Hermine und Jaime

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Jaime

Ich saß über einen dicken Stapel von Büchern gebeugt in der Bibliothek und durchblätterte sie auf der Suche nach Informationen über das Monster.
Ich schlug den fetten Wälzer Giftige Schlangenarten - wovor Sie sich in Acht nehmen sollten auf und suchte im Inhaltsverzeichnis nach ,Versteinerung' und ,tödlich'. Doch dort gab es keinerlei Informationen über diese Schlangenspezies und mich verließ langsam der Mut. Ich pfefferte das Buch zu den übrigen Lektüren, die ich bereits aussortiert hatte und nahm mir ein neues Buch namens Salazar Slytherin - eine Biographie über einen der vier Gründer von Hogwarts. Doch auch dort stand nur, was ich bereits wusste. Ich wollte mir gerade ein anderes Buch nehmen, als sich ein Schatten über mich beugte. Ich drehte den Kopf und erkannte Hermine Granger, die hinter mir stand und sich voller Interesse die Buchtitel ansah. Ich klappte das Buch zu und starrte sie genervt an. ,,Ich würde ja für gewöhnlich fragen, was du hier treibst, aber ich kenne bereits die Antwort: Du spionierst mir nach, weil du glaubst, dass ich der Erbe Slytherins bin. Also hat sich diese Frage wohl erledigt. Trotzdem erscheint es mir ein wenig seltsam, dass du beim Spionieren so auffällig bist", meinte ich trocken und Hermine wurde ein wenig rot. Ich rückte mit meinem Stuhl ein wenig weg und schenkte ihr ein charmantes Lächeln. ,,Nichtsdestotrotz kannst du dich gerne setzen, dann können wir uns wenigstens zivilisiert über deine Verdachtsgründe unterhalten."
Hermine wurde noch röter und wollte scheinbar etwas erwiedern, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Sie starrte erst mich und dann den freien Platz neben mir an. Sie knabberte an ihrer Lippe und schien nicht so recht zu wissen, ob ich sie gerade verarschen wollte oder es vollkommen ernst meinte.
,,Nun?", fragte ich und hob provozierend eine Braue. Sie funkelte mich wütend an und ich verkniff mir ein amüsiertes Grinsen.
Endlich kam sie zu einer Überzeugung und setzte sich neben mich an den Tisch. Eine ganze Weile lang herrschte eine bedrückende Stille zwischen uns, bis Hermine sich sichtbar verlegen räusperte. ,,Du magst also Schlangen?", fragte sie mich und deutete auf eins der aufgeschlagenen Bücher.
,,Natürlich. Schließlich bin ich ein Slytherin und muss dafür das Wappen unseres Hauses kennen. Außerdem sind Schlangen zutiefst faszinierend, auch wenn sie von vielen leichtfertig als Bedrohung und Gefahr angesehen werden."
Ich war stolz, dass mir der Satz so flüssig über die Lippen gekommen war.
,,Findest du auch ihre Sprache und ihre Bedeutung für das Haus Slytherin so faszinierend?", fragte sie mich forschend. Jetzt näherten wir uns dem eigentlichen Thema. Ich musste meine nächsten Worte ganz genau abwägen. ,,Nun, ich kann aus diesen Zischlauten nichts Genaueres entnehmen ... aber der Zusammenhang zwischen Salazar Slytherin, der Kammer des Schreckens und der Sprache Parsel, sowie dem Monster in der Kammer hat mich schon beeindruckt."
Jetzt war es an Hermine ihre Braue zu heben. ,,Du glaubst also, dass das Monster in der Kammer eine Schlange ist?"
Hermine begriff echt schnell, das musste ich ihr lassen.
,,Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, aber die wenigen Informationen, die wir haben, scheinen doch zu passen", antwortete ich ausweichend und beobachtete, wie Hermines Stirn sich in Falten legte. ,,Deswegen konnte Harry also diese Stimme verstehen", murmelte sie und ich musste zugeben, dass ihre Fähigkeit, einzelne Fäden zu verknüpfen, mir durchaus von Nutzen sein könnte. Ein Gedanke nahm in meinem Kopf Gestalt an.
,,Genau."
,,Und was für eine Art von Schlange ist dieses Monster?"
Ich antwortete darauf nicht, sondern überließ es ihr selbst ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Vielleicht hatte sie Vermutungen, die mir noch unbekannt waren.
,,Es kann versteinern", murmelte sie gedankenverloren und begann alle Fakten und Vermutungen aufzulisten. ,,Es ist ziemlich alt, ist relativ groß, wenn auch nicht so groß, schließlich passt es in die Wände der Schule...", sie überlegte weiter und ich war zugegebenermaßen überrascht über ihre schnelle Auffassungsgabe. Warum war so jemand nicht in Ravenclaw?
,, ... es kann jahrelang ohne Nahrung überleben, oder es hält eine Art Schlaf, wie bei diesem Märchen ..."
,,Dornröschen", half ich ihr weiter und sie warf mir einen merkwürdigen Blick zu. ,,Ich bin bei Muggeln aufgewachsen!", verteidigte ich mich.
,,Ich vermute mal, dass diese Kreatur ziemlich selten und nahezu unbekannt ist, da Salazar Slytherin wahrscheinlich nicht wollte, dass alle über sein Monster Bescheid wissen."
Da hatte sie Recht und ich verfluchte mich schon jetzt dafür, dass ich eine Stunde in Die hundert bekanntesten Schlangenarten geblättert hatte.
Ihr Blick klärte sich wieder und sie schaute mich stirnrunzelnd an. ,,Warum hilfst du mir?"
,,Weil ich dir einen Deal vorschlagen möchte."
,,Einen Deal?", wiederholte Hermine und ihre Stimme war voller - berechtigten - Argwohn.
,,Ich habe dir diese Informationen gegeben, weil ich will, dass du mir hilfst, den Namen der Schlangenart zu suchen."
Sie wollte etwas dagegen einwenden, aber ich ließ sie nicht zu Wort kommen. ,,Alleine wird es ewig dauern, bis ich die Bücher gelesen habe und dann sind noch mehr Muggelgeborene versteinert oder tot."
,,Warum interessieren dich Muggelstämmige?", unterbrach sie mich und ich schenkte ihr einen gereizten Blick.
,,Erstens ist Allana vielleicht muggelstämmig und ich will nicht, dass ihr oder irgendwem sonst etwas passiert. Zweitens habe ich die Befürchtung, dass die Schule vielleicht geschlossen wird, wenn die Vorfälle nicht aufhören und ich will nicht zurück ins Waisenhaus."
,,Du lebst im Waisenhaus?" Hermines Stimme klang ein wenig mitfühlend, aber es war mir egal. ,,Ja, Problem damit?!", fauchte ich und sie wurde augenblicklich still.
,,Ist auch egal .... Folgende Abmachung: Wir beide suchen in der Bibliothek nach Informationen und wenn wir wissen, was das Monster genau ist, sagst du es mir oder ich sag es dir. Es kommt ganz darauf an, wer es herausfindet. Einverstanden?"
Hermine nickte langsam.
,,Ach, und du wirst Potter, Weasley oder Allana weder von diesem Gespräch berichten, noch ihnen sagen, dass das Monster eine Schlange ist, zumindest bis du die genaue Art des Tieres und den Namen kennst."
Hermine schaute mich verwirrt an. ,,Warum denn?"
Ich rollte die Augen. ,,Es erregt zu viel Aufsehen. Überleg doch! Der Erbe ist auf dieser Schule und beschattet bestimmt Harry, weil dieser Parsel spricht und somit eine mögliche Konkurrenz wäre!"
Ich verschwieg weiterhin, dass Allana und ich ebenfalls Parsel beherrschten.
,,Außerdem hasse ich Ron."
,,Und warum Allana?"
Ich wollte noch etwas über ihre Herkunft erfahren und das würde nicht klappen, wenn sie immer über den Büchern grübelte. Außerdem musste ich mir eingestehen, dass ich Angst um sie hatte und nicht wollte, dass sie in Gefahr geriet.
,,Instinkt", meinte ich knapp.
Hermine nickte kurz. ,,Okay, fassen wir mal zusammen: Ich erzähle weder Ron, noch Harry oder Allana von diesem Gespräch mit dir. Wenn einer von uns herausfindet, was dieses Monster genau ist, erzählt er es dem anderem und ich darf dann meinen Freunden alles berichten, was ich weiß."
,,Exakt", antwortete ich und drückte ihr ein Buch in die Hand. ,,Ach, und falls jemand uns zusammen hier sieht, du gibst mir Nachhilfe in..."
Hm, in welchem Fach war ich denn vermutlich schlechter als Ohnegleichen oder Erwartungen übertroffen?
,, ... in Kräuterkunde."
Hermines Lippen zuckten und ich könnte schwören, dass sie amüsiert war.

Seine Kinder (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt