit ziemlich faul geworden. Die ganzen Ferien über wohnte er jetzt schon bei uns, nachdem ich meine Adoptiveltern förmlich darum angefleht hatte. Sie hatten zugesagt, allerdings mit der Bedienung, dass Jaime bei Cedric im Zimmer schlafen sollte und nicht bei mir. Sie kannten Jaime schließlich nur als einen Freund von mir und nicht als Bruder.
Cedric und Jaime hatten sich in der Zeit schnell angefreundet. Ich für meinen Teil glaubte, dass mein Bruder Cedric zum Teil sogar bewunderte. Er war Vertrauensschüler, Jahrgangsbester und jeder wollte mit ihm befreundet sein. Ich war mir insgeheim sicher, dass Jaime sich auch all dies für sich selbst wünschte.
Wie dem auch sei, auf jeden Fall hatte Cedric einen guten Einfluss auf meinen Bruder, der sogar gestern versucht hatte, Quidditch zu spielen (allerdings hatte er es nach etwas drei Minuten wieder aufgegeben). Trotzdem ein gewisser Erfolg.
Cedric nahm plötzlich seinen Zauberstab in die Hand und tippte damit auf Jaimes Kopf. Dieser fuhr sofort herum und untersuchte seine schwarzen Haare. ,,Was hast du getan?!"
Cedric lachte fröhlich. ,,Einen kleinen Zauber, den ihr wahrscheinlich erst dieses Jahr lernen werdet."
Mein Bruder schaute ihn argwöhnisch an. ,,Und der wäre?"
,,Es ist ein Zauber gegen Höhenangst."
Jaime starrte ihn an. Ich unterdrückte ein Lächeln. ,,Es sieht so aus, als ob du jetzt keine Entschuldigung mehr hast, nicht mitzukommen."
Er grummelte etwas, stand dann aber auf. ,,Ich will trotzdem nicht mit Potter und Weasley zu dieser Veranstaltung gehen!"
,,Sei nicht albern. Hermine kommt auch und sie magst du, oder?"
Jaime schaute mich forschend an. ,,Jaa." Dann runzelte er die Stirn. ,,Aber sie mag auch kein Quidditch. Warum kommt sie mit?"
Ich zuckte die Schultern. ,,Es werden Zauberer aus allen Ländern der Welt da sein. Das will sie sich bestimmt nicht entgehen lassen."
Jaimes Augen blitzten interessiert. ,,Aus aller Welt?", wiederholte er. Jetzt hatte er angebissen.
,,Natürlich, es gibt mehr Zauberschulen, als nur Hogwarts! Zum Beispiel noch Durmstrang und mehrere berühmte Schulen in Amerika."
Seine Augen begannen förmlich zu leuchten. Ihn faszinierten alle möglichen magischen Dinge und Kulturen, wahrscheinlich, weil er ohne Magie aufgewachsen war.
,,Und Malfoy ist doch auch dort", fuhr ich fort, auch wenn mich der Umstand erheblich weniger begeisterte als ihn.
Er schälte sich aus dem Bett. ,,Überredet."Wir schlangen hastig unser Essen hinunter, während Cedric Jaime knapp die Regeln von Quidditch erklärte. ,,Also, es gibt sieben Spieler pro Team. Einen Hüter - der bewacht die Tore - , drei Jäger, die mit dem Quaffel Punkte erzielen, zwei Treiber, die mit den Klatschern das gegnerische Team angreifen und einen Sucher. Der Sucher ist die wichtigste Position im Spiel, denn er allein darf den Schnatz fangen, der hundertfünfzig Punkte bringt. Dann hat man meist gewonnen."
Jaime hatte zwar aufmerksam gelauscht, doch ich vermutete, dass ihm die Regeln trotzdem herzlich egal waren. ,,Ich weiß, dass Draco ein Sucher ist. Potter auch. Du auch?"
Cedric nickte stolz. ,,Ja, ich bin auch Sucher im Team der Hufflepuffs."
Mein Bruder nippte an seinem Kakao.
Amos Diggory wuselte herein, mit einem irren Grinsen auf dem Gesicht. ,,Es geht los, es geht los!"
Jaime rollte die Augen und knabberte unbeeindruckt weiter an seinem Brötchen. ,,Wie kommen wir da eigentlich hin? Apperieren wir?"
