AllanaEin Adrenalinrausch jagte den nächsten, als ich zum Quidditch-Feld sprintete. Ich musste so schnell sein wie möglich, denn jede Sekunde, die weiter verstrich, stellte eine Gefahr für Harry dar. Und möglicherweise auch für Jaime. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich war vollkommen aufgelöst. Jaime war weg, da draußen war ein Todesser, Voldemort stand vermutlich kurz vor seiner Auferstehung ...
Ich erreichte die Arena und war sofort von einer puren Masse an Schülern umringt. Trompeten tönten, Schüler schwatzten vergnügt, es herrschte allgemeine Hochstimmung.
Ich empfand nur Panik.
Ich versuchte mich durch die Menge zu drängen, aber es war so voll, dass ich mich nur im Schritttempo bewegen konnte. Kurzerhand schupste ich einen großgewachsenen Ravenclaw rüde aus dem Weg. Er rief mir eine Beleidigung zu und als ich nicht reagierte, griff er mich fest am Arm. ,,Pass gefälligst auf, wo du hinläufst!"
Die Bewegung ließ mich zusammenzucken und ich fuhr halb in der Erwartung eines Angriffs herum. Fast erwartete ich das Gesicht des Todessers vor mir zu sehen. Der Schock saß noch tief. ,,PACK' MICH NICHT AN!!" Ich riss meinen Arm brutal los und bahnte mir weiter einen Weg durch die Masse. Der Junge starrte mir nach.
Endlich erreichte ich die Tribüne der Lehrer, doch von Dumbledore war nichts zu sehen. Mein Herz schlug schneller und mein Bauch schmerzte plötzlich. Was soll ich jetzt machen?!
Da entdeckte ich Professor McGonagall. Ich überbrückte die letzten Meter zu ihr. ,,Professor", rief ich, ,,Sie müssen die Aufgabe sofort beenden!"
McGonagall starrte mich entgeistert an. ,,Miss Diggory, so einfach geht das nicht! Wie kommen Sie überhaupt auf so eine Idee?"
,,Da war ein Todesser ... ich habe ihn von der Weltmeisterschaft erkannt! Bitte", flehte ich den Tränen nahe, ,,hören Sie auf mich, es sind vielleicht Menschen in Gefahr!"
McGonagall blinzelte einmal, dann fing sie sich wieder. ,,Da haben Sie sich bestimmt getäuscht. Ein Todesser kann nicht einfach so auf das Gelände von Hogwarts marschieren, erst recht nicht bei den ganzen Sicherheitsvorkehrungen ... der Zaubereiminister persönlich ist anwesend ... hat sogar einen Dementor als Bewachung ..."
Ich war kurz davor vollends zu verzweifeln. Mein Bruder war vielleicht verletzt oder schlimmeres. Ich musste ihn retten! Er war nicht hier um mir zu helfen, jetzt wo ich ihn so dringend brauchte. Er würde einen Ausweg finden, er fand immer einen Ausweg ... Weiße Punkte tanzten vor meinen Augen und mein Atem ging schneller.
Ich war verzweifelt. Und verzweifelte Menschen haben nichts mehr zu verlieren. Ich holte einmal tief Luft. Schweiß brach in mir aus. Ich habe nichts zu verlieren. Jedenfalls nichts von Bedeutung. Dann nahm ich meinen Zauberstab in die Hand und hielt ihn mir an den Hals. McGonagalls Augen weiteten sich.
,,Okay", meinte ich leise. Ich hatte Angst, dass mir die Stimme versagen oder zittern würde, doch merkwürdigerweise klang sie vollkommen ruhig und beherrscht. ,,Sie werden jetzt zu Dumbledore gehen und ihm sagen, dass er die Aufgabe beenden soll. Ansonsten werde ich jetzt einen kleinen Zauber aussprechen, der dafür sorgt, dass meine Stimme über das ganze Stadion hallt ... Ich werde sagen, dass hier irgendwo ein Todesser ist, der von Voldemort persönlich hergeschickt wurde. Das wird zu einer Massenpanik führen. Es könnten Menschen verletzt werden. Aber es wird letztendlich dazu führen, dass die Aufgabe nicht weiter stattfindet." Ich schluckte mühsam. Mir war viel zu warm. ,,Also. Sie haben die Wahl", erklärte ich trotzdem betont gelassen. ,,Entweder Sie beenden die Aufgabe jetzt und niemand wird verletzt ... oder ich beende sie."
McGonagall sah aus, als würde sie mich am liebsten schlagen. Ihre Augen waren zu Schlitzen verengt. ,,Diggory, ich warne Sie-"
Ich unterbrach sie. Mir war es egal, ob ich jetzt für den Rest meiner Schulzeit nacharbeiten musste oder ob man mich gleich von der Schule werfen würde. Es war mir alles egal. Das einzige, was noch zählte, waren Jaime und Harry.
,,Nein, ich warne Sie, Professor", meinte ich kalt und zuckte mit dem Zauberstab. Meine Hand zitterte. Aber ich würde nicht aufgeben. ,,Sie haben drei Sekunden, um sich zu entscheiden. Eins. Zwei. Dr-"
,,Was ist hier los?", schnarrte Snape hinter mir. Ich zuckte zusammen.
,,Miss Diggory will die Beendigung des Turniers erzwingen", erklärte McGonagall gepresst. ,,Sie behauptet, dass sich hier ein Todesser aufhalten würde."
