Der große Ball Part I

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Jaime

In der großen Halle war es bereits brechend voll. Wo normalerweise nur eine undefinierbare Masse an schwarzen Umhängen anzutreffen war, mischten sich heute bunte Kleider und Festumhänge, sodass sich eine umwerfende Farbenpracht bildete.
Die Wände der Halle selbst schimmerten im Licht der hunderten Fackeln in einen warmen bronzenen Ton und die dunklen Haustische waren wie von Zauberhand verschwunden. Der Boden war poliert und glänzte silbern.
Ich schwitzte ein wenig in meinem Festumhang und Draco lockerte immer wieder seinen Kragen. Allana war bisher noch nicht aufgetaucht, genauso wenig wie Hermine. Aber Luna war schon da, und zwar mit einem silbernen Kleid, das ihr wirklich ziemlich gut stand, sowie einer nicht ganz dem Anlass entsprechender Kette aus Holzperlen. Draco hatte sie erst merkwürdig angesehen, als sie leichtfüßig zu mir geschwebt war und mich umarmt hatte, aber er hatte freundlicherweise auf ein Kommentar verzichtet. Auch Potter und Weasley waren bereits mit Anhang vertreten. Ich musste grinsen, als ich erkannte, dass Ron einen ziemlich alten und schmuddeligen Festumhang trug, der bestimmt nicht aus diesem Jahrhundert stammte. Er schien sich reichlich unwohl zu fühlen.
Die Patil-Zwillinge schienen über ihre Wahl nicht gerade aus dem Häuschen zu sein, vor allem, weil Potter eine ziemlich verdrießliche Miene aufgesetzt hatte. Padma - oder war es Parvati? - stupste Ron plötzlich an und nickte in die Richtung hinter mir, genauer gesagt zu der Treppe zu den oberen Geschossen. Ron starrte mit großen Augen auf diesen Punkt und zwar so intensiv, dass sogar Harry den Kopf in die entsprechende Richtung wendete. Fast aus Reflex drehte ich mich ebenfalls um. Allana und Hermine gingen in ihren Kleidern die Treppe hinunter. Meine Schwester schien sich ein wenig unwohl zu fühlen, besonders unter den Blicken von Ron und Harry, aber sie versuchte die beiden so gut wie möglich nicht zu beachten.
Hermine allerdings lächelte verlegen und schlug im gleichen Moment die Augen nieder. Sie trug ein rosanes Kleid aus fließenden Stoff, das ihre Knöchel noch gerade so verdeckte und an den Schultern seidene Träger besaß. Ihre Haare waren gelockt und glänzten, ihre Augen strahlten vor Freude. Wenn ich sagen würde, sie würde gut aussehen, würde ich lügen.
Sie sah nicht gut aus. Besser. Sie sah phänomenal aus. 