Amos schüttelte lachend den Kopf. ,,Nein, das wäre viel zu unangenehm. Wir benutzen einen Portschlüssel! Die Weasleys erwarten uns schon dort!"
Jaime verschluckte sich an seinem Getränk. ,,Die Weasleys?!"
,,Hab ich wohl vergessen zu erwähnen", murmelte ich Cedric grinsend ins Ohr. Er lachte leise.
Amos sah auf die Uhr und erstarrte. ,,Bei Merlins Bart, wir müssen uns beeilen! Los jetzt, hopp, hopp!"
Ich suchte eilig meine restlichen Sachen zusammen.
Die Weasleys warteten bereits auf einer nahen Anhöhe. Die Zwillinge waren dort, außerdem Mr und Mrs Weasley. Neben ihnen standen Ron, Ginny, Hermine und Harry. Ich umarmte sie stürmisch nach der Reihe. ,,Wie waren eure Ferien?!"
Harry und Ron erzählten mir haarklein ihre bisherigen Erlebnisse, während Hermine einfach nur von einem neuen Buch schwärmte. Dann entdeckte Ron Jaime, der ein wenig abseits von dem Geschehen stand. ,,Was macht Gaunt denn hier?!"
,,Er ist hier zu Gast", erklärte ich ihm leicht genervt. Konnte die ewige Feindschaft zwischen ihnen nicht endlich mal ein Ende nehmen?
Wenn es nach meinem Bruder ging, offenbar nicht. Er hatte Rons Ausruf natürlich gehört und nahm ihn zum Anlass, um näher zu kommen.
Mrs Weasley gab Ron sofort einen Klaps auf die Finger. ,,Ronald Weasley, sei gefälligst höflich!"
Daraufhin gab mein Bruder ihr sofort freundlich lächelnd die Hand und ließ den in ihm verborgenen Gentleman heraushängen. ,,Mrs Weasley! Schön Sie endlich einmal kennenzulernen! Mein Name ist Jaime Gaunt und ich bin mit Ron und den anderen in eine Stufe."
Mrs Weasley schüttelte ihm strahlend die Hand. ,,Ronald hat mir ja noch gar nichts von dir erzählt." Sie warf Ron einen bösen Blick zu.
,,Mum, er ist ein Slytherin!", riefen Fred und George im Chor.
Jaimes Lächeln wurde etwas kälter. ,,Ich bin zwar ein Slytherin, aber das heißt nicht, dass ich automatisch ein Todesser oder ein reinblütiger Fanatiker bin."
Sein Blick fiel auf Hermine. ,,Tatsächlich bin ich sehr gut mit einer befreundet." Er grinste ihr zu und umarmte sie dann plötzlich. ,,Schön dich wiederzusehen."
In Rons Wange zuckte ein Muskel.
Notiz an mich: Leg dich nie mit Jaime an.
Amos klatschte in die Hände. ,,Okay, genug des Wiedersehens. Alle zum Stiefel!"
Harry und Ron tauschten verwirrte Blicke. Wir stellten uns alle um den gammligen Stiefel herum auf.
,,Man hätte auch ruhig etwas originelleres nehmen können", murmelte Jaime.
,,Berührt den Stiefel!", befahl Amos Diggory.
Ich griff danach. Er fühlte sich glibbrig an.
,,Drei, zwei, eins...!"
Ich hatte das Gefühl, als würde mein Magen sich umstülpen. Dann löste sich alles in grelle Farben auf.Hoffentlich seid ihr alle gut ins neue Jahr gekommen.
Ich wollte mich nochmal für die ganzen Kommentare bedanken, was sich vielleicht etwas komisch anhört, weil ich keins davon beantwortet habe. Das liegt einfach daran, dass ich euch über den nächsten Band nicht spoilern wollte. Schließlich ist der Teil dann nur noch halb so interessant. :)
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Seine Kinder (1)
FanfictionLord Voldemort. Dunkelster schwarzer Magier seit Grindelwald. Jaime Gaunt. Im Waisenhaus aufgewachsen. Seine Eltern kennt er nicht, er weiß nichts über sie. Aber eines Tages erhält er einen Brief zu einer mysteriösen Schule namens Hogwarts. Allana...