Snapes schwarze Augen flogen zu mir. Er fixierte erst den Zauberstab an meinem Hals, dann mich. Ich reckte herausfordernd das Kinn.
,,Stimmt das?" Snapes Stimme war wie immer ohne Emotionen, aber ich bemerkte die kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen. Er dachte nach. Das war gut.
Ich nickte hastig. ,,Ja, da war einer der Todesser von der Weltmeisterschaft. Ich habe ihn aus dem Schloss in Richtung des Quidditch-Feldes gehen sehen." Meine letzte Aussage stimmte nicht wirklich, denn ich hatte keine Ahnung, wo sich der Todesser gerade aufhielt, aber das einzig wichtige war ohnehin, dass die Aufgabe abgebrochen wurde.
,,Der Todesser. Wie sah er aus?", fragte mich Snape plötzlich. Ich atmete erleichtert auf und spürte, dass mein Atem nun langsamer ging. Er glaubte mir. Zumindest teilweise. ,,Er hatte dunkelblonde Haare, eigentlich schon eher braun ... etwa ein Meter achtzig groß und relativ schlank, braune Augen ... ich würde ihn auf etwa Mitte Dreißig schätzen ... das ist alles."
Snape sah mich weiterhin nachdenklich an. Er schien zu überlegen. Dann wandte er sich an Professor McGonagall. ,,Minerva, Sagen Sie bitte Dumbledore, er soll die Aufgabe augenblicklich unterbrechen. Wir haben einen entflohenden Todesser aus Askaban auf dem Schulgelände."
McGonagalls Augen flogen zwischen Snape und mir hin und her. Endlich nickte sie und eilte davon.
Erleichterung machte sich in mir breit. Fast hätte ich gelächelt. Vielleicht könnte ich es noch schaffen ...
,,Nehmen Sie den Zauberstab runter, Diggory, man beobachtet Sie bereits", meinte Snape kühl.
Ich senkte den Zauberstab, behielt ihn jedoch noch immer in der Hand.
Er quittierte dies mit einem knappen Nicken und einem emotionslosen Blick. Genau so klang auch seine Stimme, als er anfing zu sprechen. ,,Jetzt erklären Sie mir exakt, was vorgefallen ist."
Ich brauchte schnell eine passende Ausrede. ,,Also", stotterte ich, ,, ... ich habe mir kurz die Beine vertreten, weil ich ziemlich nervös war ... Sie wissen schon, mein Bruder Cedric und Harry nehmen an dem Turnier teil ... und da habe ich eine Gestalt gesehen, die aus dem Schloss kam. Das kam mir merkwürdig vor, denn es sollten ja eigentlich alle im Stadion sein, also habe ich mich näher herangeschlichen. Dann habe ich sein Gesicht gesehen." Bis jetzt empfand ich meine Geschichte noch als gut nachvollziehbar. Ich biss mir nervös auf die Lippe. ,,Ich bin dieses Jahr bei der Quidditch-Weltmeisterschaft gewesen und ich habe diesen Todesser wiedererkannt. Er war es, der das Dunkle Mal in der Nacht beschworen hat."
Snape sah mich aus seinen kalten, schwarzen Augen an. Ich musste schlucken.
,,Diggory, Sie mögen zwar teilweise die Wahrheit gesagt haben, aber wenn Dumbledore Sie fragt, sollten Sie ihm lieber die ganze Wahrheit sagen. Ohne Informationen auszulassen."
Ich wollte zu einer Erwiderung ansetzen, schloss den Mund aber dann wieder. ,,Das werde ich, Professor", log ich.
Snape schnaubte nur und rauschte mit wehendem Umhang davon.
Ich blieb allein zurück. Ich wartete bestimmt zehn Minuten. Oder waren es nur wenige Sekunden? Ich hatte das Gefühl, jegliches Zeitgefühl verloren zu haben.
Meine Unruhe steigerte sich ins Unermessliche. So langsam müsste McGonagall Dumbledore doch erreicht haben ... Und wenn er ihr nicht glaubte? Wenn er sich entschloss die Aufgabe weiterzuführen? Ich trommelte nervös mit den Fingern auf das Holz. Mein Herzschlag beschleunigte sich.
Aber Dumbledore würde ihr bestimmt glauben. Ganz sicher.
Plötzlich ertönte ein Knall. Die Musiker bliesen lauter in ihre Trompeten und spielten einen schnellen Marsch. Ohrenbetäubender Jubel.
Ich hetzte zur Tribüne und sah in die Arena. Harry und Cedric lagen auf dem Boden. Harry hielt den Trimagischen Pokal umklammert, als wolle er ihn nie wieder loslassen. Er schien zu weinen. Cedric lag einfach nur da und rührte sich nicht.
Ich musste wissen, ob es ihnen gut ging ... ob sie unverletzt waren ... was geschehen war. Mein Herz pochte gegen meine Rippen, als ich mir so schnell wie möglich einen Weg in die Arena bahnte. Meine Hände zitterten unkontrolliert. Nur noch ein paar Meter ...
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Seine Kinder (1)
FanfictionLord Voldemort. Dunkelster schwarzer Magier seit Grindelwald. Jaime Gaunt. Im Waisenhaus aufgewachsen. Seine Eltern kennt er nicht, er weiß nichts über sie. Aber eines Tages erhält er einen Brief zu einer mysteriösen Schule namens Hogwarts. Allana...