Allana

So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich hatte gehofft, Ron und Harry so lange wie möglich aus dem Weg zu gehen, sie bestenfalls gar nicht zu Gesicht zu bekommen. Auf jeden Fall hatte ich es vermeiden wollen, dass Ron und Harry in die Nähe von Draco und Jaime gelangten. Und jetzt standen alle Vier am Füß der Treppe und starrten zu uns hoch. Jaime sah Hermine verzückt an, sie errötete leicht und senkte den Blick.
Draco trug einen äußerst kostbar aussehenden Festumhang aus grauen Stoff zu Schau. Seine blonden Haare glitzerten in dem sich reflektierenden Licht der Fackeln. Er grinste sein breites Lächeln und zwinkerte mir zu. Harry und Ron wirkten einfach nur verwirrt und schauten uns mit aufgerissenen Augen an.
Nun zum unangenehmen Teil...
Ich raffte mein Kleid ein wenig, um mich mit meinen unbequemen Schuhen nicht im Stoff zu verfangen und schritt an Harry und Ron vorbei auf Draco zu, der mir bereits seinen Arm hinhielt. Die beiden Gryffindors versuchte ich wenig zu beachten. Ich spürte ihre Blicke allerdings reichlich unangenehm auf mir haften. Ich hakte mich bei Draco unter.
,,Ich würde sagen, du siehst umwerfend aus", flüsterte er in mein Ohr.
,,Danke", murmelte ich und wurde rot.
Ein paar Meter entfernt war ein verächtliches Schnauben seitens Ron zu vernehmen und als ich den Kopf drehte, erkannte ich die abwertenden Mienen der beiden Jungen. Ich wandte mich hastig ab.
Mein Blick fiel auf Hermine, die von Krum zur Tanzfläche geführt wurde. Sie strahlte übers ganze Gesicht und klammerte sich an seinen Arm.
,,Wir bitten die Champions den Ball zu eröffnen!", hallte McGonagalls Stimme durch die Halle und diese wuselte geschäftig umher, damit auch ja nichts schief ging. Als sie an Draco und mir vorbei kam, starrte sie uns für einen Moment lang ungläubig an. Ich schaffte es, ihr kurz zuzulächeln, doch sie eilte bereits weiter. Trotzdem glaubte ich noch ein Kopfschütteln, gefolgt von den Worten ,,Gryffindor und Slytherin, dass ich so etwas noch erlebe ...", zu hören. Tatsächlich standen wir zu meinen Bedauern deutlich zu sehr im Zentrum der Aufmerksamkeit. Natürlich zerrissen sich fast alle den Mund über die Partner der Champions, ganz besonders über Hermine und Krum, aber ich bemerkte immer wieder neugierige bis argwöhnische Blicke, die förmlich an mir zu kleben schienen. Schließlich war ich eine Freundin von Harry Potter und ging jetzt mit dessen meist gehassten Mitschüler zum Weihnachtsball.
Meine Gedankengänge wurden aprupt gebrochen, denn in diesem Moment fing die Musik an zu spielen und die vier Champions begannen zu tanzen. Mir fiel auf, dass Fleur am besten tanzte, dicht gefolgt von Cedric. Die Schlusslichter bildeten Krum und Harry, wobei sich Krum noch etwas eleganter anstellte. Zumindest war er mit Herz bei der Sache, während Harry auf mich den Eindruck machte, als würde er einen Drachen dem Walzer vorziehen.
,,Komm schon", meinte Draco und zog mich sachte an der Hand, was ein kleines Kribbeln in mir auslöste.
,,Äh", antwortete ich gewohnt geistreich und ließ mich von ihm auf die Tanzfläche ziehen. Meine Beine fühlten sich weich an, wie Pudding. Fast schon befürchtete ich, dass ich stolpern würde, doch Draco legte seine Hand auf meinen Rücken. Dies führte wiederum zu einer Schnappatmung meinerseits.
,,Entspann dich einfach."
Leichter gesagt als getan. Seine Hand lag nun auf meine Hüfte und er begann mit der Schrittfolge. Ich machte es ihm nach. Langsam begann ich mich tatsächlich zu lockern und mein Atem lief gleichmäßiger. Es war wirklich berauschend hier zu sein und mit Draco zu tanzen. Die Farben, die Klänge strömten auf mich ein und ließen mich für einen Moment lang alle Sorgen vergessen. Es war himmlisch.

Jaime

Krum! Warum musste es Krum sein?! Mir wäre jeder lieber gewesen! Nun, eigentlich nicht. Aber Krum, dieser aufgeblasene, besserwisserische, stolzierende, reiche Schnösel-. Du kennst ihn gar nicht. Vielleicht ist er ja freundlich. Du reagierst so nur wegen Hermine!
Ja, schon ... aber Krum?! Bestimmt ging sie nur mit ihm, weil er gut aussah, berühmt war, tausende Galleonen sein eigen nannte...
,,Du magst sie, oder?", unterbrach Luna meine Gedanken und nickte träumerisch in Hermines Richtung. ,,Sie ist sehr hübsch."
Hermine tanzte gerade mit Krum, nur unweit entfernt von uns. Die beiden waren sich für meinen Geschmack viel zu nah und Hermines strahlendes Lächeln fühlte sich an wie ein Faustschlag ins Gesicht.
,,Jaa", murmelte ich darauf und bewegte mich weiter zur Musik. ,,Aber sie geht ja schon mit Krum."
,,Hmm. Aber nur diesen Tag." Sie drehte sich einmal elegant. ,,Du kannst wirklich gut tanzen. Es ist echt nett, dass du mich als Partnerin ausgesucht hast. Sonst würde ich jetzt allein im Turm sitzen."
Ich legte meine Hände wieder auf ihre Hüfte. ,,Vielleicht wünschst du dir das ja noch."
,,Bist du eine so schlechte Begleitung?"
Darüber musste ich widerwillig grinsen. ,,Ich hoffe nicht. Was ich damit sagen wollte, ist, dass dieser Abend und dieser Ort wahrscheinlich Grund für viele neue Streitereien und Tränen sind."
Luna sah mich aus ihren großen, blauen Augen an. ,,Weißt du was?"
,,Was?"
,,Ich glaube, du bist ein Pessimist", stellte sie nüchtern fest. Nun musste ich doch lachen. Ich genoss wirklich ihre schonungslose Wortwahl. Es hatte etwas erfrischendes, so mit Mädchen zu sprechen. Das kannte ich bisher nur von Allana und - nun ja - Hermine. Sofort sackte meine Laune ein paar Meter hinab in den Kerker.
Die Musik stoppte und die Umstehenden fingen an zu klatschen. ,,Ich hol uns mal was zu trinken", meinte ich eilig zu Luna, die nur nickte und sich summend im Kreis bewegte. Sie war schon eine Klasse für sich.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt